Familienbesuch - Hundebox als Hilfe? (Vierbeiner vertragen sich nicht)

Hey
Hier wohnen auch zwei Hunde aus dem Tierschutz.
Eine Hündin, im Alter von ca 10 Jahren eingezogen.
Ein Rüde im Alter von ca 14 Jahren eingezogen.

Meine Hündin ist auch eine die gerne ein bisschen pöbelt. Grade an der Leine.
Ausserdem ist sie eher unsicher beim Kennenlernen von neuen Hunden und kläfft dann herum wenn das erste abchecken Rum ist.

Was wir von den vermittelnden TSVs und der HuSchu mit auf den Weg bekommen haben ist das wir uns und dem Hund Zeit lassen müssen. Die ersten mind 2-3 Monate stehen im Zeichen des gegenseitigen Kennenlernens. Zusammenwachsen. Ankommen. Eine Vertrauensbasis finden.
Natürlich soll der Hund in dieser Zeit Zuhause nicht über Tische und Bänke gehen. Die sog. Hausregeln gelten von Anfang an.
Aber für solche Situationen wie das kennenlernen von Hunden, womit er offenbar Probleme hat, braucht es noch etwas Zeit um diese effektiv zu üben und gemeinsam zu meistern.
Ihr kennt ihn noch nicht genug um zu wissen was ihm hilft, er kennt euch noch nicht genug um euch zu vertrauen.
Deswegen würde ich Hundekontakte aktuell noch auf ein absolutes Minimum beschränken.
Die Hündin der Schwiegereltern musste er aufgrund der Umstände ja jetzt kennenlernen.
Ich würde mit einer Kombination aus Box,als Ruckzug- und Ruhrort sowie "sich den Hund ans Bein binden" vorgehen. Beide Möglichkeiten wurden ja schon genannt.
Die Box zb wenn ihr esst und für Nachts.
Habt ihr dort ein eigenes Schlafzimmer mit Tür? Dann würde ich die Box über Nacht offen lassen.
Wenn die Hündin ruhig und gehorsam ist und euren nicht bedrängt kann sie tagsüber frei in der Wohnung srin, während dein Hund mittels kurzer Leine an einem von euch fixiert ist.
So hast du Kontrolle über ihn, kannst ihn "beschützen" wenn die Hündin vllt doch mal zu nahe kommt. Andererseits nimmt er am Alltag teil und kann lernen sich im Familienrahmen zu bewegen.
Und die Box halt tagsüber wenn es wegen irgendwelcher Aktivitäten grade unmöglich ist dass sich einer von euch den Hund ans Bein bindet.

So, das sind natürlich nur Tips. Kann sein dass das alles bei euch nicht klappt.

Meiner Hündin hilft es übrigens auch wenn es erstmal keinen Kontakt an der Leine gibt sondern nur die Menschen sich kurz ein "Hallo" zurufen und direkt zusammen losgelaufen wird.
Nach wenigen gemeinsamen Minuten ist dann ein ableinen möglich. Dann kann man sich gegenseitig abchecken und sogar Kopf an Kopf am selben Grashalm schnüffeln.
Kontakt an der Leine, wohlmöglich noch mit stehenbleiben, geht immer schief (mit neuen Hunden).
Dann wird Theater gemacht.

LG
Bananenhamster

Dankeschön für die Rückmeldung und deine Einblicke! Auf diese Art und Weise gehen einige Hundebesitzer das Problem an, wenn der Hund sich mit Artgenossen etwas schwer tut, und das sogar sehr erfolgreich. Ich wette, deine Vorgehensweise wäre auch etwas für uns. Ich versuche daran festzuhalten! Herzlichen Dank ☺
 
Für mich hat es sich eher so angehört, als müsse die alte, unterwürfige Hündin in ihrem eigenen Zuhause vor dem 2jährigen neuen Rüden beschützt werden!

Ja, dem ist tatsächlich eher so. Die Hündin ist sehr unterwürfig und eher ängstlich. So gravierend ist es untereinander nicht, aber im Grunde genommen hast du recht.

Übrigens finde ich, dass es da auf beiden Seiten vielleicht zum Problem gekommen ist: das, was du teilweise schreibst, empfinde ich schon sehr übergriffig, obwohl du unseren Alltag nicht kennst. Du hättest einfach fragen können, wenn dir was komisch vorkommt, anstatt haltlose Vorwürfe zu machen. Das ist absolut nicht hilfreich, wenn man ein Problem hat, wo man gern Ratschläge zu hätte - und dann kommt jemand der an ganz anderen Stellen rumhackt, die gar nichts mit der Frage zu tun haben.
Ich hingegen hätte mich in mancher Hinsicht vielleicht klarer ausdrücken müssen. Allerdings ist es sehr schwer bei einer gezielten Frage auf den kompletten Alltag von uns einzugehen, damit anonyme Leser sich zu 100% ein Bild von uns machen können. Das funktioniert nicht und ist bestimmt verständlich.

Wiegesagt - Schwamm drüber, positiv geht's weiter ☺️👍
 
Was ich bisher rausgelesen hab ist ein unsicherer Hund bei unsicheren Menschen.

Ganz unrecht hat @Tiffany nämlich nicht. In 4 Wochen habt ihr euch schon sehr viel Hilfe geholt von sehr vielen Leuten. Jetzt noch einem Forum. Es geht dann gar nicht mehr um körperliche Ruhe sondern auch um eure mentale Ruhe. Es kann nur Vermutungen geben über ein Hundeforum aber das wäre meine. Mich würde, vom geschriebenen her, auch ehrlich wundern wenn ihr das nicht körpersprachlich ausdrückt. Wenn dann die Trainerin euch da keinen Input zu gibt muss man sich über die Kompetenz von ihr auch ein bisschen Gedanken machen.

Im Haus eurer Eltern würd ich den euren Hund neben der Leine übrigens auch mit einem Maulkorb sichern. Selbst wenn die Leine dran ist. Die Hündin (was ist sie überhaupt für eine Rasse) bewegt sich durch ihr Territorium und kommt ihm unbemerkt zu nahe, er erschrickt und dann hat man den Salat.
Ich finde auch ihr solltet euch vom Gedanken "Tierheimhund" verabschieden. Man weiß wohl nicht was die ersten beiden Jahren so ablief (hab ich zumindestens nirgends rausgelesen) aber allzu dramatisch kann es ja nicht gewesen sein weil das

Der Hund ist ein Traum: ruhig, gelehrig und super menschenbezogen.

würde nicht passen.
Es mag Schwächen in der Sozialisation geben aber das ist heutzutage eher Standard und wirklich nichts außergewöhnliches mehr. Das er erst reagiert sobald Stillstand in eine Begegnung kommt ist auch völlig normal. In Bewegung schrumpft die Individualdistanz recht massiv weil andere Dinge wichtiger sind aber wenn man steht wird der Kreis umgehend größer und auch um bestimmte Ressourcen herum gezogen und je nach unsicherheit und Charakter des Hundes wird die Grenze recht vehement gesetzt. Und auch eine französische Bulldogge ist eben eine Bulldogge.
Insgesamt braucht es Vertrauen in euch damit der Hund lernt das er nichts regeln muss und dafür braucht es Zeit und euer entsprechendes auftreten. Und es braucht eine Impulskontrolle. Auch die kostet Zeit und dazu braucht man einen vernünftigen Trainer mit Hundeverständnis.
 
Übrigens finde ich, dass es da auf beiden Seiten vielleicht zum Problem gekommen ist: das, was du teilweise schreibst, empfinde ich schon sehr übergriffig, obwohl du unseren Alltag nicht kennst. Du hättest einfach fragen können, wenn dir was komisch vorkommt, anstatt haltlose Vorwürfe zu machen.

Das ist absolut nicht hilfreich, wenn man ein Problem hat, wo man gern Ratschläge zu hätte - und dann kommt jemand der an ganz anderen Stellen rumhackt, die gar nichts mit der Frage zu tun haben.

Ich hingegen hätte mich in mancher Hinsicht vielleicht klarer ausdrücken müssen. Allerdings ist es sehr schwer bei einer gezielten Frage auf den kompletten Alltag von uns einzugehen, damit anonyme Leser sich zu 100% ein Bild von uns machen können. Das funktioniert nicht und ist bestimmt verständlich.
Als Übergriffig oder haltlose Vorwürfe würde ich die Antworten ehrlich gesagt nicht bezeichnen. Was soll dieses in Watte packen eigentlich? Habe ich Probleme, muss ich mir auch mal "Wahrheiten" anhören können, auch wenn sie unbequem sind. Wir sind doch keine kleinen Kinder mehr oder Mimosen. Mir ist hier im Forum schon öfter aufgefallen, dass Antworten als Übergriffig oder Vorwürfe gewertet werden, dabei sind sie nur ehrlich und meistens auch gut gemeint. Man kann auch nur das bewerten, was der Fragesteller preis gibt. Soll man 100 Fragen stellen, bevor man eine einfache Frage beantwortet oder sollte der Fragende sich nicht lieber gleich klar ausdrücken, anstatt um den heißen Brei herum zu reden? Um Fehler in der Hundeerziehung/Hundehaltung zu beheben, muss man (als Helfender) in die Tiefe gehen und manchmal eben bis ganz an den Anfang zurück gehen. Und glaube mir, es ist viel schwerer auf ungenaue Fragestellungen richtig zu antworten als auf seinen Alltag mit dem Hund (mehr möchte man nicht wissen) einzugehen. Ohne sich ein 100%iges Bild machen zu können, kann man eben nicht wirklich helfen.
Dass soll jetzt keine Kritik an den Fragesteller sein, sondern nur mal zum nachdenken anregen.
 
Zuerst mal, herzlich willkommen.
Dann muss ich sagen, ich finde es bemerkenswert, wie konsequent ihr mit eurem Hund arbeitet und mit welchem Engagement ihr euch auf ihn einlasst.
Ich bin mir ziemlich sicher, er hat mit euch das große Los gezogen. 🙂

Wir haben vor einem Monat eine französische Bulldogge (Rüde, kastriert, ca 2 Jahre alt) aus dem Tierheim geholt. Der Hund ist ein Traum: ruhig, gelehrig und super menschenbezogen. So wie jeder sein "Defizit" hat, hat auch der Hund eines: er kann nicht mit anderen Hunden, was für uns wirklich ein Problem darstellt.
Unser Hund ist nicht grundaggressiv. Er kann neben anderen herspazieren und regt sich auch wieder ab, wenn er länger in der Nähe anderer Hunde ist. Wenn die 2 allerdings zu lange zu nah beieinander sind, schlägt die Stimmung bei unserem Vierbeiner gefühlt innerhalb von Sekunden um und er will beißen und sich behaupten und zerrt dann zum anderen Hund hin.

Wie andere schon geschrieben haben, ein Monat ist noch sehr kurz für einen zweijährigen Hund, der schon einiges an Erfahrungen, auch negativen, gemacht hat. Ist irgendetwas über die Vorgeschichte bekannt?
In jedem Fall ist er gerade erst dabei sich einzugewöhnen und fängt erst an, Vertrauen aufzubauen.
Daher ist er sich noch nicht sicher, ob ihr ihn wirklich "schützen" könnt und nimmt es lieber selbst in die Hand.
Mit wachsendem Vertrauen wird sicherlich auch sein Verhalten kontrollierbarer.

Ich würde ihm noch für längere Zeit den Abstand zugestehen, den er braucht.
Heißt, wenn ihr zusammen mit anderen Hundehaltern gehen wollt, würde ich Beschnuppern und Begrüßen ausfallen lassen und die Hunde auf Distanz lassen.
Ich würde insgesamt darauf achten, der Situation keine große Bedeutung zu geben, sondern beiläufig die anderen begrüßen und (mit Distanz zwischen den Hunden) direkt weitergehen ohne die Hunde groß zu beachten.

Wenn ihr eine gewisse Anspannung oder Erwartungshaltung habt, dann merkt euer Hund das und interpretiert das auf seine Weise.
Nämlich, Vorsicht, das ist eine aufregende Situation, da passiert gleich etwas.

Also alles beiläufig gestalten, Abstand zwischen den Hunden, am besten geht ihr neben den anderen Personen und die Hunde jeweils auf der abgewandten Seite, und dem ganzen einen Anstrich von "nicht besonders", "ganz alltägliche Situation" geben.

Wenn das gut funktioniert, würde ich einen Spaziergang verabreden, wo ihr mehrere Parteien unterwegs kurz trefft, kurz miteinander geht, euch dann wieder trennt, ohne dass die Hunde groß miteinbezogen werden.
Sie laufen einfach mit Abstand neben euch her.
Er soll lernen, dass das alltägliche Situationen sind, die keine Bedeutung haben und ihn in keiner Weise bedrohen.

Erst wenn das funktioniert und für ihn nicht mehr aufregend ist, würde ich dazu übergehen, ihn ein oder zwei andere Hunde näher kennenlernen zu lassen.

Das Problem: wir sind an den Wochenenden häufiger bei der Familie meines Mannes. Seine Eltern sind auf Hilfe angewiesen und wir sind sowieso häufig dort, da wir bald in die Nähe der Familie ziehen. Seine Familie hat eine alte Hündin, die unglaublich lieb und unterordnungsbereit ist, vielleicht ein bisschen zu sehr. Das Aufeinandertreffen der beiden Hunde ist, wie man sich vielleicht denken kann, in die Hose gegangen. Nicht mehr hinfahren ist für uns definitiv keine Lösung und das ganze Wochenende allein zuhause bleiben kann unser Hund auch nicht. Wie findet man hier eine Lösung, um die Hündin auf ihre alten Tage nicht zu sehr zu stressen und unseren kleinen Proll auch nicht?

Hier habt ihr natürlich nicht lange Zeit, deshalb würde ich daran gesondert arbeiten.
Ich würde sowohl die Box mitnehmen und einsetzen, sofern er sie schon kennt und gern drin ist, als auch mit der Leine arbeiten.
Diese Leine hat mir sehr gute Dienste erwiesen, als Welpe Amy noch bei mir war.

Wenn wir zu Besuch bei den Omas oder meiner Freundin waren, ist sie gern zu jedem gelaufen und war teils aufdringlich, auch wenn wir am Tisch saßen. Das ist für mich nun ein Nogo, daher kam die kurze Leine dran und wenn sie zu aufdringlich war, musste sie an der Leine neben mir liegen.

Sie hat recht schnell begriffen, dass ein "Schluss" von mir auch "Schluss" hieß und andernfalls die Leine dran kam.

Trotzdem ist es uns sehr wichtig (in der Meinung werden wir von unserer Trainerin und jedem Ratgeber/Sachbuch unterstützt, den ich gelesen habe) dem Hund von Tag 1 an zu vermitteln, dass er auch Erziehung genießen darf/muss. Ich finde es nicht schlimm dem Hund zu zeigen wo er in der Rangfolge bei uns zuhause steht, ebenso gehen wir die Themen Leinenführung und Impulskontrolle an. Die ersten paar Wochen im neuen Zuhause sind die prägendsten für das spätere Zusammenleben, wobei ich ihm kein halbes Jahr Schonzeit geben möchte indem ich ihn an gar nichts gewöhne, "nur" weil er aus dem Tierheim kommt.

Bezogen auf gewisse Grundregeln sehe ich das ebenso.
Bei mir gibt es vom ersten Tag an Grundegeln, die ich aufstelle und die ich keinesfalls an den Hund anpasse.
In der Beziehung muss er sich an mich anpassen, ob ihm das nun kurzfristig gefällt oder nicht.

Heißt, weder indoor noch outdoor werden andere Menschen oder Tiere belästigt.
Das ist meine absolut unbeugsame Grundregel, die z.B. beinhaltet, dass der Hund im Flur vor der Haustür mit etwa 2 Metern Abstand wartet, wenn es klingelt und ich die Tür öffne. Erst auf meine Freigabe hin darf er zur Tür laufen und den Besuch (angemessen) begrüßen.

Beherzigt er das, hat er bei mir recht viele Freiheiten, ich sehe vieles nicht so eng und lasse dem Hund seine Vorlieben.

Er darf sich im Haus frei bewegen und lediglich unsere Betten sind als Liegeplatz tabu.
Kira entscheidet selbst, wo sie wann liegen will. Die Türen im Haus sind alle offen.

Ein Hund darf mich ins Bad begleiten, wenn er das will, er darf beim Kochen neben mir liegen, er darf neben oder unter dem Tisch liegen, wenn wir essen.

Draußen darf Kira oft entscheiden, welchen Weg wir nehmen, wonach ihr gerade der Sinn steht.
Außer auf der Arbeit, beim Einkaufen oder anderen Terminen, ist Kira überall dabei.

Kira hat ja ordentlich Jagdtrieb und ich musste viele Jahre daran arbeiten, bis wir da waren wo wir heute sind.
In der aktuellen Jahreszeit mit abgemähten Feldern und somit gut einsehbarer Fläche läuft sie die meiste Zeit frei.
Vergangenes Wochenende haben wir wieder zwei mehrstündige Touren gemacht, wo sie drei viertel der Zeit frei gelaufen ist.
Hat sie eine interessante Spur gefunden, reicht mittlerweile ein deutliches "Nein" und sie macht kehrt, kommt zu uns.

In früheren Jahren habe ich aber öfter mal ein wirkliches Donnerwetter (stimmlich) losgelassen, wenn sie im Durchstarten war.
Obwohl mir durchaus klar war, dass sie sensibel ist und diese Stimmlage ihr Angst einjagt.
Hat in 7-8 von 10 Fällen geholfen, insgesamt wurde es immer seltener und heute reicht ein einfaches "Nein".

Leinenführigkeit ist auch kein Thema, das ich sonderlich ernst nehme, ab und an hängt Kira in der Leine, wenn es gilt, eine gut duftende Spur zu verfolgen. Darf sie, sofern sie sofort aufhört zu ziehen, wenn ich "langsam" sage.
Das ist in der Regel dann der Fall, wenn es abschüssig oder rutschig wird und ich mich vorsichtíger bewegen muss.

Und das meine ich mit "Regeln".
Befolgt der Hund einige wenige, für mich wichtige, Regeln, hat er insgesamt viel Freiheiten.
Davon werde ich ebenfalls nicht abrücken.😉
 
Zuerst mal, herzlich willkommen.
Dann muss ich sagen, ich finde es bemerkenswert, wie konsequent ihr mit eurem Hund arbeitet und mit welchem Engagement ihr euch auf ihn einlasst.
Ich bin mir ziemlich sicher, er hat mit euch das große Los gezogen. 🙂



Wie andere schon geschrieben haben, ein Monat ist noch sehr kurz für einen zweijährigen Hund, der schon einiges an Erfahrungen, auch negativen, gemacht hat. Ist irgendetwas über die Vorgeschichte bekannt?
In jedem Fall ist er gerade erst dabei sich einzugewöhnen und fängt erst an, Vertrauen aufzubauen.
Daher ist er sich noch nicht sicher, ob ihr ihn wirklich "schützen" könnt und nimmt es lieber selbst in die Hand.
Mit wachsendem Vertrauen wird sicherlich auch sein Verhalten kontrollierbarer.

Ich würde ihm noch für längere Zeit den Abstand zugestehen, den er braucht.
Heißt, wenn ihr zusammen mit anderen Hundehaltern gehen wollt, würde ich Beschnuppern und Begrüßen ausfallen lassen und die Hunde auf Distanz lassen.
Ich würde insgesamt darauf achten, der Situation keine große Bedeutung zu geben, sondern beiläufig die anderen begrüßen und (mit Distanz zwischen den Hunden) direkt weitergehen ohne die Hunde groß zu beachten.

Wenn ihr eine gewisse Anspannung oder Erwartungshaltung habt, dann merkt euer Hund das und interpretiert das auf seine Weise.
Nämlich, Vorsicht, das ist eine aufregende Situation, da passiert gleich etwas.

Also alles beiläufig gestalten, Abstand zwischen den Hunden, am besten geht ihr neben den anderen Personen und die Hunde jeweils auf der abgewandten Seite, und dem ganzen einen Anstrich von "nicht besonders", "ganz alltägliche Situation" geben.

Wenn das gut funktioniert, würde ich einen Spaziergang verabreden, wo ihr mehrere Parteien unterwegs kurz trefft, kurz miteinander geht, euch dann wieder trennt, ohne dass die Hunde groß miteinbezogen werden.
Sie laufen einfach mit Abstand neben euch her.
Er soll lernen, dass das alltägliche Situationen sind, die keine Bedeutung haben und ihn in keiner Weise bedrohen.

Erst wenn das funktioniert und für ihn nicht mehr aufregend ist, würde ich dazu übergehen, ihn ein oder zwei andere Hunde näher kennenlernen zu lassen.



Hier habt ihr natürlich nicht lange Zeit, deshalb würde ich daran gesondert arbeiten.
Ich würde sowohl die Box mitnehmen und einsetzen, sofern er sie schon kennt und gern drin ist, als auch mit der Leine arbeiten.
Diese Leine hat mir sehr gute Dienste erwiesen, als Welpe Amy noch bei mir war.

Wenn wir zu Besuch bei den Omas oder meiner Freundin waren, ist sie gern zu jedem gelaufen und war teils aufdringlich, auch wenn wir am Tisch saßen. Das ist für mich nun ein Nogo, daher kam die kurze Leine dran und wenn sie zu aufdringlich war, musste sie an der Leine neben mir liegen.

Sie hat recht schnell begriffen, dass ein "Schluss" von mir auch "Schluss" hieß und andernfalls die Leine dran kam.



Bezogen auf gewisse Grundregeln sehe ich das ebenso.
Bei mir gibt es vom ersten Tag an Grundegeln, die ich aufstelle und die ich keinesfalls an den Hund anpasse.
In der Beziehung muss er sich an mich anpassen, ob ihm das nun kurzfristig gefällt oder nicht.

Heißt, weder indoor noch outdoor werden andere Menschen oder Tiere belästigt.
Das ist meine absolut unbeugsame Grundregel, die z.B. beinhaltet, dass der Hund im Flur vor der Haustür mit etwa 2 Metern Abstand wartet, wenn es klingelt und ich die Tür öffne. Erst auf meine Freigabe hin darf er zur Tür laufen und den Besuch (angemessen) begrüßen.

Beherzigt er das, hat er bei mir recht viele Freiheiten, ich sehe vieles nicht so eng und lasse dem Hund seine Vorlieben.

Er darf sich im Haus frei bewegen und lediglich unsere Betten sind als Liegeplatz tabu.
Kira entscheidet selbst, wo sie wann liegen will. Die Türen im Haus sind alle offen.

Ein Hund darf mich ins Bad begleiten, wenn er das will, er darf beim Kochen neben mir liegen, er darf neben oder unter dem Tisch liegen, wenn wir essen.

Draußen darf Kira oft entscheiden, welchen Weg wir nehmen, wonach ihr gerade der Sinn steht.
Außer auf der Arbeit, beim Einkaufen oder anderen Terminen, ist Kira überall dabei.

Kira hat ja ordentlich Jagdtrieb und ich musste viele Jahre daran arbeiten, bis wir da waren wo wir heute sind.
In der aktuellen Jahreszeit mit abgemähten Feldern und somit gut einsehbarer Fläche läuft sie die meiste Zeit frei.
Vergangenes Wochenende haben wir wieder zwei mehrstündige Touren gemacht, wo sie drei viertel der Zeit frei gelaufen ist.
Hat sie eine interessante Spur gefunden, reicht mittlerweile ein deutliches "Nein" und sie macht kehrt, kommt zu uns.

In früheren Jahren habe ich aber öfter mal ein wirkliches Donnerwetter (stimmlich) losgelassen, wenn sie im Durchstarten war.
Obwohl mir durchaus klar war, dass sie sensibel ist und diese Stimmlage ihr Angst einjagt.
Hat in 7-8 von 10 Fällen geholfen, insgesamt wurde es immer seltener und heute reicht ein einfaches "Nein".

Leinenführigkeit ist auch kein Thema, das ich sonderlich ernst nehme, ab und an hängt Kira in der Leine, wenn es gilt, eine gut duftende Spur zu verfolgen. Darf sie, sofern sie sofort aufhört zu ziehen, wenn ich "langsam" sage.
Das ist in der Regel dann der Fall, wenn es abschüssig oder rutschig wird und ich mich vorsichtíger bewegen muss.

Und das meine ich mit "Regeln".
Befolgt der Hund einige wenige, für mich wichtige, Regeln, hat er insgesamt viel Freiheiten.
Davon werde ich ebenfalls nicht abrücken.😉


Vielen lieben Dank für den ausführlichen Beitrag! Da freut man sich ja richtig aufs Lesen! ☺ Ich erkenne mich in vielem was du schreibst wieder und finde es super, wie ihr das im Alltag handhabt. Nicht zu streng und verbissen, trotzdem konsequent und sehr liebevoll. Sicher schön zu sehen, dass die Erziehung im täglichen Miteinander Früchte trägt. Deine Tipps versuche mir mal mitzunehmen und umzusetzen, ich danke dir vielmals! Übrigens läuft der Alltag mit unserem Franz weiterhin super, er macht sich toll und es ist unglaublich schön, wie sehr so ein Hund das Leben bereichern kann.
 
Als Übergriffig oder haltlose Vorwürfe würde ich die Antworten ehrlich gesagt nicht bezeichnen. Was soll dieses in Watte packen eigentlich? Habe ich Probleme, muss ich mir auch mal "Wahrheiten" anhören können, auch wenn sie unbequem sind. Wir sind doch keine kleinen Kinder mehr oder Mimosen. Mir ist hier im Forum schon öfter aufgefallen, dass Antworten als Übergriffig oder Vorwürfe gewertet werden, dabei sind sie nur ehrlich und meistens auch gut gemeint. Man kann auch nur das bewerten, was der Fragesteller preis gibt. Soll man 100 Fragen stellen, bevor man eine einfache Frage beantwortet oder sollte der Fragende sich nicht lieber gleich klar ausdrücken, anstatt um den heißen Brei herum zu reden? Um Fehler in der Hundeerziehung/Hundehaltung zu beheben, muss man (als Helfender) in die Tiefe gehen und manchmal eben bis ganz an den Anfang zurück gehen. Und glaube mir, es ist viel schwerer auf ungenaue Fragestellungen richtig zu antworten als auf seinen Alltag mit dem Hund (mehr möchte man nicht wissen) einzugehen. Ohne sich ein 100%iges Bild machen zu können, kann man eben nicht wirklich helfen.
Dass soll jetzt keine Kritik an den Fragesteller sein, sondern nur mal zum nachdenken anregen.

Das scheinen wir unterschiedlich zu sehen, ist aber auch gar nicht schlimm. Ich persönlich halte nichts von einem harschen Umgang miteinander und bewege mich zum Glück beruflich und privat nur mit Menschen, die das ähnlich sehen. Da wird ebenso offen gesprochen, auch über negative Dinge und wenn man unterschiedlicher Meinung ist, das gehört zum Leben dazu und da hält sich auch niemand zurück - allerdings immer respektvoll und höflich. Wenn das für dich "in Watte packen" ist, dann ist das wohl so - ich empfinde es, auch wenn die Ratschläge am Ende gut gemeint sind und ich sicher auch einige davon umsetze, als unfreundlich. Zum Glück teilen viele meine Ansicht und haben es nicht nötig, auf die Weise zu kommunizieren. Weiß auch gar nicht, was das gegenseitige Vollgemotze bringen soll? Sicher nichts positives und motivierendes für den Fragesteller, so wie es eigentlich sein sollte, weil im Grunde genommen ja alle dasselbe Ziel teilen: ein schöner Austausch rund um das Thema Hund.
 
Was ich bisher rausgelesen hab ist ein unsicherer Hund bei unsicheren Menschen.

Ganz unrecht hat @Tiffany nämlich nicht. In 4 Wochen habt ihr euch schon sehr viel Hilfe geholt von sehr vielen Leuten. Jetzt noch einem Forum. Es geht dann gar nicht mehr um körperliche Ruhe sondern auch um eure mentale Ruhe. Es kann nur Vermutungen geben über ein Hundeforum aber das wäre meine. Mich würde, vom geschriebenen her, auch ehrlich wundern wenn ihr das nicht körpersprachlich ausdrückt. Wenn dann die Trainerin euch da keinen Input zu gibt muss man sich über die Kompetenz von ihr auch ein bisschen Gedanken machen.

Im Haus eurer Eltern würd ich den euren Hund neben der Leine übrigens auch mit einem Maulkorb sichern. Selbst wenn die Leine dran ist. Die Hündin (was ist sie überhaupt für eine Rasse) bewegt sich durch ihr Territorium und kommt ihm unbemerkt zu nahe, er erschrickt und dann hat man den Salat.
Ich finde auch ihr solltet euch vom Gedanken "Tierheimhund" verabschieden. Man weiß wohl nicht was die ersten beiden Jahren so ablief (hab ich zumindestens nirgends rausgelesen) aber allzu dramatisch kann es ja nicht gewesen sein weil das



würde nicht passen.
Es mag Schwächen in der Sozialisation geben aber das ist heutzutage eher Standard und wirklich nichts außergewöhnliches mehr. Das er erst reagiert sobald Stillstand in eine Begegnung kommt ist auch völlig normal. In Bewegung schrumpft die Individualdistanz recht massiv weil andere Dinge wichtiger sind aber wenn man steht wird der Kreis umgehend größer und auch um bestimmte Ressourcen herum gezogen und je nach unsicherheit und Charakter des Hundes wird die Grenze recht vehement gesetzt. Und auch eine französische Bulldogge ist eben eine Bulldogge.
Insgesamt braucht es Vertrauen in euch damit der Hund lernt das er nichts regeln muss und dafür braucht es Zeit und euer entsprechendes auftreten. Und es braucht eine Impulskontrolle. Auch die kostet Zeit und dazu braucht man einen vernünftigen Trainer mit Hundeverständnis.

Danke für die Antwort! Um deine Fragen so gut es geht zu beantworten:
Natürlich haben wir auch dieses Thema mit der Trainerin besprochen. Sie hat uns erst dazu angehalten, dass die Körpersprache des Menschen den Hund extrem beeinflusst, auch in Situationen, in denen man es gar nicht glaubt: beispielsweise das straffe Halten der Leine, wenn schon nur ein anderer Hund zu sehen ist oder hektische Bewegung im Alltag. Die Trainerin ist bei uns in der Nähe extrem bekannt und zu ihr kommen Hundehalter aus ganz Deutschland, die mit ihrem Latein (und dem ihrer bisherigen Trainer) am Ende sind. Sie legt enorm viel Wert auf positive Bestärkung der Hunde und wäscht den Haltern in manchen Sachen ganz schön den Kopf, da man als Halter oft maßgeblich zu den vermeintlichen Problemen des Hundes beiträgt. Was unsere Ruhe betrifft, haben wir von ihr und allen anderen super positive Rückmeldungen bekommen und scheinen da schon sehr viel richtig zu machen, aber eben natürlich noch nicht alles. Du kannst mir glauben: wir sind beide sehr unaufgeregte und entspannte Menschen, vorallem auch emotional. Auch wenn sich das für dich vielleicht nicht aus dem erschlossen hat, was ich geschrieben habe. ☺️

Du hast recht mit dem, was du schreibst: der Hund ist zwar aus dem Tierheim aber ganz und gar kein großes Problem. Über seine Vergangenheit ist nichts bekannt, ich vermute aber auch, dass da nichts gravierendes passiert ist. Und danke übrigens auch für das anschauliche Erklären der Tatsache, warum er bei Stillstand auf "Angriff" geht. Uns wurde, wie du schreibst, auch ans Herz gelegt zunächst vorallem an der Bindung zueinander zu arbeiten, dicht gefolgt von ganz viel Impulskontrolle. Geben uns größte Mühe. ☺️
 



Hundeforum.com - Partnerseiten :
Heilkundeforum.com | Veggieforum.de | Herrchen-sucht-Frauchen.de

Hundeforum.com ⇒ Das freie & unabhängige Hundeforum unterstützen:

Zurück
Oben