Gerade weil das Problem auch besteht wenn du die Radler nicht siehst, ist die Lösung es dem Hund schlicht zu verbieten. Er soll es nicht nur dann machen wenn man Platz sagt, sondern er soll es von alleine nicht machen. Deswegen Abbruchsignal trainieren und dann mit ordentlich nachdruck dem Hund darüber klar machen er hat das einfach nicht zu tun.
Die Ursache wäre sicherlich interessant, hat aber, finde ich, keinen Einfluss auf die Lösung. Ob er die nun jagen, hüten oder vertreiben will ist eigentlich erstmal unerheblich.
Man sieht, du hast die entsprechenden Rassen, bei denen funktioniert das sicher am besten auf diese Weise.
Alfred hat weiter oben aber von dem "Tunnel" berichtet, und das kommt mir schon wirklich sehr bekannt vor.
Kira kommt in diesen "Tunnel", wenn sie Wild oder nur sehr frische Spuren sieht bzw. riecht.
Erkenne ich an ihrem Verhalten dass es kurz bevor steht, dann kann ich sie mit den erlernten Kommandos abfangen, auch weil sie in diesem Moment noch "weiß", dass ich diese Dinge regele und ich nicht will, dass sie jagen geht.
In diesem "Zustand" kann ich sie auch noch bestätigen, sie nimmt Lob und Streicheln an, mittlerweile sogar leckere Dinge, weil sie ja eigentlich sehr verfressen ist. Genauso kann ich sie dann auch noch körperlich und verbal "abfangen".
Reagiere ich aber eine Sekunde zu spät und der "Mechanismus" Jagd ist in Gang gekommen, dann kann ich mir alles sparen.
Da nutzt kein Rückruf, kein Abbruch, gar nichts.
Sie ist dann in diesem "Tunnel", selbst Schmerzreize wären ihr komplett egal.
Das habe ich natürlich nicht ausprobiert, sondern live erlebt. Wir waren unterwegs, sie ist beim Laufen falsch aufgetreten und konnte nur noch auf drei Beinen laufen. Tragen ist für sie Höchststrafe, also sind wir Richtung Heimat gehumpelt.
Zeitweise ist sie stehen geblieben und wollte gar nicht mehr weiter, sie hatte augenscheinlich Schmerzen.
In dem Zustand hatte ich sie nicht an der Leine, ich dachte ja, wer weiß wie wir überhaupt heimkommen, es waren auch nur noch ein paar hundert Meter durch den Wald runter zu unserem Garten. Mein Fehler, denn da querte dann tatsächlich ein Reh und Kira sofort hinterher.
Als hätte sie nichts, alle Schmerzen waren vergessen.
Nach ein paar Minuten kam sie zurück, humpelte schmerzerfüllt nach Hause und es dauerte ein paar Tage, bis sie wieder normal laufen konnte.
Ich rede eigentlich immer ziemlich ruhig und eher leise mit meinen Hunden, wenn ich aus guten, seltenen Gründen laut werde, dann trifft es Kira jedes Mal ins Mark und sie gehorcht sofort.
Das funktioniert noch in diesen Sekundenbruchteilen, bevor sie im "Tunnel" ist.
Eine Sekunde später ist ihr das vollkommen egal.
Und Murphy hat diesen "Tunnel" leider bei Begegnungen mit anderen Hunden, wenn ich sie zu spät sehe und er bereits angefangen hat zu pöbeln, dann nutzt alles Erlernte, das Sekunden vorher noch funktioniert hätte, gar nichts mehr.
Von daher ist es gut und wichtig Abbruchkommandos aufzubauen, sich als souveräner Führer zu etablieren, aber es gibt Hunde und Situationen, da nutzt das alles nichts. Und nach meiner Ansicht gibt es das bei Schäferhunden, Border Collies etc. nicht in diesem Ausmaß.