Im Großen und Ganzen teile ich
@Silkies Auffassung von aversivem Training. Alles was eine Aversion hervorruft ist aversiv. Und ja, auch ich stampfe mal auf, dränge ab (wobei ja irgendwie nur das Abdrängen durch 'Aufbauen' und 'Präsenz' wirklich rein passt), schmeiß dem Hermes auch mal eine Leine hin, lass einen Schrei los. So richtig aversiv ist das meistens aber nicht weil er dazu tendiert, es dann doch nochmal zu probieren -> keine Aversion aufgebaut ^^
Hochgradig aversiv ist z.B. auch das beliebte mit Wasser vollspritzen...
Reines festhalten an der Leine, was ohne schmerzhafte Reize einhergeht sehe ich auch nicht als aversiv an.
Ich glaube hier wird 'nicht rein positiv arbeiten' (was in meinen Augen nicht möglich ist) mit 'aversivem Arbeiten' vermischt.
@Lichterflug Jetzt würde mich aber schon mal interessieren, wie Du Abbys Jagdtrieb dann letztendlich in den Griff bekommen hast.
Und nochmal zum eigentlichen Thema:
Ich finde, die ganze CM Sache wird immer viel zu undifferenziert betrachtet. Einen CM und seine Methoden gibt es nicht für Leute wie uns, die wir viel viel viel Zeit, Arbeit und Liebe in unsere Hunde stecken, die wir sie als Familienmitglied und Alltagsbegleiter haben.
Ein CM richtet sich an Menschen, die einen Hund haben, weil der einfach dazu gehört. Deren Hunde außer Haus und Garten nie etwas anderes zu Gesicht bekommen. Mit denen nichts weiter gemacht wird, die unausgelastet sind und Anfangen Probleme zu machen. Bei Haltern, die keine Ahnung, keine Zeit, keine Lust, kein Geld haben um sich so intensiv mit ihren Hunden zu beschäftigen wie wir.
In einer Mentalität, wo unliebsame Hunde halt einfach entsorgt werden. Leute, für die es eine absolute Innovation ist, 2x20min am Tag mit dem Hund raus zu gehen. Einem Hund, zu dem sie meist kaum Bindung haben und keine Ahnung von seinem Wesen.
Was CM damit erreicht ist, dass auch diese Leute überhaupt erst die Möglichkeit haben, diesen Hunden Bewegung und Abwechslung zu verschaffen.
Hier im Forum wird oft geredet über Leute, die man auf Spaziergängen trifft, die ihre Hunde kaum halten können, wo man Angst hat, dass sie den eigenen Hund irgendwann angreifen und verletzen und lieber die Straßenseite wechselt oder ganz umdreht,...
Und jetzt wohnst Du da in einer Nachbarschaft, wo jeder 1-2 Hunde im Hinterhof hat, die nicht auf andere Menschen oder andere Hunde sozialisiert sind und dann kommt da so ein Heini daher und sagt: ihr müsst alle 2mal täglich 20min mit Euren Hunden spazieren gehen... Was wird das, wenn er nicht ein Mittel mitliefert, dass diese Leute ihre Hunde zu einem Mindestmaß unter Kontrolle haben können?
Ist das in unserem Verständnis tierquälerisch? Ja, vermutlich. Müssen wir diese Methoden gutheißen? Sicher nicht, aber was ist in dieser Situation die Alternative?
Ich kann mir gut Vorstellen, dass Leute, die endlich mal anfangen mit ihren Hunden raus zu gehen und sie auszulasten, wirklich eine bessere Bindung zu ihrem Hund bekommen und Freude an der Arbeit mit diesem entwickeln. Dadurch verbessert sich Stück für Stück die Lebensqualität von Hund und Halter und wer weiß, vielleicht kommen viele dann von ganz alleine von diesen Methoden weg, wenn sie sie nicht mehr brauchen...
Sollten wir das unüberlegt einfach für uns, unsere Hunde und unsere Gesellschaft übernehmen? Auf keinen Fall! Denn wir haben eine andere Einstellung, andere Möglichkeiten...