hallo,
..darft man fragen, welche Probleme habt ihr mit euren Hund?
klar darfst du!
schneller beantwortet wäre allerdings die frage, welche probleme wir NICHT haben. im grunde ist unser hund eine einzige großbaustelle, und bei vielen dingen greift eines ins andere. ich versuche trotzdem mal eine laienhafte aufzählung.
grundgehorsam? geht so. bei wenig ablenkung klappt es fein, alles andere hängt vom stand des mondes (quatsch: natürlich vom grad der ablenkung) ab.
bindung? kann man sich nach nicht mal drei monaten natürlich noch nicht allzu viel erwarten, wird aber in vielem durchaus besser
leinenführigkeit? definierte mein hund bis letze woche überwiegend als "ich halte die leine und er führt" oder so was in der art. ist aber dank der neuen trainerin schlagartig besser geworden.
artgenossen begegnen? mal super, mal volles "ich bin der größte"-programm, nicht nur bei anderen rüden.
jagdverhalten? logisch - wir jagen alles, was auch nur so aussieht, als ob es sich bewegen könnte. da kann der junge herr für eine eidechse oder einen schmetterling schon mal eben volles karacho in die schleppleine knallen, dass sich mein arm anfühlt wie ausgekegelt.
bellen? natürlich, wozu wären denn sonst auch stimmbänder im hals? und schließlich haben radfahrer, fußgänger, andere hunde usw usw in der nähe unseres zauns nix zu suchen ... findet er zumindest (siehe auch weiter unten).
seeeeehr variable individualdistanz: was er mir gegenüber jederzeit toleriert, gesteht er längst nicht allen familienmitgliedern zu.
da gäbe es jetzt noch diversen kleinkram aufzuzählen, aber das schenke ich mr. weil wir nämlich zwei WIRKLICHE baustellen zu beackern haben neben diesen nahezu lächerlichen o.g. "details":
-) neuerding ausgeprägtes territorialverhalten: der herr hund möchte gern für mich/uns entscheiden, wer bei uns zur tür reindarf = anzeigen durch eindeutiges knurren, noch ohne warnschnappen. weiters versucht er jetzt plötzlich gelegentlich, über die stiege das obergeschoß zu erobern, das er bisher kommentarlos als "tabu" akzeptiert hat.
-) ebenso relativ neu die massive ressourcenverteidigung: mit dem traurigen ergebnis, dass er am freitag abend in der küche (da lag er die letzen wochen immer rum, wenn ich gekocht habe, ohne irgendwelche probleme) nach der hand meines jüngsten geschnappt hat, als ich am kochen war.
zur erklärung:
unser hund ist jetzt etwa 17-18 monate alt, wiegt 35 kg und stammt aus einem auffanglager in der slowakei, wo er mit 450 anderen hunden und katzen untergebracht war. davor lebte er eine nicht näher bestimmbare zeit als streuner, bis er nach mehrfacher sichtung in der nähe einer siedlung eingefangen und ins lager gebracht wurde. man kann daher nicht davon ausgehen, dass er jemals so was wie eine brauchbare sozialisierung erfahren hat. als verstärkender negativer faktor kommt dann das leben auf der straße erschwerend hindzu: er hat ganz eindeutig gelernt, die dinge selbst zu regeln; anders hätte er auch nicht überleben können. und klarerweise hat für ihn futter als ressource oberste priorität.
ich habe meinen kindern das versprechen gegeben, ihren wunsch nach einem hund zu erfüllen.
und ich habe meinem hund ein versprechen gegeben: in seiner ersten nacht bei uns, als ich mit diesem riesigen schwarzen fellhaufen, der einfach unfassbar nach zwinger und anderen nicht näher definierbaren dingen stank, in der dusche stand (allein wollte er da ums verrecken nicht rein...), er und ich patschnass und voll mit schaum und haaren und dreck und wasweißichnochallem, hab ich ihm versprochen, ich würde von nun an für ihn sorgen und alles mir mögliche tun, um ihm ein schönes leben zu ermöglichen.
er ist ein großartiger kerl, und ich liebe ihn. die ganze familie liebt ihn. und ich werde das strahlende gesicht meines jüngsten, als der hund ihm das erste mal gesicht und hände abgeleckt hat, nie vergessen. ich hatte nicht die illusion, dass ein hund aus solchen lebensumständen heraus ein problemloses 0815-kuscheltier wäre. allerdings war ich dann doch ein wenig geschockt, als es mit "liebt alle menschen, große wie kleine, und ist völlig problemlos" IRL etwas anders war ...
ich habe verpflichtungen meinen kindern (17, 14 und 9) gegenüber, und die haben zweifellos oberste priorität. dazu gehört selbstverständlich auch, dass ich für ihre sicherheit im rahmen meiner möglichkeiten sorge trage.
aber ich bin auch meinem hund gegenüber eine verpflichtung eingegangen, als ich ihn in unser haus geholt habe. und solange ich eine chance sehe, BEIDEN verpflichtungen gerecht zu werden, will ich darum kämpfen. auch wenn ich heulen und toben könnte vor wut um die zeit und die kohle, die ich mit dem ersten trainer sinnlos verschwendet habe. aber ich glaube fest daran, dass wir jetzt den richtigen kurs eingeschlagen haben mit unserer neuen trainerin. auf diesem weg nochmal heißen dank an Xafira für ihren tipp!!
LG
andrea