Da du mich ja konkret angesprochen hast.
Es gibt, soweit ich weiß, über 200 Stämme von Leptospiren.
Als Kira hier einzog (vor knapp 5 Jahren), wurde sie mit dem damals verfügbaren Impfstoff grundimmunisiert (2 Impfungen mit 4 Wochen Abstand), der gegen genau 2 Stämme schützte.
Da ich mich vorher genauestens informiert hatte, bekam sie diese Impfung separat, alles andere war bereits geimpft, und natürlich im April.
Eben weil dieser Impfstoff nur etwa 6-8 Monate einigermaßen zuverlässig schützt und die Hauptinfektionszeit (Pfützen, andere Gewässer) zwischen April und Oktober liegt.
Das wurde im Jahr danach ordnungsgemäß aufgefrischt.
Ein Jahr später kam der neue Impfstoff, der jetzt immerhin 4 von 200 Stämmen abdeckt. Also wurde wieder grundimmunisiert (2 mal im Abstand von 4 Wochen).
Ein Jahr später Auffrischung. Das war letztes Jahr im April.
Kira bekam diese Impfung sowieso nur deshalb, weil sie "stark gefährdet" ist. Will heißen, sie liebt es, aus Pfützen und anderen Gewässern zu trinken, ist ihr wesentlich lieber, als das verhasste "saubere Wasser" daheim. Da sie auch öfter ohne Leine unterwegs ist, kann ich das nicht immer beeinflussen, ganz besonders, weil wir so gut wie immer in Wald und Feld unterwegs sind.
Desweiteren buddelt sie gern, auch in größeren Wiesen, wo überall mit Mäuseurin zu rechnen ist. Auch dadurch kann Hund sich infizieren, nicht nur durch Trinken von bzw. Kontakt mit "verseuchtem" Wasser. Immer wenn (leptospirosehaltiger) Urin von Nagetieren mit Schleimhäuten oder kleinen Hautwunden in Kontakt kommt.
Last but not least, unser Garten grenzt direkt an den Wald, auch hier wird gebuddelt und unsere Mäusepopulation (wie auch die anderer Nagetiere) ist trotz Katzen recht hoch.
Dies nur zur Erklärung, weshalb sie diese Impfung überhaupt bekommen hat. Ich würde nämlich mitnichten jeden Hund dagegen impfen, sondern immer erst die Risikofaktoren überdenken.
Der Grund ist, dass gerade die Leptospirose Impfung viele Nebenwirkungen haben kann und häufiger als andere Impfungen auch hat. Das liegt daran, dass der Impfstoff aus ganzen Bakterien hergestellt wird, nennt man auch "dirty vaccines", in der Humanmedizin werden solche Impfstoffe so gut wie gar nicht verwendet.
Infiziert sich der Hund mit einem der anderen 196 Stämme, erkrankt er trotzdem. Wobei viele Stämme nur "leichte Erkrankungsverläufe" haben und es mitunter gar nicht als Leptospirose erkannt wird. Einige Stämme verursachen dagegen heftige Symptome, die zum Tod führen können.
Darunter sind auch die 4 Stämme, gegen die geimpft wird, aber ebenso auch andere Stämme, gegen die man gar nicht impfen kann.
Die zuverlässige Schutzdauer liegt nur bei 6 Monaten, also sollte man tunlichst zu Beginn der Hauptsaison impfen, also im März/April.
Hunde, die z.B. im Oktober einmal jährlich geimpft werden haben die tatsächliche Schutzwirkung in den Monaten, wo eine Infektion relativ unwahrscheinlich ist und sind zur Hauptsaison dann so gut wie ungeimpft.
Egal wie, wenn der Hund sich in den Monaten 7-12 infiziert, dann kann er auch an den eigentlich geimpften Komponenten erkranken, möglicherweise verläuft die Infektion dann aber milder.
Was die Ansteckung des Menschen betrifft, als Mensch kann man sich überall da infizieren, wo man potentiell mit dem (leptospirosehaltigen) Urin von Nagetieren, Schweinen, Rindern und Pferden in Kontakt kommt, also durch entsprechenden Kontakt mit Wasser, Erde oder durch Bisse.
Dementsprechend bietet jeder Wassersport Ansteckungspotential, genauso wie Arbeiten in Wald, Feld und Flur, sogar die Arbeit im Gemüsegarten kann potentiell gefährlich sein.
Wenn der Hund geimpft ist, kann es sein, dass er an den 4 geimpften Stämmen nicht erkrankt. Er infiziert sich aber trotzdem und hat die Bakterien in sich, scheidet sie also mit seinem Urin auch aus. Möglicherweise in geringerer Menge als wenn er nicht geimpft wäre, aber der Mensch kann sich trotzdem infizieren. Die Impfung des Hundes gegen Leptospirose senkt also das Ansteckungsrisiko für Menschen nur in einem so geringen Maß, dass das für mich nun wirklich kein Grund ist, deshalb zu impfen.
Wer davor solche Angst hat, der darf in seinem Garten niemals mit Erde in Berührung kommen, sollte nie in irgendeinem Gewässer schwimmen oder auch nur mit bloßen Füßen durchlaufen (sofern er kleinste Hautwunden hat). Die normalen hygienischen Grundregeln, die man im Umgang mit dem Hund sowieso einhalten sollte, bieten dagegen einen ziemlich sicheren Schutz vor einer Infektion durch den Hund.
Ich für mich habe entschieden, dass Kira in ihren verbleibenden Jahren nicht mehr gegen Leptospirose geimpft wird.
Sie wird älter, hat bereits einige Impfdosen intus und ich will nicht riskieren, dass es doch noch zu Impffolgen kommt, die bei Leptospiroseimpfungen recht häufig sind.
Sie ist mittlerweile fit, hat ein intaktes Immunsystem und hatte bereits ausreichend Kontakt mit allen möglichen Erregern, die ihr Immunsystem trainiert haben. Also verzichte ich auf weitere Lepto Impfungen, auf Zwingerhusten sowieso und SHP wurde vor zwei Monaten vermutlich zum letzten Mal nachgeimpft, das kommt auf ihren Zustand in 4-5 Jahren an, da werde ich das endgültig entscheiden.
Tollwut wird weiter alle 3 Jahre geimpft, wie im Impfpass eingetragen.
Sollte ich irgendwann mal einen Welpen aufnehmen, wird der gegen Leptospirose grundimmunisiert , bekommt eine Auffrischung mit einem Jahr und eine mit 2 Jahren. Danach sollte sein Immunsystem so weit ausgereift sein, dass er hoffentlich mit evtl. auftretenden Infektionen klar kommt.
Ich sage nicht, dass das für jeden die Non Plus Ultra Lösung ist, es ist meine Lösung nach Lesen, Informieren und Abwägen der Risikofaktoren.
Würde ich in der Stadt leben und/oder hätte ich einen Hund, der weder buddelt noch Kontakt zu öffentlichen Gewässern hat, würde ich gar nicht gegen Lepto impfen.