Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans sehr wohl noch...!

Heute hat der zweite Teil des Seminars "Hundebegegnungen" stattgefunden - und es war noch toller als beim ersten Mal! :happy:

So war die Gruppe größer, die Hunde unterschiedlicher und wir haben mehr am "lebenden Objekt" geübt. Insgesamt 8 Hunde: ein Labrador-Weimaraner-Mischling, ein Hovavart-Mischling, ein Bearded Collie, ein Feld-Wald-und-Wiesen-Mischling, ein Terrier, das Setter-Mix-Mädchen vom letzten Mal, ein Beagle-Mädchen und eben Leo.

Zunächst wurden wir wieder theoretisch eingewiesen (Bitte um Abstand halten z.B.), dann ging es darum, mit dem Hund zu laufen, ihn schnüffeln und pieseln zu lassen, und dann mal innerhalb von zwei Minuten mitzuzählen, wie oft ich Leo markere, vor allem natürlich, wenn er einen anderen Hund sieht und nicht reagiert. Ich kam auf immerhin 7 Mal.
Wichtig scheint in diesem Zusammenhang der Ansatz zu sein zu markern, wenn dein Hund den anderen anschaut - und nicht etwa, wenn er dich anschaut. Das Ziel ist, dass dein Hund den anderen anschaut und "die Gefahr" erträgt, ohne auszuflippen. Dabei habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, sich zumindest ein bisschen mit Hunden auszukennen, denn Leo und ich liefen an dem Bearded Collie vorbei und dieser hat... geglotzt... und geglotzt... und geglotzt.
Was ich schlicht nicht wusste, ist, dass Hütehunde grundsätzlich zum Glotzen neigen, weil das ihr Job ist, z.B. die Herde im Blick zu haben... tja... und das muss man halt wissen, um schneller zu reagieren, z.B. weiterlaufen oder U-Turn. Bewegung halt, bloß nicht stocksteif stehen bleiben.

Dann kam die Situation, dass Leo den großen mächtigen Labbi-Weimi-Mix unsympathisch fand (und umgekehrt). Da war Gott sei Dank die Trainerin an meiner Seite, sie hat mir geholfen, Leo zu halten und meinen Blick geschärft für den Moment, wann ich markern soll. In meiner Panik sprach ich ihn nämlich mehrfach an (ruhig, aber einfach zu oft) und gab mir selber nicht die Zeit abzuwarten, wann er ansprechbar ist. Ob ich das in der nächsten Situation ohne die Trainerin an meiner Seite auch so gut hinkriege, weiß ich natürlich nicht - aber immerhin habe ich es jetzt mal durchgestanden, und zwar ohne großes Gezerre an der Leine, sondern mit Ruhe, Geduld, Markerwort und Leckerlies zur Belohnung. Und natürlich wieder weitergehen, raus aus der Situation.

Nächste Einheit: Enger Feldweg.
Für mich doppelt schwierig, weil ich den wuscheligen Collie als "Starring-Partner" null einschätzen konnte und auch Leo nur von hinten gesehen habe. Ich tat also wie geheißen, pendeln, markern, warten - bis Leo freiwillig in den Sitz ging und sich eng an mich schmiegte.
Die Trainerin war mit mir und der anderen HHin auf dem Feldweg, die anderen Teilnehmer auf dem Gelände hinterm Zaun. So bekam ich Feedback, wie Leo bzw. der Collie auf die anderen wirken. Insgesamt haben wir 4 die Situation aber gut gemeistert und mein Timing war offensichtlich optimal. Auch hier nehme ich mir wieder mit - immer defensiv bleiben.
Wenn dein Hund schon signalisiert "Och nööö, den mag ich nicht unbedingt kennenlernen!", dann niemals zum Weitergehen zwingen. Lieber umdrehen und ausweichen, ablenken mit 'ner Handvoll Futter ins Gestrüpp, oder wenn gar nichts mehr geht, Sitz/Platz machen lassen. Vielleicht nicht gerade mit dem Rücken zum anderen. Ist nicht die Ideallösung in dem Moment - gibt es die überhaupt? - aber ímmer noch besser, als wenn sich beide Hunde in die Leine werfen und aufeinander zustürmen.

Weitere Einheit: Begegnung am Zaun.
Hier war immer einer frei, der andere auf der anderen Seite an der Leine und sollte auf den Zaun zupendeln. Leo (frei) hatte das Beagle-Mädchen als "Starring-Partner", und es lief absolut zivilisiert ab. Sie hatte einfach Respekt vor seiner Größe, aber er zeigte sich auch charmant, lief freundlich auf und ab und unterließ alles, was sie vielleicht einschüchtern könnte. Vorbildlich, aber auch langweilig.
Viel interessanter war da z.B. die Begegnung Setter-Mix-Mädchen und Terrier. Der Terrier hat sich zu Tode gekläfft, und obwohl mir das Gekläffe tierisch auf die Nerven gegangen ist (Terrier-Halter mögen mir bitte verzeihen!), konnte ich doch deutlich sehen, dass er es nicht böse gemeint hat. Die Trainerin meinte, dass Terrier immer so klingen, und die Absicht (Spiel? Angriff?) könne man nur an der Körperhaltung ablesen. In diesem Fall war er geschmeidig, wirbelte am Zaun entlang, hat sich zu Tode gewedelt... und fand offensichtlich das Setter-Mix-Mädchen ziemlich gut...

Richtig lehrreich waren die beiden anderen Begegnungen, in denen offen gedroht, Zähne gefletscht, geknurrt wurde - und dann auch an den Zaun gedonnert wurde. Ich war überrascht, wie viel Zeit sich die Hunde eigentlich geben! Gerade weil die Trainerin dabei war, war die Situation (auch für uns Zuschauer) wohl angespannt, aber ruhig. Also haben wir abgewartet, welcher Hund welches Signal aussendet. Hammer! Die beteiligten HH hatten alle Zeit der Welt, den gegnerischen Hund richtig einzuschätzen und angemessen zu reagieren. In einer Begegnungen war ganz deutlich zu merken, dass es so lange gedauert hat, weil nicht an der Leine geruckt wurde, in der anderen hat die HHin instinktiv geruckt - und schon eskalierte es.

Ich kann - ähnlich wie beim ersten Seminar - nur sagen, dass sich das gelohnt hat.
Die DVD, von der anfangs schonmal die Rede war, kann ich mir nur in Häppchen anschauen, weil die Referentin eine wunderbar ruhige Art hat, aber ich dann auch entsprechend konzentriert zuhören muss. Aber so ein Seminar, in dem du selber Puls kriegst, sei es wegen deines Hundes, sei es wegen des anderen Hundes... also das ist schonmal was anderes!

Heute Nachmittag haben Leo und ich gleichermaßen ein Nickerchen gemacht, um das Erlebte in Ruhe zu verdauen. :zwinkern2:

LG Rubia
 
Boah, das klingt sooo klasse!
Ich kann mir gut vorstellen das man nochmal nen ganz anderen Blick auf die Situation bekommt wenn man die Sicherheit eines Trainers im Rücken hat, macht es wesentlich einfacher allein in so eine Situation zu kommen :happy:
 
Boah, das klingt sooo klasse!
Ich kann mir gut vorstellen das man nochmal nen ganz anderen Blick auf die Situation bekommt wenn man die Sicherheit eines Trainers im Rücken hat, macht es wesentlich einfacher allein in so eine Situation zu kommen :happy:

Das war es, Wirbelwind!
Und weißt du, ich habe wieder so sehr viel "nebenbei" gelernt, denn wir Teilnehmer haben ja auch viel miteinander gesprochen und uns Situationen geschildert. Es hat mich sehr beeindruckt, dass im Seminar so eine freundliche, wohlwollende und verständnisvolle Grundstimmung geherrscht hat. Wir haben auch darüber gesprochen, dass vieles in deinem Kopf abläuft, was gar nicht in die Situation gehört, z.B. dass du dich vielleicht schämst, weil du denkst, der andere hält dich für völlig unfähig. Ich finde es sehr wichtig, sich auch mal über diese "doofe Gedanken", die man vielleicht hat, auszutauschen. In unserer Not, stets perfekt reagieren zu wollen, sind wir halt auch so angespannt, dass Fehler entstehen, die die eigentliche Situation nur unnötig verschärfen.

Und ich selber habe mich völlig entspannt, als ich die Gelegenheit hatte, die anderen Hunde ruhig zu beobachten. Ok, hier wird der Hund steif. Ok, er entblößt die obere Zahnreihe. Ok, hier kann es nicht mehr lange dauern...

*hach*... :happy:
 
Das hört sich total interessant an, auf weitere Schilderungen bin ich schon jetzt gespannt!

Ich glaube, mit Rex könnte ich nicht gut an so einem Seminar teilnehmen. Er mag jeden Hund und will selbst dann noch zu diesem hin, wenn der andere ihn z.B. anknurrt oder anbellt. Er bleibt dann höchstens mal verdutzt stehen und wundert sich, was der andere denn bloß hat :denken3: Könnte natürlich sein, dass sich das noch ändert.
 
Er mag jeden Hund und will selbst dann noch zu diesem hin, wenn der andere ihn z.B. anknurrt oder anbellt.

Hallo Lina,

hattest du diese Situation denn schon?
Ich meine, dass er freundlich auf einen anderen zugeht und dieser ihn anbellt?

Vielleicht bin ich da ja schon wieder zu naiv, aber wenn Rex freundliches Interesse signalisiert, kann der andere ja eigentlich nicht böse reagieren, oder? Der wäre doch dann schlimmstenfalls desinteressiert und sagt sinngemäß "Hau ab, Kleiner, ich mag grad nicht!"

Was weißt du über seine Mimik und Körperhaltung?
 
Rex geht auf jeden Hund freundlich zu. Er ist auch eher der Typ, der sich anderen Hunden gegenüber unterwirft - nicht ständig natürlich, aber immer wieder mal, z.B. wenn er den anderen noch nicht so gut kennt und ihn nicht einschätzen kann. Dann beschwichtigt er auch immer wieder mal. "Unsicher" ist aber auch nicht wirklich (nur bei ganz großen Hunden wie Deutschen Doggen), er geht höflich, aber doch eindeutig interessiert auf andere Hunde zu und fordert sie auch zum Spielen auf.

Die meisten Hunde reagieren ja auch nicht negativ auf ihn, aber es gibt ja immer wieder mal Hunde mit Unverträglichkeiten. Oder auch Rüden, die keine anderen Rüden mögen. Meine Trainerin hat mir geraten, Rex in diesen Situationen möglichst zu schützen. Ich weiß ja nicht, wie viel Hundekontakt er in den ersten Monaten hatte, aber manchmal kommt er mir durch seine vertrauensseelige Art schon etwas unbedarft vor. Darum achte ich auch darauf, dass ich ihn möglichst nicht zu Hunden lassen, die generell keine Artgenossen mögen oder eben auch Rüden, die ein Problem mit anderen Rüden haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es gibt verschiedene Arten zu bellen zu Knurren, dazu kommt die Rutenhaltung.
Der Hund bellt dich bzw. Leo freudig wedelnd an.
Keine Gefahr.
Knurrt er jedoch, würde ich vorsichtig sein.
Fletscht er dabei die Zähne ist es eindeutig, also Abstand halten.
Dann gibt es noch die " gestörten" die " sagen " nichts und schnappen sofort zu.

So wie du es schildert von der Hundeschule, hört es sich sehr gut an.
Ich bin sicher, daß du dort die nötige Erfahrung vermittelt bekommst.
Vlt. Gibts auch ein Video vom Verhalten eines Hundes bei Begegnungen ( ich habe schonmal eins gesehen, weiß nur nicht mehr wo ).

Wenn du Hunde, genau beobachtest, wirst du bald die verschiedenen Typen erkennen.
Ich weiß nicht ob das möglich ist, in deiner Huschule , schau einfach nur mal zu, ohne Leo.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es gibt verschiedene Arten zu bellen zu Knurren, dazu kommt die Rutenhaltung.
Der Hund bellt dich bzw. Leo freudig wedelnd an.
Keine Gefahr.
Knurrt er jedoch, würde ich vorsichtig sein.
Fletscht er dabei die Zähne ist es eindeutig, also Abstand halten.
Dann gibt es noch die " gestörten" die " sagen " nichts und schnappen sofort zu.

Naja, ganz so einfach ist es nicht, Yacco.

Es geht ums Tempo des Wedeln einerseits und um die Rutenhaltung (oberhalb/unterhalb Rückenlinie) andererseits.
Das in Kombination gibt ja schon vier Möglichkeiten:
schnell - oben
langsam - oben
schnell - unten
langsam - unten

Dann die Zähne - beim Collie nicht zu sehen, beim Mischling deutliche Drohung, beim Terrier ständig zu sehen.
Lefzen - genau das gleiche, siehe Zähne.

Alles nicht so einfach.
Aber zu schaffen!
 
Es geht ums Tempo des Wedeln einerseits und um die Rutenhaltung (oberhalb/unterhalb Rückenlinie) andererseits.
Das in Kombination gibt ja schon vier Möglichkeiten:
schnell - oben
langsam - oben
schnell - unten
langsam - unten

Das hört sich aber echt kompliziert an. Kann man sich so etwas alles merken?
 
Es ist nicht einfach, nur du weißt doch schon einiges.
Schätze bißchen Praxis und du bist dabei.:zwinkern2:

Für mich sind Hundebegegnungen relativ einfach.
Weil ich Yacco kenne, brauch ich mich nur auf den anderen Hund zu konzentrieren , Yacco geht auch noch unbedarft zu anderen Hunden.
Er hat erst einmal schlechte Erfahrung gemacht.
Nur man kann einen Junghund nicht mit einem " alten" vergleichen.

Weiß nicht, ob es bei euch Hundewiesen gibt.
Ich stehe des öfteren an einer solchen, nur um zu beobachten, Hund und Herrchen.
Sehr aufschlußreich, mitunter lustig.:happy2:
manchmal auch zum .:uebel1:
Trotzdem, geh immer wieder gern dorthin.Allein.
Lerne lieber von den Fehlern der Anderen.:zwinkern2:
 



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