Käme man in der Hundeerziehung (theoretisch) ohne das Wort "nein" aus?

Ich baue es meist auch positiv aus.
Wenn ich beibringe drücke ich den Hund nicht auf den Boden und sagen "nein" ;-).
Also runter drücken, mach ich eh nicht...
Wenn der Hund nicht weiß, was er machen soll, dann kann ich ihn dafür auch nicht
bestrafen, wenn er es nicht macht...

Ich mache schon viel positiv, aber Gewisse Sachen, finde ich ein "Notschalter" ok.
Das bleib ist nur positiv aufgebaut.
Naja, wenn man das zurückbringen, wenn es nicht klappt ab sieht.

Bei "nein" ist schon bissel ernster gemeint, je nach "ton".
Ein Agi "nein" ist was anderes, wie wenn sie gerade irgendetwas fressen wollen...
 
Ich denke dass es theoretisch möglich ist ohne nein aus zukommen, aber ich verwende es auch. Nein wurde positiv aufgebaut. Heute hatte ich ein Beispiel, wo ich nein nutzen musste. Mein Hund war etwas nervöser und unkonzentrierter als sonst. Ich bin ohne Leine mit ihm gegangen. Die Gegend war ruhig, keine Autos aber es war eine Straße. Auf einmal wollte er über die Straße laufen, etwas was er noch nie gemacht hat. Ich hab aus Schreck nein gerufen. Er drehte sich sofort zu mir und rannte zu mir.

Nein im Alltagsgehorsam macht ihm nichts aus, beim Tricksen stresst es ihn.
 
Ich hab jetzt auf Seite 5 aufgehört zu lesen weil sich die Beiträge nurnoch wiederholt haben, sollte ich also etwas tatsächlich wichtiges überlesen haben, verzeiht es mir.

Eigentlich müsste es doch reichen, den Hund zu sich zu rufen, wenn er etwas "Verbotenes" macht, oder nicht?
Warum sollte "nein" besser wirken als der Abruf?
Ich stelle mir vor ich laufe mit den Mädels durch den Park. Die beiden wuseln um mich herum, schnüffeln am Wegesrand, laufen neben mir.
Ein Reh springt auf.
Eine Millisekunde.
Entweder ich rufe 'HIER!' und sorge damit für verwirrung weil die Hunde sowieso schon im 'Hier' sind oder ich belege das 'Hier' durch meine Lautstärke unangenehm.
Eine Millisekunde.
Oder ich rufe laut 'NEIN!' und habe damit 98% deutlich gemacht was ich verlange: den Abbruch des Gedankens den sie gerade ausführen wollen. Da ich keinen Wert darauf lege mein 'Nein' ausschließlich positiv aufzubauen komme ich besser damit zurecht, dass ich dieses Kommando unangenehm belege.
Was rutscht mir in einer Millisekunde eher raus?
Mir persönlich: Ein Nein.
Ist wahrscheinlich auch Gewöhnungssache.

oder ob ich ein Nein rausdonnere (was wohl jedem - egal wie positiv er arbeitet - in brenzligen Situationen passiert und bei meinem nur für Verwunderung oder überhören sorgt, weil er das Wort überhaupt nicht kennt), das er ätzend findet.
Das wäre bei mir UNDENKBAR, siehe oben.
Ich versuche so autenthisch wie möglich zu sein und meinen Hunden meinen 'Slang' anzugewöhnen.
Ich mag mir nicht vorstellen, was passieren kann wenn ich erst zweieinhalb Kommandos rattere bevor ich darauf komme das Richtige, das mein Hund dann auch kennt, zu finden um ihn zu schützen.
Natürlich hat das auch wieder extrem viel mit Gewöhnung zutun. Dir rutscht ein 'Geschirr!' vielleicht schneller und genauer raus als mir mein 'Nein!', der Effekt den man dadurch verursachen zu versucht wird der Gleiche sein (nämlich den Hund z.B. aus einer Gefahrensituation herauszuholen).

Und da ein Hund nichts tut nur um mich zu ärgern, will ich ihn eigentlich auch nicht dafür bestrafen, was ja mit einem negativ aufgebautem Abbruchsignal passieren würde.
Ich persönlich sehe das einwenig anders. Das 'Nein' mag vielleicht in sehr bestimmten Situationen (explizit Gefahrensituationen) aufgrund der Lautstärke unangenehm sein, es IST aber keine Strafe.
Ich vergleiche mal mit einem Kind.
Wenn ich ein 5 Jähriges zur Rede stelle warum es sich die Schokolade geklaut hat ist diesem Kind das in diesem Moment unangenehm. Es ist aber nicht die Strafe.
Das 'zur Rede stellen' (bzw. das 'NEIN!') kündigt eine Androhung einer Strafe an.
Ähnlich dem Ampelsystem ist das Nein keine direkte Strafe sondern eher eine Warnung (bei den meißten HH behaupte ich mal), dass es zur Strafe kommen könnte, sollte man sich nicht einigen können.

Und wie weit würdest Du bei einem negativ konditionierten Abbruchsignal gehen, wenn sich das gebrüllte Nein "ausgelatsch" hat, weil der Hund schnell raus hat, dass nichts weiter kommt, sobald Du keinen körperlichen Zugriff mehr auf ihn hast?
Ein positiv aufgebautes Abbruchsignal kann sich genau so schnell auslatschen.
Selbst mit der gern genommenen Hitliste ist definitiv nicht gewährleistet, dass man den Hund umlenken oder umorientieren kann.
Bonnie würde nicht mit dem Ohr zucken wenn ich ihr ihren Jackpot anbieten würde obwohl dort grade eine Katze über die Straße sprintet.
Weil in diesem Moment NICHTS besser ist als diese Katze hetzen zu können. NICHTS.
Aber! Das ist wahrscheinlich wieder eine Gewöhnungsgeschichte. Hätte ich Bonnie JETZT als Welpen vor mir, dann würde vielleicht ein intensiveres und Detaillierteres AJT mit ihr machen und in vier Jahren vielleicht mit einem geflüsterten Jackpot zu ihr durchdringen.

Wenn ich jetzt einfach mal davon ausgehe, ohne "nein" oder "eh-eh" ein Verhalten abbrechen zu wollen, kann ich einen Hund doch auch aus der Situation rufen.
Habe ich unbewusst schon öfter gemacht.
a) dein Hund IST schon bei dir.
b) dein Hund hat keine Lust zu dir zu kommen.
c) den Hund in deine Nähe bringen bringt ihn ebenfalls in Gefahr (z.B. wenn er schon eine Straße überquert hat und zwischen euch Autos fahren).

Wieso kann ein negativ belegtes Abbruchkommando lebensrettender sein als ein positiv aufgebautes?
Ich glaube nicht, dass das eine 'besser' ist als das andere. Ethisch und Prinzipiell theoretisch, ja. Klar.
Wer will seinem Hund schon Schaden antun?
Aber.
Siehe oben, bekommt man nicht immer (vorallem nicht als Otto Hanswurst) den Dreh hin das richtige aus der Hitliste zu wählen um den Hund umzuorientieren.
Wenn ich, ganz persönlich, also vor der Entscheidung stehe:
a) ich baue ein Alternativsignal auf und gebe meinem Hund damit zu verstehen, dass es sich für ihn lohnt zu mir zu kommen, bzw zu horchen. Dabei kann es passieren, dass ich zu langsam im Schalten bin, in einer komplett neuen, ungewohnten Situation bin und nicht genau weiß wie ich oder der Hund sich genau zu verhalten haben. Oder mein Hund das Kommando kennt, ich den Jackpot rausgeholt habe und der Gefahrenreiz trotzdem höher ist.
Oder ich nicht in der Lage bin meinen Hund umzuorientieren weil die Situation so bekloppt ist, dass ich in einer absoluten Zwickmühle stecke (z.B. Straße zwischen uns als Beispiel).
b) ich baue ein Abbruchsignal auf, teilweise positiv, teilweise negativ.
Der Hund lernt, dass eine Strafe folgt, sollte er nicht sofort innehalten. Und der Hund lernt, dass eine Belohnung folgt, sollte er horchen.
Es könnte passieren, dass mein Hund nebenbei noch herausbekommen hat, dass ich keine Einwirkung auf ihn habe, wenn er eine bestimmte Distanz hält, das Kommando damit als nichtig ansieht.
Es könnte auch passieren, dass mein Hund den Gefahrenreiz trotz der Aussicht auf eine Strafe attraktiver findet.

Es ist gehüpft wie gesprungen.

Aber es ist intuitiver für mich, den zweiten Weg zu wählen.


Komischerweise hat sich bei uns mittlerweile ein Entspannungssignal als Alternative zum Nein etabliert.
Wie genau mir das passieren konnte weiß ich nicht genau.
Ich bin mit meinen Augen immer bei meinen Hunden, ich bekomme jedes Zucken mit.
Und irgendwie hat sich dann eingeschlichen, dass mein 'Rrrrrrrruuuuhee' (sehr tief und sehr ruhig gesprochen) signalisiert, dass der Hund keinen Handlungsbedarf in der Situation hat und sich tatsächlich entspannt.
Das lässt sich auf stressige Hundebegegnungen (pöbelnde Leinenklötter z.B.) sowie auf aufhorchen weil man etwas gehört hat bis hin zu knisternden direkten Hundebegegnungen (Kopf auf Schulter) übertragen.
Ich glaube das Kommando signalisiert ein 'Frauchen regelt das, geh mal zur Seite'.
Funktioniert recht fein finde ich.
 
Huhu,

ich habe gerade überlegt ob ich auf ein generelles Abbruchsignal verzichten könnte - ehrlich gesagt nicht.

Mein Hund war schon als Welpe sehr zappelig und übermäßig aufgeregt. Die Hundeschule hat resigniert weil die Ablenkung für meinen Hund dort zu extrem war. Ich habe es dann auch selbst ziemlich schnell in den Griff bekommen. Ich kann meinen Hund nicht für gutes Verhalten positiv belohnen, dann überdreht er sofort. Deswegen gibt es bei uns ausschließlich Signale für negatives Verhalten. Sitz und Platz kann mein Hund zwar, sie sind aber im Alltag absolut sinnlos denn warum sollte der Hund sich hinsetzen wenn er gerade einer Katze hinter her macht?

Nein bedeutet das derzeitige Verhalten zu unterlassen, das Kommando gilt aber nur für eine kurze begrenzte Zeit.
Pfui bedeutet das derzeitige Verhalten zu unterlassen, und zwar für immer und ewig.
Stopp bedeutet sofort stehen bleiben.
Aus bedeutet etwas aus dem Maul heraus zu geben.
Komm her oder sowas gibt es nicht - entweder rufe ich den Namen oder wenn der Hund bei mir bleiben soll "ran hier".
"Geh auf deinen Platz" bedeutet genau das was es aussagt.
"Hau ab" heißt geh aus dem Weg oder weg von mir.


Such, Sitz, Platz, Gib Pfote, Liegen, Touch(etwas berühren), Pass auf(bellen) usw. habe ich zur Beschäftigung über positive Bestärkung geübt aber verwende sie nie im Alltag außer Such.

Das sind alles Dinge die mein Hund zwar beherrscht aber ich kaum anwenden muss. Mein Hund hat im Laufe der Zeit gelernt was ich von ihm erwarte und ich habe gelernt was er von mir erwartet. Unser Verhalten läuft auch viel über einfachen Blickkontakt ab. Z.B. wenn sich mein Hund unsicher ist ob er zu einem anderen Hund rennen darf dann schaut er mich an und regiert dann auf meine Haltung. Trotzdem muss ich irgendeine Art Sprache mit meinem Hund sprechen um mich mit ihm verständigen zu können wenn er mich nicht anschaut.
Im Gegenzug beschütze ich meinen Hund vor aufdringlichen anderen Hunden, stelle mich vor ihn und verjage nervige Rüden :D Dazu muss mein Hund mich nicht ansprechen, das merke ich auch so. Er darf überwiegend ohne Leine laufen und genießt diese Freiheit.

Also im Grunde, nein verzichten kann ich auf Abbruchsignale nicht.
 
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