Benutzer593
Gast
Blumenfee, ich nehme nochmal deine Aufzählung, weil so wohl die meisten Hundehalter einen Hund erziehen - bis sie eben feststellen, dass jeder Hund individuell ist und Belohnung oft nicht dazu führt, dass der Hund das belohnte Verhalten häufiger zeigt.
Woran will man jetzt festmachen, dass es bei vielen Hunden nicht zum gewünschten Erfolg führt?
Falsches Timing? Eine schlechte Belohnung? Fehlende Konsequenz?
Oder ist die Belohnung einfach nicht geeignet um einen Hund zu erziehen?
Es war hier ja schon häufiger Thema, dass ein Hund alle Kommandos gelernt hat, aber nicht ableinbar ist, im Alltag total nervig ist, den Halter oft ignoriert.
Wenn die aufgezählten Belohnungen nicht fruchten, dann ist die Mehrzahl der Hundehalter total hilflos.
Dann wird an der Leine geruckt, geschimpft, sie stellen sich auf die Leine, wenn der Hund in die Leine beißt, sperren ihn aus, wenn der Hund keine Ruhe gibt, ignorieren ihn usw.
Und am Ende, wenn alles nichts hilft, fragen sie in einem Forum nach und sind verzweifelt.
Da läuft doch etwas schief.
Ich finde es zugegeben recht lustig, dass es dir so wichtig ist, dass deine Art mit Hunden umzugehen so besonders und anders ist und alle anderen ja auf eine bestimmte Art und Weise arbeiten müssen, die auch einfach nicht funktionieren kann.
Also...
Die meisten Hundehalter... denken relativ wenig darüber nach, auf welche Art sie ihren Hund erziehen. Die bekommen einen Hund und machen einfach mal. Was sie machen kommt darauf an, was sie vorher schon kennen. Manche kennen eher, dass ein Hund nicht vor einem durch Tür gehen darf, man der Chef sein muss, etc. und daran halten sie sich nach ihren Bedürfnissen. Andere finden das eher Unsinn, wollen freundlich zu ihrem Hund sein, wollen aber evtl. nicht immer Leckerchen herumtragen, loben also viel und richten das eben auch auf ihre Bedürfnisse aus. In den meisten Fällen ist es aber ein Mischmasch aus allem. Die loben da mal und schimpfen mal dort, manche mit dem Fokus auf Lob andere mit dem Fokus auf schimpfen. In vielen Fällen gehen sie noch in die Hundeschule und die Hunde lernen dort Sitz, Platz und Co. Je nachdem was für einen Hund die haben, wie gut das was sie tun zum Hund passt und welche Vorstellungen sie zum Idealverhalten ihres Hundes haben funktioniert das ganz großartig oder eben auch nicht. Wenn etwas nicht sooo gut läuft, ihnen das aber nicht wichtig ist, leben die auch einfach damit. Ganz viele Hunde ziehen ihr Leben lang an der Leine, gehen ihr Leben lang jagen und hören draußen nicht, pöbeln ihr Leben lang regelmäßig an der Leine und/oder am Zaun und keiner hat ein wirkliches Problem damit. Manche Hunde sind sogar ihr Leben lang nicht wirklich stubenrein. Den Leuten ist das einfach egal oder nicht wichtig genug, um etwas daran zu ändern. Und somit haben sie keine Probleme.
Probleme kommen meist dann, wenn das Verhalten des Hundes nicht mehr den eigenen Vorstellungen entspricht und zwar so stark, dass man daran etwas daran ändern muss. Das "so stark" kann verschiedene Ursachen haben. Es kann sein, weil man einen 35kg Schäfer an der Leine hat, beim Spaziergang viele Hunde trifft und der Spaziergang durch das Pöbeln wirklich unangenehm wird. Derselbe Halter hätte mit einem 8kg Spitz mit demselben Verhalten evtl. gar kein Problem, soll der halt bellen. Derselbe Halter hätte evtl. auch mit einem 35kg Schäfer . kein Problem, wenn er nur einmal alle 2 Wochen einen Hund beim Spaziergang trifft Es kann auch sein, dass beispielsweise der Jäger schon droht den Hund zu erschießen und man handeln muss. Es kann aber auch sein, dass der Hundehalter gerne alles richtig machen würde oder hohe Ansprüche an sich selbst und/oder den Hund stellt und deshalb unzufrieden mit dem Verhalten seines Hundes ist. Auch die Umgebung macht viel aus. Ein Hund in der Großstadt muss einfach andere und auch mehr Dinge können, als ein Hund am Land, der auch gerne mal ne Runde jagen gehen darf.
Die meisten Hundehalter kennen auch die 4 Quadranten der operanten Konditionierung nicht. Dies ist - wie schon öfter erwähnt - auch keine Methode und die Leute brauchen das auch nicht zu kennen, um ihren Hund erziehen zu können. Für die reicht es zu lernen wann sie wo wie reagieren können, damit ihr Hund sein Verhalten ändert. Operante Konditionierung ist nur das theoretische Konstrukt zum dahinter liegenden Lernvorgang. Wenn die Leute Probleme haben, holen sie sich Hilfe. In den meisten Fällen aber erst mal nicht bei einem (guten) Trainer, denn der würde Geld kosten. Sie holen sich Hilfe von Freunden, Verwandten, Nachbarn oder verhältnismäßig neu aus dem Internet. Und da steuert jeder mal so bei, was er so zu wissen glaubt. Und dann hat mal einer irgendwo gelesen, dass eine Wasserspritze helfen soll, die darf dann aber bitte nur von einer Fremdperson angewandt werden, weil sonst ruiniert man die ganze Beziehung zum Hund. Der nächste erzählt kryptisch was von Markertraining, kann aber eigentlich nicht sooo gut erklären, was das ist. Der nächste sagt "Bei meinem habe ich immer einen Ball dabei, da geht der nicht weg". Usw., usf. Nun sucht sich der Hundehalter also das raus, was ihm am besten gefällt und probiert mal. Manchmal probiert er auch 2-3 Sachen. Wenn er Glück hat, hat er den richtigen Weg gefunden, um mit dem Problem soweit umzugehen, dass es für ihn keines mehr ist. Dann ist's gut. Wenn nicht sucht er weiter. Dann kommt er an einen Hundetrainer - meistens den naheliegendsten auf dem nächsten Hundeplatz. Da stehen wir nun bei dem Glücksspiel, ob der wirklich genug kann, um zu helfen. Je nach Problem und Trainer kann das sogar der Fall sein. Viele Hundetrainer kommen aber mit ihren Fähigkeiten nicht über 08/15 Lösungen hinaus und auch die versemmeln sie regelmäßig. Andere Trainer reden irrsinnig viel, können aber keine einfachen Abläufe vermitteln, obwohl ihre Ideen ganz gut wären. Ich habe bereits ein Trainingstagebuch von einer Trainerin mit einer bekannten Ausbildung gesehen (von einem Hund, der dann wegen seines Problemverhaltens abgegeben wurde), die es im Trainingstagebuch nicht geschafft hat die Reihenfolge eines Clickertrainings ordentlich aufzuschreiben. Wie soll man da erwarten, dass der Hundhalter lernt ordentliches Clickertraining anzuwenden? Es kann also auch der Versuch des Trainers an vielen Punkten scheitern. Ich denke in den meisten Fällen scheitern Menschen nicht wegen irgendeiner Methode. Sie scheitern, weil sie niemanden finden, der ihnen zum richtigen Zeitpunkt für ihren Hund und ihr Problem das vermittelt, was sie brauchen und zwar so, dass sie es dann auch einfach anwenden können.