Bisher hat nur das Vetamt in Ludwigshafen das Gesetz anscheinend richtig gelesen und dabei auch die (von mir mal) fett markierten Passagen richtig verstanden:
Es ist verboten, Hunde auszustellen oder Ausstellungen mit Hunden zu veranstalten,
- bei denen Körperteile, insbesondere Ohren oder Rute, tierschutzwidrig vollständig oder teilweise amputiert worden sind oder
- bei denen erblich bedingt
a) Körperteile oder Organe für den artgemäßen Gebrauch fehlen oder untauglich oder umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten,
b) mit Leiden verbundene Verhaltensstörungen auftreten,
c) jeder artgemäße Kontakt mit Artgenossen bei ihnen selbst oder einem Artgenossen zu Schmerzen oder vermeidbaren Leiden oder Schäden führt oder
d) die Haltung nur unter Schmerzen oder vermeidbaren Leiden möglich ist oder zu Schäden führt.
Bedeutet nämlich eigentlich im Klartext:
Wenn ein Hund eine natürliche Stummelrute hat und damit ganz normal lebt, ohne Schmerzen, Leiden oder Schäden, dann dürfte er eigentlich nicht unter dieses Gesetz fallen.
Das Problem ist aber, das die Vetämter jeder für sich das Wort "Qualzucht" anders definiert und auslegt. Der Herr in Erfurt ist dabei extrem über das Ziel hinaus geschossen. Ganz am Anfang wollte er sogar sämtliche Anlageträger für Defekte ausschliessen, das wurde dann Gott sei Dank doch nicht gemacht.
Schlimm genug, dass alle Hunde über 60 cm ein Röntgenprofil vorlegen sollten, wegen der Wirbelsäulen - das ist für mich durchaus schon tierschutzrelevant, so etwas zu verlangen.
Generell waren die da eh sehr willkürlich - ein Boston Terrier durfte Samstag rein, Sonntag wurde er angeblich wegen zu kurzer Rute abgewiesen.
Es ist halt totaler Quatsch von dem Herren zu behaupten, dass jeder Hund mit irgendeinem defekten Gen eine Qualzucht wäre. Dann müssten alle Lebewesen, auch die Menschen, Zuchtverbot bekommen und dürften nicht mehr auf Events gehen.
Was vielen Ämtern fehlt ist fachliche Hilfe von Menschen, die sich auskennen. Anstatt bei Laboklin zu googeln, was für Gentests es für Rasse xy gibt und dann zu behaupten, die Rasse hätte ein Problem, weil Tests auf 20 verschiedene Erkrankungen möglich sind. Dabei gibt es viele der Tests womöglich nur, weil sie eigentlich für eine andere Rasse entwickelt wurden, sie aber auf Rasse xy auch anwendbar sind.
Meine Rasse kann man auch auf Defekte untersuchen lassen, die in der Population aber völlig irrelevant sind. Nur weil es einen Perro mit Schilddrüsenunterfunktion gibt bedeutet das ja nicht, dass die ganze Rasse ein Problem damit hat.
Und genau das muss den meisten Ämtern mal klar werden. Und wenn die eine bundeweit einheitliche und vernünftige Regel gefunden haben, ist das doch ach aus Züchtersicht nicht verkehrt, denn das hebt einen halt auch wieder von der Masse ab und zeigt, dass einem an gesunden Hunden gelegen ist. Aber warum zum Geier soll ich bitte meinen Hund auf Atemprobleme untersuchen lassen und dafür Geld ausgeben, wenn ich keine Plattnase mit genetischer Veranlagung dafür habe? Und warum soll ein Hund über 60 cm für eine Ausstellung dem Risiko einer Narkose ausgesetzt werden, wenn der Hund zum Einen ein völlig unauffälliges Gangbild hat und Keilwirbel oder sonst was bei der Rasse gar nicht relevant sind?
Es trifft übrigens auch die Sportler, eine Bekannte darf mit ihr Hündin nicht am Agility Turnier teilnehmen, weil ihre natürliche Stummelrute zu kurz ist, um das Genital zu bedecken. Hunde mit mehr als 2 fehlenden Zähnen soll es angeblich ähnlich gehen (die hüpfen ja auch auf ihrem Gebiss über die Hürden).