Ich hätte ihn freudig gelobt und ruhig auch ein zwei Leckerchen gegeben, möglicher Weise auch eine Spielrunde eingelegt (je nach Hund und veranlagung). Ich hätte aber keine "Fressorgie" daraus gemacht.
1. Der Hund ist taub - freudig loben ist nett, wird sie in Anbetracht der Ablenkung aber nicht lange halten.
2. Die wirkliche Besonderheit bei Loomie ist nicht mal ihre Taubheit, sondern ihre Eigenheit bei Aufregung und in neuen Situationen sehr schnell, sehr hoch zu fahren. Verpasst du das oder fährst sie noch weiter hoch, knallt sie durch - dann hast du einen nicht ansprechbaren Hund, den du kaum noch runter bringst. Nein, auch nicht mit einer gezielten Ohrfeige.
3. Das Endziel in dieser Situation wäre ruhig und mit Gelassenheit die Situation zu ertragen. Sie in dieser Situation mit Spiel zu bestätigen hätte sie noch weiter hoch gedreht und keine Ruhe gefördert. Das wäre eine der Formen von Belohnungen, die den Hund für diese Situation noch weiter hoch schrauben würden. Stattdessen habe ich das ruhige Verhalten (sitzen und mich ansehen) weiter bestätigt.
Dann nehme ich den Hund aus dieser Situation raus und suche mir und den Hund ein ruhiges Plätzchen. Jeder kennt oder sollte seinen Hund soweit kennen, dass er merkt, wenn es genug ist und er abbrechen sollte. Ich breche nicht erst ab, wenn der Hund wieder "ausrastet" sondern schon vorher.
Ich bin dort ja auch keine halbe Stunde gestanden, sondern ein paar Minuten
. Eben so, dass sie es noch gut aushalten konnte. Aber ja, ich belohne dazwischen. Wenn ich nur 1-2x belohnen darf, weil mir öfter Füttern aus welchen Gründen auch immer widerspricht und dann sofort abbrechen müsste weil es ihr zuviel wird, könnte der Hund wohl heute noch auf keine belebtere Straße gehen.
Sicher. Das" Geheimnis" sind eben die 12 Sekunden. Ist der Hund noch nicht so weit, kann ich eben noch nicht so weit gehen, sondern muss eben vorher abbrechen. Fressorgien werden das Problem nicht lösen.
Nachdem du keine Fachvorträge halten willst, trage ich mal meinen Teil zur Wissensvermittlung bei
Gutes Training mit positiven Verstärkern (Belohnung) basiert auf drei Grundpfeilern:
a) Timing
b) Kriterium
c) Belohnungsrate
Während a & b allgemein bekannt sind, geht die Belohnungsrate scheint mir (nicht nur hier) des Öfteren unter. Die Belohnungsrate ist letztendlich einfach die Anzahl der gegebenen Belohnungen pro Zeiteinheit. Die maßgeblichen Faktoren dabei sind die Erfahrung des Hundes, die Ablenkung, die Art der Aufgabe und auch das Kriterium. Kurz gesagt - je schwieriger und neuer die Übung, umso öfter wird belohnt. Dazu kommen die individuellen Eigenheiten des Hundes. In ihren Reaktionen sehr schnelle Hunde müssen gerade zu Beginn öfter und schneller belohnt werden, als langsame Hunde. Ich kann noch so ein gutes Timing und passende Kriterien haben, wenn die Belohnugsrate völlig daneben liegt (zB weil der Hund zu schnell wieder abschweift), habe ich ein Problem. Eigentlich recht logisch.
Wenn ich also einen sehr schnellen, leicht erregbaren Hund in einer für ihn sehr schwierigen Situation mit großer Ablenkung habe, muss ich bei einer dementsprechend hohen Belohnungsrate ansetzen. Oder - das ist natürlich auch eine Lösung - ich bringe ihn nicht oder nur sehr kurz in die schwierige Situation mit Ablenkung, damit bei einer Belohnungsrate von wenigen Sekunden nicht zuviele Leckerchen in den Hund gehen. Da ich aber das Ziel hatte, aus dem Hund einen Hund zu machen, der nicht nur mit normalem Alltag, sondern auch mit derartigen Situationen wie einer Rettungshunde-Übung klar kommt (die gibt es regional ca. 4-5x/Jahr - ich kann also nicht alle paar Tage mal üben) und der Einsätze geht und ich auch kein emotionales Problem mit einer hohen Belohnungsrate habe, wenn sie ihren Zweck erfüllt, habe ich mich der Herausforderung gestellt und meinen Hund auch in schwierige Situationen gebracht. Mit Erfolg - mit zunehmender Erfahrung konnten wir die Belohnugsrate reduzieren und Loomie kann und konnte Situationen meistern, die wir mit der Vermeidungstaktik wohl maximal in ihrem 10ten Lebensjahr erreicht hätten