Habe mir deinen Thread durch gelesen. Vielen Sachen stimme ich zu. Allerdings finde ich NICHT, dass man dem Hund erst super spät irgendwelche Sachen beibringen muss. Vor allem ist es immer eine Frage des Wie, aber das ist eben meine Meinung.
Ich weiß ja nicht, was du unter "super spät" verstehst.
Das Spazierengehen an der Leine fange ich erst so richtig an zu üben, wenn die Welpen ca. 5 Monate alt sind.
Vorher gewöhne ich sie an Halsband und Leine auf dem Grundstück und bei kurzen Ausflügen, z. B. in einer Fußgängerzone.
"Sitz, Platz, Fuß" usw. kann man auch mit 6-7 Monaten noch anfangen zu üben. In der Welpenzeit sind ganz andere Dinge wichtig.
Ich denke aber, dass du den Welpen überforderst, wenn du behauptest, dass er immer seine Grenzen kennen muss. Tut er nicht, deshalb gibt es sowohl von Mutti, Tante, Oma in der Hundefamilie und auch mal den Geschwistern was auf die Mütze.
Ich habe nicht geschrieben, dass es für meine Welpen gar keine Grenzen gibt, aber eben nur sehr wenige.
Welpen haben in ihrem Familienrudel ziemliche Narrenfreiheit. Nur wenn sie die Grenzen der anderen Hunde übertreten, gibt es evtl. mal kurz Ärger.
Deshalb verstehe ich nicht, warum dem Menschen, als Sozialpartner Nummer 1 in diesem Fall, diese Möglichkeit verwehrt bleiben soll!?! Damit meine ich KEINE Schläge, sondern das Wort "Nein".
Bis ein Welpe das Wort "nein" in seiner Bedeutung versteht, vergehen viele Wochen. Für ihn ist das ein fremdes Wort wie Regenbogen oder Hühnersuppe.
Er soll ja verknüpfen "nein
= was du machst, sollst du sofort lassen".
Welpenhalter möchten, dass der Welpe möglichst sofort aufhört, den teuren Perserteppich zu zerfetzen.
Also wird das "nein" mit strenger Stimme ausgesprochen, sonst zeigt es keine Wirkung.
Genauso hört er ein strenges "nein", wenn er an den Vorhängen zieht, wenn er in die Hände beißt, wenn er an den Socken zieht, wenn er sich die teuren Schuhe schnappt, wenn er ins Telefonkabel beißt usw. usw. usw. - also praktisch von morgens bis abends.
Er lernt dadurch nur, dass "nein" wohl sein zweiter Name ist (Oskar NEIN) und dass in seiner neuen Familie so ziemlich alles verboten ist. Ein sensibler Welpe kann dadurch schon sehr verunsichert werden.
Wenn ein Welpe 5-mal auf ein "nein" mit einer sofortigen Unterbrechung reagiert, weil die strenge Stimme ihn verunsichert, dann glauben viele Hundehalter, er hätte das "nein" verstanden. Immer wieder hört man "er weiß eigentlich, dass er das nicht darf".
Ich habe meine Welpen abgelenkt, ihre Aufmerksamkeit auf mich gelenkt und ihnen über Wochen beigebracht, wie sie sich verhalten sollen. Das Wort "nein" oder ein vergleichbares Kommando habe ich nie gebraucht.
Der Unterschied zwischen unseren Erziehungsmethoden liegt darin, dass meine Welpen nicht das Gefühl hatten, sie machen alles falsch. Das fördert nämlich nur Frust und macht es schwer, die Welt zu verstehen.
Für meine Haut sind Raufereien mit bloßen Zähnen nun mal zu grob und ich denke nicht, dass man das nicht kommunizieren sollte.
Die Beißhemmung lernen bedeutet nicht, dass der Welpe aufhören soll zu beißen.
Der Biss soll gehemmt sein, das bedeutet, er soll die Schmerzgrenze des Menschen bzw. anderer Spielkameraden kennenlernen. Dafür muss er die Zähne im Spiel einsetzen dürfen. Lernt er das nicht mit den harmlosen Welpenzähnen, kann das später sehr gefährlich werden. Die Zähne eines erwachsenen Hundes können eine tödliche Waffe sein.
Ich meine ehrlich, versteh ich das richtig: Der Hund soll immer ohne Leine einfach so mitkommen?
Wo hast du das gelesen? Ich habe geschrieben, dass das Erkunden und Spielen nur ohne Leine möglich ist.
Damit meine ich, dass ein Welpe überwiegend ohne Leine laufen sollte - natürlich in einer sicheren Umgebung.
Es ist auch wichtig, den Folgetrieb des Welpen zu nutzen und zu erhalten.
Wie bring ich ihm das Autofahren bei,
Mit erstmal möglichst kurzen Fahrten.
Wie zeige ich ihm das Leben in der Stadt, wenn ich ihn mit Leine nicht mitnehmen kann,
Das kann und sollte man ja machen, wenn auch in kurzen Einheiten. Da muss der Welpe noch nicht leinenführig sein.
Man kann sich mal auf eine Bank setzen und ihn die Menschen oder Autos beobachten lassen. Kleine Welpen kann man auch tragen. Man lässt ihn kurze Strecken an der Leine laufen und achtet darauf, dass er sich nicht fürchtet.
Ich muss ihn an die Leine nehmen, wie kann ich dann verhindern, dass er zieht, wenn er es nicht weiß?
Warum darf der Welpe nicht ziehen? Ich lasse einen Welpen die Richtung bestimmen.
Ein Welpe wird ohne Halsband und Leine geboren. Es ist für ihn ein "Festgebunden sein", welches er nicht versteht.
Ein Fohlen muss man auch langsam und behutsam an ein Halfter gewöhnen und erst danach bringt man ihm langsam bei, an einer Leine geführt zu werden. Macht man das zu schnell und übergeht die Angst vor dem Festgebunden sein, verliert das Fohlen das Vertrauen.
Warum setzt man bei Welpen voraus, dass sie gleich leinenführig sein müssen?
Du hast geschrieben:
"Er wurde 4 Monate und es begann mit einem ständigen "In die Leine"-Beißen. Das habe ich konsequent unterbunden, hab entweder die Leine los und ihn stehen lassen
oder wenn es ganz schlimm war ihn irgendwo angebunden und so getan als würde ich gehen."
Es gibt Welpen, die laufen von Anfang an ohne Probleme an der Leine. Ich hatte auch mal solch eine Hündin.
Aber die meisten Welpen empfinden die Leine als eine Behinderung, was sie ja auch ist.
Mit ca. 4 Monaten haben Welpen eine Unsicherheitsphase. Es ist möglich, dass dein junger Hund darum nicht mehr so einfach an der Leine gelaufen ist. Diese Unsicherheit wird extrem verstärkt, wenn du den Hund irgendwo anbindest und dann so tust, als ob du gehst. Etwas Schlimmeres gibt es doch kaum für einen unsicheren Hund.
Es ist leider ein oft gegebener Rat von Hundetrainern, dem Ziehen nicht nachzugeben, sich auf die Leine zu stellen oder den Hund anzubinden. Einen leinenführigen Hund bekommt man so nicht.
Wir haben es mit dem Umwelt-Input einfach übertrieben.
Meistens geht diese zu frühe Erziehung Hand in Hand mit fehlendem Verständnis für die Bedürfnisse des Welpen.
Sonst würde man eigentlich viel früher merken, dass der Welpe Konfliktreaktionen zeigt.