Achtung, langer Beitrag...
Und für mich war danach völlig klar, dass er erst mal nicht mehr abgeleint wird denn er war nicht abrufbar und ein Hund hat aus meiner Sicht nicht wegzulaufen. Und mein Vertrauen in Balou war danach angeknackst.
Warum Tibbers damals weggelaufen ist hab ich nie herausgefunden. Wild interessiert ihn nicht, Hunde oder Menschen waren da keine. Er ist einfach losgerannt und stand dann nen Kilometer entfernt auf der Wiese. Ich hab damals gar nicht versucht zu rufen, ich hatte nicht das Gefühl, dass er mich in diesem Moment wahrgenommen hätte. Dennoch vertraue ich ihm. Ich wüsste nicht warum nicht. Nur weil er einmal in zwei Jahren nicht das gemacht hat was ich erwartet hab?
Generell natürlich erst einmal: es sind deine Hunde. Du siehst und erlebst Sie jeden Tag, du lebst mit ihnen, du hast den Alltag mit ihnen, wir sehen hier ja nur dezente Ausschnitte aus eurem Leben. Ich finde nicht, dass die drei unglücklich oder unzufrieden aussehen, ob mit Leine/Schleppleine oder nicht. Hier trifft jeder seine eigenen Entscheidungen, wie sie am besten für ein glückliches Zusammenleben passen. Das noch generell dazu.
Und ich lese in einem anderen Hundeforum, dass es bei Mehrhundehaltern nachdem es einmal eskaliert ist immer mal wieder knallt und dass Situationen in denen es vor dem ersten Knall keinen Ärger gab plötzlich nicht mehr funktionieren.
Ich sehe hier mehrere Probleme und finde, dass man dieses Thema speziell betrachten muss.
Zum einen immer interessant ist schon die Betrachtung des Ersthundes. Nicht zu jedem Hund passt ein Zweithund. Ist der Ersthund bereits frustriert, gelangweilt oder dauerhaft nicht ausgelastet dient ja ein zweiter Hund als weiterer Frustrationspunkt.
Als zweites Problem sehe ich immer die Menschen, die meinen der erste Hund muss der Chef bleiben oder ist immer der erste, weil er der erste war. Da wird der Ersthund unterstützt oder in Schutz genommen oder der kleine schwache Welpe wird beschützt und wenn er dann groß ist eskaliert der Streit. Wir nehmen ja oft diese kleinen Feinheiten in der Kommunikation und im Verhalten gar nicht wahr, haben die Ursachen eines Streits nicht genau erkannt und kreieren so unsere eigenen Probleme, die es sonst gar nicht geben würde. Ebenso das falsche beenden eines Streits, wenn der falsche Hund unterstützt, etc.
Dann finde ich es schon immer interessant zu erfahren warum es denn überhaupt zu Streit kommt. WARUM wird um Ressourcen gestritten? Gibt es dafür Potenzial, weil ein Hund bevorzugt oder der andere vernachlässigt wird? Sind die Hunde generell ausgelastet? Gibt es genug Platz und Futter für beide? Sind beide gesund?
Ich finde dieses Thema muss so individuell betrachtet werden und ich sehe persönlich keine Lösung darin generell Streit zu vermeiden oder das Verhalten untereinander zu deckeln. Nicht auf dich bezogen, sondern allgemein.
Und dass Hunde in Ausnahmesituationen (Epianfall, starke Schmerzen) ungehemmt zubeißen kann vermutlich passieren aber wegen einem langweiligen Kauartikel? Ich habe daraus gelernt, dass ich zu leichtsinnig war und da schon mehr hätte regeln müssen.
Klar hat jeder Hund prinzipiell das Potenzial seinen Halter zu verletzen. Flash hat meinen Stiefvater auch schon gebissen als er ihn aus einem Stromzaun, in den er sich verheddert hatte holen wollte. Er war vor Angst und Schreck rumgefahren, passiert ist aber nichts weiter.
Bezüglich des Streits um Ressourcen: die drei Hunde hier haben gelernt sämtliche Sachen auf Anweisung fallen zu lassen und auch auf Anweisung (ich rede nicht von schreien oder dergleichen) wegzugehen. Ich beende einen Streit nicht körperlich, ich nehme mir auch eine Ressource nicht weg. Das wird losgelassen, ich schicke die Hunde weg, dann nehm ich es mir.
Über den Vorfall bin ich schon mal gestolpert im Forum. Glaubst du es hätte dir auch passieren können oder hat dein Mann einen anderen Stellenwert als du? Mir fällt es leicht mich auch mit Körpersprache und Stimmlage zu behaupten, meinem Partner fällt das unglaublich schwer und er wird noch an und an von Phineas nicht ernst genommen. Er darf auch nicht alles so selbstverständlich wie ich es darf. Ressourcen hergeben klappt bei ihm aber auch ohne körperlichen Einsatz.
Balou ist die Gruppe hier völlig egal. Der ist überhaupt nicht sozial motiviert. Vor ein paar Jahren habe ich noch rumgerätselt warum das so sein könnte (Autismus, Deprivationssyndrom, Schilddrüse) aber mittlerweile suche ich nicht mehr nach der Ursache und nehme und mag ihn so wie er ist
Wieso sollte Balou krank sein? Für einen Hund der heutigen Zeit ist der wichtigste Sozialpartner der Mensch. Ich kenne viele Hunde, denen andere Hunde vollkommen egal sind. Dürfen da sein, braucht aber keiner. Kann man auch mal mit Spielen, wenn die nicht da sind aber auch ok. Für Flash wäre ein Zweithund nichts tolles. Er akzeptiert meine beiden, die dürfen auch da sein, aber die müssen nicht da sein, er braucht sie nicht. Sein Rudel sind seine Menschen und die müssen auch alle zusammen sein, mehr braucht er nicht.
Vielleicht habe ich ja erkannt, dass Balou das Potential hat wirklich Ernst zu machen? Warum zieht das keiner in Erwägung? Bei Hermann und Mogli könnte ich auch viel laufen lassen. Die kriegen das hin.
Das ist ja wie gesagt deine Entscheidung, du siehst die Hunde jeden Tag, nicht wir. Mich würde interessieren was du unter "wirklich Ernst" verstehst? Glaubst du Balou würde in einen Kampf bis zum bitteren Ende gehen?