Wie viel Entscheidungsfreiheit haben eure Hunde?

Erster Hund
Missy / Terrier-Dackel-Mix
Ich muss sagen, dass in unserer Sozialgemeinschaft sehr häufig demokratische Verhältnisse herrschen.

Da ich mich auch viel mit dem Verhalten freilebender Hunde/ Wölfe befasse, ist es einfach für mich völlig selbstverständlich, dass ich meinen Hunden auch gewisse Freiheiten zugestehe.

Beispielsweise wäre ich für TurnierHundesport völlig ungeeignet, da ich große Hemmungen hab, den Hund zu etwas zu bringen, worauf er im aktuellen Moment gar keine Lust hat. Der Alltag besteht bereits aus so vielen Grenzen, Verboten, meine Terrierhündin ist jagdlich stark ambitioniert und muss dort bereits perfekt funktionieren, wenn ich sie mit Dummyarbeit auslasten möchte, ihr also was Gutes tun will, richte ich mich voll und ganz nach ihren Bedürfnissen.

Gestern zb hat sie dann einfach nicht zuende apportiert, da sie einfach schlichtweg zu müde, zu geschlaucht war.

Rein theoretisch hätte ich das Kommando auch durchsetzen können, immerhin widersetzt sie sich gerade meinem Kommando... mir fiel aber kein guter Grund dafür ein, also hab ich sie weitergehen lassen und den Dummy aufgesammelt.

Hier zuhause hat meine Hündin absolute Narrenfreiheit. Sie darf entscheiden, wo sie liegen und schlafen will, sie darf uns auch regelmäßig zum Spielen auffordern, sie darf gelangweilt liegen bleiben, wenn ich sie mal in der Wohnung rufe und zum Spielen oder Kuscheln auffordern will. Ich zwinge sie da nie. Niemals.
Jeden zweiten Morgen gehe ich zum Joggen. Ich weiß, dass meine Hündin nicht gern mitjoggt. Das Tempo ist ihr unangenehm, es ist ihr zu langweilig und für frühmorgens auch einfach viel zu lang. Daher lasse ich sie immer selbst entscheiden, ob sie mit möchte, oder nicht.
Sollte sie - trotz der ihr aufgefallenen Laufschuhe - mal doch mitgekommen sein und nach ein paar hundert Metern keine Lust mehr haben, bring ich sie erst nachhause, bevor ich weiterjogge.

Im Großen und Ganzen würd ich also schon sagen, dass ich meiner Hündin verhältnismäßig viel Entscheidungsfreiheiten lasse... trotzdem haben wir kein Kontrollproblem.
Sie rennt mir zuhause nicht hinterher, kann super entspannt allein bleiben, ich kann es sofort abbrechen, wenn sie doch mal wieder versucht, die Bank, auf der wir sitzen vor anderen Hunden zu verteidigen, zuhause bleibt sie - zwar genervt und angepisst - aber sie bleibt zu hundertprozent im Körbchen, wenn Gäste da sind. Ihr Gehorsam draußen kann nicht besser sein. Ich wüsste keine Situation, in der ich nicht bei Bedarf Einfluss auf sie nehmen kann.

Ist das untypisch?
Warum haben Hundebesitzer solche Angst vor "Dominanz", vor dem Zulassen von Situationen, in denen auch mal der Hund entscheiden darf, wenn es doch offensichtlich mit dem Gehorsam und der Bindung dennoch super funktioniert?

Oder wo seht ihr die Grenzen? Gibt es Gründe, die dafür sprechen, einem Hund die Selbstbestimmung völlig zu nehmen?

Wie sind da eure Erfahrungen?
 
Ich halte von der gesamten Dominanztheorie eh nichts.

Meine Hunde haben zu Hause total viel Entscheidungsfreiheit.
Ist eigentlich ähnlich wie bei dir.

Sie dürfen liegen wo sie wollen,wenn sie nicht spielen wollen,
na dann nicht.usw.
Ich als erster durch die Tür...leg ich keinen Wert drauf.

Auch habe ich eine Zicke,die manchmal zickt,wenn sie bei mir liegt und Yukon oder Xena kommt zu mir.
Das wird unterbrochen und gut.

Tja und trotzdem funktioniert es.

Ich denke manche Hundebesitzer sehen das alles viel zu eng und verbissen.
 
Ich muss sagen, dass in unserer Sozialgemeinschaft sehr häufig demokratische Verhältnisse herrschen.

Da ich mich auch viel mit dem Verhalten freilebender Hunde/ Wölfe befasse, ist es einfach für mich völlig selbstverständlich, dass ich meinen Hunden auch gewisse Freiheiten zugestehe.

Freiheiten gewähren mit Demokratie gleichzusetzen halte ich für falsch. Man gewährt Freiheiten in einem gewissen Rahmen, den der Grundgehorsam, die Abrufbarkeit etc. des Hundes festlegt. Diese Freiheiten muss man dem Hund jederzeit entziehen können. Somit also schon wieder keine Demokratie.

Beispielsweise wäre ich für TurnierHundesport völlig ungeeignet, da ich große Hemmungen hab, den Hund zu etwas zu bringen, worauf er im aktuellen Moment gar keine Lust hat.

Ich muss auch Dinge tun, zu dem ich keine Lust habe. Deshalb erwarte ich es ab und an auch von meinem Hund. Wobei ich ihn zu sportlichen Aktivitäten, die er nicht mag, nicht nötigen würde. Sport = Spass.

Der Alltag besteht bereits aus so vielen Grenzen, Verboten, meine Terrierhündin ist jagdlich stark ambitioniert und muss dort bereits perfekt funktionieren, wenn ich sie mit Dummyarbeit auslasten möchte, ihr also was Gutes tun will, richte ich mich voll und ganz nach ihren Bedürfnissen.

Kein Lebewesen funktioniert perfekt. Du hast aber recht. Grenzen setzen, Privilegien entziehen sind Dinge, die bei Jagdhunden unerlässlich sind. Einschränkungen bedeuten auch mal was negatives. Dem Hund dann als Alternativverhalten etwas anzubieten, was ihm liegt, was er liebt, ist zwingend notwendig, da es sonst seinen Sinn verliert. Würde man es anders sehen, müsste man mit massivem Zwang arbeiten, was nicht mein Weg wäre.

Gestern zb hat sie dann einfach nicht zuende apportiert, da sie einfach schlichtweg zu müde, zu geschlaucht war.

Rein theoretisch hätte ich das Kommando auch durchsetzen können, immerhin widersetzt sie sich gerade meinem Kommando... mir fiel aber kein guter Grund dafür ein, also hab ich sie weitergehen lassen und den Dummy aufgesammelt.

Da bin ich etwas anders. Kommando gegeben, Kommando gilt. Liegt allerdings an Felix Mentalität. Würde ich es nicht konsequent einfordern, würde er mir beim nächsten mal dien Stinkefinger zeigen. Bei einem anderes gearteten Hund, wäre ich vielleicht auch nachgiebiger.

Hier zuhause hat meine Hündin absolute Narrenfreiheit. Sie darf entscheiden, wo sie liegen und schlafen will, sie darf uns auch regelmäßig zum Spielen auffordern, sie darf gelangweilt liegen bleiben, wenn ich sie mal in der Wohnung rufe und zum Spielen oder Kuscheln auffordern will. Ich zwinge sie da nie. Niemals.

So handhabe ich es auch.

Jeden zweiten Morgen gehe ich zum Joggen. Ich weiß, dass meine Hündin nicht gern mitjoggt. Das Tempo ist ihr unangenehm, es ist ihr zu langweilig und für frühmorgens auch einfach viel zu lang. Daher lasse ich sie immer selbst entscheiden, ob sie mit möchte, oder nicht.

Jepp.

Sollte sie - trotz der ihr aufgefallenen Laufschuhe - mal doch mitgekommen sein und nach ein paar hundert Metern keine Lust mehr haben, bring ich sie erst nachhause, bevor ich weiterjogge.

Jepp. Zudem man selbst auch nicht mehr entspannt joggen kann, wenn Herr Hund nicht möchte. Früher lief Felix zwanzig oder mehr KM mit, heute hat er selten noch Lust dazu. Na und?

Im Großen und Ganzen würd ich also schon sagen, dass ich meiner Hündin verhältnismäßig viel Entscheidungsfreiheiten lasse... trotzdem haben wir kein Kontrollproblem.

Ist bei uns genauso.

Sie rennt mir zuhause nicht hinterher, kann super entspannt allein bleiben, ich kann es sofort abbrechen, wenn sie doch mal wieder versucht, die Bank, auf der wir sitzen vor anderen Hunden zu verteidigen, zuhause bleibt sie - zwar genervt und angepisst - aber sie bleibt zu hundertprozent im Körbchen, wenn Gäste da sind. Ihr Gehorsam draußen kann nicht besser sein. Ich wüsste keine Situation, in der ich nicht bei Bedarf Einfluss auf sie nehmen kann.

Richtig. Bei uns genauso.

Ist das untypisch?

Absolut nicht. Ich sehe das genauso. Wobei man unterscheiden sollte. Ich denke, Du und ich auch, legen ausgesprochen viel Wert auf Grundgehorsam und dass es funktioniert, wenn wir es wollen. Das klappt bei unseren Hunden und dann kann man definitiv mehr Freiheiten gewähren als wenn das nicht klappen würde. Bei Hunden, wo Gehorsam etc. nicht so klappt, sicher ist, muss man individuell anders reagieren. Es muss auf den Hund abgestimmt sein.

Warum haben Hundebesitzer solche Angst vor "Dominanz", vor dem Zulassen von Situationen, in denen auch mal der Hund entscheiden darf, wenn es doch offensichtlich mit dem Gehorsam und der Bindung dennoch super funktioniert?

WENN es funktioniert. Ist leider oft nicht der Fall. Häufiges Symptom bei Jagdhundehaltern aber auch oft bei anderen Haltern, die einen Hund falsch einschätzen, sein Wesen nicht verstehen etc.

Oder wo seht ihr die Grenzen? Gibt es Gründe, die dafür sprechen, einem Hund die Selbstbestimmung völlig zu nehmen?

Ich denke schon, dass es diese Hunde gibt, wenn auch selten. Zudem sollte der Entzug der Selbstbestimmung dann nur zeitweise erfolgen.

Wie sind da eure Erfahrungen?

Siehe oben.
 
ich mache die "freiheit" und "entscheidungsfreiheit" vom gehorsam und der situation individuell abhängig. Digger ist ein typischer rüde der gern mal rumprobiert. Sprich, er bekommt umsomehr freiheiten je besser er "funktioniert". Aus erfahrung mit ihm ist das für uns die beste kombination, da er dazu neigt gegebene entscheidungsfreiheit "auszunutzen".

Je älter er aber nun wird umso mehr "privilegien" räume ich ihm ein :verlegen1:
 
Beispielsweise wäre ich für TurnierHundesport völlig ungeeignet, da ich große Hemmungen hab, den Hund zu etwas zu bringen, worauf er im aktuellen Moment gar keine Lust hat.

OT:
Ich komme ja aus dem Turnierhundesport und die Kunst dabei ist es, den Hund so auszubilden, dass er in diesen Momenten auch wirklich will.

Ich lebe und trainiere dabei nach folgenden Aussagen:

Wenn ein Hund nur darf wenn er soll, aber nie kann wenn er will, dann mag er auch nicht wenn er muss. Wenn er aber darf wenn er will, dann mag er auch wenn er soll, und dann kann er auch wenn er muss.
Denn schließlich ... Hunde die können sollen, müssen wollen dürfen ...

‎"Ein
hervorragender Trainer ist nicht der, der seinen Hund dazu erzieht, eine
gute Leistung zu erbringen, sondern jener, der seinen Hund dazu bewegt,
dies zu wollen." Nicole
Weber

Und ansonsten - mir ist es vollkommen gleichgültig, wo meine Hunde in der Wohnung liegen (wobei wir meistens alle auf der Couch knotzen) und ob ich über sie drübersteige, weil sie gerade schlafen, ob die Hunde oder ich zuerst durch die Türe gehen, oder ob sie mich zum Spielen, Streicheln und Kuscheln auffordern.
Ich sehe das nicht so eng - mal fordert der eine auf, mal der andere.

Hm, warum viele Menschen Angst haben, dem Hund Entscheidungsfreiheit einzuräumen?
Ich denke, weil sie genau das sind, was sie unseren Hunden oft unterstellen - Kontrollfreaks.

lg
Birgit
 
Hm, da geb ich euch Recht.

Im ersten Jahr gab es bei uns auch wesentlich mehr "Musts" als "Mays", was aber nicht daran lag, dass es früher weniger Situationen gab, wo sie frei entscheiden durfte, sondern mehr Situationen, in denen ich ihr ein Verhalten anerziehen musste, das in der aktuellen Situation unumgänglich war.

Flixi... würde ich beim Jagdtraining (an der Reizangel, bei Impulskontroll- und Überraschungsimpulskontrollübungen) ein Nichtbefolgen meines Kommandos zulassen, wäre das auch der sofortige Tod unseres Trainings. Ganz klar.

Machst du aber keine Unterschiede, ob es gerade ernst oder Bespaßung ist?

Wenn ein Hund nur darf wenn er soll, aber nie kann wenn er will, dann mag er auch nicht wenn er muss. Wenn er aber darf wenn er will, dann mag er auch wenn er soll, und dann kann er auch wenn er muss.
Denn schließlich ... Hunde die können sollen, müssen wollen dürfen ...
:jawoll: Das ist in nem anderen Forum auch meine Signatur, ist auch absolut meine Erziehungsphilosophie :)
 
Also Struppi darf in der Wohnung auch machen was er möchte.
Wenn er mich zum spielen auffordert ist ok, wenn er kuscheln fordert ist ok, schlafen kann er auch wo er will.
Wenn wir draußen sind muss er auch nicht bei jedem Pfiff sofort kommen. Das ist immer Situationsabhängig.

Wobei ich auch merke, je älter er wird, desto mehr lass ich durch gehen..
 
Ich mache keine Unterschiede, weil Felix die Unterschiede auch nicht macht. Mir bleibt also keine andere Wahl. Bei einem gegebenen Kommando muss ich auf Durchsetzung bestehen.
 
Wenn wir draußen sind muss er auch nicht bei jedem Pfiff sofort kommen. Das ist immer Situationsabhängig.

Wobei ich auch merke, je älter er wird, desto mehr lass ich durch gehen..

Warum pfeiffst Du dann wenn er selbst entscheiden kann, ob er kommt oder nicht?

Ich bin auch in Sachen nachlässiger geworden, aber nicht in Sachen Gehorsam.
 
Mmmmh... Das wäre auch sone Sache, wo ich keine Entscheidungsfreiheit zulassne würde, bzw baue ich WICHTIGE Sachen so auf, wie Birgit schon erzählt hat... die Motivation zu gehorchen ist so enorm groß, dass ich weiß, dass sie immer kommen wird, wenn ich rufe...
Dafür rufe ich meinen Hund zb fast nie ;) Meistens ist es grundlos. In vielen Fällen gehe ich einfach zu ihr und "dräng" sie völlig entspannt einfach ab.
 



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