Der liebe Wattebausch

Hallo,

Flugratten...:happy2:...der ist gut.

Grundsätzlich arbeite ich ja auch über positive Verstärkung, Ersatzverhalten, Motivation...hab ich ja schon erwähnt. Aber wie hier auch schon gesagt wurde, es geht nicht immer ohne Meideverhalten.

Wer mich hier schon länger liest, weiß, daß Ronja Probs mit Fremden hat. Wir haben große Fortschritte gemacht und ich kann sie mittlerweile auch mit in die Stadt nehmen, ohne daß JEDER Passant mit "Wuff" kommentiert wird. Alles positiv aufgebaut...Schau-Kommando...Leckerchen...Abstand langsam verringern und so weiter...

Jetzt kommt das ABER, wo ich eben kein Wattebällchen mehr werfe. Manchmal...so hin und wieder...kommt ihr mal ein Fußgänger komisch vor. In der Innenstadt gehen 20 Leute an uns vorbei, alles ist gut...der 21. blickt sie vielleicht kurz an genau auf ihrer Höhe. Das kann ich kaum voraussehen...wenn sie dann bellt...reagiere ich auch mit einem forschen "Nein!"...bis ich ihr dann ein Ersatzkommando angeboten habe, ist derjenige längst weg und der Nutzen dahin.

Wenn sie "nur" schaut (manche nennen es bereits fixieren), reicht ein "Psst..." und sie dreht sich zu mir um...DAS wird auch sofort belohnt.

Versteht mich jemand...?

Liebe Grüße

BETTY und Ronja
 
Naja, Dieter.
Es ist ja auch etwas anderes, wenn man anderen zu Meideverhalten rät, als wie wenn man selbst ab und zu nicht weiter weiss und darauf zurückgreift.
So ist es doch mit vielem hier. Man muss aufpassen was man wem rät, denn gerät der falsche Rat mal an den falschen Typen, dann ist das weder für Hund, noch für seine Umwelt gut. :denken24:
 
Spruch: Es ist dem Mordopfer völlig egal, ob die Kugel, die es tötete, von schlechter Bleiqualität war.

Entweder ist Meideverhalten schlecht, dann kann man es weder raten noch selbst anwenden, von absoluten Notfällen mal abgesehen.
Oder es ist tolerierbar oder unvermeidbar oder vertretbar für bestimmte Situationen, dann darf man es - abgestellt auf eine bestimmte Situation, etwa Anbellen und Anknuren von Besuchern - auch raten.

Im übrigen: Wenn jemand so dödelig ist, über Wochen oder Monate das sich steigernde Aggro-Verhalten seines Hundes zu tolerieren oder nicht angemessen zu reagieren und erst dann, wenn es kurz vorm "Crash" steht, um Hilfe nachsucht, dem braucht man auch nicht mit positiver Verstärkung oder Negativmarker oder Umlenkung oder ähnlichem kommen. Das kapieren die nicht oder es interessiert sie nicht.

Für den Hund bleibt es eh gleichgültig, der wird "angemacht" und/oder hat Fehler der Menschen auszubaden.
 
Ich stelle mir grade vor, wie MisaMisa`s Hund vom Schlammbad kommt und im gestreckten Galopp auf einen älteren Herrn im weißen Anzug zurast...und wie sie jetzt mit zuckersüßer Stimme den Hundeball in ihrer Hand anpreist um sich interessant zu machen.

Und wie sie dann dem völlig besudelten, am Boden liegenden Herrn erklärt, dass sie Meideverhalten in der Hundeerziehung nicht gutheißen kann, aber er hätte da doch bestimmt Verständnis für :happy2:

Nein, mal im Ernst. Ich stimme dir zu, MisaMisa, dass gewisse Methoden in den falschen Händen schlimme Folgen für den Hund haben können. Eine fliegende Kette kann im schlimmsten Fall böse Verletzungen verursachen. Falsch eingesetzt wird das Verhältnis zu Menschen dauerhaft geschädigt. Solche Methoden sollten auch definitiv nur unter professioneller Anleitung durchgeführt werden, aber so viel Verantwortungsbewusstsein würde ich unseren Mitmenschen einfach mal unterstellen, sonst dürfte man ihnen ja überhaupt keine Ratschläge hier geben. :winken3:

Allerdings sehe ich nicht ein, warum Meideverhalten grundsätzlich ein Tabuthema sein soll? Viele Menschen arbeiten damit und kommen super mit ihren Hunden klar. Der eine besser, der andere nicht so gut. Nur weil gewisse Personen es nicht gut finden, sollte es nicht grundsätzlich abgelehnt werden. Würde ich Leckerlis doof finden, verlangte ich ja auch nicht, dass diese hier zum Tabuthema erklärt werden. Ein Forum ist dazu da, verschiedene Meinungen und Lösungsansätze zu diskutieren um dann selbst eine funktionierende Lösung zu finden. :zornig:
 
Annika, bei meinem Hund ging es auch nicht AUSSCHLIESSLICH positiv, dennoch finde ich es schon schade, wenn man lernen über Meideverhalten als normal empfindet, bzw. es als normales Lernmittel sieht. Es sollte die Ausnahme bleiben.

Wie würdet Ihr in dem nachfolgenden Fall vorgehen (habe ich mal kopiert, weil ich zu blöd bin den Link zu meinem Thema zu setzen:

"Hallo,

ich wollte Euch mal eine kleine Geschichte zu Felix Erziehung erzählen.

Erst mal schreibe ich etwas zu Felix Vorgeschichte.

Felix kam zu uns im Alter von 3 Jahren. Wir waren Rottweiler gewöhnt. Foxterrier-Mix war eine neue Erfahrung für mich. Drei Monate später verunglückte mein Freund. Ich stand also alleine mit ihm da.

Anfangs hatte ich massive Probleme mich an ihn zu gewöhnen. Eigentlich hatte ich keinen Bezug zu ihm. Allerdings hatte ich auch nicht das Herz ihn nach drei Monaten schon wieder abzugeben. Mir blieb nur die Wahl mich mit dem Hund zusammenzuraufen oder ihn wieder abzugeben. Ich entschied mich fürs Zusammenraufen.

Felix hat drei Jahre lang gemacht was er wollte. Der Zaun bei seinen Vorbesitzern hatte ein Loch. Er kam und ging auch wann er wollte. Meistens als Selbstversorger mit einem leckeren Kaninchen im Maul. Zu seinen Leuten hatte er nur die Bindung, dass sie ihn fütterten. Sie waren vollkommen überfordert mit seinem Jagdtrieb und hatten auch die Zeit nicht. Obwohl er wenig Bindung zu seinen Besitzern hatte, war und ist Felix ein Menschenfreund. Allerdings lag sein Hauptaugenmerk immer auf der Möglichkeit zu jagen.

Bewusst, dass ich etwas tun musste, wurde mir erst, als er mir das erste mal stiften ging und mit einem selbst erlegten Feldhasen, der größer war als er, zu mir kam und sehr glücklich wirkte. Weich wie ich nun mal bin, wollte ich den Felhasen beerdigen. In der Zeit hat Felix bereits den Kopf und einige andere Teile gefressen. Mein nächster Fehler. Selbstbelohnendes Verhalten fördern ist nie gut.

Obwohl ich bemerkt hatte, dass bei Felix einiges im Argen lag, besser gesagt, bei mir, habe ich den Arsch net hochgekriegt etwas zu tun. Lustlos ein paar Hundeschulen/Hundevereine besucht, wenig sinnvolle Tipps bekommen. Aufgeweckt hat mich eine gute Freundin als wir auf Usedom im Urlaub waren.

Sie hatte ihre beiden Beardies mit, ich Felix. Felix Hauptbeschäftigung war Jagen, buddeln und Hunde zum Zoffen suchen. Mit den Beardies ist er ausgekommen, die hat er net ernst genommen. Meine Freundin meinte: "Felix mag Dich zwar, aber ihm ist es schietegal, was Du machst und denkst!". An einem Sonntag haben wir einen langen Strandspaziergang gemacht. Felix übliches Hobby BUDDELN. Ich habe ihn aus einem Buddelloch rausgeholt und wir sind weitergelaufen. Wie Damen manchmal so sind, haben meine Freundin und ich getratscht und net auf die Hunde geachtet. Bei den Beardies kein Problem, die waren bei meiner Freundin am Rockzipfel, bei Felix natürlich schon. Der war auf einmal wech. Heidi voller Panik. Meine Freundin blieb ruhig und meinte, dass sie wüsste wo er wäre. Wir ZWEI (!!!!!) Kilometer zurückgelatscht und wo haben wir den Herrn gefunden? Klar, in dem Buddelloch wo ich ihn vorher rausgepflück hatte. Das Loch war zu einem Krater mutiert. Ich war stinksauer. Meine Freundin meinte nur: "Was regst Du Dich auf? Er macht genau das was er immer macht, nämlich das was er möchte!".

Wieder in der Heimat angekommen wurde ich endlich aktiv. Meine Freundin stellte einen Plan auf:

1. Handfütterung (ausschließlich)
2. Normale Führleine bis Bindung aufgebaut ist, dann
3. Schleppleinentraining
4. Beschäftigung mit dem Hund
5. Impulskontrolle

Handfütterung war ein schneller Erfolg. Felix liebt Fressen. Es klappte ganz prima ihm Aufmerksamkeit zu entlocken. Hinzu kam noch, dass er auch an der Leine ausgiebig beschäftigt wurde (Clicker etc.). Der Herr suchte selbständig Blickkontakt und es machte ihm sichtlich Freude in meiner Nähe zu sein, denn da war ACTION.

Parallel wurde auf dem Hundeplatz Agility, Obedience etc. gemacht. Ausser, dass es uns beiden viel Spass gemacht hat, wurde mir bewusst, wie schnell dieser Hund eigentlich lernt. Zudem war er dadurch auch köperlich und z.T. auch geistig ausgelastet, was ihn viel ausgeglichener gemacht hat. Die Veränderung war deutlich zu sehen. Er fand einige Rüden nach wie vor zum ****en, aber wenn wir auf den Platz gingen, interessierten ihn die Geräte mit jeder Übungseinheit mehr. Die Entwicklung war faszinierend. Die Trainerin und ich haben eine gesunde Mischung aus Power und Ruhe beim Training gefunden. Das half mir auch Felix besser zu beobachten, besser zu verstehen. Ich konnte nach einer Weile genau erkennen wo der Übergang zwischen konzentriertem Arbeiten und Überdrehen war. Diese Phase war für mich lehrreicher als für den Hund.

Da der Grundgehorsam die Basis für ein erfolgreiches Antijagdtraining ist, haben wir daran auch ausgiebig gearbeitet. Dreimal die Woche Hundeplatz. Zig Trainingseinheiten bei Spaziergängen. Wobei wir da zurückschrauben mussten. Felix blockiert sofort, wenn ihm etwas keinen Spass macht. Zuviel Grundgehorsamsübungen waren dann kontraproduktiv. Glücklicherweise waren wir relativ schnell so weit, dass wir die kurze Leine gegen die Schleppleine austauschen konnten. Somit war unser Aktionsradius deutlich größer. Dummytraining, Fährten etc. haben wir dann auch angefangen. Bei dem Fährten legte er eine enorme Konzentrationsfähigkeit an den Tag. Papa Beagle lässt grüßen. Nix mehr vom Powern, Überdrehen. Ruhig und konzentriert, wenn auch schnell, suchte er Fährten ab. Wir konnten das Niveau beim Fährten schnell steigern.

Die Distanzkontrolle, das Rückruftraining ging stetig voran und machte ohne Ablenkung keine Probleme. Ich habe, um ihn heranzurufen, ein riesen TamTam gemacht, anschließend, wenn er rankam, gab es ein Jackpotleckerchen. Seine Bereitschaft mit mir Zusammenzuarbeiten wuchs stetig, wobei ich auch viele Umweltreize vermieden habe.

Der erste große Erfolg unserer Arbeit war nach knapp vier Monaten das Bestehen der BH. An und für sich interessieren mich Prüfungen nicht so, aber das war eine schöne Belohnung/Motivation vor allen Dingen für mich. Felix war es schnurzpiep egal.

Leider blieb net alles so positiv. Rückschritte kamen natürlich immer wieder. Ich habe mich aber nicht beirren lassen, weiter an der Führung gearbeitet, mir Felix Vertrauen gesichert.

Mittlerweile kann ich ihn abrufen. Ich weiss was er denkt, bevor er es denkt. Ich sondiere die Umgebung wie ein Adler. Wichtig ist, dass ich ihn abrufe BEVOR er im Jagdprozess ist. Einen so triebigen Hund während der Auslebung des Triebes abzurufen ist sehr schwierig. Deshalb passe ich auf.

Felix und ich sind ein tolles Team geworden. Es war alle Mühe wert. "
 
Ich stelle mir grade vor, wie MisaMisa`s Hund vom Schlammbad kommt und im gestreckten Galopp auf einen älteren Herrn im weißen Anzug zurast...und wie sie jetzt mit zuckersüßer Stimme den Hundeball in ihrer Hand anpreist um sich interessant zu machen.

Und wie sie dann dem völlig besudelten, am Boden liegenden Herrn erklärt, dass sie Meideverhalten in der Hundeerziehung nicht gutheißen kann, aber er hätte da doch bestimmt Verständnis für :happy2:


Da möchte ich dabei sein :happy2:
 
Irgendwie zeigen mir genau solche Aussagen, dass nichts verstanden wurde. Außerdem verwechselt da jemand Belohnung mit Bestechung...

Warum wird denn Gehorsam immer mit Lernen über Meideverhalten gleich gesetzt?
Vielleicht schaffen andere nur das, was einige gern auch schaffen würden und es nicht zusammenbringen und ziehen positives Lernen deshalb so durch den Dreck - dem Hund eine positive Grundstimmung vermitteln und über die Gabe verfügen, die Motivation des Hundes bei sich zu haben und auf sich selbst zu lenken. :)

Da gehört Kreativität natürlich dazu - Motivation ist ein wenig mehr, als mit doofen Leckerchen vor dem Hund rumzuwedeln. Genauso, wie Spiel mit dem Hund weitaus mehr ist, als ein wenig Bällchen werfen...

Liebe Grüße
Birgit
 
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