Ich denke, dass es auch nicht unbedingt zielführend ist, wenn man seinen Hund um alles bitten muss, beziehungsweise wenn man vom Belohnen ins Bestechen abrutscht. Dauerhafte gabe von Leckerlis ist Quatsch, aber für den Anfang ist es nicht schlecht, da Fressen/Kauen ja auch eine beruhigende und positive Wirkung auf das Hundegemüt hat. Das kann aber ja nicht ewig so gehen, denn irgendwann wird der Hund nur noch dann gehorchen, wenn es dafür auch was leckeres gibt. Alternative Belohnungen wie verbales Lob, streicheln, Freilauf, Spielzeug, etc, müssen auch Verwendung finden. Ich kann meinem Hund ja auch nicht bei jedem Firlefanz etwas in die Schnute stopfen.
Gewalt und Bestrafung sind meistens Auslegungssache. Körperliche Gewalt, die einschüchtert und Schmerzen zufügt, lehne ich ab und halte sie auch für ein Verhalten, das nicht gerade für einen gesunden Menschenverstand spricht. Ein Leinenruck ist für mich ein Ruck, der den Hund mehr oder weniger von den Füßen reißt. Das muss nicht spektakulär ablaufen, aber wenn man so ruckt, dass der Hund über den Boden geschliffen wird oder abhebt, dann ist das für mich inakzeptabel. Ich ziehe meine Hunde an der Leine auch mal zurück und zupfe daran, aber nie mit der Absicht, ihnen wehzutun, meinen Frust abzulassen oder ihnen starkes Unwohlsein zu bescheren. Ich verbinde das auch immer mit einem freundlichen "Komm her" oder "Fuß".
Bestrafung kann vielfältig aussehen. Selbst Ignorieren ist doch schon eine Bestrafung, oder wenn man den Hund in einen anderen Raum schickt. Ein "Nein!" ist ein Tadel, auch etwas, das Hunde nicht gerade zu Freudensprüngen animiert. Ich habe meine Hunde bei wirklich groben oder gefährlichen Verstößen auch schonmal richtig derbe geschubst, beispielsweise, als Sheeva meinem Kind die Breze aus der Hand klauen wollte. Da rief ich "Nein!" und schubste sie an der Schultergegend sehr grob weg. Ich weiß, wie verfressen mein Hund ist und einem 15 Monate alten Kind Essen aus der Hand zu klauen (und Sheeva ist nicht eine, die dabei besonders vorsichtig ist) empfand ich als so gefährlich, dass ich einen sehr starken und sehr negativen Impuls gab, der meine Hündin ziemlich erschreckte. Aber sie hat es nie wieder getan. Wenn mein Kind ihr heute frech die Breze unter die Nase hält, ignoriert sie das. Guckt sie mich dabei an, lobe ich sie dafür, dass sie sich beherrscht (und versuche meinem Kind gleichzeitig beizubringen, dass man Hunden nix unter die Nase hält, aber das ist schwierig, weil sie noch so klein ist).
Bestrafungen über absichtlich und gewollt zugefügten Schmerz, beziehungsweise Zwang, das geht für mich wiederum gar nicht.
Es gibt wirklich nur ganz wenige Fälle, in denen ich tatsächlich handgreiflich werden würde. Als mich und Pogo ein Schäferhund angefallen hat, habe ich diesem auch den Karabiner meiner Leine über die Rübe geknallt - immer und immer wieder. Das sind Momente, in denen mir das völlig egal ist.
Alles, was an Starkzwang zu vermeiden ist, vermeide ich auch.