Man kann nicht alle angeborenen Eigenschaften wegsozialisieren.
Und die meisten Hüter haben halt von Haus aus ein eher schwaches Nervenkostüm und sind sensibel. Die regen sich schnell auf, teilweise haben sie auch Wach- und Schutztrieb. Und ich bleibe dabei, es gibt geeignetere Rassen, die mehr innere Ruhe mitbringen.
Das finde ich ganz wichtig.
Ich bin jetzt seit 12 Jahren Besitzerin von Hunden mit Hütegenen und habe auch schon öfter mit anderen Hütehundrassen Kontakt gehabt und man hat sich ausgetauscht.
Hütehunde wurden über Jahrhunderte genau gegensätzlich zum z.B. Labrador gezüchtet.
Der Labrador wurde ganz gezielt auf Freundlichkeit zu Mensch und Tier selektiert, weil man sich die Hunde früher tatsächlich gegenseitig ausgeliehen hat - es konnte sich halt nicht jeder einen leisten. Und wenn Bauer Fritz gesagt hat, er würde auf Entenjagd gehen wollen hat Bauer Franz ihm halt seinen Hund mal für eine Woche ausgeliehen.
Hütehunde dagegen sollten und mussten Fremden gegenüber immer eher reservierter sein. Nicht nur, weil sie auch mal Haus und Hof bewacht haben, sondern weil sie auch nicht jedem Wanderer oer Viehdieb fröhlich ein Schaf "to go" einpacken sollten.
In vielen Hütehunden steckt das eben (Gott sei Dank) noch drin. Sie leben in enger Bindung mit "ihren" Menschen, aber dulden Fremde eher, als dass sie fröhlich auf jeden zu gehen.
Und wenn sie sich bei so einer Therapiehundesache von Fremden anfassen lassen, dann meist nur ihrem Besitzer zuliebe, nicht weil sie das selbst auch gut finden - ob man das seinem Hund dann antun muss?
Evtl. findet man einen geeigneten Vertreter bei den Showlinien, denen wurden etliche ihrer ursprünglichen Eigenschaften schon weggezüchtet.
Allerdings empfinde ich diese Linien dann auch nicht mehr als besonders intelligent. Züchtet man gewisse Triebe weg, leidet der Verstand durchaus auch.
Für mich persönlich sind Showlinien eher dümmlichere Hunde in Verkleidung der jeweiligen Rasse - zumindest wenn man es in der Zucht zu arg auf die Spitze getrieben hat.