Ich kann dich gut verstehen, bei mir lief es vor über 3 Jahren ähnlich ab.
Ich habe ein Foto "meines" Hundes im Internet gesehen und war sofort sicher, die ist es. Und das, obwohl ich noch nicht mal auf der Suche nach einem Hund war, sondern in einem Katzenforum unterwegs, in einer der Unterrubriken.
Zu der Zeit hatte ich 3 Katzen, alle irgendwie als Pfleglinge hängengeblieben, ich habe damals im Tierschutz gearbeitet.
Meine gesamte Umgebung hielt mich für verrückt (im Nachhinein denke ich, sie hatten definitiv Recht), ein Hund aus einer Tötung, über den nichts bekannt war und das als blutiger Hundeanfänger.
Daraufhin habe ich mich (sozusagen als doppelten Boden) erstmal als Pflegestelle angeboten, für den Fall der Fälle, dass es bei uns doch überhaupt nicht passen sollte.
Außerdem gab es den Notfallplan, dass meine Vorkontrolleurin, die nur ein paar Kilometer weit weg wohnte und regelmäßig Hunde zur Pflege nahm, die Hündin zeitnah übernehmen könnte, wenn es bei uns ernsthafte Probleme geben sollte.
Also war ich, wie ich dachte, nach allen Seiten abgesichert und "meine" Hündin konnte kommen. Auch bei mir dauerte es noch 4 Wochen bis zum Einzug, die ich nutzte, um alles anzuschaffen, was man so braucht und um mich zu informieren.
Die Mittelmeerkrankheiten waren mir bereits durch meine Tätigkeit mit den Katzen im Tierschutz bekannt, auch das leidige Thema Giardien, außerdem habe ich einen Top-Tierarzt, der schon alles mit mir durch hat. Auf meine Nachfrage an den Verein (die Hündin kam aus einer kroatischen Tötung) hieß es, dort gebe es keine Leishmaniose. Die Region liegt auch weit entfernt vom Meer, so dass mir das noch glaubhaft vorkam. Ich fragte nach den anderen MMK, da bekam ich nur zur Antwort, welche sollen das denn sein?
Auf meine Antwort, solche Erkrankungen wie Dirofilaria, Ehrlichiose, Anaplasmose, Babesiose, Hepatozoonose, kam nur, nein sowas hätten diese Hunde auch nicht.
Das glaubte ich nicht, also brachte ich meine Hündin direkt einen Tag nach Ankunft zum Tierarzt und ließ Blut abnehmen für einen Test auf alle gängigen MMK.
Zu Hause beobachtete ich die Hündin sehr genau was meine Katzen betraf und ein paar Tage lang zeigte sie überhaupt kein Interesse für die Miezen. Also wähnte ich mich auf der sicheren Seite.
Optisch sah sie aus wie ein kroatischer Schäferhund mit "irgendetwas" gemischt, Schulterhöhe waren 44cm.
Heute weiß ich, aufgrund ihres Verhaltens und unzähliger anderer Details, dass defintiv etwas Podenco Ähnliches mitgemischt haben muss, auf dem Balkan geht das wohl in Richtung istrische Bracke, die sich in ihrem Verhalten nicht wesentlich vom Podenco unterscheidet.
Da Kira aber so gar nicht Podenco mäßig aussah, habe ich anfangs nicht in diese Richtung gedacht. Ich wußte, was "Podenco" bedeutet und hätte sie vermutlich nicht genommen, wenn mir klar gewesen wäre, dass "so etwas" mitgemischt hatte.
Nach 4 Tagen erwischte sie dann eine meiner Katzen und biß sie ins Hinterteil. Ich dachte ja, sie würden sich super vertragen, weil sie bis dato überhaupt keine Notiz von den Katzen genommen hatte. Heute weiß ich, dass sie die Zeit davor erstmal damit beschäftigt war, den Transport zu verdauen und sich zu sortieren. Erst dann fing sie an, ihre Umgebung wahr zu nehmen.
Die Katze mußte tierärztlich betreut werden, bekam hochdosiert Antibiotikum und ich mußte Knall auf Fall Hund und Katzen räumlich trennen.
Zu dem Zeitpunkt zog ich in Erwägung, meinen Notfallplan zu aktivieren und meine Vorkontrolleurin zu bitten, Kira zu übernehmen, sie hatte keine Katzen, allerdings selbst 3 Hunde.
Dann passierten 2 Dinge. Ich bekam einen Anruf von meinem Tierarzt, die Testergebnisse waren da, Kira war positiv auf Dirofilaria repens und zwar hochgradig, außerdem positiv auf Anaplasmose und auf Ehrlichiose. Einen Tag später waren auch die Laborergebnisse vom Kotprofil da, hochgradig positiv auf Giardien.
Und ich sprach mit dem Verein, der sich das gar nicht erklären konnte, keinerlei Erfahrungen mit Behandlung hatte, meine Vorkontrolleurin wollte bei ihrem Tierarzt nachhören. Etwas später sagte sie mir dann, ihre Tierärztin hätte gemeint, speziell diese Filarien könne man nicht behandeln, die würden im Laufe der Zeit von selber absterben, bis dahin sollte man regelmäßig entwurmen.
Damit löste sich mein Plan B in Luft auf, denn ich wußte, dass ich, hinsichtlich korrekter Behandlung, die einzige Option für meine Hündin war.
Dazu kam, dass sie sich sehr unwohl in Gesellschaft anderer Hunde fühlte, was sich bei späteren Versuchen in der Hundeschule noch steigerte.
Für sie wären 3 andere Hunde eine wahnsinnige Belastung gewesen, außerdem fing sie ganz zaghaft an, mich wahrzunehmen, nachdem sie bis dato auch versucht hatte, Menschen so gut als möglich zu ignorieren.
Also Plan C, Katzen und Hund trennen, Trainerin ins Haus bestellen. Ich kürze es mal ab, das brachte überhaupt keinen Erfolg, im Gegenteil, je mehr Kira ankam, umso mehr kam zu ihrer Jagdleidenschaft noch Eifersucht dazu.
Ich mußte eine Entscheidung treffen und es war die härteste in meinem bisherigen "Tierleben", ich vermittelte die 3 Katzen, nach etwas über 2 Monaten hatten sie ein neues Zuhause.
Die Therapie von Dirofilaria repens war, jedenfalls vor 3 Jahren, noch nicht allgemeingültig geklärt, in Zusammenarbeit mit meinem Tierarzt und dem Leishmanioseforum haben wir es geschafft. Auch die Ehrlichiose ist besiegt, bezüglich der Anaplasmose ist ein Titer geblieben, seit 2 1/2 Jahren ist Kira aber symptomfrei.
Ich habe sehr viel Geld beim Tierarzt und in den Laboren gelassen, mußte meine 3 Katzen gehen lassen, es war ein harter Weg und doch nur der Anfang.
Denn mittlerweile stellte sich heraus, dass Kira irgendwie nicht so auf die gängigen Trainingsmethoden ansprang, wie das hätte sein sollen. Bei ihr funktionierte nichts. 3 Trainer später gab ich die Hundeschule auf und agierte nach Bauchgefühl.
Es dauerte etwa 2 Jahre bis Kira gänzlich angekommen war und die Bindung entwickelt hatte, zu der sie fähig ist. Ich würde sagen, für einen Podenco haben wir das Maximum erreicht. Ich habe sie nach monatelangem Schleppleinentraining das erste Mal abgeleint, damals war sie etwa 2 Stunden verschwunden. Also Leine wieder dran. Immer mal wieder versucht, abzuleinen, und dann wirklich froh, wenn sie schon nach 30 - 45 Minuten wieder da war.
Im Haus wird Futter jeder Art geliebt, draußen kann man mit einem Steak rumwedeln, keine Reaktion. Ist sie im Jagdmodus, ist sie mit absolut nichts zu locken.
Sie kennt alle gängigen Kommandos hundertprozentig, alles funktioniert tadellos, im Haus, im Garten, mittlerweile auch auf Waldwegen und am Feld, solange kein Wild kreuzt. Heute läuft sie nicht mehr weg, ist zu 95 % innerhalb etwa 10 - 20 Meter Sichtweite und läßt sich auch abrufen.
Ich kann sie auf Waldwegen ablegen (üben wir regelmäßig) , mit Kommando "Bleib" bleibt sie liegen, bis ich auflöse, ich kann sogar außer Sichtweite sein.
Aber wehe, da läuft ein Eichhörnchen, Hase, Kanninchen, Reh. Dann kennt sie mich nicht mehr.
Heißt, wir haben ein relativ wildarmes Gebiet, in dem sie jeden Tag für etwa 40 Minuten ihren Freilauf hat (denn den brauchen Podencos so notwendig wie die Luft zum Atmen), in allen anderen Gebieten wird sie nicht abgeleint. Und das bedeutet einige Einschnitte.
Denn eine schöne Radtour mit Hund nebendran wird nichts, wenn dann muss der Hund am Fahrrad angeleint sein und Kira haßt das wie die Pest.
Entspannte Hundewanderungen mit Gleichgesinnten, Fehlanzeige. Ist erstens doof, wenn dann ein Hund angeleint sein muß während alle anderen fröhlich durch die Gegend toben und zweitens ignoriert Kira immer noch alle anderen Hunde (was wohl auf irgendein traumatisches Erlebnis in ihrem ersten Lebensjahr zurückgeführt werden muss).
Wann immer man unterwegs Hunde trifft, sind die zum größten Teil abgeleint, was auch wieder echt blöd ist, wenn der eigene Hund nicht abgeleint werden kann. Bedeutet, man wird sehr erfinderisch, was menschen- und hundefreie Gegenden angeht. Aus der Traum vom gemütlichen Gassigehen mit Hundefreund.
Das alles solltest du dir nochmal ganz genau vor Augen halten, ganz besonders im Hinblick auf deinen Kater, kannst du notfalls, zumindest für einige Zeit trennen? Besorg dir schon im Vorfeld einen guten Trainer, der anfangs nach Hause kommt und dich beraten kann.
Und das Nicht-Ableinen Können ist im Laufe der Jahre wirklich anstrengend, überleg dir das gut.
Auch, wo du deinem Hund den notwendigen Freilauf ermöglichen kannst, mit einem Podenco wirst du diesen Ort mehrmals pro Woche (idealerweise jeden Tag) aufsuchen müssen.
Zum Schluss noch, ich liebe Kira heiß und innig, würde sie für nichts mehr hergeben, sie war tatsächlich mein Seelenhund, von der ersten Sekunde an. Und Podencos haben auch ganz viele tolle Eigenschaften. Sie sind im Haus sehr, sehr ruhig. Kira hat noch nie irgendetwas kaputt gemacht, noch nichts zerbissen. Sie konnte von Anfang an ohne Probleme allein bleiben, sie schläft nachts ruhig durch und war fast von Anfang an stubenrein.
Podencos sind auch sehr reinlich, Kira putzt sich wie eine Katze, sie riecht fast überhaupt nicht. Sie wälzt sich in keinem Dreck, Aas oder sonstwas. Sie ist freundlich bis distanziert zu jedem Menschen, egal ob groß oder klein, Jogger, Fahrradfahrer, Stöcke, nichts ist irgendwie von Interesse für sie. Von Anfang an ist sie niemals auf einen anderen Menschen (oder Hund) zugelaufen oder gar an einem hochgesprungen.
Pöbeln oder Bellen an der Leine ist ein Fremdwort für sie.
Wenn der Spaziergang allerdings angeleint abläuft, dann passt das Wort "Spaziergang" bzw. "Gassigang" nicht wirklich. Spazierrennen oder dynamisches Walken wäre eher angebracht. Denn so ruhig Podencos im Haus sind, sobald sie über die Schwelle treten ist es vorbei.
Da wird ordentlich drauflosgerannt, auch und gerade, an der Leine. "Leinenführig" dürfte ebenso unmachbar für einen Podenco sein wie sicherer Rückruf bei Wildkontakt. Kira wiegt nur 14 Kilo, aber glaube mir, wenn die "in die Leine rennt", dann bekomme ich in abschüssigem oder auf glattem Gelände wirklich Probleme, sie zu halten.
Und dabei scheint sie nie zu ermüden, sie hat eine Kondition, auch im Rennen im Freilauf, die ich noch bei keinem anderen Hund je beobachten konnte, besonders witzig sind die "Känguruhsprünge".
Mehrere Stunden Spazierwalken sind gar nichts, eine halbe Stunde daheim und Hund springt freudig auf, wenn man nur mal aufs Klo geht, wäre schließlich mal wieder Zeit für ein nettes Spazierenrennen.
Sie lernt sehr schnell, aber sie ist und bleibt eigenwillig. Sie kennt die Kommandos, aber diese müssen auch für sie Sinn machen. Sonst werden sie nicht ausgeführt. Sie führt sie nicht mir zuliebe aus, ich denke mal, den "Will to please" kennen Podencos nicht.
Sie sind sehr sensibel, Erziehung funktioniert ausschließlich über Lob und Anerkennung, bei allem anderen machen sie einfach dicht.
Und zu guter Letzt. Seit 2 Jahren lebt Kira wieder mit einem Kater und einer Katze zusammen. Beide Notfälle vom Tierschutz und, nachdem Kira zu dem Zeitpunkt bereits ein Jahr da war, mit Hilfe eines wirklich guten! Trainers, haben wir es geschafft, dass Kira die Katzen im Haus toleriert, draußen beschützt und zumindest Ivan auch heiß und innig liebt.
Ist also alles machbar, aber es kann ein mühevoller, steiniger und evtl. auch teurer Weg werden.