Angst davor, dass der Hund anderen Menschen gegenüber aggressiv wird

Nachdem unser Podenco Mischling Anfang letzen Jahres eingeschläfert wurde, war die Trauer um ihn sehr groß und ich konnte mir nicht vorstellen, jemals wieder eine Hund aufzunehmen. Nach einem Jahr merkten mein Partner und ich jedoch, dass uns ein Hund sehr fehlt und wir informierten und bei einem Tierschutzverein. Nach mehreren, langen Telefonaten und einer Vorkontrolle, entschlossen wir uns einen jungen 5 Monate alten Mischling aus Rumänien bei uns aufzunehmen. Radu ist nun seit einer Woche bei uns. Er ist noch sehr skeptisch und ängstlich gegenüber Menschen, was aber bei seiner Vergangenheit und der langen Reise völlig normal ist, denke ich. Bis Oktober arbeite ich nur im Homeoffice und auch mein Partner ist nur wenige Stunden in der Woche außer Haus, sodass wir genügend Zeit haben um den kleinen Mann bei uns einzugewöhnen. Dennoch müssen wir uns eingestehen, dass wir in manchen Situationen überfordert sind, mein erster Hund stammte auch aus dem Tierschutz, war mir aber von Anfang an sehr aufgeschlossen. Radu ist da anders, alles was wir machen, wird erstmal kritisch beäugt. Da wir in einem Mehrfamilienhaus im 2. Stock wohnen, müssen wir ihn um mit ihm rauszugehen, die Treppen runter tragen, besonders das Hochheben findet er garnicht gut, lässt es aber über sich ergehen. Da wir eher städtisch wohnen, gehen wir bislang nur ganz früh morgens und spät Abends mit ihm vor die Tür, um ihn erstmal bei so wenig Verkehr wie möglich an die Umgebung zu gewöhnen, die restliche Zeit gehen wir mit ihm in den eingezäunten und ruhigen Gemeinschaftsgarten. Was mir Sorgen bereitet, da bin ich ganz ehrlich, ist dein Verhalten gegenüber anderen Menschen, natürlich haben wir noch keinen Besuch empfangen, da er erst einmal lernen muss, dass er uns vertrauen kann, aber wenn wir beispielsweise im Garten sind und man unsere Nachbarn sich im Hausflur bewegen, bekommt er einen Kamm und bellt und knurrt. Wir sind beide mit diesem Verhalten überfordert und haben auch den Tierschutzverein offen kommuniziert, dass wir mit allem umgehen können, nur nicht mit aggressiven Verhalten gegenüber anderen Menschen. Ich habe eine 4 jährige Nichte, die oft zu Besuch kommt und könnte einen aggressiven Hund nicht verantworten. Natürlich ist uns auch bewusst, dass er noch super unsicher ist und wir ihm auch die Zeit geben müssen, sich erst einmal an all das neue zu gewöhnen. Dennoch muss ich mir eingestehen, dass ich Angst habe, dass sich dieses Verhalten verfestigen könnte. Ist diese Unsicherheit meinerseits am Anfang normal? Wie schon beschrieben, hatte ich diese bei meinem ersten Hund nicht. Sollten wir jetzt schon einen professionellen Trainer hinzu ziehen?
Ich würde mich über einen Austausch mit euch sehr freuen,
Smilla
 
Sollten wir jetzt schon einen professionellen Trainer hinzu ziehen?
Ja bitte.
Nur wenn man den Hund und euch sieht, kann man auch einschätzen, was die Ursache ist, und woher und warum und alles. Und nur dann kann man auch einen Plan machen, wie man arbeitet.
Ob es wirklich Aggression ist, aus Angst, oder aus Überforderung, oder er der Meinung ist, er muss auf den ganzen Laden aufpassen, kann man nur erkennen wenn man euch sieht. Alles andere sind nur Vermutungen, die zu falschen Ergebnissen führen können.
 
Mit 5 Monaten müsst ihr den Hund nicht mehr tragen. Bringt ihm bei die Treppe vernünftig zu laufen (nicht rennen oder springen) und lasst ihn selber laufen.
 
Meine Gedanke ist eher dass der Hund getragen wird, weil er sich nicht traut dir Treppen zu laufen. Und nicht wegen "Oha, die Gelenke. Hund darf keine Treppen laufen".
 
Es ist ein schmaler Grad zwischen Vermeidung und Reizreduktion. Passt auf, dass ihr nicht in die Vermeidung rutscht. So, wie es sich anhört, tendiert ja bereits Euer Hund dazu. Ich würde durchaus auch jetzt schon Besuch empfangen, ihm das normale Leben vorstellen. Ich würde nur vorher den Besuch handselektieren bzw. exakt instruieren. Nämlich, dass diese den Hund komplett zu ignorieren haben. Er soll einfach mitkriegen, wie es im Alltag läuft, dass da eben auch mal andere Menschen für einen kurzen oder längeren Zeitraum auftauchen. Kein großes Geschiss drum machen, ihm Rückzugsmöglichkeiten bieten, ihn respektvoll begrenzen, aber auch genauso fordern und fördern.

Und ja: unbedingt Hilfe vor Ort mit dazu holen!
 
Ich bin auch dafür schnellstmöglich einen professionellen,gewaltfrei arbeitenden Trainer zu engagieren.Er sollte einem Verband wie "trainieren stattdominieren" oder dem IbH angeschlossen sein. Nur diese Vereine bieten eine weitgehende Garantie auf Gewaltfreiheit.Alles andere ist Glückssache.
Warum tragt ihr den Hund die Treppen? Angst um die Gelenke oder hat er Angst vor der Treppe? Ist die vielleicht rutschig?
Mein Tipp wäre,das hochheben anzukündigen. Damit der Hund weiß was jetzt kommt.
Und ansonsten, wenn möglich,das Treppensteigen üben.
 
Vielen Dank erstmal an euch für eure Antworten :)

Mit 5 Monaten müsst ihr den Hund nicht mehr tragen. Bringt ihm bei die Treppe vernünftig zu laufen (nicht rennen oder springen) und lasst ihn selber laufen.
Meine Gedanke ist eher dass der Hund getragen wird, weil er sich nicht traut dir Treppen zu laufen. Und nicht wegen "Oha, die Gelenke. Hund darf keine Treppen laufen".
zum Thema Treppen, wir haben ihn bislang aus mehreren Gründen getragen, zum einen legt er sich direkt hin, sobald man die Wohnungstür verlässt und bewegt sich nicht mehr, zum anderen auch weil ich immer dachte Hunde sollen, bis sie ausgewachsen sind keine Treppen laufen. Diesbezüglich habe ich mich jetzt aber noch mal schlau gemacht. Treppe runter haben wir ihn bis jetzt immer noch getragen, Treppe rauf ging jedoch auf Anhieb viel besser als erwartet, oft steht man sich mit seinen eigenen Unsicherheiten ja selbst im Weg und traut dem Hund dadurch selbst noch weniger zu.

Es ist ein schmaler Grad zwischen Vermeidung und Reizreduktion. Passt auf, dass ihr nicht in die Vermeidung rutscht. So, wie es sich anhört, tendiert ja bereits Euer Hund dazu. Ich würde durchaus auch jetzt schon Besuch empfangen, ihm das normale Leben vorstellen. Ich würde nur vorher den Besuch handselektieren bzw. exakt instruieren. Nämlich, dass diese den Hund komplett zu ignorieren haben. Er soll einfach mitkriegen, wie es im Alltag läuft, dass da eben auch mal andere Menschen für einen kurzen oder längeren Zeitraum auftauchen. Kein großes Geschiss drum machen, ihm Rückzugsmöglichkeiten bieten, ihn respektvoll begrenzen, aber auch genauso fordern und fördern.

Und ja: unbedingt Hilfe vor Ort mit dazu holen!
Wir waren heute auch das erste mal mittags, wo es deutlich belebter auf unserer kleinen Gassirunde ist, draußen und nicht nur im Garten.
Dabei war er noch sehr ängstlich, hat sich aber eher vor entgegenkommenden Menschen versteckt. Das Bellen und knurren findet also bislang nur im Garten und in der Wohnung statt, wo er schon deutlich sicherer, als draußen ist.

Habe heute auch Kontakt zu der Tierschutzorganisation aufgenommen, von der wir ihn haben um durch diesen einen passenden Trainer in unserer Umgebung zu finden.
Zudem werden wir ab nächster Woche auch einmal hundeerfahrenden Besuch empfangen und gucken, wie er darauf reagiert.
 
Mich würde ja mal interessieren, habt ihr den Hund bevor ihr ihn übernommen habt, mal kennengelernt? Warum habt ihr genau den genommen? War der in einer Pflegestelle? Im Tierheim im Zwinger? Wie hat er sich da verhalten? Wisst ihr da was drüber?
 
Treppe rauf ging jedoch auf Anhieb viel besser als erwartet, oft steht man sich mit seinen eigenen Unsicherheiten ja selbst im Weg und traut dem Hund dadurch selbst noch weniger zu.
So, wie Du Deinen Hund beschreibst (gerade mit dem Ablegen beim Verlassen der Wohnung), könnte das aber eher die Flucht in die Sichere "Höhle" sein und deshalb klappt's "so gut".
 
Mich würde ja mal interessieren, habt ihr den Hund bevor ihr ihn übernommen habt, mal kennengelernt? Warum habt ihr genau den genommen? War der in einer Pflegestelle? Im Tierheim im Zwinger? Wie hat er sich da verhalten? Wisst ihr da was drüber?

Radu kommt aus einem Shelter in Rumänien, daher hatten wir vorher leider keine Möglichkeit ihn kennen zu lernen. In seiner Beschreibung stand, dass er aufgeschlossen, verspielt und verschmust ist. Auch auf den Videos wirkte er so, als ob die Beschreibung zu trifft. Vielleicht waren wir da aber auch ein wenig zu naiv, da es sich bei den Aufnahmen ja nur um sehr kurze Momentaufnahmen handelte.
 



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