Meinst du nicht, dass du mit deinem eigenen Verhalten dafür sorgst, dass deine Hündin nicht lernt, ihre Grenzen zu finden?
Als Kira zu mir kam, war sie, geschätzt, bereits ein bis eineinhalb Jahre alt. Ich habe sie also weder als Welpen noch als Junghund kennengelernt.
Die ersten Monate war sie nur an der Leine, danach zeitweilig abgeleint, allerdings ist sie zu der Zeit noch öfter mal abgehauen, so dass der leinenlosen Zeit dann immer wieder eine Zeit des Trainings folgte.
Als sie schließlich soweit war, dass wir regelmäßig in einer ausgesuchten Gegend ohne Leine laufen konnten, war sie gut 2 Jahre alt. Und im Lauf der darauf folgenden Monate steigerte sich ihr Rennverhalten, in das ich wochenlang überhaupt nicht eingegriffen habe (solange sie nicht "weg" war).
Im weiteren Verlauf kam es dann häufiger vor, dass sie eben erschöpft auf dem Weg liegen blieb (organisch war alles in Ordnung), nachdem sie dann das zweite Mal zu Hause keine Treppen mehr laufen konnte, beschloss ich, in Zukunft einzugreifen, wenn ich merkte, sie übertrieb wieder.
Bis dahin war sie bereits mindestens zweieinhalb Jahre alt, also Zeit genug, selbst zu lernen, wann Schluss ist.
Und wenn ich eines von ihr weiß, dann dass sie mit Sicherheit frei aufgewachsen ist und in ihrer Welpen-/Junghundzeit selbst bestimmen durfte, wie lang und oft sie rennt.
Sie hatte alle Zeit der Welt von selbst ihre Grenzen zu finden, hat sie aber nicht.
Und ich lasse ihr ihre Lebensfreude, bin mehr als froh darüber. Ich greife nur ein, wenn ich merke, es wird zuviel. Und das ist immer seltener der Fall. Entweder weil sie älter wird oder weil sie gelernt hat, sich selbst besser einzuschätzen. Heute morgen waren wir z.B. über eineinhalb Stunden im Freilauf unterwegs und ich musste weder anleinen, noch gab es unerwünschtes Jagdverhalten.
und hier haben wir sie wieder, die Vermischung vom Verhalten bei einem erwachsenen Hund und einem vll. noch tapsigen Jundgspund.
Bei den Menschen ergibt sich ein ganz anderes Verhalten, je jünger der Hund ist.
Wie gesagt, Kira war bereits erwachsen, sie hat mich von Anfang an ruhig begleitet und für mich gab es keinen Grund, das zu ändern.
Ich würde das aber auch bei einem Welpen/Junghund nicht anders halten. Ich sehe nach wie vor keinen Sinn darin, dass ein junger Hund überall und immer alles erkunden und erschnüffeln darf.
Erkunden und erschnüffeln darf er die Welt draußen, wo niemand belästigt wird. Er sollte Feld, Wald, Wiesen, Bachläufe, Brücken, verschiedene Untergründe und andere Tiere kennenlernen. In unserem Freundeskreis gibt es Singles/Paare/Familien mit Hund. Dort darf auch mein Hund, wenn er verträglich ist, mitlaufen und erkunden, Erfahrungen sammeln.
Dann gibt es Freunde, die Katzen haben. In der Regel nehme ich Kira dorthin nicht mit, weil sie fremde Katzen jagt. In seltenen Fällen lässt es sich nicht vermeiden, dann ist sie die Zeit, die wir dort verbringen an der kurzen Leine neben mir. Auch einen Welpen würde ich nicht einfach auf hundeunerfahrene Katzen loslassen, nur weil der angeblich verkümmert, wenn er nicht überall erkunden darf.
Und noch weniger würde ich Welpen/Junghunde auf hundeunerfahrene Kinder loslassen.
Ich finde nämlich, dass es auch eine wichtige Lektion für den Welpen/Junghund ist, dass er sich manchmal zurücknehmen muss, wobei die Zeitspanne da vom Alter abhängig ist. Und Cafe/Gaststätte ist für mich so ein Ort, wo er von Anfang an lernen darf, sich ruhig und unauffällig zu verhalten.
Will ich mit ihm die genannten Dinge üben, nämlich nichts annehmen von anderen oder auch, dass Menschen ihm nichts tun und angenehm sind, dann gibt es dafür wesentlich geeignetere Orte. Wo ich die betreffenden Menschen auch kenne und weiß, dass er keine unangenehmen Erfahrungen machen wird. Das kannst du nämlich bei wildfremden Menschen nicht wissen. Es gibt mehr als genug, die die Nähe von Hunden nicht dulden und ich fände es ziemlich kontraproduktiv, wenn mein gutgläubiger Welpe dann schlimmstenfalls einen Tritt von so einem "hundeunfreundlichen" Zeitgenossen kassieren würde und fortan Aufenthalte in Cafes negativ verknüpfen würde.
Ich würde mit dem Junghund z.B. auch Fahren in öffentlichen Verkehrsmitteln üben, aber ihn dort garantiert nicht erst mal alles erkunden lassen.
Es ist doch ebenfalls wichtig für sein gesamtes Hundeleben, dass er lernt, wo er ruhig und unauffällig sein sollte und wo er aufdrehen darf.
Und es ist eben nicht selbstverständlich und hundertprozentig sicher, dass er (auch als Welpe) von allen mit offenen Armen empfangen wird und durchweg positive Erfahrungen sammelt, wenn man ihn gutgläubig überall schnüffeln und hinlaufen lässt.
Ich lebe dann übrigens auch in Bubukas Welt :denken24:
Na ja, und ich lebe in der Realität.
Zwischen "ausgewachsener Hund, der schwanzwedelnd vor dem Eiskaffee steht und Leute belästigt" und "noramlem Verhalten in/vor Eiskaffe/Gaststätten und Kaffees
steht ja noch die Erziehung, oder nicht??
Und wann darf diese Erziehung dann beginnen? Scheinbar ja nicht beim Welpen und auch nicht beim Junghund.
Ich lese es so, dass du davon ausgehst, dass der erwachsene Hund irgendwie, irgendwann von selber weiß, dass er jetzt nicht mehr an die anderen Tische laufen und schnüffeln darf. Mag ja sein, dass es solche selbstlernenden Hunde gibt, ich würde mich darauf aber nicht verlassen.
Und übrigens: die Halter der anderen Hunde, die dann mal loskläffen könnten, haben für ihre eigene Hunde zu sorgen.
Egal aus welchem Grunde eine "Unruhe" tatsächlich entsteht.
Ich betrachte das aus der Sichtweise von allen anwesenden Gästen. Man sucht solch einen Ort auf, um sich zu entspannen.
Nicht um als Lehrperson für Welpen herzuhalten oder um stoisch jedes Gekläffe mitanzuhören in dem Bewusstsein, das ist jetzt essentiell wichtig für diesen heranwachsenden Hund. Mit der stillen Hoffnung, dass in den nächsten 45 Minuten nicht noch mehr heranwachsende Hunde ihr Erkundungspensum befriedigen müssen.
Für Nicht-Hundebesitzer ist das, in meinen Augen, eine unnötige Zumutung.
Es sei denn, das wäre ein extra ausgeschriebenes Cafe für heranwachsende Welpen. Dann wüßte ja jeder vorher, was auf ihn zukommt und könnte den Ort meiden.
Eine ganz komische Einstellung hast du da: andere Halter sollen dort mit Hund Essen oder etwas trinken dürfen, aber ich mit meinem Hund nicht, da es ja Ärger geben könnte...
Wo habe ich das denn geschrieben?
Natürlich kann ich mich mit meinem Hund an den nächsten freien Tisch setzen und etwas essen/trinken.
Mein Hund an der Leine neben mir.
Aber ich halte es nach wie vor für eine Zumutung für die anderen Gäste, den Hund vorher im Lokal herumzuführen und überall schnüffeln zu lassen, wo es ihm gerade in den Sinn kommt, weil das angeblich für seine natürliche Entwicklung nötig ist.
Und ja, was ist dabei, wenn es kurz ein Gebläffe gibt und sich jeder um seinen Hund kümmert?? So sollte es doch sein, dass sich dann jeder um seinen Hund kümmert?
Solange ein Wirt Hunde erlaubt, muss er mit einem kurzem Hundeaufstand rechnen. ist das jetzt sooo schlimm??
Ja, das ist so schlimm, weil jeder Wirt über kurz oder lang Hunde generell verbieten wird, wenn ihm die Gäste ausbleiben und/oder sich ständig beschweren. Und du kannst nicht wirklich glauben, dass jeder das so gern tolerieren wird, weil die Welpen ja so niedlich tapsig sind.
Viele tolerieren das eben nicht, und das kann man ihnen auch nicht vorwerfen.
Denn hier mache ich einen deutlichen Unterschied zwischen Hundehaltung und evtl. lauten Kindern.
Zwar würde ich mich auch bemühen, dass meine Kinder nicht lärmen und andere belästigen, aber Kinder sind essentiell wichtig für unsere Gesellschaft und für Kinder sind auch solche Lernorte essentiell wichtig.
Hunde dagegen sind Luxus bzw. eine Kann-Sache, die niemand innerhalb seiner eigenen Grenzen tolerieren
muss.
Du kannst es drehen und wenden, wie du willst. es ist einfach ein gemeinsamer Besuch im Cafe/Gaststätte.
Und bevor ich das mit einem erwachsenen Hund mache, der dann nicht weiß, welches Verhalten von ihm erwartet wird, gehe ich gerne erst mal mit ihm als Welpe/Jungspund dahin, wenn sich die Gelegenheit schon anbietet.
Nach 3-5 mal ist die Sache allerdings dann auch gegessen - weil eben langweilig und nichts passiert
Ich habe auch nirgends geschrieben, dass ich mit meinem Welpen nicht dorthin gehen würde.
Aber im Gegensatz zu Bubuka würde ich zielstrebig den nächsten freien Tisch suchen, Hund an kurzer Leine neben mir und dann den Hund angeleint neben mir ablegen. Ich würde ihn
nicht an der Leine durch das ganze Lokal führen, damit er alles "erkunden" kann.
Dafür gibt es geeignetere Orte.
Und ganz genau, er liegt ruhig neben mir, weil er nicht gewohnt ist, dass an solchen Orten etwas passiert. Dafür durfte er sich vorher austoben und hinterher wieder, an Orten wo er damit keinen belästigt.
Ergo, Lektion gelernt.
Man kann doch wirklich mal das Veerhalten eines Hund als ganz natürlich ansehen!
Ja das kann man. Wenn man eine Farm in der Weite Australiens hat, oder in der Pampa in Kanada lebt.
Dann kann der Hund die grenzenlose Weite erforschen und weitgehend natürlich aufwachsen.
In unserer Umgebung kann er das definitiv nicht, er sollte von Anfang an lernen, wo er sich anpassen muss und wo er "natürlich" sein darf.