Hallo,
unser Hund zog ein, als mein Mann studierte (ich war Vollzeit arbeiten).
Ohne das Lehramtsstudium meines Mannes hätten wir keinen Hund haben können weil der Hund zu lange täglich alleine gewesen wäre.
Doch ohne mein Gehalt hätte mein Mann sich im Studium auch keinen Hund leisten können - Studium ist also ein zweischneidiges Schwert.
Oft wird jungen Menschen/Studenten von der Hundeanschaffung eher zurecht abgeraten, weil das Leben dieser "Bevölkerungsgruppe"
doch eher selten festgelegt und planbar ist.
Junge Menschen sind oft noch nicht fest in der Lebensplanung, vieles im Leben ändert sich noch (Umzuüge, Jobsuche, Familiengründung, ...).
Die Verantwortung für einen Hund bedeutet in all diesen Lebensentscheidungen u.U. Einschränkungen und Verzicht - und zu oft ist es der Hund, der sich am meisten einzuschränken und darunter zu leiden hat.
Natürlich ist das ganze Leben nicht planbar - egal ob 20 oder 50 - es kann (und wird vermutlich) zu unerwarteten Änderungen und dann muss man eh gucken wie man eiggene Wünsche, das Wohl der Familie und eine vernünftige Hundehaltung unter einen Hut bekommt.
Also ist, egal wann man ein Lebewesen zu sich holt, die Bereitschaft/Grundeinstellung wichtig.
Die Bereitschaft, dem Tier ein gutes Leben zu ermöglichen - auch wenn sich die eigenen Umstände ändern -
auch wenn es u.U. viel Aufwand, finanzielle Belastung und persönlichen Verzicht bedeutet.
Wenn du diese Grundeinstellung vertrittst, finde ich bist du sehr gut geeignet für einen Hund.
Ob das Studium der richtige Zeitpunkt ist, könntest du mit diesen Fragen näher für dich eingrenzen:
- Kannst du dir jetzt (und mit hoher Wahrscheinlichkeit die nächsten 15 Jahre) einen Hund leisten?
Monatlich sind das so zwischen 100-200 Euro für das "Nötigste" (Futter, Steuer, Versicherung) - Zusatzkosten wie Spielzeug, Schlafplätze, Leine/Geschirr, Hundeschule, Hundeausflüge, Trainingsplatz, Trainingsszubehör, Hundekurse, ... können auch ziemlich ins Geld gehen
Ich plane außerdem ~300 Euro monatlich ein, wenn meine Hundebetreuung (Nachbarin) längerfristig wegfällt.
Weil die professionelle Hundebetreuung bei uns im Schnitt so viel kostet.
Dann noch (weil ich keine Kranken-/OP-Versicherung habe) 100 Euro aufs Notfallkonto.
Also in meiner finanziellen Planung rechne ich 400 Euro monatlich für meinen Hund - das ist drin.
Das brauche ich im Moment nicht und freue mich - aber wenn ich ein neues Auto kaufe, meine Arbeitszeit reduziere, in eine größere Wohnung ziehe usw - dann schaue ich dass ich auch trotz der finanziellen Änderung immer die ~400 Euro monatl. für die Hundehaltung habe.
- Hast du ein gutes Netzwerk wenn du Hilfe brauchst? (Hast du ja schon gesagt - das Netzwerk muss nicht wahnsinnig groß sein - bei mir sinds auch nur die Eltern die ich in Not jederzeit fragen könnte - wenn die 300km weg wohnen wäre es schwierig)
und ich bin eben nicht alleine - mein Mann ist ja auch noch da
- Hunde sind nicht gerne alleine. Sie können es lernen - ist für den Alltag auch unbedingt notwendig.
Aber täglich 8h+ alleine Zuhause zu hocken ist in meinen Augen für einen Einzelhund kein schönes leben (auch wenn der Halter 100 mal sagt "der schläft eh nur, mein Hund kommt super damit klar!"
meine Grenze fürs Tägliche alleine sein liegt auch bei 5-6h. Wenn der Hund unregelmäßig alleine sein muss (2x im Monat oder so) kanns auch mehr sein.
Es geht nicht darum dass der Hund 8h bespaßt werden muss.
Es geht wirklich um den sozialen Aspekt - Hunde ruhen und schlafen viel am Tag - aber eben nicht gerne alleine.
Wenn mein Hund alleine ist (ich filme regelmäßig) ist er ruhig und entspannt - aber er schläft nicht - er wartet wirklich stundenlang dass wir wieder kommen. Nur mit der Gewissheit nicht alleine zu sein (wir oder andere Bezugspersonen) kann er sich so entspannen dass er tief schläft, träumt, mit den Pfoten wackelt und im Schlaf wufft
Also, bist du bereit dein Leben jetzt (und die nächsten 15 Jahre) so auszurichten, dass der Hund nicht regelmäßig viele Stunden täglich alleine sein muss?
Wie man das umsetzt muss man dann sehen - Stundenreduzierung, Mitnahme auf Arbeit, Schichtdienst mit Partner, Betreuung, ... es gibt sehr viele Möglichkeiten und (weil das an dieser Stelle häufig von kritikern kommt) "Nein, nicht nur Arbeitslose und Rentner können einen Hund halten ^^"
- Bist du jetzt (und die nächsten 15 Jahre) bereit für und mit deinem Hund täglich die Dinge zu tun, die IHM Spass machen.
Täglich raus an die frische Luft. Schnuffeln, Rennen, mit Hunden treffen - bei Wind und Wetter. Wenn du alleine lebst auch bei Krankheit, Kopfschmerzen, nervigem Arbeitstag, Liebeskummer, ... (Achtung - wenn du mal nicht kannst, kann sich auch der Hund anpassen - eine Woche nur Couchtage (mit Pipirunden) weil du mit nem Magen-Darm-Infekt nieder liegst, sollte ein gesunder Hund auch locker abkönnen
)
- Bei welchen Aktivitäten kann der Hund dich begleiten, bei welchen nicht?
Bist du bereit dich in den Aktivitäten wo er nicht mitkann, einzuschränken? Diese einzuschränken oder Betreuung für den Hund zu suchen?
Bist du bereit dich (deine Aktivität) auch einzuschränken wenn der Hund sich nicht für geplante Aktivitäten eignet? (wenn es für den Hund am Badesee zu warm ist, wenn er Stress im Cafe hat - wenn Freunde doch sagen "ne komm mal lieber ohne Hund, die Haare nerven doch ziemlich" usw.)
Was möchtest du aktiv mit dem Hund machen/erleben?