Bis zu einem gewissen Punkt. Für dich wie für andere kann ich natürlich nicht sprechen, aber mir selbst muss ich durchaus den Vorwurf machen, dass ich schlicht ganz egoistisch Hunde halte. Ich meine, ich wohne nicht mitten im Grünen, hab keinen großen Garten: Meine Hunde konnten und können nicht einfach rein und raus wie es ihnen gefallen würde, und müssen oft genug auch Pflaster treten. Ich gehe arbeiten: Meine Hunde mussten die Vormittage immer ruhig verpennen, ob sie nun wollten oder nicht. Mit Sandor ist das ganze noch mal härter, der würde eigentlich definitiv in eine viel reizärmere Gegend mit wesentlich geringerer Hundedichte gehören. Bin ich deshalb so selbstlos und gebe ihn an einen entsprechenden Platz ab? Nein, bin ich nicht. Und das ist durchaus egoistisch.
Nun,Du bist ehrlich zu Dir selbst,das bewundere ich...aber ich finde Du gehst auch viel zu hart mit Dir ins Urteil...
...bei mir ist die Grundsituation an sich schon eine andere...ich wohne in einem Haus mit Garten/Grundstück,auf dem Land,-keine fünf Minuten aus dem Dorf raus,bin ich rundrum im Grünen,wo ich täglich lange Spaziergänge mit meinem Hund mache,ausserdem fahre ich oft raus mit ihm.
Alleine ist er so gut wie nie,er kann es zwar problemlos,aber tatsächlich ist er höchstens mal kurz alleine im Auto/in der Wohnung,weil er ansonsten(Arbeitszeit) bei seinen"Sittern"ist.
Im Alltag habe ich ihn,ausser wenn es gar nicht anders geht,immer an meiner Seite und dabei,er ist voll in meinen Alltag integriert,die Freizeitgestaltung gibt es bei mir auch nur mit Hund,weil ich es gerne so möchte.
Ansonsten gibt es auch hier seine"Sitter".
Er hat viele Sozialkontakte mit anderen Hunden,wird artgerecht beschäftigt,auch Spiel und Spass kommt nicht zu kurz,und bekommt jede Menge Liebe ,Zuwendung und Aufmerksamkeit,er bekommt die für ihn beste Fütterung,jede medizinische Versorgung die er braucht...
...es gibt sicherlich auch Dinge,bei denen ich ihn einschränke,weil ich zum Beispiel
sehr ängstlich und
sehr besorgt bin,wenn es um ihn geht-das mag dann
in diesem Punkt schon egoistisch sein-aber andererseits bewahre ich ihn dadurch auch vor vielen Dingen,die andere Hunde am eigenen Leib erfahren müssen...
...meine Hundehaltung ist sicherlich nicht perfekt,aber für mich
und meinen Hund passt es genau
so...wir passen genau
so...und sind glücklich und zufrieden damit.
Und da kann ich mit ruhigem Gewissen auch für meinen Hund sprechen,weil ich ihn jeden Tag erlebe,und teilweise auch schon von anderen Leuten angesprochen werde,weil er immer ausgeglichen und gut gelaunt ist,und seine Lebensfreude richtig nach aussen hin ausstrahlt
Er hat in mir einen Menschen gefunden,dem er sich anschliessen kann,dem er vertrauen kann,an dem er sich orientieren kann,und der auf ihn aufpasst...und das ist genau das,was dieser Hund braucht,und glücklicherweise habe ich mir genau so einen Hund gewünscht-und damit ist die Welt von meiner Fellnase in Ordnung
Aber,und so ehrlich bin ich auch (zu mir selbst)mein Hund ist schon grundsätzlich so-von Anfang an ausgeglichen,immer fröhlich und mit sich und der Welt zufrieden,und voller Lebensfreude.
Auf jeden Fall kann ich mit ruhigem Gewissen sagen,dass
meine Hundehaltung insgesamt nicht egoistisch ist,sondern dass es für mich
und meinen Hund eine win/win -Situation ist
Eine Hundehaltung (Tierhaltung)an sich für (meist)egoistisch "abzustempeln"halte ich nicht für gerechtfertigt.
Es kommt auf soviel an...ich beschränke mich hier mal auf Hundehaltung,sonst sprengt es den Rahmen...
Es kommt auf die grundsätzlichen Umstände an,den Menschen,den Hund,beide im Team,und vorallem in wie weit der Mensch überhaupt bereit ist,seinem Hund gerecht zu werden...leidergottes ist es immer noch eine weit verbreitete Ansicht,dass der Hund dem Menschen gerecht werden muss...und spätestens dann wird Hundehaltung zu einer egoistische Sache...aber längst nicht jeder denkt oder handelt so.
Zurück zum Anfang,warum ich finde Du urteilst über Dich selbst zu hart...die Medaillie hat immer zwei Seiten...zu Sandors Vorgängern kann ich nichts sagen,aber über Dich und Sandor und Eure gemeinsame Situation habe ich schon viel gelesen...und auch wenn Sandor sicherlich in einer reizärmeren Gegend um einiges besser aufgehoben wäre,bist Du sehr engagiert darin,Sandor unter den gegebenen Umständen gerecht zu werden,seine Bedürftnissezu erfüllen und ihm trotz seiner "Besonderheiten"ein gutes Hundeleben zu bieten.
Natürlich wäre es ideal,wenn Du noch auf dem Land im Häuschen mit Garten wohnen würdest,aber "nur" deshalb Sandor nicht abzugeben,halte ich nicht für egoistisch,im gegenteil,Du hast entschieden,dieser hund gehört zu Dir,und ziehst es trotz erschwerter Umstände durch und machst das Beste daraus...
Egoistisch fände ich es,
wenn Du Sandor abgeben würdest,weil er ist wie er ist...