Hallo,
ich würde den Welpen in Ruhe fressen lassen, ohne ihn zu streicheln oder ihm sehr nahe zu kommen.
Außerdem würde ich die nächsten Wochen nutzen, um eine vertrauensvolle Beziehung zu ihm aufzubauen, indem du mit ihm die Welt erkundest, aber langsam. Ganz wichtig wäre mir, den Kleinen nicht zu überfordern und ihm von Anfang an beizubringen, dass es auch Ruhephasen gibt.
Anfangs würde ich also mit ihm erst mal den eigenen Garten erforschen (falls vorhanden) und nur kurz vor die Tür gehen.
Wenn er sich in der Umgebung sicher fühlt, dann würde ich etwas weiter mit ihm gehen, ihm einen neuen Untergrund "zeigen", z.B. Sand, einen Schotterweg und Ähnliches. Immer in dem Tempo, das für deinen Hund das richtige ist.
Fühlt er sich wohl und zeigt keine Anzeichen von Nervosität, würde ich das immer weiter ausbauen. In den Wald gehen, an einen Bach gehen, über Brücken gehen usw.
Dadurch dass er, ohne Stress zu haben, die Welt mit dir entdecken darf, bildet sich Vertrauen.
Ebenfalls sehr wichtig, dass der Welpe Kontakt zu anderen Hunden/Welpen haben darf, allerdings würde ich da genau schauen, mit wem.
Wenn ich von unserer Umgebung hier ausgehe, dann würde ich bei einigen Hunden keinen Kontakt erlauben, weil ich weiß, wie die drauf sind.
Am besten wäre es, wenn du andere Hundehalter kennst, deren Hunde verträglich sind und dann gezielt deinen Welpen mit diesen Hunden spielen lässt.
Sollte es für deinen Welpen wirklich unangenehm werden, würde ich einschreiten und ihn aus der entsprechenden Situation rausnehmen, so dass er lernt, dass er sich auf dich verlassen kann und du die Dinge regelst. Auch das schafft Vertrauen.
Und was das Streicheln betrifft, das gibt es bei mir nur, wenn der Hund das selbst möchte und es auch anzeigt. Kira ist im Allgemeinen kein Kuschelhund, hat aber durchaus ab und an ihre Zeiten, wo sie Kontakt sucht, ausgiebig schmusen möchte, sich auf den Rücken wirft und am Bauch gekrault werden möchte. Dann mache ich das und irgendwann zieht sie sich zurück und es reicht wieder für eine Zeitlang.
Da ist jeder Hund anders, meine Freundin hat eine Hündin, die nicht genug vom Streicheln bekommt und sich ständig dazwischen schiebt.
Du solltest dir die Zeit nehmen, deinen Hund kennenzulernen und sein Bedürfnis nach Nähe oder Distanz respektieren.
Beim Füttern würde ich das sowieso nicht machen, habe ich bei keinem meiner Tiere je gemacht. Die Zeit des Fütterns sollte angenehm für das Tier sein, d.h. es darf in Ruhe aus seinem eigenen Napf fressen, ohne von Menschen oder anderen Tieren belästigt zu werden.
Ich habe zwar erst seit 4 Jahren einen Hund, aber halte seit 30 Jahren Katzen. Zeitweilig hatte ich 6 Katzen gleichzeitig zu füttern und oberstes Gebot war immer, jeder darf nur an seinen eigenen Napf, jeder darf in seinem Tempo in Ruhe fressen.
Andernfalls schreite ich ein, wenn nötig auch deutlich.
Das ist heute genauso. Morgens nach dem Gassigang bekommen Kira und die Katzen gemeinsam ihr Futter, mit jeweils etwa einem Meter Abstand.
Kira muss ruhig warten bis der Napf auf dem Boden steht, sie bekommt immer zuerst.
Danach kommen die Katzen an die Reihe (die von klein an auch nichts bekommen haben, wenn sie meinten, sie müssten schon mal an mir hochklettern, damit es schneller geht).
Kira ist naturgemäß schneller fertig als die Katzen, weiß aber genau, dass es ein absolutes Tabu ist, dann an den Katzennapf zu rennen und dort weiterzufressen.
Selbst wenn die Katzen von dann ziehen und noch Reste drin sind, muss sie auf meine Freigabe warten, bevor sie die Reste fressen darf.
Und da agiere ich nach dem Zufallsprinzip. Mal darf sie, mal nicht. Dann trabt sie von dannen. Mal bekommt sie die Reste dann etwas später, mal nicht.
Mit ihrem eigenen Futter mache ich diese "Spielchen" nicht. Obwohl sie schon lange erwachsen ist, hat sie, nach meiner Meinung, ihr Anrecht auf Futter und auch, das in ihrem Tempo, ohne Störungen, fressen zu dürfen.
Alles was sie so nebenbei bekommt, ist dagegen eine "Zuwendung" von mir und da kann ich entsprechende Dinge üben.
Wie z.B. ihr den leckeren Knochen, den sie vom Braten abbekommen hat und dann in Schwiegermutters Wohnzimmer auf dem teuren Teppich fressen will wieder abzunehmen und mit in die Küche zu nehmen.
Beim ersten Mal meinte Kira auch, sie müsste mich dann anknurren. Ich habe den Knochen unbeirrt trotzdem genommen und auf weiteres Knurren mit einem deutlichen, lauten "Hey" reagiert und mit meiner Körperhaltung absolut klargemacht, dass es da keine Kompromisse gibt.
Sie hat den Knochen in der Küche dann bekommen, nachdem sie sich ruhig verhalten hat und nichts mehr eingefordert hat.
Seither kann ich ihr alles abnehmen, was nötig ist.
Das tue ich aber nur, wenn es irgendeinen trifitigen Grund dafür gibt, denn nur dann kann ich das mit meiner Körperhaltung und Stimmung auch authentisch rüberbringen.
Und natürlich habe ich all diese Dinge erst geübt, nachdem ein Vertrauensverhältnis aufgebaut war, bei einem Welpen würde ich das noch lange nicht einfordern.
Viele trauen sich hier Fachwissen zu und geben Ratschläge bei grossen Hunden und haben dann nicht mal ihren Zwergpudel richtig unter Kontrolle. Aber dann jammern wenn ein grosser Hund mal auf einen kleinen zu läuft und nur spielen will
Wenn der grosse Hund auf den kleinen zuläuft, obwohl der kleine nicht spielen will, dann ist es durchaus korrekt, wenn der Besitzer des Kleinen sich das verbittet. Und wenn der Besitzer des großen Hundes genügend Sachverstand hat und außerdem seinen eigenen Hund unter Kontrolle hat, dann sollte das auch kein Problem sein.
Davon abgesehen, habe ich z.B. einen mittelgroßen Hund, der zuerst mal mit keinem fremden Hund (egal welcher Größe) Kontakt haben möchte. Allerdings verplempere ich meine Zeit in den betreffenden Situationen nicht mit Jammern, sondern setze dem auf uns zu rennenden Hund, egal wie groß, genau die Grenzen, die der Besitzer offensichtlich nicht in der Lage ist zu setzen.
Und nein, ich gebe dem Besitzer dann keine weiteren Ratschläge, dafür ist mir meine Zeit nämlich zu schade.
Davon abgesehen ist es mir neu, dass die Erziehung eines Hundes von der Größe abhängig ist. Muss ich doch mal googeln, wie die Erziehung von mittelgroßen Hunden nun idealerweise aussieht, vielleicht geht mir dann noch ein Licht auf.