Junghund schnappt und überdreht

Das mögen einige hier vielleicht anders sehen, aber ich bin der Meinung, dass ein junges Lebewesen (egal ob Kind oder Hund), das mich so massiv körperlich angeht, damit im übertragenen Sinne ruft: Wer bist du? Wie stehst du zu mir? Wie weit kann ich gehen? Wo sind deine Grenzen? Wie kannst du sie wahren?

Und da hilft dann nur eins: Klarheit. Bin ich der lustige Gaudi-Onkel der kein Problem damit hat, in die Finger gezwickt zu werden? Dann kann ich ein lustiges Gerangel draus machen. Ich persönlich bin das nicht. Ich lasse mir weder von Welpen die Hände zerkauen noch von Einjährigen an den Haaren ziehen. Beide meinen es nicht böse, bei beiden ist keine Verletzungsabsicht dahinter. Und trotzdem werden meine Grenzen überschritten und ich kann sie wahren ohne dem anderen Angst zu machen oder Schaden zuzufügen. Im Falle eines Kleinkindes sage ich „Ich will nicht, dass du an meinen Haaren ziehst“, binde sie hoch und halte das Kind anders/stehe auf. Im Falle eines Junghundes, leine ich an, halbe die Leine sehr kurz und gehe ruhig und zügig in eine Richtung meiner Wahl. Das wäre meine erste Reaktion.
Zusätzlich würde ich aber schon auch Ursachenforschung betreiben und beispielsweise die Hundeschule für einige Zeit abkürzen (wenn meist nach 40 Minuten der Stresspegel zu hoch wird, eben schon nach 30 gehen) und die Auslastung kritisch hinterfragen. Ich finde deine 20-Minuten-Runden deutlich zu kurz.
Viel Erfolg 🍀
 
Es wurde vieles schon gesagt, hier noch mal, was ich am Wichtigsten finde: Die Spaziergehzeit finde ich auch zu kurz. Was die persönlichen Grenzen angeht bin ich ganz bei Aussiedor. Und wie Sunny205 sagt, deutliches Auftreten hat nichts mit Lautstärke zu tun. Und nicht jede Hundeschule ist eine gute, leider

Du schreibst nichts vom Spiel mit anderen Welpen. Nur vergessen oder findet nichts statt? Dürfen die Kursteilnehmer nach der Stunde miteinander spielen? Ich habe aus dem Grund mitten im Jahr den Verein gewechselt.

Ich habe meine Zweifel ob der ganzen "Übungen" - aber vielleicht nur, weil ich faul bin. Und eine Minute ewig lang finde... Meine "Übung" zur Impulskontrolle mit Rika (eher ängstliches Barsoimädchen) war hauptsächlich, sie zu ignorieren. Weil ich mich gerade mit jemandem unterhalten habe, oder noch was fertig machen wollte, oder gerade diesen Beitrag hier tippe. Mit anderen Worten, es ergab und ergibt sich einfach im Alltag (je nach Situation versucht Rika erst noch meine Aufmerksamkeit zu erregen, oder sie legt sich gleich hin). Sitz- und Platztraining auch nur minimalst - Kommando gelernt und dann ab und zu geübt wenn es gerade nützlich ist, sich hinzusetzen oder hinzulegen.

Zwei Punkte waren mir aber vom ersten Tag an wichtig, und an denen habe ich ständig gearbeitet und tue es auch weiterhin: Selbstbewusstsein stärken und Rückruf. Und mir scheint, bei ersterem könntest du auch Handlungsbedarf haben, oder?
 
werfe normalerweise durchaus auch mal Dinge die sie holen kann, nur eben nicht dauerhaft und zur Zeit eben nicht mehr.
Wenn sie dabei so aufdreht, dann lass die Art der Beschäftigung doch ganz. Baue lieber ruhige Übungen dafür ein.
Nachmittags wird die Runde wiederholt oder es geht alternativ 20 Minuten eine Strecke, an der sie etwas weniger frei läuft, wir dafür mehr Hunden und Radfahrern begegnen um den Kontakt bzw Nichtkontakt ein wenig zu üben.
Ändere die Strecke deiner Hunderunde doch einfach bei jeder Runde. Dass bringt mehr Abwechslung und fordert den Hund noch zusätzlich. Immer die gleichen Runden sind für den Hund langweilig.
Tagsüber kann sie bei halbwegs guten Wetter frei entscheiden, ob sie raus möchte oder nicht. Ansonsten lasse ich sie raus so oft sie will

Sie kann draußen machen wozu sie Lust hat. Immer wenn sie wach ist und Lust hat,
Warum entscheidet der Hund wann und was er gerade machen möchte und nicht du? Liebevolle Konsequenz würde da mehr bringen.
machen wir zerr- und Ziehspiele, wir raufen viel, auch Mal wilder, das liebt sie und ist dabei zwar wild, aber vorsichtig.
Ziehspiele und Raufereien würde ich zumindest für eine längere Zeit ganz lassen. Ich würde dafür ruhige Spiele und Übungen einbauen. Der Hund ist doch schon aufgedreht genug. Da muss er doch nicht noch durch wilde Spiele aufgeputscht werden, anstatt Ruhe ins Geschehen zu bringen.
Außerdem mache ich diverse Schnüffelspiele mit ihr, weil sie da auch echt Spaß dran hat. Naja und ansonsten schläft sie halt. Ich hatte bis her nicht den Eindruck, dass das zu wenig sei.
Das Problem ist auch nicht, dass ich keinen Stock werfen möchte und sie mich deshalb anspringt. Das mache ich nur jetzt im Moment sehr wenig, weil es eben immer wieder zu diesen Attacken führt. Zuletzt waren die Waldgänge alles andere als entspannt und spaßig.
Du hast es doch schon erkannt. Mehr Ruhe reinbringen und aufputschende Spiele weglassen.
Ich frage mich aber auch was ich falsch oder anders mache, da sie nur bei mir so reagiert. Bei meinem Mann nicht. Wenn sie Mal ansetzt, sagt er nur kurz nein und sie dreht ab. Ist dann zwar auch nervös, aber rennt dann halt los und sucht sich was anderes.
Du versuchst deinem Hund alle Wünsche zu erfüllen. Prinzesschen möchte etwas und Frauchen erfüllt dass auch sofort. Der Hund muss lernen auch mit Frust umzugehen. Sei einfach konsequent im Umgang mit deinem Hund. Liebevolle Konsequenz ist das A und O in der Hundeerziehung. Dein Kind schreibt dir doch auch nicht vor, was du zu tun hast und was nicht. Warum tut es dann aber dein Hund? Müsste es nicht eigentlich umgekehrt sein?
@Karojaro

In der Hundeschule versuche ich dann auch ihr etwas zu helfen, indem ich sie ablenke oder auch Mal kurz woanders hingehen um sie dem für sie teilweise eben stressigen Geschehen zu entziehen.
Nicht ablenken, sondern umlenken wäre wichtig. Ich würde sie nicht aus jeder stressigen Situation raus holen, sondern lieber ruhigere Alternativen bieten. Ein gewisses Maß an Stress ist sogar für die Entwicklung wichtig. Hier wäre dann auch wieder die Übung Impulskontrolle wichtig. Spreche darauf doch mal deinen Trainer an.
Das hilft auch immer kurzzeitig. Aber wenn der Trainer etwas erklärt und ich zuhören will, meist ist das dann gegen Ende der Stunde, dann flippt sie richtig aus. Die anderen Hunde zappeln auch herum oder fiepen schon Mal, wenn sie keine Lust haben gerade Mal zu warten. Aber die sind ansprechbar.

Der Trainer meinte bei anderen Übungen, dass wir eine sehr gute Beziehung hätten. Bei Übungen hält sie Blickkontakt oder sucht meinen Blick, sie hört da auch unter Ablenkung gut. Aber wenn sie warten muss und gegen Ende ist sie überfordert und reagiert eben so.
Anstatt wilde Spiele zu machen und sie abzulenken sollte mit ihr an der Impulskontrolle gearbeitet werden.
Übrigens, bist du sicher, dass dein Hund wegen einer guten Bindung Blickkontakt hält? Möglicher Weise beobachtet er dich, um dich zu kontrollieren. Dass klappt ja im Alltag auch ganz gut und du erfüllst ihm dann jeden Wunsch.
 
Hallo,
das Verhalten, welches Du bei Deinem Welpen beschrieben hast, ist völlig normal und bei den meisten jungen Hunden zu beobachten.
Wenn Du Dich hier im Forum etwas umschaust, kannst Du sehr viele Beiträge zu diesem Thema finden.
Tatsächlich ist das Attackieren und Schnappen wohl auch eine Art der Spielaufforderung , welche Hunde untereinander so machen.

Allerdings solltest Du Dir dieses keinesfalls gefallen lassen, hier wurde eine rote Linie überschritten, die jeder Hund einhalten sollte.
Da offenbar Deine Autorität und das Nein, wie Sitz, Platz Training noch nicht ausreichend konditioniert worden ist, um den Hund damit zu kontrollieren, sollte das Kommando Nein, bei dieser Gelegenheit noch verstärkt werden. Da zu ist es wichtig, dass der Hund bei diesem
Kommando Nein, augenblicklich an seinem unerwünschten Verhalten gehindert und gestoppt wird.
Also, schnapp Dir den Hund, sobald dieser Dich attackiert, halte ihn kurz fest und gebe dabei das Kommando Nein.
Dabei kann die Leine, oder das Halsband helfen, wenn Du den Hund nicht direkt halten kannst.

Eine Konditionierung sollte im Allgemeinen mit positiver Motivation verbunden sein,
aber wenn es um ein Nein geht, ist die negative Konditionierung wohl besser angebracht.
Dabei soll der Welpe aber nicht geängstigt werden, doch ein gewisser Zwang in die Ruhe, gehört dazu.

Ein Deckentraining finde ich sehr gut, wenn man einen überdrehten Welpen zur Ruhe bringen will, doch ich möchte nicht ständig eine Decke.
Mit herumschleppen, damit mein Hund bei Bedarf irgendwo zur Ruhe kommen kann, hier sollte irgendwann das Kommando Platz ausreichend sein. Ein menschlicher Schutzschild.
 
Ja da hast du völlig Recht. Ich glaube meine größtes Problem ist, dass ich mich verunsichern lasse und dann eben nicht mehr auf mein Bauchgefühl höre. Bis der Trainer mir sagte ich müsste da massiver gegen wirken, habe ich es eigtl mit ablenken und ignorieren gehalten und das war für mich okay. Klar nervt es, aber ich hab mir halt gedacht, schafft sie im Moment nicht anders.
Ich empfinde unseren Hund tatsächlich als sehr sensibel und gehe auch dementsprechend mit ihr um. Vll war ich dadurch auch etwas zu lasch, das weiß ich nicht, wir sind bisher halt gut klar gekommen.
Wenn sie merken soll, dass sie nicht weiter kommt, wäre aber ja bei der Situation im Wald, ihrem Wunsch nachzugeben und den Stock zu werfen, eher falsch. Ich würde es dann beibehalten sie konsequent zu ignorieren solange sie springt und schnappt und dann mit anderen Sachen zu beschäftigen?
Ich überlege eh nach dem Welpenkurs die Hundeschule zu wechseln. So richtig glücklich bin ich da nicht. Auch wenn ich nicht alles schlecht machen möchte, wir haben auch einiges gelernt.
Eine weitere Frage habe ich noch. Ich deute ihr springen und schnappen ja als Aufforderung zum Spiel, was ich daran festmache, dass sie zum einen nicht feste zu beißt und zum anderen die ganze Zeit mit dem Schanz wedelt, aber ebenso ihre gesamte Körperhaltung. Kann ich das so deuten oder ist es nicht so einfach. Mir fehlt da definitiv Wissen über Hundesprache. Falls jmd eine gute Buchempfehlung oder ähnliches dazu hat, wäre ich auch froh.
 
Für mich sieht das ganz klar nach spielaufforderung aus.
Und auch werde ganz bald die hundeschule wechseln. Ersttermin steht schon.
 
Wenn sie merken soll, dass sie nicht weiter kommt, wäre aber ja bei der Situation im Wald, ihrem Wunsch nachzugeben und den Stock zu werfen, eher falsch.

Warum solltest du mit ihr nicht spielen?

Wirf 10mal den Ball oder was auch immer,du wirst merken das sie von allein aufhört und etwas viel interessanteres findet,was sie beschäftigt.Und am Ende des Tages ist sie ausgepowert und nicht mehr so überdreht.
Deine 2 mal 20 min sind auch viel zu wenig 😉
Und nach Möglichkeit nicht schimpfen,wenn was schief läuft, immer konsequent aber fair bleiben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich halte Ballspiele für kontraproduktiv.

Erstens zieht man sich so uU einen echten Balljunkie heran und ich bin ohnehin der Meinung, dass gerade ein Junghund mit Erkunden der Umwelt genug gefordert ist. Manches Mal sogar eher überfordert sein kann.

Zweitens ordne ich die Stop and Gos beim Ball werfen für einen Hund, und bei einem Junghund im Wachstum insbesondere, als sehr gelenkbelastend ein.

Just my two pence.
 
Buchempfehlung wäre : Turid Ruugas.der Klassiker"Calming Signals".
Dann gibt es bei You tube noch ein paar Videos von der Seite "sprich Hund". Die sind auch auf Facebook zu finden.Da gibt es auch die Gruppe" Körpersprache Hund-erkennen,verstehen,handeln".
 
Ich halte Ballspiele für kontraproduktiv.

Ja,weisst Du, ich hab die Erfahrung gemacht, das aus einem blöden Ballspiel
meistens ganz schnell etwas viel interessanteres wird.

Wenns dich interessiert, kannst du unter "Hallo mein Name ist Klausi" mal den Beitrag #100 lesen

Mein Bordercollie ist jedenfalls trotz gelegentlichem Ballspiel kein Junkie geworden😉
 
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