Werden Hunde heutzutage durch zuviel"herumerziehen"erst recht zu problematischen Hunden gemacht?

Man hat nicht das Vertrauen, dass junge Lebewesen auch alleine lernen.

Das ist richtig. Hier liegen immer wieder Giftköder rum, der Verkehr ist auch nicht zu unterschätzen, und dass bei Anspringen von Menschen der Leinenzwang droht weiß mein Hund auch nicht. Und ganz ehrlich, mir fehlt tatsächlich das Vertrauen, meinen Hund ganz von allein lernen zu lassen, dass man besser nicht einfach über die Straße läuft, dass die draußen rumliegenden leckeren Sachen einen qualvollen Tod bringen können, und dass er sich mit zu viel Elan fremden Menschen gegenüber ein Leben an kurzer Leine einhandelt...
 
Ich glaube, dass Erziehung gerade im städtischen Bereich eine absolute Notwendigkeit ist. Einmal mit Rücksicht auf das Umfeld, und zum anderen als Lebensversicherung für meinen Hund.

Du glaubst, dass unerzogene Hunde nur ihr eigenes Ding machen und das Nichterziehung fahrlässiges Handeln bedeutet?
Das ist nicht so.

@Bubuka Grenzen setzen ist aber auch eine Art von Erziehung

Eigene Grenzen zu setzen ist etwas anderes als Grenzen zu setzen mit einem Erziehungsziel.
 
"Werden Hunde heutzutage durch zuviel"herumerziehen"erst recht zu problematischen Hunden gemacht?"

Alle Hunde? - nein
ein Großteil der Hunde? - nein
Hunde in meiner Umgebung? - nein
Einige Hunde "irgendwo" - klar - Deppen/Ungeübte gibt udn gab es immer und überall.

Pauschalaussagen treffen in den seltensten Fällen zu. Und eine ganze "Generation" ("heutzutage") über einen Kamm zu scheren geht eigentlich auch fast immer nach hinten los ;)

Es gibt viel zu viele Faktoren, warum Problemverhalten beim Hund auftritt.

Klar ist "zu viele Methoden" eine davon - aber sicherlich nicht häufiger als
- falsche Methoden
- keine Erziehung
- allgemeine "Unfähigkeit" des Halters sich auf das Lebewesen Hund einzulassen
- keine ausreichende Auslastung
- Vorerfahrungen des Hundes
- eigene Meinung was ist Problemverhalten
- Überforderung des Hundes
- und und und

Und wie Blumenfee auch schon schrieb,
ich finde es verwerflich sich ein Bild von einem Halter, oder gar eine ganze "Pauschalaussage" zu bilden, von einer 2 Minuten Sequenz.

Nein - zu viel Erziehung ist mir bei uns noch nie aufgefallen. Würde mich auch nicht drüber aufregen wenn ich 2 Minuten jemanden sehe der mit seinem Welpen clickert.

Ich rege mich eher auf wenn Menschen wie blöd am Halsband rumrucken, den Hund, der Angst vor Öffis hat, hinter sich in die Straßenbahn schleifen oder wenn der Hund vorm Einkaufszenter (wo man nicht mal eben in 5 Minuten wieder draußen ist ...) in der belebten Einkaufsstraße angebunden wird.
 
Das ist richtig. Hier liegen immer wieder Giftköder rum, der Verkehr ist auch nicht zu unterschätzen, und dass bei Anspringen von Menschen der Leinenzwang droht weiß mein Hund auch nicht.

Es war schon in vielen Hundeforen ein Thema, dass die Hunde von Obdachlosen sehr unkompliziert sind obwohl sie nicht erzogen wurden.

Ich zitiere mal einen Text:

Warum brauchen viele "normale" Hundehalter Signale wie Sitz, Platz und Fuss und der Obdachlose nicht? Die Hunde sind eingenständig , springen hier in Heidelberg z.B. ohne Leine in der Stadt rum belästigen dabei aber weder Menschen noch andere Hunde. Sie sind immer bei ihrem Menschen, himmeln diesen Menschen an. Bei uns ist ein Obdachloser der fährt mit seinem Hund mitten druch die Stadt mit seinem Fahrrad. Der Hund läuft wie eine Eins daneben. Fragte ihn mal eine Frau wie er das denn gemacht habe. Der Wohnunslose hat gesagt ja nix ich fahr halt und gut ist. :))

Quelle: gutefrage.net
Thema: Was machen Obdachlose mit ihrem Hunden anders als wir?


Dieses Phänomen wird auch in einer Diplomarbeit erwähnt:

Zitat:
Man kann vor allem in den Fußgängerzonen der Städte beobachten, dass die meisten Hunde von Menschen am Rande der Gesellschaft unangeleint sind und trotzdem in unmittelbarer Nähe ihrer Menschen bleiben. Mit nur ganz wenigen Mitteln (z. B. Ignorieren, Gestik, Laute) werde diese Hunde geführt. Es sieht oft so aus, als bestehe eine besonders starke Bindung zwischen Mensch und Hund.

https://www.diplomarbeiten24.de/document/173751
 
Nochmal ein Beispiel aus einem Forum:

"mein Sohn war heute mit dem Hund eines Bekannten hier, einem Terriermix. Ein "Pennerhund" - kennt kein Halband und kennt keine Leine und ist überall dabei! Ob mitten in Berlin oder sonstwo. Hund ist nicht geimpft oder irgendwo angemeldet, war irgendwann bei seinem Bekannten und ging nicht wieder!

Was mich faziniert hat, war die Gehorsamkeit dieses Hundes!
Unsereiner versucht seinen Hund mit Hundeschule und auch ohne zu erziehen, Aufmerksamkeit anzutrainieren und was weiß ich!

Dieser Hund ist so aufmerksam, an der anderen Ecke des Gartens, ihr Name fällt im Gespräch - ihr Kopf geht sofort in unsere Richtung, ob sie jetzt kommen sollte..."

Quelle: Tierforum
Thema: Pennerhund

Das soll jetzt keine Diskussion über Obdachlose werden, sondern nur als Beispiel dienen.
Diese Beispiele zeigen doch, dass unerzogene Hunde besser gehorchen als die meisten erzogenen Hunde.
Ob ein Hund "gehorsam" ist, hängt also von etwas anderem ab.

 
@Bubuka

Das ist doch jetzt aber auch pauschalisiert.
"Die Obdachlosen" kommen ohne Kommandos und Training aus ...
Gibt halt auch Obdachslose die n gutes "feeling" haben - genauso wie Nichthundehalter die das "feeling" haben und "einfach so" wunderbar mit ihren Hunden zusammen leben.

Meine Begegnungen mit Hunden von Obdachlosen beschränken sich auf ein paar situationen in den Öffis.
Die Hunde legen sich einfach mitten in den Gang udn sind gelassen und souverän - was schön ist.
aber ein "Komm mal hier" - weil andere Menschen auch noch durch wollen fände ich von "den obdachlosen" schon nett.

Erziehuhung beduetet ja nicht austomatisch Kommandos und gezieltes training.
Im zusammen leben erziehe ich (und ein obdachloser) doch automatisch - das geht auch natürlich auch wunderbar ohne Kommandos.

Und ich habe auch schon Obdachlose gesehen die ihren Hund "zurück gepfiffen" haben, angeschnauzt haben weil er was "falsches" gemacht hat, ihn mit Worten gelobt haben weil er was gut gemacht hat. Natürlich alles nicht so "gekünstelt" wie geim gezielten Training/Hundeschule.
aber Erziehung ist das doch auch.
 
Wer glaubt, dass Obdachlose ihre Hunde nicht erziehen, der irrt. Sicherlich nicht so wie der hundeschulbesuchende Normalhundehalter. Aber wir hatten bei der Drogenhilfe einige obdachlose Klienten mit Hund und da ging es nicht immer nur nett zu.
Erst einmal hat der Hund keine andere Möglichkeit, als seinem Halter zu folgen. Das sitzt evolutionsbiologisch drin. Und dann habe ich schon mehr als ein mal gesehen, wie ein Hund von seinem obdachlosen Herrchen eins auf die Schnauze bekam, weil er sich falsch verhalten hat. :( Genauso wie ich Hunde von Obdachlosen sah, die untereinander Beissereien hatten.
 
Dieses Phänomen wird auch in einer Diplomarbeit erwähnt:

Zitat:
Man kann vor allem in den Fußgängerzonen der Städte beobachten, dass die meisten Hunde von Menschen am Rande der Gesellschaft unangeleint sind und trotzdem in unmittelbarer Nähe ihrer Menschen bleiben. Mit nur ganz wenigen Mitteln (z. B. Ignorieren, Gestik, Laute) werde diese Hunde geführt. Es sieht oft so aus, als bestehe eine besonders starke Bindung zwischen Mensch und Hund.

https://www.diplomarbeiten24.de/document/173751

Aus dem o.a. Link, einige Absätze später (Ziffer 2.1.2.1, letzter und vorletzter Absatz), Zitat:

"Es ist auch weniger Erfreuliches auf den Straßen zu beobachten, wie vernachlässigt aussehende, abgemagerte oder auch verletzte Hunde. Manche werden zum Betteln aktiv eingesetzt, andere misshandelt.

Da diese negativen Tatsachen nicht Haupt-Thema dieser Arbeit sind, wird sich schwerpunktmäßig auf positive Beobachtungen beschränkt."
Zitatende.

Da wird die andere Seite der Medaille völlig ausgeblendet.
 
Für mich beinhaltet Erziehung so ziemlich alles, was dazu beiträgt, einen Hund auf sein Leben und die Herausforderungen, die er in seinem Leben meistern muss, vorzubereiten. Ein Hund, dessen Leben als Hofhund und mit allen Freiheiten dieser Welt leben wird, muss mit anderen Dingen zurecht kommen, als Hunde in der Stadt oder Hunde mit bestimmten Aufgaben. Je mehr ein Hund die Dinge, die er später können soll, von sich aus macht, umso weniger muss ich erziehen. Je weniger das der Fall ist, umso mehr wird Einflussnahme unabdingbar.

Ein Kommando, sei es nun Sitz, Lass das, Komm her oder was auch immer, ist für mich primär Vokabellernen. Viele Ausdrücke lernen Hunde im Alltag, bestimmte Dinge bringt man ihnen gezielt bei, um später leichter kommunizieren zu können. Und da stimmt es insofern... Nur weil ein Hund weiß, was Sitz bedeutet, heißt das noch nicht, dass er zuverlässig Sitz macht.

Eine befreundete Trainerin von mir hilft übrigens ehrenamtlich bei Obdachlosenprojekten mit deren Hunden. Dort gibt es eine hübsche Bandbreite an problematischen Hunden, überforderten Besitzern und durchaus rauer Erziehung ;)

Mein völlig ohne Erziehung lebender Sitterjungspund ist übrigens derart gehorsam, dass er einen bei freundlichem Rufen mit netter, einladender Körpersprache, wo die meisten 6 Monate alten Junghunde mal angelaufen kommen) ansieht und in den meisten Fällen umdreht und woanders hin geht. Völlig ohne Angst, dem wurde das nicht verleidet. Er kommt eben nur, wenn er grad Bock drauf hat und meistens hat er keinen...
 
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