Der liebe Wattebausch

Ich denke grad 3 Jahre zurück wo ich noch genau dieselbe Meinung hatte wie Du, Annika. :jawoll:

Irgendwann kommt bei vielen allerdings der Moment (so war es zumindest bei mir) in dem man knallhart vorgelegt bekommt, dass es keine andere Lösung als "umdenken" oder aufgeben gibt.
Denn es gibt genügend Hunde die nicht so leicht beeindruckbar sind. Ich bin lange Zeit dieselbe Schiene mit meinem Dackelchen gefahren und der Dank dafür war "Wenn ich Zeit und nichts besseres zu tun habe, denke ich gern darüber nach zu kooperieren". :denken3:

Schlüsselsituation war ähnlich wie bei Dir, nur dass Timmi sich erst entschloss einem vorbeiflitschenden Hasen hinterherzugehen und schlussendlich doch auf die benachbarte Weide zu den Hochlandrindern zum hetzen umschwenkte (die schon mit ihren rießen Hörnern in "Attacke-Stellung" gegangen sind). Auf dem Weg dahin wurde alles an Meideverhaltenerzeugendem aufgefahren was ging. Da wurde gebrüllt, Leinen und Schlüssel geschmissen. Und was macht der "blöde" Dackel? Bleibt stehen, dreht sich auch noch "frech" um und zeigt mir gedanklich die Mittelkralle. :denken24:

Diese Momente gibt es (nicht mal ansatzweise) schlicht und ergreifend nicht mehr.
Dass der Gute ab und an mal "Action" braucht liegt auf der Hand. Wenn ich aber weiß dass er gern bspw. hetzen geht, kann ich dieses Verlangen oder diesen Wunsch doch hervorragend in sichere Bahnen lenken und als Belohnung einsetzen (ein weiterer Irrtum ist nämlich dass positiv arbeitende Trainer und Hundehalter nur so mit Keksen um sich schmeißen).

Ich kann absolut nachvollziehen dass man diese Art und Weise mit dem Hund umzugehen als "überflüssig" abtut wenn doch bisher alles so klasse funktioniert. Der ein oder andere wird jedoch irgendwann an "diesen Hund" geraten der einem gewaltig den Kopf wäscht und praktisch dazu zwingt andere Wege einzuschlagen. :jawoll:

Viele Grüße... :)
 
Super geschrieben Anne. Ähnliches habe ich bei Baylie erlebt, wenn auch nicht im geringsten so gefährlich wie dein Dackelherr. Baylie war es anfangs oft total schnuppe wenn ich ihn rufe während er irgendwo schnupperte. Er kam einfach nicht. Ich rief und motze und warf damals sogar mal die Leine, aber ihm war es wurst. Bis ich ihn dann beim Gassi mal genau beobachtete um herauszufinden was er tut wenn er sich entschließt das man nicht auf mich hören muss. Schnüffeln hauptsächlich. Ich nahm das dann in Form von Suchspielen als Motivation her, und siehe da...Abruf klappt auf einmal einwandfrei.
Warum soll man nicht das was der Hund offensichtlich spannender als mich findet als Belohnung hernehmen ? Das ist doch völlig logisch das das nur funktionieren kann. Das lässt sich statt dem Suchspiel sicher auch auf vieles andere ummünzen, zb. statt das der Hund dann eben dem Hasen hinterherjagt bekommt er einen Dummy geworfen zum Beispiel. Sagt einem doch der gesunde Menschenverstand das das besser klappt als sämtliche andere Methoden. Gibt man dem Hund ( indirekt ) das was er will hat er es ja nicht mehr nötig ein Verhalten zu zeigen um an seinen Willen zu kommen.
 
Nur Kurz für mich, damit ich das verstehen: Unter Wattebauch wird hier allgemein verstanden, dass der Hund durch positive Verstärkung lernt und nicht über Meideverhalten lernt?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kann absolut nachvollziehen dass man diese Art und Weise mit dem Hund umzugehen als "überflüssig" abtut wenn doch bisher alles so klasse funktioniert. Der ein oder andere wird jedoch irgendwann an "diesen Hund" geraten der einem gewaltig den Kopf wäscht und praktisch dazu zwingt andere Wege einzuschlagen. :jawoll:

Viele Grüße... :)

Diesen Hund hab ich schon gefunden - nach über 30 Jahren als Hundehalter, nur den richtigen Weg noch nicht :denken3:
 
@Maike
Genau das versuchen wir hier grad herauszufinden.

@Gabi
Dann nimm es nicht als "Schicksal" oder unglückliche Fügung, sondern viel eher als neue Chance für euch!
"Die Krise ist ein produktiver Zustand, man muss ihr nur den Beigeschmack von Katastrophe nehmen"
(Max Frisch) :zwinkern2:

@Scara
Wir sind mittlerweile sogar so weit, dass Timmi Wildspuren mit mir gemeinsam folgen darf und im "Arbeitsmodus" diese sogar finden soll! Bedingung des Ganzen: er zeigt sie an und wartet auf das Go von mir. :jawoll:
 
von Mairin:
"Klar - in einer notfallsituation (wie die beschriebene mit dem Pferd) kann man ad hoc nur schwer über positive Verstärkung arbeiten. Dann muss der Hund da raus, und dass der Mensch dann halt mal laut wird und NEIN schreit, ist verständlich und auch in Ordnung. Es zeigt aber auch einfach eine Ausbildungslücke des Hunde auf - Pferd wird gefälligst nicht gejagt - an der dann durchaus über Alternativverhalten und positive Verstärkung gearbeitet werden kann."

Ich schreie nicht "NEIN", sondern ganz gezielt "HUSCH", was so viel bedeutet wie "WEG HIER!!!". Weder ich, noch der Hund können etwas dafür, wenn das Pferd im Wald Gespenster sieht. Und da ich meinem Hund (noch) nicht zutraue zu entscheiden wann das Pferd ihm gefährlich werden kann, habe ich ihm ein Meidekommando antrainiert woraufhin er augenblicklich einen Sprung weg vom Pferd macht. Irgendwann wird er es selbst einschätzen können, welches Verhalten beim Pferd auf eine Gefahrensituation hindeutet, aber das soll er nicht per Try and Error lernen, denn das kann echt wehtun. Würde ich in dieser Situation "NEIN" schreien, dann hört mein Hund tatsächlich sofort auf mit dem was er gerade tut und wartet auf das nächste Kommando. Bis dahin ist er aber dann schon längst plattgetrampelt.

von Mairin:
Ich finde, es ist enorm wichtig, die Lerntheorie des operanten Konditionierens als Ganzes zu kennen - positive und negative Verstärkung, positive und negative Bestrafung, und sich (wenn es nicht ein Notfall ist, in der einfach sofort eine Lösung her muss) genau zu überlegen, welches Verhalten man haben will, welches nicht, und wie man dahin kommt. Positive Bestrafung kann angezeigt sein, muss aber einfach extrem an den Hund angepasst werden.

Sehe ich ganz genau so. Klar ist es möglich einen Hund rein positiv zu erziehen. Aber damit schränke ich meine Mittel in der Verständigung mit dem Hund enorm ein. Grundsätzlich finde ich schon, dass man zuerst IMMER den positiven Weg versuchen sollte. Wenn mein Hund aber anfängt mich an der Nase herum zu führen, weil er mich nicht ernst nimmt und sowieso keine Konsequenzen zu spüren bekommt, dann sollte ich mir ernsthaft Gedanken machen, ob das der richtige Weg ist.

von Mairin:
"Und im Übrigen, wenn der Hund Möbel anknabbert, muss man sich mal überlegen, ob man Symptombekämpfung machen will oder sich vielleicht mal überlegen, WIESO der Hund Möbel anknabbert. Welpe am Zahnen? Ja, dann bitte was anderes her zum Beissen!! Oder grosser Stress, Angst beim Alleinebleiben, unterfordert (Stereotypie).. ? Klar kann man da Ketten werfen oder was weiss ich, und der Hund knabbert nicht mehr am Möbel, weil er Angst hat, aber ist damit das eigentliche Problem für den Hund gelöst?"

Klar. Mein Problem ist, dass ich keine Lust auf angeknabberte Möbel hab. Sein Problem mag das Zahnen sein. Also erkläre ich ihm, dass die Möbel für ihn Tabu sind und biete ihm einen Kauknochen an. Beide Probleme gelöst. Und er wird sich später nicht aus Langeweile an den Möbeln vergreifen, weil er weiß dass ich das nicht will.
 
Für mich persönlich ist ein Wattebauschwerfer jemand,der jegliches Meideverhalten komplett ablehnt.Jemand,der mich schief anschaut wenn ich meinem Hund ein etwas lauteres "Hey" rufe,oder ihn anrempel.
Ich geb zu,ich war auch kurze zeit ein Wattebauschwerfer.Ich fand das klasse.
Ich nehme mal das Beispiel dass Tyson jeden angesprungen hat.Ich bat immer nur alle sich wegzudrehen.Alternativverhalten "sitz".Was hat es gebracht?Nix!
Bis eines Tages eine Freundin von mir ihr Knie hochgenommen hat.Das hat Tyson beeindruckt,seitdem macht er's nicht mehr.Ok,ganz selten nur noch.Und dann nur bei den Leuten,die das ja früher auch so putzig fanden.
Man muss das natürlich sehr auf den jeweiligen Hund anpassen,es kommt drauf an wie sensibel der Hund ist.Aber inzwischen bin ich der Meinung man kommt nicht immer und bei jedem Hund komplett positiv weiter.
 
Find ich toll Anne :) Das Gegenstück dazu habe ich hier jeden Tag vor Augen, in Form einer Dackeldame die nie von der Leine gelassen wird weil sie die Rehe jagt. Ich denke mit ein bisschen Arbeitseifer, Geduld und den richtigen Ideen lässt sich sowas toll in die richtigen Bahnen lenken.
Ich seh auch ein das man nicht bei jedem Hund der Welt mit immer nur positiv weiterkommt, das mag vielleicht stimmen. Dennoch werde ich bei Baylie und all seinen Nachfolgern immer den positiven Weg gehen, so wie ich es auch bei seinen Vorgängern gemacht habe.
Für mich zählt mal ein lautes "Hey..." oder ein kleiner Rempler nicht als negativ. Wenn Baylie unbedingt zu einem anderen Hund will, aber Sitz machen soll stupse ich ihn auch schon mal mit dem Fuß an um seine Aufmerksamkeit wieder auf mich zu lenken. Ich betone: Stupsen. So wie ich einen Menschen anstupsen würde wenn ich ihm etwas sagen möchte, er aber gerade die Aufmerksamkeit woanders hat. Nicht treten, nicht rempeln...stupsen. Daran sehe ich nicht unbedingt etwas negatives. Richtig negativ sind für mich Sachen wie an der Leine reissen, den Hund anschreien oder irgendwelches Klapperzeugs. Bleibt jedem selbst überlassen was für einen Weg er mit seinem Hund gehen will. Ich hatte vor Baylie auch schon schwierigere Hunde als ihn, und immer bin ich mit dem "netten" Weg weitergekommen. Manchmal hat es sehr lange gedauert, aber irgendwann war der Erfolg direkt mit den Händen greifbar. Leider fehlt es viel zu vielen Menschen an Geduld ( und Wissen ) um mit ihrem Hund einen Weg zu gehen der aus mehr besteht als nicht mehr von der Leine lassen, rucken und anschreien.
 
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Ich denke es kommt auch immer auf den Typ Hund an. Wenn landa mir am Anfang in den Weg gelaufen ist habe ich es mit Nein versucht, hat nich geklappt also wurde sie "angerannt" hat geklappt. Im Nachhinein war das aber ne ****** Idee, weil sie jetz enrome Probleme beim Fuß laufen hat.
Ich arbeite nicht ausschließlich mit positiver Verstärkung, meiner Meinung nach auch gar nicht immer Möglich, aber vorwiegend.
 
Was meint ihr denn wann speziell der positive Weg nicht möglich ist bzw. man auf andere Methoden umschwenken muss? Kann mal wer ein konkretes Beispiel nennen?
 
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