Wir arbeiten hauptsächlich über umlenken/automatisierte Verhaltensweisen bei Wildsichtung. Dazu Impulskontrolle. Grundgehorsam eher weniger, da hier zu viel an Wild unterwegs ist, als dass ich darauf angewiesen sein möchte, das Wild zuerst zu sehen. Also die Hunde sollten das erwünschte Verhalten von sich aus zeigen.
Du hast wunderschöne Hunde, die Bilder sind einfach toll. Da kann man schon neidisch werden.
Könntest du vielleicht noch genauer schildern, wie du umlenkst, wie du das trainiert hast etc.?
Mein letzter Terrier war die Jagdsau schlechthin. Bei ihm hab ich es nie in den Griff bekommen. Aber, er war Sicht- und Spurjäger. Das sind die Schlimmsten!
Wem sagst du das, Kira ist ebenfalls Sicht- und Spurjäger.
Das mit der Sichtung habe ich schon wirklich gut hinbekommen, ich sehe die Tiere oft vorher und selbst wenn Kira sie zuerst sieht, ist es mir jetzt schon öfter gelungen, dass sie stehenblieb und nicht losdüste (in der Regel dann, wenn das Wild ebenfalls stand und nicht schon am Rennen war, dann ist es viel einfacher).
Mit der Spurensuche fängt sie quasi an, sobald wir auf dem ersten Feldweg sind, die Nase immer am Boden, jeder Wildwechsel muss kontrolliert werden. Da das für sie genauso wichtig ist wie das freie Rennen, lasse ich sie in bestimmten Grenzen ihren Spuren nachgehen. Sie braucht das einfach, es gibt absolut nichts, womit man sie ersatzweise auch nur annähernd befriedigen könnte.
Entfernt sie sich zu weit, ist sie plötzlich hochkonzentriert, zeigt sie gewisse Körpersignale, dann weiß ich, jetzt ist Abruf angesagt.
Dann gibt es ein Tobespiel, manchmal arrangiere ich dann eine Suche oder wir laufen gemeinsam in schnellem Tempo ein Stück.
Heißt für mich aber, ich muss Kira immer im Auge haben, genauso wie die Umgebung.
Das ist tatsächlich auch das einzig Positive, was ich der jetzigen Jahreszeit abgewinnen kann. Die Felder sind abgemäht, die Bäume und Büsche kahl, man hat eine super Weitsicht.
Fatal wird es bei uns immer dann, wenn entweder Fuchs, Reh oder Hase plötzlich direkt neben oder vor uns durchstarten, dann habe ich keine Chance, Kira aufzuhalten oder aber, wenn plötzlich eine ganz frische Spur oder ein Geruch im Wind auftaucht, der besonders verlockend sein muss.
Auch dann startet sie durch und hört auf nichts mehr.
Insgesamt kommt das nicht mehr sehr oft vor, die Gegenden, in denen sie rennen darf sind auch "handverlesen", heißt, da verläuft nirgends in der Nähe eine Straße. Ein Risiko bleibt es natürlich trotzdem, aber ich kann ihr ihre Freiheit nicht komplett nehmen.
An der Schleppleine lernt der Hund eigentlich nur, daß er nicht so kann wie er will, er wird ausgebremst. Der Hund braucht aber eine Alternative.
Wenn ein Reh vor einem Schleppleinenhund auftaucht, wird er voll in die Leine gehen, hat also nichts gelernt dadurch. Und bei nächstbester Gelegenheit ohne Leine ist er dann weg.
Im Prinzip stimmt das. Die Schleppleine, die ich normalerweise im Gebrauch habe während der Brut- und Setzzeit ist nur 5 Meter lang und hat eine Handschlaufe. Für gesondertes Training habe ich auch noch eine 10 Meter Schlepp ohne Schlaufe.
An dieser 5 Meter Leine gehen wir während der 4 Monate unsere normalen Gassirunden. Da ich sehr viel auf Trampelpfaden im Wald unterwegs bin und oft durch relativ unwegsames Gebiet gehe, ist es schon schwierig genug, die 5 Meter Leine zu händeln.
Treffen wir dann auf Wild, geht Kira anfangs in die Leine. Dann kommt von mir einmal ein "Ruhig" und dann warte ich ab bis Kira sich beruhigt.
Je nachdem wie weit das Wild entfernt ist, bleibt es oft einfach stehen. Kira setzt sich dann irgendwann, ist aber immer noch höchst gespannt und fixiert. Ich mache in der Zeit überhaupt nichts, bleibe nur ruhig stehen. Sobald ich merke, sie fängt an, sich zu entspannen, schüttelt sich, dreht den Kopf, schaut mich an, kommt vielleicht auch zu mir, dann bestätige ich sie ruhig. Wenn das Wild noch da ist, drehen wir uns langsam um, ich lasse ein paar Wurststücke fallen, die sie dann suchen muss.
Ist das Wild schon fort, belohne ich wieder mit einem Spiel oder einer kleinen Rennstrecke.
Im Laufe der Wochen, wo die Schlepp permanent dran ist, bemerkt man dann schon eine Besserung. Gegen Ende der Zeit ist sie dann nicht mehr in die Leine gesprungen, sie hat das Wild angezeigt, sich hingesetzt, mich angeschaut. Manchmal haben wir uns dann gemeinsam auf einen Baumstamm gesetzt und beobachtet, manchmal haben wir dann einfach nur gespielt.
Von daher würde so ein Schleppleinentrainig bei einem "normalen" kooperativen Hund wohl schon Sinn machen.
Bei Kira ist es so, dass sie meist recht schnell versteht, okay, jetzt ist die Leine dran, hat keinen Sinn Theater zu machen, ist günstiger, wenn ich mich gleich richtig verhalte. Ist genau dasselbe wie vor ein paar Tagen auf dem Feldweg, wo sie normalerweise rennt, Spuren sucht und sich nicht viel um mich kümmert. Sie hat verinnerlicht, dass jetzt wieder die Zeit ist, wo es manchmal weiter in ein anderes Gebiet geht und dass sie das am ehesten erreicht, wenn sie sich vorher manierlich benimmt.
Oder die wenigen Male auf dem Hundeplatz. Kira hasst es, wenn mehrere andere Hunde anwesend sind und hat nur den einen Gedanken, nix wie weg da. Ihre Belohnung besteht dann darin, dass sie den Platz verlassen darf und dafür würde sie alles machen.
Beim letzten Mal vor etwa 1 1/2 Jahren wollte die Trainerin mir das auch nicht glauben. Ich habe es ihr dann anschaulich demonstriert.
Danach meinte sie, bei Kira wäre schon sehr viel fest verankert, vermutlich aus ihrer Zeit in Kroatien und mit gängigen Methoden käme man da vermutlich nicht sehr weit. Sehe ich auch so, also versuche ich, mit dem zu arbeiten, was ich habe und nur das anzupeilen, was bei ihr wirklich möglich ist.
Auch wenn es leider nicht der gängigen Praxis entspricht.
Ich muss aber gestehen, beim nächsten Hund wird der Punkt Jagdtrieb eine erhebliche Rolle spielen. Nochmal muss ich das in dieser gesteigerten Form nicht haben. Das ist auch der einzige Grund, weshalb ich überhaupt darüber nachdenke, ebvtl. als nächstes doch einen Welpen aufzunehmen.
Wenn man nämlich im Vorhinein die Rasse kennt (und bestimmen kann) und von Anfang an an der Bindung arbeiten kann und daran, dass kein selbstbelohnendes Jagen vorkommt, hat man es (hoffentlich) leichter, den nötigen Freilauf regelmäßig zu gewähren.
Ich kenne bzw. kannte wirklich viele Hunde. Die wenigsten haben einen echten Jagdtrieb.
Liebe Bubuka, ich meine das jetzt wirklich ernst. Du bist herzlich eingeladen, Kira und mich zu besuchen. Dann machen wir einen langen Spaziergang und dann wäre ich sehr gespannt, wie du Kira einschätzt.
Deswegen haben meine Hunde "echten" Freilauf. Trotz Jagdtrieb. Denn wie bei harry97, man kann das einfach auch managen, wo der Hund frei laufen kann und wo besser nicht.
So mache ich das auch. Die Gegenden, wo Kira frei laufen darf, sind handverlesen. Weniger Wild als in der übrigen Gegend, sehr wenige Jägerstände, keine befahrenen Straßen in der Nähe. Zum großen Teil gut einsehbare Wiesen, Felder oder lichte Wälder.
Sind wir im Urlaub oder auf Wandertouren auswärts, muss sie an der langen Leine bleiben.