Ressourcen-Verteidigung - was ist okay?

Für mich und meine Hunde hab ich immer viel von Höflichkeit gehalten. Sie konnten alles mögliche bekommen, wenn sie "gefragt" haben - wer aber meinte, drängeln und nölen zu müssen, der hat gewartet. Das hatten sie alle schnell raus! Sachen abgeben brachte einen klaren Vorteil, Sachen behalten wollen hieß zugucken, wie man etwas noch besseres verpasst.

Balou ist ein sehr höflicher Hund. Er fordert nichts ein, keine Streicheleinheiten, hat kein Interesse an Spielzeug, kein Interesse an anderen Hunden (außer gut riechende Hündinnen).

Das mit dem Würstchen war übrigens gar kein Hexenwerk, das ist einfach eine Fortsetzung des Tauschens. Angefangen hab ich mit einer schlichten Kaustange, nicht sonderlich beliebt beim Krümel. Hat er die mir in die Hand gegeben, bekam er dafür einen Keks. Das hatte er ruckzuck raus. Aus der Kaustange wurde ein Ziemer, schon beliebter, aber nicht so beliebt wie ein guter Keks. Als das problemlos ging, sollte der Krümel mir einen harten Keks bringen und bekam dafür ein Stückchen Käse. Und so weiter, bis er selbst die Wurst ohne jedes Ankauen zu mir brachte. Ok, das war natürlich nicht ganz so einfach zu steigern. Aber wenn man anfangs ein eher kühles komplettes Würstchen bringt, und dafür ein schon in Stückchen gebrochenes und schön warmes bekommt, ist es immer noch ein guter Tausch. Zumal er bis dahin auch schon viel Routine mit diesem Spiel hatte, und es ihn auch - wie man auf dem Foto ja sieht - in keinerlei Konflikt gebracht hat. Immerhin wusste er ja ganz sicher, dass er gewinnen wird!

Ich werde das mit dem Tauschen nochmal versuchen wobei bei Balou das Problem ist, dass es für ihn keine deutlich erkennbare Wertigkeit beim Fressen gibt. Der frisst alles, immer. Wenn ich nicht genau wüsste, dass er als Welpe bei mir eingezogen ist könnte ich denken, dass er sein halbes Leben lang Straßenhund war und von dem leben musste was er findet.

Ich würden den Hunden grundsätzlich nicht erlauben einfach so aufs Bett zu gehen.


Ich weiß, das ist eine Glaubenssache und man wird schnell als Rudelquatsch-Theoriker angesehen, wenn man da streng ist. Aber ich habe mit Abby verschiedenes ausprobiert und habe das Gefühl, dass es nicht gut ist, wenn sie selber über mein Bett und das Sofa entscheiden kann


Er knurrt, wenn du ihn vom Bett schickst? Würde Abby das tun, wäre das Bett für lange Zeit komplett Tabu.

Das wird für mich schwierig umzusetzen sein denn wenn die Hunde allein sind haben sie das Badezimmer, den Flur und mein Schlafzimmer zur Verfügung. Wenn ich ihnen das Schlafzimmer vorenthalte haben sie nur noch den Flur und das Badezimmer und im Flur soll man Hunde ja auch nicht unbedingt liegen lassen weil sie dann die Haustür überwachen.

Mir scheint ihr müsst einiges an eurem Zusammenleben mit den Hunden verändern.

Was würdest du konkret ändern? Harte, körperliche Korrekturen kommen für mich nicht infrage. Das habe ich schon mal abgelehnt.
 
Ich werde das mit dem Tauschen nochmal versuchen wobei bei Balou das Problem ist, dass es für ihn keine deutlich erkennbare Wertigkeit beim Fressen gibt. Der frisst alles, immer.

Dann vielleicht noch kleinschrittiger anfangen, bis er das Prinzip begriffen hat? Ich fabuliere nun einfach drauflos, natürlich unter Vorbehalt weil ich euch ja nicht kenne:

Ich würde wahrscheinlich in diesem Fall anfangen mit dem Prinzip "tausche Spielzeug gegen Futter". Das sollte in diesem Fall gehen. Und auf jeden Fall dazu beitragen, das Signal für Tauschen sehr positiv zu besetzen. Falls ja, dann würde ich als nächstes versuchen, wie es aussieht ihm etwas zu geben, in dem ein "billiges" Futter drin ist, an das er aber nicht so ohne weiteres rankommt, und das gegen ein tolles und natürlich sofort essbares Futter zu tauschen. Wie rabiat ist er denn? Würde beispielsweise ein Trockenkeks in einer PET-Flasche ihn schon in einen denkfreien Fressmodus bringen, oder könnte das ein Einstieg sein? Das wichtige ist halt, dass er immer noch so klar im Hirn ist, dass er eine bewusste Entscheidung treffen kann. Wäre jetzt zumindest mein erster Ansatz, selbstverständlich jederzeit abänderbar wenn es sich anbietet!
 
Ich würde erst einmal die Finger von netten kleinen Tricks lassen. Würstchen tragen, was soll das, wenn du einen Hund hast der das Bett verteidigt, dich anknurrt und deinen Gatten ins Krankenhaus befördert hat?
Überleg dir klare Regeln und setze sie um, ohne Entschuldigung für das Verhalten des Hundes. Runter von Bett, runter vom Sofa. Wenn sie ein Verbot verstanden haben - und das verstehen sie schnell, wenn du es deutlich machst - aber trotzdem noch aufs Bett gehen, musst deutlicher werden oder ihnen das Schlafzimmer in deiner Abwesenheit verbieten.

Die Regeln müssen dir selbst klar sein und du musst sie immer ohne zögern umsetzen. Du musst authentisch dabei sein.
Arbeitest du mit ihnen an der Unterordnung?
 
Moment - der Futterverteidiger ist ein anderer als derjenige, der das Bett für sich möchte - hab ich zumindest so verstanden. Mit einem Futterverteidiger ist es alles andere als ein netter kleiner Trick, wenn man übt Futter freiwillig und gerne abzugeben. Und was in aller Welt hat die Unterordnung damit zu tun??
 
Dann vielleicht noch kleinschrittiger anfangen, bis er das Prinzip begriffen hat? Ich fabuliere nun einfach drauflos, natürlich unter Vorbehalt weil ich euch ja nicht kenne:

Ich würde wahrscheinlich in diesem Fall anfangen mit dem Prinzip "tausche Spielzeug gegen Futter". Das sollte in diesem Fall gehen. Und auf jeden Fall dazu beitragen, das Signal für Tauschen sehr positiv zu besetzen. Falls ja, dann würde ich als nächstes versuchen, wie es aussieht ihm etwas zu geben, in dem ein "billiges" Futter drin ist, an das er aber nicht so ohne weiteres rankommt, und das gegen ein tolles und natürlich sofort essbares Futter zu tauschen. Wie rabiat ist er denn? Würde beispielsweise ein Trockenkeks in einer PET-Flasche ihn schon in einen denkfreien Fressmodus bringen, oder könnte das ein Einstieg sein? Das wichtige ist halt, dass er immer noch so klar im Hirn ist, dass er eine bewusste Entscheidung treffen kann. Wäre jetzt zumindest mein erster Ansatz, selbstverständlich jederzeit abänderbar wenn es sich anbietet!

So könnte ich es versuchen. Ich habe mal mit einer Trainerin vom Aufbau her ähnlich an dem Aufsammeln unterwegs gearbeitet. Dabei war ein minderwertiges Futter abgesichert in einer Plastikbox, Balou sollte das Futter anzeigen und wurde mit Käse oder Salami belohnt. Das hat er auch gut gemacht und sich vor die Plastikdose gelegt, ich bekomme so was aber nicht in den Alltag mit ihm übertragen.

Vermutlich muss ich einfach mehr trainieren,.

Das mit der PET-Flasche könnte als Einstieg funktionieren. Balou frisst sehr gern aber er solche Übungen kennt er und kann dann auch mitdenken.

Ich würde erst einmal die Finger von netten kleinen Tricks lassen. Würstchen tragen, was soll das, wenn du einen Hund hast der das Bett verteidigt, dich anknurrt und deinen Gatten ins Krankenhaus befördert hat?

Überleg dir klare Regeln und setze sie um, ohne Entschuldigung für das Verhalten des Hundes. Runter von Bett, runter vom Sofa. Wenn sie ein Verbot verstanden haben - und das verstehen sie schnell, wenn du es deutlich machst - aber trotzdem noch aufs Bett gehen, musst deutlicher werden oder ihnen das Schlafzimmer in deiner Abwesenheit verbieten.


Die Regeln müssen dir selbst klar sein und du musst sie immer ohne zögern umsetzen. Du musst authentisch dabei sein.

Arbeitest du mit ihnen an der Unterordnung?

Ich hoffe wir verstehen unter Unterordnung das gleiche: Für mich als nicht „Hundesportlerin“ ist Unterordnung sitz, platz, Fuß, das Folgen der Grundstellung, Abruf, nein, stop und daran arbeiten wir. Ich mach unterwegs etwas mit den Hunden, sie müssen z.B. an unübersichtlichen Stellen stoppen und warten bis ich sie überholt habe und wieder freigebe. Das macht Balou auch zwischendurch mal. Ich bestätige Aufmerksamkeit zu mir, rufe sie ab und zu mal, Mogli sucht seinen Dummy. Wir gehen zusammen spazieren und nicht jeder für sich.

Mir fehlt wirklich die Idee wie ich ihnen das Schlafzimmer verbieten soll wenn ich nicht zuhause bin. Mit Flur und Badezimmer sind sie dann schon ziemlich eingeschränkt.

Moment - der Futterverteidiger ist ein anderer als derjenige, der das Bett für sich möchte - hab ich zumindest so verstanden. Mit einem Futterverteidiger ist es alles andere als ein netter kleiner Trick, wenn man übt Futter freiwillig und gerne abzugeben. Und was in aller Welt hat die Unterordnung damit zu tun??

Ja, das sind unterschiedliche Hunde.

Balou verteidigt sein Futter aber nur gegenüber Mogli und nicht gegenüber uns Menschen.

Hermann verteidigt nicht das Bett gegen seine Mithunde oder uns Menschen sondern den aus seiner Sicht vermutlich hochwertigen Platz zum Kontaktliegen.

Hermann knurrt wenn man ihn hochhebt.
 
Dann ganz vorneweg: Schmerzen könnt ihr aber ausschließen? Manchmal ist der Grund so naheliegend, und manches erkennt auch ein TA nicht. Hab ich schon oft mitbekommen, dass ein Hund laut TA rein gar nix hatte, und die Osteopathin hat dann etliche Blockaden gelöst - und damit auch die Aggressionsprobleme.

Wenn Herrmann mit dem Knurren den beliebten Platz an deinem Bauch verteidigt, würde ich erst mal ganz banal antesten, ihm den Spaß zu verderben: Sobald er knurrt, sich schlicht und einfach umdrehen, so dass der Platz am Bauch weg ist. Kein großer Aufwand, keine Konfrontation, sondern schlicht das Prinzip: Benimmst du dich blöd, verlierst du genau das was du eigentlich haben wolltest. Umgekehrt aber wann immer möglich ein "Gruppenkuscheln" regelrecht zelebrieren: Du gewinnst, wenn andere dazu kommen!

Das mit dem Hochheben: Hast du das mal gefilmt? Da kann man vielleicht besser sehen, weshalb er knurrt. Denn wenn er einfach so eine Manipulation doof findet ist es natürlich ganz was anderes, als wenn er das beispielsweise gruselig findet, den Boden unter den Füßen zu verlieren, und deshalb in die Offensive geht. *denk*
 
Wenn er nicht dein Bett beansprucht, sondern den Platz bei dir, würde ich genau da ansetzen. Dann ist es egal, ob sie in deiner Abwesenheit aufs Bett gehen. Aber wenn sie mit dir kuscheln wollen, dann zu deinen Bedingungen. Wer stänkert, fliegt raus. Wer sich nicht benimmt, darf nicht mitmachen.
Das dürfte er ziemlich schnell kapieren.
 
Dann ganz vorneweg: Schmerzen könnt ihr aber ausschließen? Manchmal ist der Grund so naheliegend, und manches erkennt auch ein TA nicht. Hab ich schon oft mitbekommen, dass ein Hund laut TA rein gar nix hatte, und die Osteopathin hat dann etliche Blockaden gelöst - und damit auch die Aggressionsprobleme.

Nein, ich kann Schmerzen nicht ganz ausschließen. Balou hatte sich vor ein paar Jahren ein Hinterbein gebrochen und zieht das Bein im Freilauf ab und zu hoch. Balou war einige Wochen auf dem Unterwasserlaufband und bei der Chiropraktikerin.Vielleicht wäre das mal wieder erforderlich. Das könnte ich abklären lassen.

Die Knochen sind aber gut zusammen gewachsen aber er wird laut Tierärztin in dem Bein irgendwann Arthrose bekommen.

Ich habe versucht ob ihm Grünlippmuschelpulver oder Gelatine hilft aber das war leider nicht der Fall.

Das mit dem Hochheben: Hast du das mal gefilmt? Da kann man vielleicht besser sehen, weshalb er knurrt. Denn wenn er einfach so eine Manipulation doof findet ist es natürlich ganz was anderes, als wenn er das beispielsweise gruselig findet, den Boden unter den Füßen zu verlieren, und deshalb in die Offensive geht. *denk*

Nein gefilmt habe ich das nicht aber ich vermute, dass sich Hermann ausgeliefert fühlt und deshalb knurrt. Er kommuniziert viel über knurren, anfangs beim Reinheben ins Auto, wenn Balou ihm im Flur über den Weg gelaufen ist beim Begrüßen wenn ich nach Hause komme, wenn Mogli und Balou spielen, es wurde abgeschnappt beim Geschirr anziehen, gezüngelt beim Pfoten saubermachen. Er wohnt jetzt zwei Jahre bei mir und viele Probleme haben wir gelöst.

Wenn Abby alleine Zuhause ist, ist sie im Normalfall nur in der Küche. Alle anderen Türen sind zu.

Das wäre natürlich eine Möglichkeit. Ich hoffe, dass ich das Problem ohne diesen Schritt in den Griff bekomme.
 
Das wäre natürlich eine Möglichkeit. Ich hoffe, dass ich das Problem ohne diesen Schritt in den Griff bekomme.

Warum fällt dir der Schritt zu schwer?

Eine Bekannte von mir hat einen Schäferhund mit dem sie viele Probleme hat. Er verteidigt sie, verteidigt Ressourcen ihr gegenüber, ist nicht ableinbar und hat sogar schon mehrfach nach ihr geschnappt. Er versucht sie sogar zu begrenzen, wenn sie z.B. die Wohnung verlassen will.
Zuhause in ihrer Wohnung darf er über sehr vieles selbst entscheiden, er darf viele Ressourcen und Plätze selbst verwalten. Er darf jederzeit in ihr Bett, auch wenn sie nicht da ist. Tipps darüber das mal im Rahmen fester Regeln zu ändern kann sie nicht umsetzen. Sie sagt sie bringt es nicht übers Herz, weil der Hund so gerne ins Bett möchte und nur so wenig Platz hätte, wenn er nicht mehr ins Schlafzimmer darf.

Sie will "lieb" zu ihm sein. Viele Tipps empfindet sie als gemein dem Hund gegenüber.
Ich finde zu einem liebevollen Miteinander mit dem Hund gehört auch, dass er klare Regeln des Zusammenlebens lernt und in diesen Regeln stehen wir nun einmal über dem Hund. Das mögen andere Leute anders sehen.
Abby ist ja beispielsweise ein kleiner Kontrolletti. Wenn ich ihr nicht klar Regeln und Grenzen aufzeige, meint sie, sie darf vieles bestimmen - z.B. wie die Kinder die wir aufnehmen sich zu verhalten haben, wie andere Hunde sich zu verhalten haben, usw... Bei ihr merke ich ganz stark, dass es schlimmer wird, wenn sie über bestimmte Ressourcen und Privilegien (Bett, Sofa, etc.) frei verfügen und zu viel selbst entscheiden darf.
Das heißt jetzt natürlich nicht, dass dein Hund plötzlich hört, nur weil er nicht mehr ungefragt ins Bett darf. Aber es ist ein kleiner Teil eines Regelwerkes, das ich als sinnvoll und hilfreich empfinde.

Das Hermann z.B. knurrt wenn du ihn hochhebst, ihn begrüßt wenn du nach Hause kommst oder sogar abschnappt wenn du ihm sein Geschirr anziehen willst sagt natürlich aus wie schwierig das alles ist und wieviele Baustellen Hermann hat. Da hast du sicherlich noch einiges an Arbeit vor dir. Aber ich glaube dass man nicht alles davon immer mit einer schlimmen Vergangenheit begründen kann und vor allem nicht, dass die Konsequenz dann sein sollte, den Hund in Watte zu packen und ihm alles durchgehen zu lassen.
Knurrende, schnappende, unsichere (?) Hunde sind eine Gradwanderung. Man muss den richtigen Weg finden zwischen klaren Regeln und Sanktionen vs. Nachsicht und das hündliche Selbstvertrauen stärken.
 



Hundeforum.com - Partnerseiten :
Heilkundeforum.com | Veggieforum.de | Herrchen-sucht-Frauchen.de

Hundeforum.com ⇒ Das freie & unabhängige Hundeforum unterstützen:

Zurück
Oben