Ich habe nun wirklich lange überlegt ob und auch was ich hier noch schreiben soll. Meine Ansicht zum ursprünglichen Thema, ob man denn ohne ein Abbruchsignal auskommen kann, habe ich schon abgegeben. Nun wurde hier eigentlich eine Standard-Erziehungsphilosophie Diskussion draus, von denen es so viele gibt.
Ich war in meinem Leben durchaus schon unfreundlich zu Hunden, wie ich es nicht wiederholen möchte. Großteils aus Überforderung und weil ich es einfach nicht besser wusste & konnte. Ich habe mittlerweile sehr viele Wege der Weiterbildung durchlebt, hatte sehr viele Möglichkeiten aktiv mit Hunden auf unterschiedlichsten Wegen und Ebenen zu arbeiten und bin ein großer Fan davon fair und freundlich mit Hunden umzugehen. Wenn ich einen in meinen Augen sinnvollen positiven Weg kenne einem unerwünschten Verhalten zu begegnen, werde ich diesen auch wählen. Nicht nur aus ethischen Gründen sondern weil es schlicht und einfach auch mehr Spaß macht - dem Hund wie einem selbst. Aber ich habe auch dabei den Anspruch in einem angemessenen Zeitraum an ein vernünftiges Ziel zu kommen - ewige Ausreden, warum und wieso die Methode dann doch nicht klappt, obwohl sie ja eigentlich soooo toll ist, kann ich nicht leiden.
Ich skizziere euch mal folgendes Szenario, wie es sich bei mir Anfang dieses Jahres abgespielt hat. Cira und Loomie waren nie beste Freundinen, sie kamen miteinander aus und ab und an gab es mal kleinere Zankereien - nichts, das mich beunruhigt hätte. Ab und an merkte man mal ein paar Spannungen allerdings nichts, was mich bei der Kombination einer Althündin, die weiß wer sie ist und einer willensstarken jungen Terrierhündin irgendwie verwundert hätte. Schwierige Situationen wurden gemanaged, in dummen Situationen mal der ein oder andere Hund abgeblockt, ansonsten passte das. Dann kam eine ungünstige Konfliktsituation, die eigentlich gemanaged werden hätte müssen. Ich war allerdings durch Besuch abgelenkt, das ganze eskalierte bevor ich wirklich realisierte was war und es kam mal zu einer Rauferei, wo ich die Hunde auch aktiv trennte. An sich war nichts Dramatisches passiert, Cira hatte ein kleines Loch und der Besuch war *hust* etwas aufgewühlt. Dumm gelaufen, tief durchatmen, einmal sich selbst auf die Finger hauen, weiterleben - dachte ich zumindest. Woran ich in dem Moment nicht dachte, war Cira's Eigenart sonst nicht aus Zucker zu sein, aber bei allem was ihr Schmerzen bereitet ganz massiv mit Meideverhalten auf den Auslöser zu reagieren (wir konnten mal wochenlang nicht an einer Stelle vorbeigehen, wo sie zuvor von einer Wespe gestochen wurde :denken3
. Und der Auslöser für den Schmerz des Loches war klar - Loomie. Ab diesem Vorfall ging nun Cira, die zuvor "die" selbstbewusste Althündin war, Loomie massivst aus dem Weg und DAS war ein Lerneffekt für das kleine, weiße, pubertierenede Hundekind, den wir gar nicht gebrauchen konnten. Sie begann in Windeseile Cira's Bewegungen bewusst zu kontrollieren, sie einzuschränken und Co. Managementversuche und einfaches Abblocken kaum noch möglich - jedes Mal Weggehen von Cira (das ich ihr schlecht verbieten kann), wenn Loomie auch nur kurz anspannte und fixierte, war ein weiterer Lernerfolg - da kann ich dazwischen Hampelmann machen :denken24:. Für mich eine Situation, die nicht irgendwann sondern JETZT gelöst werden musste, denn wenn die Kleine weiter und weiter Erfolg damit hatte, während wir noch lang und breit diskutieren oder philosophieren, wird's irgendwann richtig schwierig dagegen zu steuern. Noch dazu bestand die Gefahr und von Loomie's Seite auch der Ansatz diese Kontrolliererei auch bei anderen Hunden, teilweise Sitterhunden zu probieren. Meine Hunde dürfen wirklich Vieles, ich habe für viele Dinge Verständnis und lasse sie viele Dinge in ihrem Tempo lernen. Sie müssen weder perfekt sein, noch müssen sich alle heiß und innig lieben. Aber eine der eisernsten Grundregeln hier im Haus ist, dass sich jedes Individuum frei bewegen darf ohne dabei groß von jemand anderem eingeschränkt zu werden. Solche Kontrollierereien spielt es ganz einfach nicht.
Also habe ich mich in Ermangelung an mir bekannten und in meinen Augen zielführenden und vernünftigen Alternativen ganz aktiv dazu entschieden mal ein richtiges ********* zu sein. Das pubertierende Hundekind ist für
jeden schiefen Blick, für
jeden Ansatz eines Wegabschneidens, für
jedes Dazwischengedrängel und Co. auf den ihr unbeliebtesten Platz in der hintersten Ecke des Wohnzimmers geflogen (=sie wurde nicht unbedingt freundlich mit Leckerchen hingelockt) und wurde dort angebunden. In jeder Sekunde, in der ich nicht aufmerksam sein konnte, wurden die 2 Hündinnen entweder räumlich getrennt oder Loomie war wieder auf dem Platz angebunden. Sie hat die ersten 2-4 Wochen sehr viel Zeit dort verbracht und ich bin mir sicher, ich war noch nie so hart zu einem Hund. Es ist mir noch nie so schwer gefallen, etwas von dem ich überzeugt war, dass es notwendig ist, wirklich durchzuziehen, wie diese Lektion. Und ich habe mich auch nicht geirrt, nach 2-3 Wochen wurden Loomie's Kontrollversuche deutlich weniger, die Zeiten, die sie auf dem Platz dort verbrachte reduzierten sich kontinuierlich und irgendwann kam auch die Leine dort wieder weg. Relativ schnell begann sich Cira wieder unbefangener in Loomie's Gegenwart zu bewegen und ich hatte bis heute keine einzige Mini-Rauferei mehr zwischen den beiden Mädels - Cira geht dem Ganzen nun lieber aus dem Weg und Loomie hat von mir eindrucksvoll gelernt von sich aus keinen Streit mehr zu provozieren. Die beiden leben gut und friedlich nebeneinander im selben Haushalt.
Nun durfte ich dieses Jahr eine bekannte deutsche Hundetrainerin (deren Namen ich hier mal nicht nenne) und ihre Arbeit, die ich vorher nur aus Büchern kannte, im Zuge eines Seminars persönlich kennenlernen. Thema war Trainingsmethoden, Techniken - alles möglichst auf dem Weg der positiven Verstärkung. Und auch wenn mir klar war, dass es sicherlich zig bessere Trainer gibt als mich, habe ich mich schon lange nicht mehr so gefühlt, wie ein blutiger Anfänger. Was diese Frau in kürzester Zeit aus Hunden herausgeholt hat, war schlicht und einfach Wahnsinn. Mal abgesehen davon, dass nun klar ist, dass das nicht mein einziges Seminar bei ihr sein wird, habe ich sie im Anschluss zu oben beschriebenem Thema "Kontrollverhalten gegenüber anderen Hunden - speziell auch auf den tauben Hund bezogen" befragt. Das Problem war zwar an sich gelöst, dennoch hätte ich mich über einen "netteren" Ansatz gefreut, man weiß ja nie, ob ich nicht doch noch irgendwann wieder in solch eine Situation komme. Die Antwort war, grob zusammengefasst, dass sie generell nicht in das Sozialverhalten zwischen Hunden eingreift, da man viel zu wenig von dem was passiert selbst sieht und sie selbst von einem hörenden Hund nicht verlangen würde, dass er "das kann". Vom tauben Hund schon gar nicht. Fazit: Wenns nicht von sich aus harmoniert, ist das eben so, müsste ich damit leben.
Nun ich sehe das ein wenig anders - schon gar nicht, wenn wir von einem pubertierendem Jungspund mit Terrierblut reden, der einfach nur ein dummes Erfolgserlebnis im falschen Kontext hatte. FÜR MICH wäre es viel "aversiver" und unfairer meine Hunde nun dauerhaft zu trennen oder gar einen von ihnen abzugeben, als einmal und eindrucksvoll den von mir genannten Weg zu wählen. Und so großartig ich die Trainingsskills der Trainerin finde und so gerne ich weitere Seminare bei ihr besuchen werde, da ich mir sicher bin, dass ich von dieser Frau noch Vieles lernen kann... der einzige Gedanke, der mir in den Sinn kam war: "Und da enden sie, die Möglichkeiten wo positive Bestärkung alles gut werden lässt." Nämlich im realen Leben, wo sich einfach nicht alles immer kontrollieren und managen lässt, Menschen nur Menschen und Hunde nur Hunde sind... :denken24:
Und bei mir hält ein verlagern meines Körpers nach hinten den Hund von der Hetzjagd ab, ich brauche kein nein.
Das haben wir uns erarbeitet nachdem ich mithilfe einer Positiv Trainerin von CumCane den Hund zum nervlichen Wrack gemacht habe und dann völlig neu und anders anfangen musste.
Genaure Infos dazu würden mich brennend interessieren :verlegen1: - wenn du hier nicht möchtest, gerne auch per PN :winken3: