Ich kenne diese Diskussion ein wenig, von schweren Verfechtern des Nein bis hin zu Leuten, die ein Nein schon als schwer aversiv und somit als auf jeden Fall zu vermeiden ansehen.
Ich finde es ziemlich irrelevant, ob ich ein Verhalten unterbreche, indem ich nun Nein sage oder den Hund herrufe, beides muss ich dem Hund beibringen und solange es vernünftig funktioniert macht das wenig Unterschied. Ich gehöre auch zu den Leuten, die ein gut ausgeführtes Nein bestätigen. Mit beidem wird das Gewünschte zu erreichen sein. Ich verwende im Alltag beides, je nach Situation. Einer der Gründe für ein Nein wäre bei mir der Faktor, dass man dieses eher sagt, wenn der Hund etwas wirklich Unerwünschtes tut und egal wie gut man sich unter Kontrolle hat, wird dabei immer auch mal eine Portion Ärger mitschwingen. So möchte ich meinen Rückruf aber möglichst nicht belegen. In diesem Sinne hat ein Nein schon was. Und wie es schon gesagt wurde, macht es das für den Hund sicher auch leichter zu unterscheiden, dass er vom Einen ablassen sollte, weil es unerwünscht war und er beim anderen umdrehte, weil zb ein anderer Hund kam und man erst mal abwartete, ob Kontakt erwünscht ist.
Ich persönlich habe einen Hund, bei dem ich mehr oder minder ohne Abbruchsignal, ganz sicher aber ohne verbales Abbruchsignal auskomme (also weder in Form von Rückruf, noch als Nein) - geht gar nicht anders, weil Frau Hund mich nicht hört. Und nachdem ich persönlich ein Abbruchsignale verbal dort einsetze, wo es nachteilig wäre, anders zu agiere, weil ich beispielsweise als Mensch ohnehin zu langsam wäre oder meine Wegzeit zu hoch ist, sage ich mal, dass das Fehlen dieser Möglichkeit, bzw nur billige Krücken diesbezüglich zu haben (mittlerweile weiß sie, dass irgendwas nicht in Ordnung ist, wenn ich in einer bestimmten Körperhaltung auf sie zulaufe, das Timing ist dennoch immer verzögert und somit fehlerhaft), eine sehr große Herausforderung für mich war. Es gab durchaus Zeiten, in denen ich mir eine Möglichkeit, meinen Hund in den richtigen Situationen, mit gutem Timing ein vernünftiges "Lass das" zu vermitteln wirklich sehnlichst gewünscht hätte. Es sagt sich nämlich so leicht, dass man halt im Vorhinein drauf achten muss, dass das Verhalten gar nicht erst aufkommt - in der Praxis ist das dann je nach Verhalten nicht so einfach, wenn man dann wirklich kaum mehr Chancen hat einzuwirken, sobald der Hund mal tut, was immer er tut. :denken24:
Für mich gleicht diese Idee völlig auf ein Nein zu verzichten immer eher einer Art Glaubensfrage. Man möchte im Sinne einer positiven Erziehung auf alles Negative verzichten und somit auch auf das Nein. Ich denke, dass es zumindest beim richtigen Hund durchaus möglich ist, allerdings glaube ich auch, dass es nicht notwendig ist und man sich mehr im Sinne einer Ideologie Krücken auferlegt. Ob man nun ein sinnvoll trainiertes Nein verwendet oder auch nicht ist eigentlich nur ein mäßig guter Indikator für eine liebevolle Be- und Erziehung und ich denke, dass es für einen Hund durchaus auch mal hilfreich sein kann, wenn man ihm AUCH mitteilt, was er nicht tun soll, solange ich nur nicht vergesse ihm ebenfalls mitzuteilen, worum es eigentlich geht. Ja und Nein ergeben nunmal ein klareres Ganzes als nur Nein oder nur Ja :zwinkern2: