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Wobei das viel gelobte "Bauchgefühl" bei mir im Laufe der Zeit mit wachsender Erfahrung deutlich effektiver wird und mitnichten von Anfang an einfach so da war. Deshalb macht es für mich schon Sinn, möglichst viel zu lesen, je unterschiedlicher je besser.
Aber "den einzig wahren", nein, den habe ich nicht.
Gibt's wohl auch nicht, ebenso wenig wie in der Kindererziehung, weil Lebewesen dafür zu individuell sind.
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Ich hab mir jetzt Teile deines Posts als Zitat rausgepickt
@marita, weil du im Kern das ansprichst, was mir auch wichtig ist.
Die Sache mit dem Bauchgefühl z.B....
Wenn man, wie wohl die meisten von uns, das Bauchgefühl in seiner eigenen Entwicklung zum Erwachsenen eher abtrainiert bekommen hat, ist es gar nicht so einfach, diese gesunde Intuition, die man für sich selbst oft kaum noch hat, dann für ein artfremdes Wesen auf vier Beinen aufzubringen.
Zumindest bei mir war das ein Lernprozess, der auch keinen Abschuss hat, sondern sich mit jeder Erfahrung weiter entwickelt.
Und mit meinem ersten Hund Alfke, der von seinem ganzen Wesen und seinem Verhalten eine Herausforderung war, die ich im Nachhinein keinem Hundeanfänger wünschen würde, war ich halt auch heillos überfordert.
Und Überforderung und Unsicherheit sind für die Entwicklung eines „Bauchgefühls“ geradezu Gift.
Ich wollte damals jemanden finden, der bzw. die Ahnung hat und mir sagen kann, was ich machen soll, damit die Probleme mit Alfke aufhören und alles gut wird.
Und eigene Unsicherheit, Überforderung gepaart mit einem „Probemhund“ macht empfänglich für „HundeTrainerGurus“.
Ich bin mit Alfke damals auch an einen geraten. Und der hat mir total eloquent und für mich völlig glaubwürdig erklärt, dass ich dem aggressiven Vorpreschen meines Hundes nur beikommen kann, wenn ich es (das kann man fast wörtlich nehmen) im Keim ersticke. Und Alfke bekam ein per Fernbedienung auslösendes Spühhalsband um, was im Einsatz sein Angst-motiviertes Verhalten - wie man sich mit gesundem Bauchgefühl denken kann - noch um einiges verschlimmert hat.
Ich nehm mir immernoch übel, dass ich meiner ganz leisen inneren Stimme damals nicht geglaubt habe. Denn ich hatte schon die Ahnung, dass diese Traininigsmethode, die übers Erschrecken wirken soll, nicht gut sein kann. Aus vielen Gründen. Aber die Hoffnung und der Wunsch, damit würden wir aus Alfkes Aggressions-Gebrülle rauskommen, weil es doch ein Fachmann so sagt, waren ausschlaggebender. Leider.
Alfke und ich kamen auf unserem gemeinsamen Weg zum Glück noch zu einer Fachfrau, bei der ich anderes gelernt habe.
Positives Arbeiten. Und ich habe bei ihr auch gelernt, dass es nicht für jeden Hund und für jedes Probelm die eine perfekt funktionierende Lösung gibt, die diese Hundegurus gerne versprechen. Manchmal hilft nur Management um das Problem herum. Manchmal muss man auch „einfach“ akzeptieren, dass es in dieser einen Mensch/Hund-Konstellation nicht
die Lösung gibt.
Als ich das endlich irgendwann verinnerlicht hatte, sind Alfke und ich wirklich ein Team geworden und ich konnte ihm helfen, ohne allerdings die Probleme je ganz aus der Welt schaffen zu können.
Was mich am meisten an sog. HundeTrainerGurus stört, das ist, dass sie mit ihren vermeintlich funktionierenden Konzepten das Bauchgefühl ihrer menschlichen Kundschaft zu wenig fördern. Im Gegenteil, es wirkt weiter verunsichernd.
Aber weil ein angepasster, „funktionierender“ Hund heute viel wichtiger ist, als noch vor 30 Jahren, verkaufen sich die problemlöse-Konzepte der Gurus eben auch so gut.
Und auch ich habe nie den oder die Eine gefunden, wo ich so ein „das passt aber jetzt total-Gefühl“ erlebe - werde ich sicher auch nicht. Denn mit jedem Hundeindividuum braucht es m.E. eine spezielle auf dieses Individuum abgestimmte Herangehensweise beim Training - und das liefern sie alle so eben nicht. Können sie ja gar nicht.
Trotzdem - oder weil es mich eben auch interessiert - finde ich es immer wieder spannend, mich mit den zur Zeit angesagten Gurus und ihren Konzepten auseinanderzusetzen. Und mit entsprechender Erfahrung kann man das auch immer besser für sich selber einordnen und teilweise nutzen oder verwerfen.
Und was da gerade in ist an Trainingsmethoden, das sagt auch viel über den Zeigeist, finde ich.
Mir sind mittlerweile die Hundemenschen am Liebsten, die mich genaues Hinsehen und Beobachten lehren und die nicht gleich ein Konzept parat haben. Und das sind keine Gurus sondern eher selber Suchende und Forscher...
Dann kommt es auch nicht zu diesem „Engelchen-hinten-ist-alles-in-Ordnung-Wahnsinn“ - weil, - das hat mit gesundem Menschen- oder Hundeverstand ja nun auch so gar nichts mehr zu tun.