Beim Lesen eurer Beiträge, oder speziell auch bei dir Eddymaniac fällt mir eines auf - Hunde wägen ab zwischen ihrem Eigeninteresse und dem Interesse des anderen, in dem Fall dir.
Bei dem ganzen Prozedere was du da durchführst, sind für mich viel zu viele Abstufungen drin, die er auch gerne ausnutzt und die mehr Verwirrung schaffen als klare Grenzen ziehen. Diese Verhaltenskette hat sich bereits gut eingeprägt und das nutzt er für seine Interessen. Beim ersten Ziehen gibt es ein leichtes Ruckeln, ok, das war´s - er kann den Bogen aber noch etwas spannen, denn das ändert nichts daran, das er näher an sein Ziel kommt.
Ich kenne alle diese Methoden, jedoch nicht als ein in dieser Reihenfolge durchzuführendes MUSS, sondern eher als verschiedene, im Einzelfall auch durchaus mal zu kombinierenden Vorgehensweisen - letztlich sollte man sich aber für eine Vorgehensweise entscheiden, die für den Hund klar ist und dem Maß seines Eigeninteresses soweit entgegenwirkt, das die Einschränkung groß genug ist, das er dazu zu bewegen ist zunächst mal das Ziehen zu lassen um dann auch wieder zu seinem Eigeninteresse zu kommen.
An deiner Stelle würde ich hier das ganze Vorgeplänkel und großartige Ankündigen weglassen und auf eine klare und für den Hund verständliche Vorgehensweise reduzieren, den Richtungswechsel und das ganz kosequent und mit der Verabschiedung von dem Gedanken "heute gehen wir mal diesen Weg Spazieren" und der Erwartungshaltung das ja der Hund nun auch diese Bewegung brauch und man diesen Weg ja auch irgendwie weiter kommen will.
Möglicherweise bewegt ihr euch auf 100 m ne halbe Stunde auf und ab und kommt gar nicht groß zum Spazieren gehen, dann ist das eben mal so, für 3-4 Tage, länger dauert es an und für sich nicht, bis Hunde begreifen, das sie auf diese Weise nicht weiter kommen und das ist es ja schließlich was sie möchten. Es wird dann auch nicht wieder umgedreht um dem ausgedachten Weg zu folgen, sondern:
Hund zieht - Richtungswechsel - in die Richtung weiterlaufen, irgendwann wird er sich damit abfinden, das es jetzt hierlang geht und vermutlich wieder überholen und ziehen, wieder Richtungswechsel und weiterlaufen, so kommt man wie gesagt zwar nicht wirklich vom Fleck, aber es ist klar und deutlich und auch der Hund checkt das nach ner Weile und wenn er eine Verknüpfung schafft, das er eine Verhaltenskette zu seinen Gunsten ausnutzen kann, so wie er es derzeit macht, dann wird er auch hier sehr bald den Zusammenhang verstehen, das es effektiv wirklich nur weitergeht, solange er nicht zieht.
Und in den Momenten wo er nicht zieht, darf dies auch wie Bolle gelobt werden, man kann auch dann mal die Schrittgeschwindigkeit etwas erhöhen, was ebenfalls den Effekt hat, das es schneller weiter geht und somit einen belohnenden Effekt hat oder mal ein Spiel zur Belohnung einbaun und mal gemeinsam ein kleines Teilstück rennen - letzteres eignet sich aber eher zum Ende hin, wenn es gut gelaufen ist, man vllt. bis zur angestrebten Wiese gekommen ist und den Hund dann evtl. auch mal laufenlassen kann, sonst pusht das u.U. seinen Aktionismus, hängt halt immer vom Individuum ab. Durch das Lob hat man in der Regel auch ne höhere Aufmerksamkeit seitens des Hundes und m,an interagiert, statt nur gemainsam Spazierenzugehen, das erhöht auch das Interesse freiwillig mal am "Mann" zu bleiben.
Im übrigen wird auch vieles meiner Erfahrung nach falsch aufgezäumt - nämlich dem Hund zunächst ein gewisser größerer Freiraum gelassen und dann im Nachhinein versucht zu begrenzen, statt zunächst klarzustellen was ok ist und dann den Freiraum zu erweitern.
Man wird ja auch als Hochseiltänzer nicht in 5 m Höhe anfangen sondern erstmal bei 50 cm trainieren.
Das er die Länge der Leine ausnützen können dürfen sollte sehe ich durchaus auch so, dazu gibt es unterschiedliche Leinenlängen und für die einzelen Situation in der dies mal nicht gewünscht ist, wie bei Begegungen z.B., gibt es das "Fuß" - aaber, die Freiheit der Leinenlänge sollt er sich Stück für Stück erobern, indem er nicht zieht, sonst hat man ja auch schnell nichts mehr wofür es sich für den Hund auch lohnt sich zu bemühen, wenn man Spielräume sofort ganz ausnutzen darf.
Die Sache mit den Leckerchen funktioniert nur dann, wenn sie kontinuierlich am Anfang zwar eingesetzt wird um dem Hund verständlich zu machen worum es geht - danach sollte es keinesfalls immer ein Leckerchen geben, denn Hund verknüpft ganz schnell, solange man Leckerchen dabei hat lohnt sich das Ganze und sobald nichts mehr kommt, lohnt sich auch der Einsatz nicht - es sollte für den Hund dann nicht mehr berechenbar sein ob es ein Leckerchen gibt oder nicht, das macht die Sache wesentlich spannender, die Erwartungshaltung wird höher und die Aufmerksamkeit auch.
Die Sicherheit jedesmal ein Leckerchen zu bekommen wird irgenwann langweilig, da berechenbar und andere Reize werden dann wieder interessanter, weil das andere ist ja ohnehin sicher. Das nennt man Spielautomatenprinzip und ist effektiver weil spannender, denn das Prinzip funktioniert bei Hunden ebensogut wie beim Menschen.
Leckerchen sollten dann also variable eingesetzt werden, mal nach einem Mal, dann nach 3 Mal, dann nach 5 mal, dann nach 2x u.s.w. - die Abstände werden dann schleichend größer (z.B. nach 2x. nach 8 x, nach 3 x, nach 7x), bis man sie schließlich komplett auschleichen kann und nicht mehr nötig sein sollten, was einen natürlich nicht hindert dem Hund dennoch ab und an mal eines dafür zukommen zu lassen.