nur dann Erafhrung zu haben, wenn man sich mit schwierigen Hunden beschäftigt hat.
Natürlich nicht nur dann! Es geht lediglich mit schwierigen Hunden entweder völlig in die Hosen, oder man sammelt zumindest in deren Problembereichen schneller und tiefer Erfahrungen als mit einem Hund, der einfach nebenher läuft. Einfach weil sie einen vor viel mehr Fragen stellen, viel mehr einprägsame Verhaltensweisen zeigen, oft viel intensiver "spiegeln", wo ein einfacher Hund noch ohne jede Rückmeldung wegsteckt. Beispiel: Wenn man einen Hund hat der reaktiv auf Menschen ist lernt man sehr schnell, welche Körpersprache auf den Hund bedrohlich wirkt, und auf welche Feinzeichen man schon achten muss (wie etwa leichtes Stirnrunzeln, Anspannung der Mundwinkel o.ä.). Während diese Feinzeichen Menschen mit netten Familienhunden oft auch nach dem fünften Hund noch überhaupt nicht bewusst sind, weil sie das ja nie gebraucht haben. Wie gesagt, nur ein Beispiel. Dazu kommt, dass viele (nicht alle!) Halter von pflegeleichten Hunden oft deutlich mehr an der Oberfläche bleiben, was die Beschäftigung mit den Details angeht. Das ist jetzt gar nicht abwertend gemeint, denn wieso sollten sie auch tief in die Materie einsteigen wenn doch alles prima läuft?
Auch habe ich nicht nur mit meinen Hunden, sondern auch mit vielen anderen mit denen ich zu tun hatte gelernt, dass es immer wieder Dinge gibt, auf die man sich mit einem "normalen" Hund erst mal gar nicht vorstellen kann. Das verändert die Perspektive auch noch mal, wenn man davon ausgeht dass es alle möglichen Fälle geben kann wo die üblichen Erfahrungswerte schlicht nicht greifen.
Von daher ist es selbstverständlich keineswegs abzuwerten, wenn jemand aus einem freundlichen Welpen einen netten Familienhund gemacht hat! Auch das sind Erfahrungen! Bloß die Bandbreite ist eine andere.
Die wichtigste Erkenntnis ist doch, dass es immer noch was dazu zu lernen gibt. Und man sich von daher einen wachen, offenen Blick erhalten sollte. Ich gestehe, es gibt in dieser Hinsicht wenig was mich so triggert wie die allwissenden Hundehalter, die den dritten pflegeleichten Familienhund haben und damit meinen, sie hätten es voll drauf und auf alles die richtige Antwort. Im Gegenteil: Gerade diejenigen, die nun wirklich enorm viel wissen und einen großen, reflektierten Erfahrungsschatz in Theorie und Praxis haben, treten meist eher vorsichtig und leise auf. Die wissen nämlich, wie viel es "sonst noch" zu erfahren und wissen gibt...