CM versucht eine Situation herzustellen die den Hund aus der Komfortzone lockt. Wie bei uns Menschen besteht die beste Angst- und Unsicherheitsbewältigung darin, sich der Situation auszusetzen. Hier haben wir es aber nicht mit einer Art „Phobie“ oder „Bindungsängste“ zu tun, sondern mit der Aggression und Unsicherheit des Hundes. Als der Hund merkt, dass er mit seiner Aggression nicht das gewünschte Verhalten provozieren kann, wird er ruhig und versucht zu vermeiden. In dieser Vermeidung darf ihn C aber nicht unterstützen. CM muss die Konfrontation mit ihm suchen. Würde er ihn jetzt in Ruhe lassen, würde das die Vermeidung verstärken bzw. die Situation in der Komfortzone bleiben. Er unterwirft den Hund, um ihn zu zwingen seine Position als Entscheidungsträger aufzugeben und diese C zu überlassen – was dem Hund vmtl. die Unsicherheit nehmen soll. Bei 7.26min sehe ich übrigens keine Angst beim Hund, Unterwerfung schon.
Wenn es sich um echte Angstzustände handelt, die zum Wohl des Hundes aufgelöst werden müssen, dann sehe ich es auch so, dass die dosierte Konfrontation damit eines der besten Mittel ist.
Hier handelt es sich aber nicht um eine Angstsituation, sondern um bloße Unsicherheit, die aus der Überforderung entsteht, alles regeln zu müssen.
Diese Überforderung hat Cesar Kiko bereits abgenommen, auch die Rottweilerhündin bemüht sich redlich, Kiko klarzumachen, dass da jemand anders das Sagen hat und er aufhören kann, dagegen anzukämpfen.
Ich stimme hier übrigens in keiner Weise mit Cesars Ausführungen überein, dass die Rottweilerhündin ihm helfen will, weil sie angeblich wüßte, dass "man" keine Menschen angreift. Ehrlich gesagt, halte ich das für ausgemachten Blödsinn. Die Rottweilerhündin will ihrem Kumpel helfen, mit dem sinnlosen Kampf aufzuhören, der ihn nur unnötig Kräfte kostet.
Das gelingt wunderbar, Kiko zeigt eigentlich Bilderbuchverhalten, wirkt für mich auch ein bisschen erleichtert, dass er nicht mehr zu kämpfen braucht.
Und dann, in einer Situation, in der der Hund genau das erwünschte Verhalten zeigt (und für mich sieht das nicht sonderlich nach Vermeidung aus), wird er plötzlich gewürgt und zur Unterwerfung gezwungen.
Cesar hätte ihn ruhig loben sollen, damit klarstellen, dass das das richtige Verhalten ist und sich etwas vom Hund entfernen, um ihm zu zeigen, dass er ihn nicht weiter einengen will, weil er sich jetzt ja richtig verhält.
Das Problem bei dieser Form der Aggression des Hundes ist doch, dass der Hund das ihm extremste zur Verfügung stehende Mittel zur Umsetzung seiner verstandenen Rudelposition einsetzt (beißen), die er sich selbst und/oder durch die Halter und deren unklare Signale - gegeben hat.
Und Cesar hat ihm klargemacht, dass dies nicht seine Rolle im Rudel ist. Wenn er das wirklich verinnerlichen soll, dann wird das nicht durch für den Hund unverständliches Würgen und Unterwerfen passieren, sondern dadurch, dass nun auch seine Halterin endlich lernt, sich richtig zu verhalten und ihrem Hund die richtigen Signale zu geben.
Kein anderer Hund und erst recht kein Wolf hätte einen in der Position unter ihm stehenden Hund in der Art gemaßregelt wie Cesar, wenn dieser sich bereits mit seiner niedereren Rolle zufrieden gegeben hätte.
Vermeidung (obwohl ich das bei Kiko eigentlich nicht sehe) ist in einem Hunderudel doch legitimes Verhalten und wird von den anderen respektiert.
Kiko wird also nie im Leben verstehen können, warum Cesar das mit ihm veranstaltet und noch weniger wird er daraus richtiges Verhalten für die Zukunft ableiten.
CMs Unterwerfung ist also nicht darin begründet, dass der Hund aggressiv ist (letztlich, C schaden will) und C sich schützen will, sondern notwendig um die Unsicherheit dem Hund zu nehmen, eben, wie ich oben bereits sagte, durch das Abnehmen der Entscheidungposition.
Das hatte er durch seine vorherigen Maßnahmen bereits erreicht. Was er tut, ist wie ein Nachtreten auf jemanden, der bereits am Boden liegt.
Ihm klar zu machen: "Ich regle das, nicht du!" finde ich vollkommen richtig. Aber die Art und Weise halte ich für fragwürdig. Versteht der Hund das wirklich so? Was regelt CM denn gerade?
Ich denke, dass er durch die Körperhaltung, die Stimme und das unnachgiebige Näherkommen bemerkt, dass da jemand die höhere Position und damit die Entscheidungsgewalt für sich beansprucht. Da er bisher aber eher gelernt hat, dass Menschen weich sind, sich ihm fügen oder gar zurückweichen, kennt er das in der Form nicht und muss sich damit erst mal auseinandersetzen.
Ich finde, er arrangiert sich recht schnell mit der "neuen Situation", meiner Meinung nach nicht zuletzt deshalb, weil die Rottweilerhündin ihm dieselben Signale gibt und ihm mitteilt, dass da jemand "führt".
Von daher finde ich dieses Vorgehen völlig in Ordnung.
Finde diese Annahme gewagt. Kann sein, klar. Aber vielleicht hat es nicht nur mit der Unsicherheit der anderen Menschen zu tun gehabt, sondern einem allgemein falschen Verhalten? Denn dass man dem Hund Sicherheit geben muss und zeigen, dass er nichts zu regeln braucht, halte ich für sinnvoll. Wenn das nicht stattgefunden hat- und das hätte ohne Dominanz sicherlich auch geklappt- wundert mich nicht, wenn der Hund anfängt zu beißen aufgrund seiner Unsicherheit und Überforderung.
Da kommt es ein bisschen darauf an, wie man Dominanz definiert. Ich nenne es eigentlich nicht gern Dominanz, sondern Führung. Und das bedeutet für mich, dass es Situationen gibt, die ich regele. Immer und ausnahmslos, ohne Kompromisse (z.B. das Einlassen von Besuch, das Verhalten gegenüber anderen Menschen, Tieren, wann es notwendig ist, ins Auto zu steigen und wann Hund wieder aussteigen darf usw.).
Daneben gibt es Hausregeln, die ebenfalls ich aufstelle, z.B. der Hund darf erst nach Aufforderung auf die Couch oder auch, er hat im Bett nichts verloren, oder auch, dass ruhig abgewartet wird bis es Futter gibt und mir nicht der Napf "aus der Hand gerissen wird", dass die Katzen Rudelmitglieder sind und niemals gejagt werden dürfen usw.).
Das alles sind Dinge, die ich über Tonfall, Körperhaltung, wenn nötig auch Einengen des Raums klarmache (ab und zu gibt es auch Leckerchen).
Das verstehe ich unter Führung. Zu einer guten Führung gehört für mich aber auch, dass es im Gegenzug Dinge gibt, die der Hund bestimmen darf.
Z.B. wann er gestreichelt werden will und wann er seine Ruhe haben will. Oder auch, welche Abzweigung er heute lieber gehen möchte. Dass die mit einer Wolldecke abgedeckten Gästebetten seine bevorzugten, erhöhten Ruheplätze sind, die er aufsuchen darf, wann immer er will.
Dass es Zeit wird, die Gaststätte zu verlassen, wenn Hundi geduldig eine Stunde unter/neben dem Tisch gelegen hat und dann unruhig wird, weil es jetzt reicht usw.
Und dazu gehört auch, insbesondere bei Hunden, die man als erwachsene Hunde übernommen hat, dass ich es schaffe, mit bestimmten, fest verankerten Charaktereigenschaften zu leben und dahingehend Kompromisse zu finden.
Kira betreffend ist das ihr Jagdtrieb, der niemals zu 100 Prozent kontrollierbar sein wird. Also haben wir ein wildarmes, verkehrstechnisch ruhiges Gebiet gesucht, in dem sie täglich eine Stunde ohne Leine laufen darf. Es wird zwar immer seltener, aber ich nehme in Kauf, dass sie dann tatsächlich mal einem Reh hinterher jagt und eine halbe Stunde verschwunden ist. Obwohl es gegen alles verstößt, was mir eigentlich wichtig ist, obwohl ich jedes Mal vor Sorge (um sie und um das Reh) grau werde. Wie gesagt, es kommt nur noch selten vor, seit Ende der Brut-und Setzzeit (wo sie durchgängig an der langen Leine ist) war sie erst zweimal für ein paar Minuten auf und davon, einmal einem Reh hinterher und einmal nur auf einer Spur.
Ich weiss aber, dass Kira das Rennen ohne Leine braucht wie die Luft zum Atmen. Also trainieren wir unbeirrt weiter und freuen uns über die länger werdenden Zeitabschnitte, wo alles super klappt. Und hoffen, dass es gut ausgeht, wenn es mal nicht klappt.
Eigentlich ist Vermeidung ein Verhalten, das immer unterstützt werden sollte. Es ist doch toll, wenn ein Hund sagt "Ist schon okay, mach das, aber tu mir nix". Mit Komfortzone hat das in meinen Augen nach wie vor nichts zu tun. Hier ist doch das erwünschte Verhalten bereits erreicht: Ein Hund, der ruhig wird und die Kontrolle dem Menschen abgibt. Was will man mehr? Der Hund hat hier nichts entschieden! Er hat verstanden, dass die Kontrolle der Situation nun von einem anderem übernommen wird und akzeptiert dies. Klar ist er noch etwas unsicher, weil er nicht weiß, was genau auf ihn zu kommt, denn CM's dominantes Verhalten wirkt einschüchternd auf ihn. Hätte CM Kiko jetzt gelobt und aus der Garage geschickt, wäre er bestimmt locker geworden und freudig davon gerannt. Mit der erzwungenen Unterwerfung wird Kiko bloß noch unsicherer, wenn auch diesmal aus anderen Gründen.
Das sehe ich ganz genauso.
Dass ein Hund aber durchaus manchmal entscheiden darf und nicht immer nur der Mensch, finde ich allerdings schon. Da kommt es aber natürlich auf die Situation an. Ich finde z.B., dass ein Hund durchaus mal bestimmen darf, wo er lang laufen oder was er spielen möchte. Dass er nicht zu bestimmen hat, wer ins Haus darf und wer nicht, sollte klar sein- außer vielleicht es geht hier um eine Person, die ihn quält, aber das ist ein Extrembeispiel. Ich denke, absolute Gleichberechtigung ist tatsächlich nicht gut in einer Hund- Mensch- Beziehung, aber dass der Mensch ausschließlich der Bestimmer ist, finde ich falsch. Auch mein Hund hat eigene Bedürfnisse und im Grunde auch eine eigene Meinung, und warum sollte er diese NIE durchsetzen dürfen? Sofern ich damit klar komme, gehe ich auch meinem Hund zuliebe mal Kompromisse ein. Ich finde das wichtig, weil ich mir ein Miteinander mit meinem Hund wünsche, mit Regeln und Grenzen, aber auch mit Freiheit und Liebe. Dominanz steht für mich da keineswegs im Vordergrund! Wozu auch? Der Hund wird dann unterbuttert und für mich eine Art Roboter, der auf Knopfdruck das tut, was der Mensch von ihm verlangt. Finde ich nicht korrekt.
:zustimmung::zustimmung::zustimmung:
Wie willst du Unsicherheit durch erzwungene Unterwerfung nehmen? Abnahme der Entscheidung, gut und schön, aber nicht so!
Vor allen Dingen diese grausame Unterwerfung in einer Situation, wo der Hund bereits zu 100 Prozent das erwünschte Verhalten zeigte. Wenn ihn das nicht unsicher macht, weiß ich es auch nicht.
Die Abnahme der Entscheidung war längst erfolgreich erfolgt. Und das hätte in den nächsten Tagen durch die Halterin vertieft werden müssen.