Ich habe darüber mit ein paar Jägern und Co gesprochen. Sie meinten, dass die Waldtiere da eigentlich (wohl laut Beobachtungen) gar keine großen Probleme haben.
Die Knallerei ist im Wald gar nicht so exrem laut, weil in der Regel etwas entfernt und die Tiere würden sich wenn überhaupt, einfach etwas weiter zurückziehen. Sie wären durch Forstfahrzeuge, Waldarbeiten, Wanderer, heftige Unwetter, Düsenjets,....ganz andere Dinge gewöhnt.
Die Vögel in den Städten hätten es da schwieriger.
Dazu würde ich gern die Meinung von
@DieterI noch hören.
Wenn die Wildtiere doch arge Probleme haben, bleibt doch eigentlich kaum eine Ausweichmöglichkeit.
Nach meinen Beobachtungen ändern Wildtiere ihr Verhalten, im einzelnen:
1. ich hab heute morgen die ersten Vögel an meiner Futterstelle gesehen, am 1. und 2. Januar war da gähnende Leere. Und bei bestimmten Vögeln (Buntspechte, Eichelhäher und 1 Paar Türkentauben) kann ich fast die Uhr danach stellen, wann die kommen.
2. Vor der Arbeit laufe ich mit Milan immer bei den Angelteichen. Das sind 2 Gewässer mit etwa 7 Hektar Wasserfläche und umliegenden feuchten Wiesen. Ein Eldorado für Vögel, so sind da auch immer massenweise verschiedene Enten, Kanada- und Graugänse, derzeit ca. 20 Mittelsäger und immer um die 5 Grau- und Silberreiher. Derzeit ist da nichts, garnichts.
3. Die Wildwechsel, bei denen ich mit Milan vorsichtig und hellwach sein muss, kenne ich. Und auch die Stellen im Wald und in der Feldmark, wo ich nicht sooo aufmerksam sein muss. Das ist derzeit alles anders, der Hund will an Wechseln "los", wo bisher nichts war und umgekehrt. Das Wild - hier vor allem Reh-, Dam- und Schwarzwild - hat also sein Verhalten und sein Bewegungsmuster verändert. In der Mittagspause war ich in einem Wald, in dem viel Rehwild steht und wir das an sich auch immer sehen. Gähnende Leere, das Wild hat seine Einstände gewechselt.
Ich weiss nicht, ob man das Verhalten der freilebende Tiere mit panischem Verhalten von Haustieren vergleichen kann. Aber ich denke nicht, dass die panisch durch den Wald rennen. Sie werden unruhig umherziehen, vielleicht mal einige hundert Meter fliehen und sich dann neue Einstände suchen.
Es kommt sich auch darauf an, ob der Wald direkt hinter irgendeinem Wohngebiet liegt. Das haben wir hier ja viel, da stehen die Rehe morgens auf der anderen Seite vom Gartenzaun. Die Tiere werden durch das Geböller/Feuerwerk da sicher anders beunruhigt als in abgelegenen Wäldern.
Als dramatischer sehe ich das Verhalten von kleinen Wildvögeln an, die aufgeschreckt werden. Die leben ja im Bereich der Hausgärten und Parkanlagen, werden panisch und finden über Stunden keine Ruhe, weil ja überall geböllert und gefeuerwerkt wird. Die Zeiten haben wir derzeit nicht, aber in frostigen Zeiten mit kalten Nächten und wenig Nahrung können viele Kleinvögel dadurch energetisch auszehren und sterben. Was hat eine kleine Blaumeise denn schon zuzusetzen?
Derzeit höre ich auch in der Nacht viele Wildgänse schreien, also ziehen die da umher. Wenn die auf einmal in so ein "Flakfeuer" geraten, weiss ich nicht, was dann passiert.
Ich denke, auf Dauer wird Feuerwerk durch Privatleute - also wie jetzt zum Jahreswechsel - verboten werden. Zwar ist es jedes Jahr "business as usual, dass nach Silvester medial geklagt wird über die Schäden etc. - aber das war es bislang auch. Dann noch dieser oder jener Politiker, der reflexhaft nach gesetzlichen Verboten ruft. Wie gesagt, wie immer.
Künftig wird Feuerwerk als öffentliche Veranstaltung kanalisiert und vermarktet werden, ähnlich wie das Event am Brandenburger Tor.
Zunächst wird der Staat versuchen, privates Feuerwerk dirigistisch zu kanalisieren, es mit einer besonderen Steuer belegen, Verkaufsbeschränkungen erlassen (z.B. nicht in Supermärkten) oder sog. pyrotechnische Gegenstände über die Wirkung zu entschärfen, also weniger Schwarzpulver pro Böller und sowas.
Die Ereignisse in Berlin gaben erstmals den Dingen um Geböller und Feuerwerk eine neue und besondere miese Qualität. Daran sieht man, was entfesselte und betrunkene Horden anrichten können (sah man ja auch beim G20-Gipfel in Hamburg).
Wir kriegen eine neue Form von Massengewalt ohne persönliche Betroffenheit oder Beteiligung des Einzelnen. Die machen mit, weil alle mitmachen, weil Mechanismen der Massensuggestion entstehen und hauen halt alles kaputt. Oder werfen Böller gezielt auf Menschen. Oder in Kinderwagen.
Bislang gibt es dafür keine vernünftigen Antworten und je nach Brille reichen die "Lösungen" von "Polizei, draufhauen, alle in den Knast" bis "Aufklärung und Sozialarbeiter auf die Strasse".
Milan hat übrigens Silvester unter Zuhilfenahme von 10 Milliliter 14%igem Eierlikör in etwas Rinderhack um 23.00 Uhr mit großer Gelassenheit überstanden. Ich denke nicht, dass er ohne Alk Probleme bekommen hätte, wollte aber im ersten Jahr auf Nummer sicher gehen. Den Willi hat das noch nie gekratzt.
Im übrigen mangelt es nicht an Verboten, die gesetzliche Lage ist eindeutig. Sprengstoffgesetz und I. Verordnung zum Sprengstoffgesetz.
http://www.gesetze-im-internet.de/sprengv_1/__23.html
http://www.gesetze-im-internet.de/sprengv_1/__24.html
Die staatliche Überwachung und die Kontrolle findet praktisch nicht statt, das ist das Problem. Will - und kann - man aber an jede Hausecke ein Hundertschaft Polizei stellen? Allein um in meinem 500-Seelen-Dorf halbwegs eine Kontrolle zu gewährleisten, müssten da 20 Polizisten rumfahren oder Posten stehen.