ich finde es immer lesenswert, was du zur zucht schreiben kannst, tina!
mein denken über die entstehung neuer rassen ist aber ein bisschen einfacher. unabhängig von den wissenschaftskram denke ich, dass der retromops eine chance verdient hätte unter dem fci zur eigenständigen rasse zu gelangen.
Die hat er doch auch, denke ich. Ebenso wie alle Rassen, die Rassen wurden.
wie du schon schreibst, es sind 20 jahre, die man braucht, um eine neue! rasse zu kreiren. hier eine rasse mit viel weniger einschänkungen.
Die Sätze verstehe ich nicht. Was meinst du genau damit?
im vergleich: wie lange kann der mops nicht mehr atmen? es hat mir bis jetzt keiner klar erklären können, warum die gesundzüchtung der gewissen rassen länger dauert, als die besagten 20 jahre.
Das stimmt ja nicht ganz. Es kommt darauf an, was kaputt gezüchtet würde und wie lange das unerkannt gemacht wurde, welche Population es gibt,......
Im Grunde kann man aber sagen, dass das Gesundzüchten einer Qualzucht wie Mops bestimmt doppelt so lange dauert, wie das Krankzüchten.
Bleiben wir beim Mops, weil er beim Thema Gesundheit wirklich total kaputt gemacht wurde.
Die Nasen wurden, sagen wir mal, über etwa 20 Jahre immer kürzer.
Grund war der Niedlichkeitsfaktor und die Nachfrage nach kurzen Nasen. So wurden nur noch Möpse in die zucht genommen, dessen Nasen kürzer waren. Der Genpool wurde somit höchstwahrscheinlich auch kleiner.
Dass da etwas kaputt gemacht wurde, war denen damals gar nicht bewusst.
Irgendwann fing der Mops an, komische Geräusche zu machen, sagen wir mal, nach etwa 10 Jahren. Das fanden die Leute niedlich, wussten aber immer noch nicht recht, was das bedeutet.
Die ersten kranken Möpse wurden operiert und nicht alle Hundebesitzer erzählten ihren Züchtern davon (früher wurde nicht so oft von Züchtern lebenslanger Kontakt erwartet, ist ja leider nicht mal heute so).
Nochmal 5 Jahre später schwante den Leuten langsam, dass Möpse doch vermehrt Atemprobleme haben und es keine Einzelfälle mehr sind. Dann wurde nach der Ursache geforscht......
Zu den Züchtern, die sich ernsthaft Sorgen machten gab es natürlich auch die, die den Umsatz sahen. Denn die Nachfrage nach kurzschnauzigen Möpsen war weiter enorm, der Standart (der aus England stammt) liess allerlei Möglichkeiten zu und vieles wurde unter den Tisch fallen gelassen.
Ein anerkannter Verein ist dem VDH keine Rechenschaft schuldig. Sie müssen dort weder Gesundheitsuntersuchungen vorlegen, noch Todesfälle oder Zuchtprobleme,...das wird alles in den Vereinen selbst geregelt. Sie haben eigene Zuchtwarte, Ringrichter, etc.
Neben den Züchtern, denen die Gesundheit nicht so wichtig war gab es natürlich noch die Schwarzzüchter und Vermehrer, die alle Marktlücken befriedigen.
Und ehrlich, ich kenne etliche Möpse (die sind ja beliebt), die meisten wirklich leidenden Tiere stammen gar nicht vom Züchter.
Die Zahlen stimmen so wohl eher nicht. Das sollte mehr der Erklärung dienen, wie eine Qualzucht entsteht.
Vor 4 Jahren kam dann langsam der Wandel. Die Qualzucht konnte nicht mehr verheimlicht werden und vieles kam raus.
FCI und VDH setzten sich zusammen, vieles geschieht dort leider erst bürokratisch. Es kann nicht einfach einer zum verein gehen und sagen: "Dies und das wird ab morgen anders gemacht". Ist halt leider das gesetz.
Die FCI sorgte dafür, dass der Mopsstandart geändert wurde (auch das bedeutet einen bürokratischen Weg, da der Standart nur von England geändert werden konnte).
Ein neuer Auszug lautet z.B. so:
Nasenschwamm : Schwarz mit ziemlich grossen weit geöffneten Nasenlöchern. Zusammengedrűckte Nase und starke Faltenbildung auf dem Nasenrűcken sind unakzeptabel und sollten schwer bestraft werden.
Quelle:
http://forum.hundund.de/mops/fci-standard-253-mops-stand-2011-t114864.html
Und es wurde der Belastungstest eingeführt, der natürlich auf den ersten Blick ziemlich albern ausschaut.
Aber man muss bedenken, dass es sich um eine Testphase handelte. Der Test wurde jetzt noch ein wenig angepasst. Auch das Heruntersetzen der Zeit sieht auf den ersten Blick "luschig" aus. Der Mops ist aber kein Husky.
Nicht nur, dass sie Atemprobleme haben, sie wurden auch jahrzehntelang als Schoßhündchen gehalten und haben oft gar keine Ausdauer.
In meinem Ort gehen die Leute mit ihren Möpsen einmal um den Block, dann sind sie ausgelastet....und das auch, wenn sie frei atmen.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass der Test mit der Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Möpse weiter angepasst wird.
Warum dauert das Gesundzüchten so lange?
Durch das Kaputtzüchten und Nutzen von Zuchttieren mit kürzeren Schnauzen ist der Genpool gesunken.
Man muss nicht nur darauf achten, möglichst freiatmende Möpse mit wenig Problemen zu verpaaren, sondern muss auch darauf achten, möglichst nicht in die Inzucht zu fallen.
Zudem kann man nicht erwarten, dass die Nachkommen von 2 relativ freiatmenden Möpsen gleich gesund sind - andersherum geht das auch nicht.
Von den 5 geborenen Welpen sind vielleicht 3 besser freiatmend als die Eltern, 2 sind wie die Eltern ein klein wenig schlechter dran.
Natürlich nimmt man dann die 3 besseren Welpen. Das sind vielleicht auch noch 2 Rüden, 1 Hündin - 2 Hündinnen wäre für eine Zucht deutlich besser.
Die müssen erst mal erwachsen werden. Das dauert dann nochmal 2 Jahre bei der Hündin, bis sie selbst Nachwuchs haben kann. Nun muss für sie ein Rüde gefunden werden, der möglichst genauso gut freiatmend ist, wie sie selbst.
Unter dem Nachwuchs dann haben vielleicht die Großeltern nochmal zugeschlagen und da es nur 2 Welpen sind, geht nur einer davon in die Zucht,......was wieder 2 Jahre dauert.
Auch der Retromops wird immer wieder mal unerwünschte Eigenschaften aufweisen, denn die rasse ist noch zu jung, um gefestigt zu sein. Nur werden diese nicht kontrolliert (wie bei der Mopszucht vorher) und es fallen dort garantiert röchelnde Retromöpse unter den Tisch. Denn die Nachkommen erben niemals immer die Schnauze des JRT und auch dort kann ein Urahn mal gewaltig durchschlagen.
Ich bin ja öfter mal auf Ausstellungen unterwegs und unter den Möpsen sieht es bei weitem nicht mehr so schlimm aus, wie oft noch behauptet wird. Man hört bei denen am Ring nicht mehr so oft ununterbrochenes Geröchel.
Sicher ist es noch nicht perfekt und wird auch noch eine weile dauern. Aber eine Verbesserung ist zu erkennen.
Vor allem, da die wirklich röchelnden Möpse auf Ausstellungen und Zuchtzulassungen kaum noch eine Chance haben.