Ach Leute - immer diese Extreme. Der goldene Mittelweg heißt nicht umsonst so.
Ich finde zum einen auch, dass ein Hund mal Bewegungsfreiheit braucht und nicht nur einen Radius von vielleicht 2m. Zum anderen gehört aber auch das Bedürfnis meiner Mitmenschen akzeptiert. Ich kann für mich zwar denken, dass der Hund arm dran ist, wenn er nur an der Leine daher trotten darf, aber woher hätte man das Recht, es dem anderen platsch ins Gesicht zu sagen? Höflichkeit tut jedem gut.
Natürlich können Fehler passieren. So ist das Leben. Als mein Hund noch jünger war, ist er im Freilauf auch gerne zu neu auftauchenden Hunden gelaufen. Wir haben dran gearbeitet und haben die Fehlerquote von vielleicht 80/100 auf 3/100 reduziert.
Auch den häufig gehörten Grund: "Der hat Jagdtrieb. Wenn ich ihn ableine, ist er weg.", kann ich auch nicht immer glauben, sag's aber natürlich nicht meinem Gegenüber. Ich hatte mit meinem anfänglich auch große Probleme mit dem Jagdtrieb. Es folgten 1 1/2 Jahre Schleppleine. Danach war die Abrufbarkeit besser, aber bei Reh-Sichtung (bei Geräusch und Geruch ging's so) war alles zu spät. Hundi war immer noch weg. Bis dahin hatte ich aber immer gegen ihn gearbeitet und ihm versucht, alles zu verbieten. Als ich dann mit einem Mal seine Instinkte gelobt habe, wurd's plötzlich und deutlichst besser. Ich weiß noch das erste Mal, als ich ihn freudig lobte, als er wieder ein Reh entdeckte. Das Lob durchfuhr ihn wie ein Donnerschlag; die Reaktion hatte ich mir eigentlich immer beim Verbot gewünscht. Er kam völlig verdattert zu mir und bekam natürlich ein dickes Leckerchen. Es kam mir so vor, als hätte mein Hund in dem Moment die Welt nicht mehr verstanden. Auf jeden Fall wurd's von da an dramatisch besser. Ich interpretiere das so, dass ich eben mit dem Hund und seinen Instinkten arbeite und ihn das spüren lasse.
Aber ich schweife ab.
Es wird hier immer argumentiert, dass man einen Hund hat, der "das" (hündischen Kontakt) nicht braucht. Das mag für die Person und den Hund zutreffen, aber ich habe schon so oft erlebt, dass angespannte Hundebesitzer mir sagten, dass ein Kontakt schwierig oder gar nicht möglich wäre. Wenn wir Menschen dann ein wenig ins Quatschen kamen, der Mensch sich entspannte, wirkte das natürlich auch auf die Hunde und der "inkompatible" Hund wurde auf einmal neugierig, die Nase "ging an", es wurde höflich geschnuffelt und (wenn der Mensch sich traute und ableinte) wurde zur Entspannung auch mal gerannt. Wie häufig habe ich erlebt, dass der Mensch erstaunt war, aber damit seine Meinung über seinen Hund weiter Bestand haben konnte, wurde argumentiert: "Ja, mit IHREM geht 's."
Ich finde, wir dürfen unseren Hunden mehr zutrauen und vor allem MIT ihnen arbeiten.