Border Collies haben keinen Hütetrieb?

Auch hier: Die Beute nicht zu berühren ist nicht unbedingt typisch Hütehund. Cattle Dogs oder Aussies können mitunter durchaus zupacken wenn die Herde nicht spurt. Für den Border wäre das untypisch und ist nur im äußersten Notfall "gestattet". Aber für die weniger sensiblen Hüter ist auch das Teil des normalen Verhaltens. Eben daher finde ich es so schwierig da eine klare Linie zu ziehen.

Stimmt.
Der Berger darf auch in bestimmten Situationen den Keulenbiß nutzen.
Aber ausgewogen, denn nicht mal die Wolle des Schafs darf beschädigt werden.
Wobei der Berger bei Rindern schon von sich aus heftiger zur Sache geht.

Hier ist noch ein guter Artikel zur Hütearbeit: https://www.snautz.de/magazin/die-arbeit-der-huetehunde.html
 
Border die mit Rinder arbeiten sieht es ganz anders aus wie mit Laufenten
 
Wobei ich sagen muss, Borders gefallen mir an Rinder weniger...
 
Ehrlich gesagt zucke ich hier jedes mal innerlich ein wenig zusammen, wenn vom Begriff "Trieb" die Rede ist. Dieser Ansatz wird aus gutem Grund mittlerweile so gut wie gar nicht mehr verwendet. Das zugrunde liegende "hydraulische Modell" greift schlicht nicht, es ist um so vieles differenzierter dass man mit dem Triebgedanken mehr Unklarheiten und Verwirrung schafft als tatsächlich erklärt. Teile dieses Modells haben sich lediglich im Begriff der verschiedenen Motivationsarten erhalten.

So gesehen fällt diese ganze Kernfrage "Jagd- oder Hütetrieb" schon gewissermaßen unter den Begriff Thema verfehlt. Es ist überhaupt kein Trieb, sondern eine Präferenz für bestimmte Verhaltenssequenzen, die ihren Ursprung im Jagdverhalten haben und durch Selektion modifiziert wurden. Und zwar nicht nur in Bezug auf ihre jeweilige Ausprägung bzw. Gewichtung, sondern auch in Bezug auf die Auslösereize.

Das ist übrigens einer der Punkte, an denen sich die Schwächen des Triebmodells zeigen: Das ganze Verhalten ist nicht nur durch ein inneres Bedürfnis gesteuert, sondern auch durch verschiedene Reizkomponenten bevorzugt oder abgeschwächt auslösbar. Der optische Reiz, der einen typischen Windhund sofort reagieren lässt, interessiert einen typischen Bloodhound überhaupt nicht; der Geruch, der den Bloodhound laufen lässt bis zur Erschöpfung, geht am Windhund komplett vorbei. Bei beiden wird ihr Teil des Jagdverhaltens also durch ganz verschiedene Reize angestoßen. Bordercollies aus Hütelinien sind ein weiteres sehr deutliches Beispiel dafür, viele zucken selbst dann bei Schafen richtiggehend zusammen wenn sie nie vorher welche gesehen haben: Selektion auf eine bestimmte Kombination an Auslösereizen.

So gesehen macht es gar keinen Sinn, unterscheiden zu wollen ob das gezeigte Verhalten nun ausschließlich dem Jagd- oder Hütebereich zuzuordnen ist. Jedes dieser Verhalten hatte seinen Ursprung in den Jagdsequenzen, und jedes dieser Verhalten ist so weit modifiziert und spezialisiert worden, dass von der ursprünglichen Verhaltenskette nur noch ein überfunktionaler Bruchteil übrig geblieben und der Rest eher verkümmert ist. Je spezialisierter die Rasse ist, desto mehr. Ob der übrig gebliebene und betonte Verhaltensteil nun dem jagdlichen Einsatz oder der Hütearbeit dient - diese Unterscheidung guckt von einer ganz anderen Seite darauf, nämlich nach der Funktion für den Menschen. Die dem Hund im Grunde herzhaft egal ist.
 
So gesehen fällt diese ganze Kernfrage "Jagd- oder Hütetrieb" schon gewissermaßen unter den Begriff Thema verfehlt.

Da würde ich dir prinzipiell erstmal zustimmen.

Es ist überhaupt kein Trieb, sondern eine Präferenz für bestimmte Verhaltenssequenzen, die ihren Ursprung im Jagdverhalten haben und durch Selektion modifiziert wurden. Und zwar nicht nur in Bezug auf ihre jeweilige Ausprägung bzw. Gewichtung, sondern auch in Bezug auf die Auslösereize.

Vielleicht müsste man hier mal definieren, was Trieb ist oder vor Allem was man damit beschreiben will. Ich finde, die Herangehensweise einfach "nur" von Verhaltenssequenzen zu sprechen mindestens genau so irreführend. Es geht hier ja um eine Funktionskette, die tief verwurzelt ist,instinktiv, oder wie du schon sagst auch genetisch verankert ist. Ich weiß nicht, was die allgemeine Definition ist. Für mich ist Trieb eine innere Motivation für ein Verhalten das selbst belohnend wirkt. Ähnlich wie Fortpflanzung bspw. Man kann es nicht löschen.
Aggressions- oder Drohverhalten wären für mich Verhaltenssequenzen, die eine innere Motivation haben aber nicht selbst belohnend ist.
Es ist natürlich logisch, dass die Auslösereize andere sind und die bevorzugte oder verstärkte Sequenz des Jagdverhaltens eine andere ist.
Wobei ich persönlich nicht glaube, dass jede Rasse verschiedene Auslösereize hat, sondern eher diese in einer ganz anderen Intensität braucht um als solche zu funktionieren. Um bei deinem Beispiel zu bleiben, ich glaube nicht, dass ein Windhund den Geruch nicht wahrnimmt oder gar nicht in Zusammenhang mit der Beute bringt, sondern eher, dass das für ihn kein Reiz ist der so hoch ist als dass dafür "das Gehirn ausschalten würde" bzw. er sich nicht lohnt weil er nicht erfolgversprechend ist. Falls das irgendwie verständlich war. Oder dass das Kaninchen schon quasi in den Fang des Bloodhounds rein rennen müsste, damit dieser da ins Hetzen oder Töten getriggert wird.
 
Promt wurde ich von einem BC-Halter angesprochen:
"BC haben keinen Hütetrieb! Nur einen ausgeprägten Jagdtrieb!!"
Das finde ich sehr inkonsequent.
Entweder ich nehme das typische Verhalten und beschreibe es als "xyz-Trieb". Dann ist der Bereich des Jagdverhaltens, den die Hütehunde zeigen eindeutig "hüten" und dann kann man das auch als "Hütetrieb" bezeichnen. Dass BCs außerdem auch ziemlich gut jagen können und in ihrer Heimat traditionell auch mal beim Kaninchen-wildern geholfen haben, zeigt, dass sie neben diesem Hütetrieb auch den vollständig ausgeprägten Jagdtrieb haben.

Oder ich gehe mit den Biologen, die die Sache mit den Trieben insgesamt viel zu wirr finden. Dann gibt es aber weder den Hüte- noch den Jagdtrieb, dann darf man nur die betreffenden Verhaltensweisen beschreiben. Dann ist natürlich das Hüten ein isolierter Teil des Jagdverhaltens. Trotzdem würde man es (zumindest im Alltag) als Hüten bezeichnen und sich nur immer mal wieder daran erinnern, dass die Schafe sich dabei ziemlich gejagt fühlen können.
 



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