Hmmm, also meine dreht ja auch sehr leicht auf und ist schnell gelangweilt, was bei ihr auch sehr an die Rasse gekoppelt ist gepaart mit dem Umstand, dass sie von Anfang an ziemlich sensibel war. (Dass sie jetzt Angst vor allem mit Rädern entwickelt hat und da extrem reaktiv sein kann, seit plötzlich die Skateboards auftauchten, die sie im Winter nie getroffen hatte, ist da echt unschön.) Meiner Erfahrung nach muss man da sehr mit dem Management hinterher sein und, würde ich auch sagen, einen einigermaßen berechenbaren Tagesablauf bieten.
Sachen die bei uns helfen: IMMER etwas zum Kauen bieten, weil das beruhigt. Wir wechseln jetzt jeden Tag oder jeden zweiten den Artikel aus, Wahl besteht bei uns zwischen 2-3 verschiedenen Arten von Geweihen/Hörnern (Hirsch, Elch, Wasserbüffel) und einer Kauwurzel, weil sie da wenig abbekommt und ihren etwaige Frust jederzeit dran auslassen kann. Möbel so weit es geht blockieren, da immer wegrufen, notfalls auch mal die lange Leine dran ans Geschirr, dass sie nicht hin kann, wobei es im Moment ganz gut läuft. Fürs Kauen am Richtigen immer mal ein Leckerli. Dann darf sie auch regelmäßig was "Richtiges" für die Zähne haben, wie Rinderohr oder Rindernase, aber nicht mehr als eins in zwei Tagen (höchstens). Auch mal ein gefrorener Kong kommt infrage, mit Dosenfutter und ein paar Leckereien.
Nach dem großen Gassi (höchstens 1h im Wald mit ein bisschen Suchspielen und Tricks und hier und da Spielzeug werfen, was bei euch aber wegfallen würde), ist erst mal mindestens 2h komplett Ruhe angesagt, das klappt auch sehr gut und sie schläft eigentlich immer durch, wobei wir heute den Fehler gemacht haben, sie nach und nicht 2h vor dem Gassi zu füttern, sodass sie grade erst mal etwas unruhig hin und her lief und 5min nichts mit sich anzufangen wusste, bis sie sich dann doch schlafen gelegt hat...
Nach kurzen Spaziergängen (so 30min oder weniger) wird eine Weile danach noch mal gespielt oder geübt, aber eher ruhig, und es wird zumindest möglichst ruhig beenedet. Also was verstecken oder fangen spielen mit wenig bis gar nichts werfen und ruhigen Tricks dabei wie Sitz und Platz, damit sie wieder runter kommt. Auch bei Trickübungen wiederholen wir hauptsächlich Sachen, die sie kennt, und wenn sie hochfährt gibt es ein Platz, noch einen entspannten Trick 1-2mal, und wir enden das ganze auf einer angenehmen Note. Danach ist runterbringen angesagt, indem ich sie neben mich lege, evtl. mit was "langweiligem" zu kauen, und immer mal ein Leckerlie werfe, bis sie müde wird. Wenn sie nachts nicht zur Ruhe kommt, z.B. weil sie sich draußen über was aufgeregt hat, mache ich das 10-30min, bis sie einschläft. Dann schläft sie auch eigentlich friedlich durch, bis man sie duchs Selber-Aufstehen weckt. Vll. könntet ihr das auch mal probieren? Bei meiner ist es so, wenn sie erst mal entspannt, dann ist sie auch entspannt, solange nichts sie aus dem Konzept bringt. Und dann leg ich tagsüber nach dem richtigen Entspannen auch noch mal ein Leckerlie nach, um Ruhe zu konditionieren, was laut zwei HundetrainerInnen meines Vertrauens so funktionieren soll und was auch erklären würde, warum unser letzter auch energiegeladener Hund so ein perfekter Restaurant-Hund war. Klappt aber nur, wenn ein Hund von Leckelies nicht aufgeregt wird.
Wir füttern auch nur aus (für Hundi einfach zu "bedienenden") Puzzel-Spielzeugen bzw. Tüchern, wo ich ihr Futter drin verstecke. Da schnüffelt sie die ganze Wohnung ab und wenn nicht grad mal ein Ball wo runter rollt und sie sich aufregt, kommt sie so entspannt zum Denken.
Du musst schauen, was für deinen Hund passt, aber mit möglichst wenig Experimentieren, was schwierig ist. Ich würde auch sagen, ändere möglichst nie abrupt das Programm, sondern füg Sachen langsam hinzu und nimm sie langsam raus. Beispielweise bin ich mit unserem Programm hier ziemlich zufrieden, aber ich würde niemals irgendwem empfehlen, das eben mal weitgehend so zu übernehmen, weil wir langsam Sachen hinzugefügt bzw. rausgenommen und es so möglichst behutsam auf unsere abgestimmt haben. Deswegen wird es für manche vermutlich auch eher zu viel klingen (und einige würden auch sagen Tricks in dem Alter so ziemlich komplett weglassen), bzw. bin ich selbst noch am Überlegen, aber mein Eindruck ist, dass unsere so wesentlich entspannter ist. Ich musste das Programm jetzt nach und nach runterfahren, weil ich eine wichtige Prüfung hatte, und jetzt, wo wir wieder mehr machen, läuft alles wieder viel besser (wobei wir auch ein paar andere Dinge geändert haben).
Puh, langes Post. Also kurz gesagt wären meine Empfehlungen: Immer was möglichst gesundes zum Kauen anbieten, geregelter Tagesablauf, aufdrehende Dinge so gut es geht vermeiden, *ruhige* Denkaufgaben (und grade wenn der Hund weniger laufen soll wegen den Gelenken, würd ich extra gestellte Denkaufgaben schon als wichtig empfinden), und jeden Tag ein paar Minuten (erst mal echt nicht mehr als 5, wenn der Hund es nicht gewohnt ist) Impulskontrolle üben. Ruhig liegen bleiben üben. Selber möglichst ruhig und freundlich reagieren, egal wie der Hund grade aufdreht.
Viel Erfolg, das wird!
ETA: Eine Frage noch, ohne da jetzt eine riesige Diskussion lostreten zu wollen, was fütter ihr denn? Weil die Inhaltsstoffe ja auch einen unngünstigen Einfuss haben können, auch wenn der Hund sie vom Magen etc. her gut verträgt.