Woher kommen Erbkrankheiten/typische "Rassekrankheiten"beim Hund...?

Das ich mich bei dem Thema Zucht,und damit auch mit Genetik nicht sehr gut auskenne,dazu stehe ich ja;) ...daher erneut eine Frage ans Forum...

...etwas schockiert darüber,dass der noch relativ junge Aussie gestern beim Hundeprofi an einer so aggressiven Krebsart erkrankt war,habe ich gegoogelt,welche erbkrankheiten/rassetypischen Erkrankungen es bei den verschiedenen Hunderassen gibt...und uff,das sind ganz schön viele und teilweise wirklich schlimme,bis hin zu tödlichen Erkrankungen,die von Geburt an vorhanden sind,oder im Laufe eines Hundelebens auftreten.

-Nun frage ich mich,wie entstanden diese Erbkrankheiten und rassetypischen Erkrankungen ganz ursprünglich?
Die ursprünglichen Ahnen müssen sie ja irgendwo her gehabt haben,um sie überhaupt weiter vererbt zu haben,und warum hat es dann grade diese Rasse betroffen?

-warum gibt es Rassen,die ganz stark von Erbkrankheiten und rassetypischen Krankheiten betroffen sind,und andere,bei denen das kaum vorkommt?



-...und die letzte Frage,ist eine eher persönliche...könntet ihr einen Hund bei euch aufnehmen,von dem ihr von vorne herein wisst,dass es wahrscheinlich sein kann,dass ihr ihn durch eine Krankheit sehr früh verliert?

Ich bin ganz ehrlich,ich könnte es nicht...bitte nicht falsch verstehen,ich würde jederzeit einen kranken Hund bei mir aufnehmen,meiner hat ja auch ein etwas missgebildetes Hinterbeinchen und seine Magen/Darm-Problematik...für mich zählt nur das Wesen und die Seele eines Hundes.

Und würde mein Hund eine Krankheit bekommen,die unweigerlich irgendwann zum Tod führt,würde ich jeden Weg mit ihm gehen,bis zuletzt...!

Aber ich könnte ,und da bin ich ganz ehrlich,keinen Hund aufnehmen,bei dem ich von vorne herein wüsste,dass er eine tödliche Krankheit hat,und ich ihn bald verliere.
Und eben dieses Gefühl hätte ich auch bei einem Hund,dessen Rasse so stark von Erbkrankheiten oder rassetypischen Krankheiten belastet ist,dass es wahrscheinlich ist,dass er nicht alt wird...daher könnte ich das nicht,und ich denke da muss man dann auch so ehrlich zu sich selbst sein... .

So,nun hoffe ich,dass mir jemand meine Fragen beantworten kann...:)
 
Im Grunde handelt es sich um spontane Mutationen irgendwelcher Gene.

Irgendein Gen hat bei der Fortpflanzung einen Schaden erhalten und ist z.B. nicht mehr voll funktionsfähig. Wie z.B. das Gen für langes Fell. Da ist lediglich das Gen kaputt gegangen, dass das Haarwachstum begrenzt.
Das sehen wir jetzt nicht als Krankheit an, sondern finden es schön, aber vom Prinzip ist es das Gleiche.

Man hat also einen Hund mit einem mutierten Gen. Dieser Hund ist ansonsten ein super Hund mit tollen Eigenschaften und bekommt Nachwuchs.
50% der Nachkommen tragen dieses mutierte Gen auch.
Der schlaue Züchter hat leider noch nicht so viel Ahnung von Genetik, sieht aber, dass unser Hund grandiose Eigenschaften an seine Nachkommen weiter gibt.
Um diese Eigenschaften zu festigen verpaart er zwei Geschwister aus dem Wurf. Oder Mutter Sohn, oder Vater Tochter.... sind jetzt zufällig beide Tiere Träger des mutierten Gens, wird statistisch gesehen ein Viertel der Welpen die Auswirkungen des Gens tragen. Also z.B. langes Fell haben, oder eben erkranken. Eine weitere Hälfte des Wurfs wird Träger sein und das mutierte Gen weiter geben können.

Soweit das Beispiel zu einem einfachen, rezessiven Erbgang.

Es gibt natürlich nicht viele weitere Möglichkeiten.

Aber ich behaupte: je mehr Inzucht/Inzestzucht desto größer die Gefahr für einen Defekt.
 
Aber nicht nur Inzucht trägt dazu bei, sondern auch schlicht der (zu) häufige Einsatz einzelner Deckrüden. Wenn zufällig eben dieser Champion etwas verdeckt vererbt, dann hat man ruckzuck den Salat, einfach weil der dann in allen möglichen Linien irgendwo auftaucht. Und somit der Defekt immer wieder auftaucht und sich vor allem auch verdeckt vererbt, wo man es gar nicht vermutet.

Verstärkt wird das ganze dadurch, dass oft zwar mit Glück betroffene Hunde aus der Zucht genommen werden, nicht aber deren Geschwister. Zumal das auch so ohne weiteres gar nicht möglich wäre, ohne nun wieder gerade bei Rassen mit geringerer Population gleichzeitig den Genpool zu sehr zu verengen. Eine blöde Gratwanderung.
 
Aber ist das Verpaaren von Hunden, die auf gleiche Vorfahren zurückgehen nicht auch irgendwie Inzucht, wenn auch vielleicht etwas weiter gefasst? Das Prinzip ist doch das Gleiche, oder?
 
Das Prinzip ist das gleiche, in der Realität macht es aber für den Züchter einen Unterschied. Denn Inzucht bedeutet, dass man bewusst mit relativ nah verwandten Tieren züchtet, da ist das also bekannt. Bei dem Effekt, den der "run auf den Championrüden" auslöst, ist es oft schwierig festzustellen, ob man tatsächlich auskreuzt oder nicht. Denn selbst wenn du in völlig andere Linien gehst kann es immer noch sein, dass die als Erbe die gleichen fatalen Gene tragen wie deine eigene Linie - eben aufgrund des vielfach eingesetzten gleichen Urahns. Bzw. wird es in manchen Rassen schwer, überhaupt noch Hunde zu finden wo der gleiche Rüde nicht irgendwo in der Ahnengalerie auftaucht.

Kurz gesagt, die Inzucht spielt sich sozusagen in einem überschaubaren Rahmen ab, während der übermäßige Einsatz bestimmter Zuchtrüden gleich eine ganze Rasse prägt.
 
Wobei, man darf nicht vergessen.
Viele Krankheiten oder Schädigungen werden durch die Zucht forciert.
Ich denke einmal mehr an das " Fließheck" beim Schäfi.
Und enden dann als " Erbkrankheit" !
 
Zuletzt bearbeitet:
Von Erbkrankheiten habe ich überhaupt keine Ahnung und kann daher nicht mitreden aber zu deiner letzten Frage

-...und die letzte Frage,ist eine eher persönliche...könntet ihr einen Hund bei euch aufnehmen,von dem ihr von vorne herein wisst,dass es wahrscheinlich sein kann,dass ihr ihn durch eine Krankheit sehr früh verliert?

habe ich eine Meinung:

Ich würde keine Rasse aufnehmen bei der die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass der Hund nicht alt wird wie z.B. ein Dobermann aufgrund der DCM oder einen Berner Sennenhund. Balou zeigt mit 6 Jahren noch keine Anzeichen, dass er alt ist, ein Berner Sennenhund hätte schon seine minimale Alterserwartung erreicht. Das fände ich furchtbar. Auch könnte ich es nicht ertragen in der Angst zu leben, dass mein Dobermann einfach mal tot umfällt ohne dass er alt ist.

Einen totkranken Hund aus dem Tierschutz könnte ich aufnehmen und ihn die restliche Zeit die ihm noch bleibt begleiten und für meine Hunde bin ich natürlich auch bis zum Schluss da und lasse sie nicht allein.
 
-...und die letzte Frage,ist eine eher persönliche...könntet ihr einen Hund bei euch aufnehmen,von dem ihr von vorne herein wisst,dass es wahrscheinlich sein kann,dass ihr ihn durch eine Krankheit sehr früh verliert?


Das kommt darauf an, was in puncto Zucht getan wird.

Einen Dobermann würde ich nicht nehmen, weil ich nicht erkennen kann, wie man DCM wieder aus der Rasse rauskriegen kann. Wenn 50% der Rasse damit belastet sind (es wird angeblich ja auch schon von 80 % gesprochen....) , dann unterstütze ich das nicht noch dadurch, dass ich mir einen Welpen nehme.


Auch der Boxer hatte lange Zeit keine gute Lebenserwartung. In den 80-er Jahren war von 6-8 Jahren die Rede. Aber da wurde vom BK aus enorm viel getan, und wenn man die Untersuchungsergebnisse mitverfolgt, dann kommt ja kaum noch ein Hund vor, der schlechte HD/Herz - oder Spondywerte hat. Und ich kenne immer mehr Boxer, die ein schönes Alter erreichen. Diese Entwicklung in der Zucht war für uns der Grund, immer wieder Boxer zu nehmen.

Krebs ist für mich aber ein eigenes Gebiet, weil ich denke, dass man mit entsprechender Haltung vieles positiv beeinflussen kann.
 
...etwas schockiert darüber,dass der noch relativ junge Aussie gestern beim Hundeprofi an einer so aggressiven Krebsart erkrankt war

Ein wenig davon abspalten muss man, dass nicht jede Erkrankung Schuld irgendwelcher Zuchtstrategien ist, sondern im Leben auch einfach vorkommen kann.
Ich möchte das mal hier ab und zu mit dem Menschen vergleichen (finde ich jetzt einfacher als irgendeine Tierart, die ich nicht so kenne) - wenn man mal schaut, wie viele Kinder auf Krebsstationen liegen, so trifft das leider nicht nur Hunde.
Manche Krankheiten sind einfach ***********.

welche erbkrankheiten/rassetypischen Erkrankungen es bei den verschiedenen Hunderassen gibt...und uff,das sind ganz schön viele und teilweise wirklich schlimme,bis hin zu tödlichen Erkrankungen,die von Geburt an vorhanden sind,oder im Laufe eines Hundelebens auftreten.

Das stimmt - aber hier muss man folgendes im Kopf behalten:
1. Nicht jede Rasse hat mit jeder Erkrankung zu tun
2. Viele der Krankheiten kommen auch bei anderen Säugetieren vor - z. B. ist die Hüftgelenksdysplasie die am häufigsten vorkommende angeborene Skeletterkrankung beim Menschen

-Nun frage ich mich,wie entstanden diese Erbkrankheiten und rassetypischen Erkrankungen ganz ursprünglich?
Die ursprünglichen Ahnen müssen sie ja irgendwo her gehabt haben,um sie überhaupt weiter vererbt zu haben,und warum hat es dann grade diese Rasse betroffen?

Jede Krankheit entsteht durch eine genetische Mutation - solche Mutationen müssen nicht immer negativ, sondern können durchaus ein Teil der Evolution sein. Wie z. B. der Fellverlust des Affenmenschen oder blaue Augen.
Aber es gibt eben auch unschöne Mutationen. Mutationen enstehen immer durch einen "Fehler", den die Natur bei der Erstellung des genetischen Erbguts macht, wie z.B. bei Trisomie 21.
Manche dieser Mutationen liegen versteckt, indem bei einem Genpaar ein Gen mutiert ist, aber von dem Gesunden überlagert wird - die Mutation ist versteckt vorhanden, aber nicht sichtbar und kommt nicht zum Ausbruch. Das Lebewesen ist also ein versteckter Träger der Mutation.
Als Beispiel nenne ich mal die Neuroaxonale Dystrophie (NAD) beim Perro - eine Erkrankung die unweigerlich zum Tode führt, wenn ein Welpe von beiden Elternteilen das versteckte, mutierte Gen erbt (die Eltern selbst sind gesund):
Das erste Mal wurde man Ende 2012 in Schweden auf die Erkrankung aufmerksam. Da wurden kurz hintereinander bei zwei Würfen kranke Welpen geboren. Da die Schweden schnell sind und die Forschung vorantrieben, hatte man 1 Jahr später schon die Krankheit identifiziert und einen Gentest dafür entwickelt. Man kann jetzt freie und Träger voneinander unterscheiden, so dass man keine kranken Nachkommen mehr in die Welt setzen kann, wenn die Eltern getestet sind.
Die Schweden waren hier noch so schlau und haben auch eingelagerte Blutproben von schon verstorbenen Zuchthunden getestet. Dabei wurden Träger identifiziert, die schon 1996 geboren waren und es scheint auf eine Linie zurückzuführen, bei dem ein Rüde wohl der Auslöser mit dem ersten mutierten Gen war.
Warum es jetzt den Perro und gerade diesen Hund getroffen hat, kann einfach eine Laune der Natur sein.
Die Krabkheit selbst ist übrigens bei verschiedenen Säugetieren zu finden, auch beim Menschen.

-warum gibt es Rassen,die ganz stark von Erbkrankheiten und rassetypischen Krankheiten betroffen sind,und andere,bei denen das kaum vorkommt?

Da muss man ehrlich sein, viel ist durch Zucht ensttanden und weil die Menschen es vor allem früher einfach nicht besser wussten.
Und natürlich haben sich immer Krankheiten in Rassen gefestigt, weil sie einfach vorher nicht oder erst zu spät erkannt wurden.
Die Ursachen können verschieden sein:
Zufall z.B., wenn eben einfach ein Gen eines Hundes mutiert ist und dieser das versteckt trägt und sich fortpflanzt. Irgendwann gibt es mehr dieser versteckten Träger und irgendwann werden zwei davon miteinander verpaart, die vielleicht in der 10. Generation denselben Urahn haben. Bis dahin hat sich dieses Gen dann natürlich schon verbreitet und ann ist man auf die Forschung angewiesen - wie beim Fall NAD.
Dann gibt es Krankheiten, die erst spät zum Ausbruch kommen, wie z.B. PRA - erkrankte Hunde werden erst ab einem Alter von etwa 6 Jahren langsam blind. Ein Rüde kann bis dahin schon unzählige Nachkommen in die Welt gesetzt haben - das Risiko kann man besonders beim sogenannten Popular Sire Syndrom sehen, alle stürze sich auf einen Rüden. Bei PRA selbst ist das solange nicht schlimm, wie seine Partner frei von der Erkrankung sind. Die Welpen tragen dann zwar das Gen, werden aber selbst nicht krank. Allerdings verbreitet sich dann so eine Mutation natürlich. Im Fall PRA hat man Glück, hier gibt es Gentests und betroffene Rassen sollten den auf jeden Fall machen.
Auch Inzucht/Linienzucht kann eine Rolle spielen. Da werden ja zwei Individuen verpaart die so eng miteinander verwandt sind, dass sie teilweise gleiche Gene tragen. D.h., die Welpen werden schnell reinerbig für ein Gen (tragen es dann doppelt). Das kann positiv und negativ sein.
Positiv, weil Krankheiten so tatsächlich schneller identifiziert werden können und sich auch gute Gene festigen können.
Negativ, weil die dadurch entstehende Genarmut weitere Folgen haben kann - Inzuchtdepression, Verlust der Vitalität und der Lebensdauer,.....
Welche Auswirkungen Inzucht haben kann sieht man an früher, als die Menschen teils abgeschieden in kleinen Bergdörfern wohnten und Inzucht da alltäglich war.

Aber man darf auch den Einfluss der Natur nicht ausschliessen - warum bekommen gesune Eltern kranke Kinder? Auch die Umwelteinflüse tragen viel zu Krankheiten bei - Ernährung, Smog,........nicht alles ist immer hausgemacht.

-...und die letzte Frage,ist eine eher persönliche...könntet ihr einen Hund bei euch aufnehmen,von dem ihr von vorne herein wisst,dass es wahrscheinlich sein kann,dass ihr ihn durch eine Krankheit sehr früh verliert?

Nein, würde ich nicht. Nicht nur für mich selbst, sonder weil ich auch nicht fördern möchte, dass eine Rasse immer mehr leidet.
Ich bin auch kein Freund von Inzucht. Ich selbst mache Merkmalszucht/Fremdzucht. Das bedeutet, dass die Eltern meiner Welpen so wenig wie möglich miteinander verwandt sind. Damit bekomme ich zwar nur viel zufälliger perfekt im Standard stehende Welpen (vielleicht ist ein Rüde nicht sp perfekt groß oder breit oder....), aber ich möchte die Vitalität der Rasse erhalten, durch eine größtmögliche Genvielfalt.
Die Erbkrankheiten werden vorher getestet, so dass auch hier das Risiko von Krankheiten minimiert ist.
Es wird bei meinen Welpen also kein Hund geboren, der durch Genarmut in seiner Vitalität leidet und der testbare Erbkrankheiten bekommen kann.
Alles was nicht durch einen Test auszuschliessen ist, wie z.B. HD, versuche ich nach bestem Wissen und Gewissen zu handhaben - aber ein Gott bin ich leider nicht.
Weil das meine Sicht der Dinge ist, möchte ich selbst keine Zucht
unterstützen (das Risiko gibt es natürlich bei Mixen auch und besonders hoch ist es bei unkontrollierten Privatwürfen), bei denen Probleme absehbar sind. ABER - nehme ich mal als Beispiel den Irish Wolfhound, weil das eine meiner Lieblingsrassen ist - würde ich hier einen Züchter finden, dessen Hunde durchschnittlich länger leben und gesünder sind, würde ich das tatsächlich unterstützen und einen Welpen davon selbst in die Zucht nehmen (der Einfachheit halber ein Deckrüde, das kann jeder). Denn das wäre mein Versuch, die Rasse zu unterstützen.
So habe ich das damals mit meinem ersten Perro gemacht. Da aus dem Grund heraus, dass der Genpool noch nicht so groß war und es an zuchtzugelassenen Hunden mangelte.
 



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