Wie viel Entscheidungsfreiheit haben eure Hunde?

Nostra, natürlich gibt es charakterliche Unterschiede, vor allen Dingen unterschiedliche Triebverhalten. Ich würde das noch weniger an devot oder dominant festmachen. Sich darauf einzustellen und dementsprechend zu handeln, ist wichtig (lies mal FrauGrimms und meinen ersten Beitrag durch).
 
An welchen Verhaltensauffälligen Merkmalen kann ich denn schon an einem Welpen festmachen zu welcher charakterlichen Klasse er gehört?

Kann man das überhaupt?

Mir ist wie gesagt im Grunde nur wichtig, das ich mit meinem Hund ein gutes Team bilde. Ansich ist die Mensch-Hund-Beziehung ja schon ein Stückweit etwas besonderes. Wir leben in einer Art Simbyose miteinander.

Ich denke nur, man sollte schauen ein gesundes Maß von beidem zu haben, dem Hund genug Entscheidungsfreiheit zu geben sodass er in der Familie nicht in einer Angsthaltung lebt, zum anderen so Konsequent sein um dem Tier Sicherheit geben zu können.

Das ist manchmal ganz schön schwer und ich habe Respekt vor jedem, der diesen Mittelweg gefunden hat. Für mich als anfänglichen Hundehalter ist das noch ein wenig schwierig.

Ich habe oft Angst etwas falsch zu machen und ich denke, diese Unsicherheit merkt der Hund mir an.

Viele Menschen haben unterschiedliche Meinungen zur Erziehung, an jeder Ecke härt man etwas anderes. Ich finde, man sollte sich deswegen nicht von allen Ecken beeinflussen lassen sondern für sich und den Hund die persönlich beste Alternative finden.
 
nostra, genau das ist das was flixi, fraugrimm und ich in unseren anfangsposts gesagt haben ;)
 
Total nebensächlich... passt aber grad...
Meine Hündin liegt, wie jeden Vormittag, in ihrem Prinzessinnen-Körbchen und pennt. Gerade macht sie die Augen auf, wedelt mit ihrem Schwänzchen, streckt sich demonstrativ genüsslich in ihrem Körbchen, fängt an zu quieken und mich immer wieder zu fixieren... "Komm her und knuddel mit mir" sagt sie :)

Würd ich sie ignorieren, würd das Verhalten nachlassen und sie pennt weiter oder legt sich einfach stillschweigend neben mich.

Aber ich hab auch grad Lust zu kuscheln,... sie sieht sooooo süüüüß aus :D
Also bestätige ich ihr manipulatives Verhalten gleich mal ganz gehörig... warum?
Weil ichs KANN! :D
 
Gar nicht nebensächlich sondern essentiell ;).

Richtig, weil Führung an der Basis nicht heißt fordern, sondern fördern.
Weil ich es mir als Hundehalter erlauben kann auch mal fünfe gerade sein zu lassen, wenn ich weiß das ich es jederzeit anders haben kann.

Und nichts anderes ist dann am Ende auch Dominanz, sie wird nicht vom Dominierenden aufgedrückt, sondern vom sich Unterwerfenden anerkannt auf Grund dessen das man sie sich verdient hat indem man Schutz, Geborgenheit und Sicherheit vermitteln kann und das macht Bindung aus.

Konsequenz bedeutet für mich auch nicht zwangsläufig ein immer gleiches Verhalten in gleichen Situationen, sondern vielmehr zu Lernen den anderen individuell einzuschätzen wie er die Situation gerade sieht.
Simples Beispiel:
Der Hund darf nie auf die Coach, sonst wird er dominant.
Ich müßte demnach dies immer durchsetzen.
Entscheidend ist aber doch: Geht der Hund von der Coach, wenn mir nicht danach ist und ich ihn dort mal gerade nicht haben will, kennt er also mich so genau, das er weiß wann er etwas wie einzuschätzen hat, wann ich es ernst meine und wann nicht so arg und aktzeptiert er das, weil er weiß, das ich ansonsten fair und unter Berücksichtigung seiner Bedürfnisse handele, auch wenn´s ihm grad mal nicht so paßt, er das aber aktzeptiert.
Das ist individuelle Beziehung und bedeutet auch die Grenzen des anderen zu respektieren - hat Fr. Grimm anfangs ganz wunderbar beschrieben - sehe ich genauso.
Insofern finde ich auch den Begriff Freundschaft gar nicht so falsch, denn auch in einer Freundschaft gibt es die individuellen Grenzen meines Gegenübers und auch einen Freund würde ich davon abhalten Dinge zu tun, die ihm oder anderen Schaden - z.B. angetrunken Autofahren. Jeder bringt das ein was er am besten beherrscht, darum ist ja auch die Arbeit mit dem Hund, wenn ich da seine Vorlieben berücksichtige, wie z.B. beim Mantrailing auch enorm beziehungsfördernd, weil ich mich auf etwas einlasse und mit ihm zusammenarbeite, was er dann einfach mal besser kann und da muß ich mich auch komplett darauf einlassen und darauf verlassen können und gebe sogar kurzfristig die Führung ab, an den der es in der Situation besser kann.

Mir ist daher dieses gegenseitige Kennenlernen und damit der Aufbau der Bindung als Grundvoraussetzung viel wichtiger als jede Erziehung, denn die daneben laufende Erziehung gestaltet sich vergleichweise einfacher auf dieser Ebene, weil sie eine anderen Bedeutung bekommt, sich mit Sinn füllt und der gemeinsamen Interaktion dient und nicht einer Befehlsbefolgung, weil ich es gesagt habe.

Beispiel - mein Rüde - rabenschwarz - sollte nun im Vereinsleben im Hinblick auf die BH auch lernen sich bei praller Sonne auf unbestimmte Zeit ins Platz abzulegen. Das ihm das nun so gar nicht recht ist, da er keinen Einfluss auf sein körperliches Wohl hat, ist verständlich - auf Grund dieses Verständnisses und der großen Unwahrscheinlichkeit, das ich das im Alltag mal so krass brauchen würde, kann ich da kein authentisches Platz ausprechen - wenn ich insgeheim selber denke, was für ne bescheuerte Angelegenheit. Platz in der Sonne auf dem Hundeplatz war also in der Regel etwas wo er sich regelmäßig widersetzt hat. Muß ich nun darauf bestehen um mein Gesicht nicht zu verlieren, oder ist es nicht authentischer auf dieses sinnlose Kommando in dem Fall zu verzichten. Ich finde ich mache mich absolut unglaubwürdig bei meinem Hund wenn ich das in so einer Situation von ihm verlange und damit sein körperliches Wohl wirklich arg beeinträchtige, denn schließlich ist es genau das was Führung ausmacht, das ich diese Faktoren berücksichtige.

Einer der Gründe, warum ich aus diesem Schema ausgestiegen bin, ich kanns nicht leben, ich stehe da nicht dahinter.

Andererseits weiß ich aber, das er, sollte es jemals um eine ernsthafte Situation gehen, die das Ablegen in der Sonne erfordern würde, dies auch tun würde, weil er an mir und an meinem Ausdruck den Ernst der Situation unterscheiden kann. Und glaubt mir Hunde können das sehr gut und oft sind es gerade jene, die man als besonders stur ansieht oder schwer erziehbar und dnen man dann mit noch mehr Disziplin auf den Laib rückt, die genau solche Charaktere sind, die absolut hinterfragen. Bei einem solchen Hnd mach ich mich lächerlich, wenn ich von ihm Dinge erwarte ohne Sinn und Zweck.
 
Wieder eine Sache der Definition. Eine Ebene zu finden, wo die Beziehung, der Gehorsam, der Abruf oder was auch immer so stabil ist, dass ich diese Grenzen elastisch halten kann, Dinge einfordern kann wenn nötig, die ich ansonsten frei gebe, dauert eine Zeit. Sicherlich ein Fluss, eine Entwicklung.
 
Ich sehe es wie Fr. Grimm - diese Ebene ist die Basis, manch einem ist das von Natur aus gegeben, andere müssen es erst lernen, es ist nur gut, das man das Lernen kann.
Leider entsteht hier natürlich schon ein Grundproblem, derjenige dem das charakterlich nicht in die Wiege gelegt ist und mit seinem ersten Hund anfängt bleibt nichts anderes übrig als dies über die eigene Erfahrung zu erschließen - liegt in der Natur der Sache, das noch kein Meister vom Himmel gefallen ist, dabei sollte uns dies doch als soziales Lebenwesen leicht fallen - tut es aber oftmals nicht, insofern können wir von useren Hunden viel lernen, wenn wir uns darauf einzulassen bereit sind und diese Erkenntnis ist die Grundvoraussetzung für alles andere, denn auch besagtes Kennenlernen ist ein Prozess der über einen längeren Zeitraum stattfindet und in diesem Zeitraum hat man auch als Mensch die Möglichkeit solche Dinge zu erkennen und erfassen zu lernen - liegt natürlich an der eigenen Motivation und Einstellung zur Sache ob ich auf diesen Weg komme oder nicht.

Tikaani, vollkommen richtig, aber um diese Ebene zu erreichen bedarf es viel Arbeit, liebevolle Konsequenz und Geduld.
und ja natürlich, denn es ist ein Prozess in den beide Seiten hineinwachsen müssen, gemeinsam aneiander wachsen müssen, sich eben kennenlernen müssen. Insofern wäre die Basis, dies überhaupt zu erkennen um dann an diesen Punkt zu kommen wo es funktioniert und dem Gehorsam vorausgehen kann.
 
Wieder richtig Tikaani. Nur würde ich dem Charakter Hund eine sehr große Gewichtung geben. Beispielsweise erreichst Du diesen Stand bei vielen WTP Hunden, viel einfacher, viel eher als bei sehr eigenständigen Hunden.
 



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