Angst beim Hund - Wie helfe ich richtig?

Schon klar, aber für einen ängstlichen Hund oder Angsthund ist eben noch lange nicht selbstverständlich, was für selbstbewusste Tiere und insoweit unauffällige Hunde eben selbstverständlich ist.
Das stimmt und deswegen begrenzte ich das nur auf meinen Hund.
Das ich mit einen Hund, dem man sonstwas angetan hat vollkommen anders umgehen muß ist mir schon klar.
Ich habe keine Erfahrung mit diesen Tieren, denke nur immer, was muß Mensch euch angetan haben? daß ihr so seid.
Da würde ich mit allem Möglichen arbeiten, was beim Hund ankommt.
 
Man kann sich ja darüber streiten, ob man den Hund in Stresssituationen "ignoriert", ihn "belohnt" oder ihm Schutz bietet und gut zuredet. Da gibt es unendlich viele unterschiedliche Meinungen zu diesem Thema.

Debbie gehört auch zur ängstlichen Sorte, sie kommt aus Rumänien und war schon ein paar Jahre alt, als wir sie bekamen. Das heißt: viel Zeit für bereits viele erlebte schlechte Erfahrungen. Wir wissen leider nichts genaues, aber sie wurde auf jeden Fall geschlagen. Das merkt man aufgrund ihrer Reaktionen in bestimmten Situationen. Sie hat Angst vor fremden Menschen, besonders vor Männern. Zum Glück ist das innerhalb des Jahres, das wir sie nun haben, schon deutlich besser geworden. Auch sonst hat sie vor unbekannten Dingen und Situationen Angst. Am Anfang war auch Gassigehen eine Tortur, weil sie bei jedem Auto zusammengezuckt ist. Zum Glück wohnen wir eher ländlich.

Mittlerweile ist sie zuhause ein entspannter Hund (immer noch mit einigen Einschränkungen, z. B. betritt sie nicht gerne jeden Raum der Wohnung) und auch beim Spazieren meistens sehr entspannt. Neue Situationen steckt sie gut weg.

Wir haben sie immer mal wieder konfrontiert und wenn sie Angst hatte, haben wir es ähnlich gehandhabt wie du. Ich habe ihr gut zugeredet (ich sage dann immer "alles gut"), teilweise hab ich mich zu ihr gebückt und sie beschützt (also mich quasi vor sie gebückt und sie von der Gefahr abgeschirmt), sobald die "Gefahr" vorbei war, habe ich sie gelobt und z. B. bei Autos hat sie ein Leckerchen bekommen. Manche sind der Meinung, so würde man das Angstverhalten des Hundes verstärken, aber ich kann nur aus unserer Erfahrung sprechen und bei uns hat es geholfen. Debbie hat innerhalb weniger Wochen kaum noch auf Autos reagiert und man konnte normal mit ihr Gassigehen. Mittlerweile bekommt sie meistens noch unser Signal, falls was ist und meistens wird sie dann auch etwas entspannter.

Wenn wir Besuch bekommen, soll dieser Debbie am besten soweit es geht ignorieren, außer Debbie hat von selbst Interesse. Später lassen wir dann immer Leckerchen geben, damit sie den Besuch mit was Gutem verknüpft. Mittlerweile klappt das schon gut und besonders bei Frauen ist sie sehr neugierig.
 
Ich denke, du hast alles richtig gemacht. Es dauert bisweilen Jahre und ist geprägt von Fort- und Rückschritten.

Genau das dachte ich mir auch. Es wird dauern und es wird immer mal wieder Phasen geben, wo es schlechter und wo es besser wird.

Zusammenfassend kann man also sagen:

- mehr Zeit
- mehr Abstand
- häufige Wiederholungen mit weniger Leuten für den Anfang
- Entspannungswort oder kurzen Satz, wollte ich versuchen aufzubauen
- evtl Deckung anbieten. Würde aber denken, mein Körper sollte die beste Deckung sein

Futter nimmt sie in den meisten Fällen nicht. Sie schnuppert zwar dran, überlegt dann auch, guckt dann aber wieder zur Quelle ihrer Beunruhigung. Daher lasse ich das derzeit weg. Muss sie ja nicht zusätzlich stressen, in dem ich ihr Futter andrehen will, was sie eh nicht annimmt. Habe aber ein Spielzeug gekauft (Kong mit Quietscher) um sie mit dem Quietschen aus der "Fixierung" zu locken und dann eben ein Spiel anzufangen. Die Frage ist nur, ob es dann eine "nichts beringende" Ablenkung ist. Ich gehe dann sonst dicht in die Hocke neben sie, sie guckt mich dann auch schon an, lege den Arm um sie und drücke sie leicht an mich und streichel ruhig die Schulter. "Alles ist gut" sage ich meistens. Könnte der Entspannungssatz werden. Wenn sie dann jemand nährt, versucht sie aus dem Arm zu kommen, lasse sie demnach dann los und locke sie aber zeitgleich direkt wieder zu mir. Sie kommt da auch recht zuverlässig zurück und schnuppert dann nach kurzer Zeit auch schon in die Richtung der fremden Person. Finde ich ein gutes Zeichen.

Nun hatte ich folgendes überlegt. Sowas bedeutet für sie ja großen Stress und wie Dieter sagte, muss der auch wieder abgebaut werden. Wenn sie nun zum Beispiel an jemanden geschnuppert hat, lobe ich sie ruhig, gehe mit ihr aus der Situation (von dem anderen Menschen weg) und versuche sie überschwenglich zu loben und ein kleines Spiel zu starten. Wobei Spiel nicht ganz das richtige Wort ist. Hoffe ihr könnt euch dennoch was drunter vorstellen. Sollte sie das entspannen, noch mal mit der selben Person üben und so weiter.

Außerdem kam mir die Idee, einen Futterkong mit Leberwurst oder ähnlichem zu befüllen (etwas was geeigneter für Hunde wäre und ohne Gewürze ) und diesen dann einer mir bekannten und ihr "unheimlichen" Person in die Hand zu drücken. Dann gehe ich zusammen mit ihr hin und dann schauen wir mal, ob sie sich ran traut. Ohne Druck, ohne locken der anderen Person und auch ohne, dass diese sie sonst beachtet. Demnach kein angucken, kein Ansprechen, kein Anfassen. Wenn jemand sie so links liegen lässt, ist sie nämlich allgemein viel entspannter und geht dann auch von alleine auf Menschen zu. Nur sobald diese dann interagieren mit ihr, tritt sie den Rückzug an.

Davon ab überlege ich, eine Schale Leckerlis an die Tür zu stellen und jeder der kommt, darf unter Anleitung (den Hund sonst zu ignorieren) etwas ihr hinwerfen oder wenn sie mehr interessiert ist, aus der Hand zu geben.

So weit der Plan, was sagt ihr?
 
Zuletzt bearbeitet:
Weiß nicht so Recht.
Ist mir persönlich zuviel " Getue ":
Kannst du nicht einfach bei Null anfangen. D.h. ein paar Tage vlt. auch Wochen auf gleiche Augenhöhe
gehen. Notfalls auf dem Wohnzimmerboden hocken sie evtl. mit irgendetwas unauffällig aus der Reserve locken, sie wird dann irgendwann von Alleine kommen und wenn das passiert, wenn sie dir vertraut, wird alles andere wie von selbst gehen.
 
Yacco, das wird recht wenig bringen, denn vor mir hat sie ja keine Angst :denken24: Es geht um die Menschen, die ihr draußen eben nun mal begegnen.
 
Wenn Kiara und Caro ganz toll waren in einer stress Situation dann laufe ich mit dem beiden und lobe sie stimmlich für ihr tolles verhalten. Das baut auch bei beiden gut stress ab.
 
Mestchen, das erinnert mich ein wenig an die Arbeit mit Pferden. Um genauer zu sein, an das Verladen auf den Hänger. Wenn ein Pferd nicht rauf wollte, lief man so lange im Kreis vor dem Hänger rum, bis alle Beteiligten duselig wurden und dann startete man ganz ruhig einen Versuch auf die Rampe hoch. Quasi wenn das Pferd nicht mehr dran gedacht hat, dass es da ja eigentlich rauf sollte.

Abgewandelt für den Hund würde das heißen, ich gehe mit ihr UM eine Person im großen Bogen. Immer im Kreis. Die Person beachtet den Hund gar nicht. Wenn sie sich entspannt, machen wir den Radius etwas kleiner. Bleibt sie cool oder entspannt sich während der Übung, gehe ich mit ihr aus der Übung, spiele, lobe sie, gebe ihr nen "Keks" und versuche es erneut und so weiter.
 



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