Ich wüsste zwar nicht, warum es notwendig ist, die Lernprozesse hinter der Leckerchengabe in der Vorgeschichte des Tierchens hier im Detail zu diskutieren, aber bitte - fachsimpeln wir eben ein wenig
Es stimmt, dass es nicht so einfach möglich ist, Emotionen zu verstärken - allerdings verstärken wir im üblichen Training abseits der klassischen Konditionierung auch nicht Emotionen, sondern Verhalten. Wann immer ein Hund in einen Konflikt gerät, hat er 4 Möglichkeiten zu reagieren. Man spricht dabei von den 4 Fs.
Fight
Flight
Freeze
Fiddle/Flirt
Welche der 4 Strategien gewählt wird, hängt von der Situation, vom Konflikt selbst, von den Veranlagungen des Hundes und nicht zuletzt vom vorher Gelernten ab. Es ist also möglich, dass ein Hund lernt "Fight" ist die beste Konfliktlösungsstrategie und er kann das auch wieder umlernen und rausfinden, dass Fiddlen ja viel mehr zum Erfolg führt. Erfolg bedeutet aber nicht "Leckerchen" sondern Erfolg bedeutet "Konflikt weg".
Habe ich nun einen Hund, der aus Angst oder Frust heraus beißt, so ist nicht das Leckerchen, das irgendwann später danach gegeben wird (ich bezweifle ja mal doch, dass man die Bisse provoziert und die Leckerchen bereit gehalten hatte) die Bestätigung, sondern der Erfolg, den der Hund damit hat. Das kann sein, dass der Angstauslöser jetzt verschwindet oder man tun darf, was vorher frustrierenderweise nicht erlaubt war. Dass Frauchen dann noch in ihrer Not schnell Leckerchen anbietet ist sicher nicht förderlich - aber das Verhalten hätte sich wahrscheinlich auch ohne entwickelt, denn um die Leckerchen ging es sehr wahrscheinlich nicht.
Ein Training eines solchen Hundes basiert üblicherweise auf zwei Ebenen.
a) man arbeitet daran, dass der Hund seine Konfliktlösungsstrategie ändert und im Falle des Falles nicht beißt, sondern weggeht oder herumfiddlet
b) man arbeitet daran, dass starke Konfliktauslöser reduziert werden und der Hund mit seiner Welt besser zurecht kommt
Beide Ebenen sind wichtig, da es zum Einen keine Welt ohne Konflikte gibt, und a) deshalb dringend notwendig ist, um einen alltagstauglichen Hund zu bekommen, es aber zum Anderen dem Hund gegenüber unfair wäre ihn auch mit netter Konfliktlösungsstrategie in einer für ihn schwierigen Welt leben zu lassen, nur weil er nicht beißt, b) also sinnvoll ist, um dem Hund ein möglichst angenehmes Leben zu ermöglichen. b) ist vor allem dann wichtig, wenn einzelne Situationen im Leben stark negativ behaftet sind, was nicht nötig wäre.
Und um gleich vorweg zu nehmen, woher ich mein Wissen habe
Ich gehöre tatsächlich zu den Menschen hier, die mehr als eine Ausbildung rund um Hunde, Training und Verhalten genossen haben und ich habe auch im praktischen Bereich auf verschiedenen Ebenen viel damit zu tun