Ich hab hier ja auch so einen Kandidaten, der von ihm erbeutete Sachen nicht hergeben wollte und in die Hände gepackt hat (auch so, dass ich geblutet habe), genauso bei der Krallenpflege und in der Anfangszeit so ziemlich bei allem, was ihm gerade nicht in den Kram gepasst hat. Nur hat er es bei den Vorbesitzern auch nie anders gelernt gehabt, bzw. hatte er mit seinem Verhalten Erfolg und ich habe an verschiedenen Sachen gearbeitet. Das mache ich heute, nach 7 Monaten, noch, nur nicht mehr gezielt, sondern es fließt in den Alltag mit ein und vieles ist mittlerweile selbstverständlich(er) geworden. Aber ich muss trotzdem ein Auge drauf haben, wenn er einen doofen Tag hat, kann es unter Umständen immer noch passieren, dass er zupackt - hier ist er aber auch schon viel maßvoller geworden und zwickt "nur noch".
1. Alles Fressbare, das ich ihm gebe, gehört auch ihm und er muss es nicht mehr abgeben. -> Er weiß, dass er mir in dem Punkt vertrauen kann, ich kann ohne Probleme während dem Fressen in den Napf langen, seine Kauartikel mal festhalten oder kurz wegnehmen und auf die Seite legen, wenn er ausnahmsweise den Platz wechseln soll.
2. "Aus" mit Tauschgeschäften geübt, auch beim Gassi mit harmlosen Sachen, die er ins Maul genommen hat. Gerade in den ersten Wochen hat er quasi alles ins Maul genommen und bei ungefährlichen Sachen, wie Fallobst, habe ich ihn auch einfach gelassen, um ihn nicht dauernd in Konfliktsituationen zu bringen. Obst habe ich auch gleich als Belohnung genommen, hatte er eine Pflaume aufgenommen, gab es ein Aus, ich habe sie angeschaut, den Kern rausgepuhlt und er durfte sie fressen. -> Bei den Obstbäumen hat er mich dann schon immer angeschaut und gewartet, bis ich ein geeignetes Stück aufgesammelt und ihm gegeben hab. Oft reicht mittlerweile ein "Eheh", wenn er an etwas zu sehr interessiert schnuppert, hat er schon was im Maul, kommt ein "Bah" (kann man so richtig schön knackig sagen) und danach gleich eine kleine Belohnung, wenn er es ausgespuckt hat. Hierbei bedränge ich ihn nicht, sonst schluckt er es sowieso gleich runter. Hat er es gefressen - so what, dann war ich zu langsam und kann es eh nicht mehr ändern und ärger mich über mich selbst und hab ihn wieder mehr im Auge. Hierbei möglichst schon immer ansetzen, bevor der Hund das Objekt der Begierde aufnimmt.
3. Zuhause in entspannten Situationen überall anlangen können, gerade seine Vorderpfoten waren da ein ganz großes Thema, genauso wie Zähne anschauen und ins Maul langen können, er hatte lange einen festsitzenden Milchzahn, an dem ich mehrmals täglich wackeln musste, damit er sich gelöst hat. -> Ich kann an allen Pfoten alle Krallen ohne Pause kürzen, er freut sich nicht drüber, aber lässt mich machen. Hierbei lasse ich es zu, dass er mir seine Pfote auch entziehen darf, wenn es ihm gerade zu viel ist, nur bleibe ich auch dran und er muss trotzdem durch, eben in seinem Tempo. Genauso kann ich ihm im Maul rumpuhlen und Sachen rausholen (manchmal will er ein abgekautes Stück von einem Kuscheltier fressen, muss nicht sein), dafür braucht es auch keine Belohnung. Außen kann ich mittlerweile auch ins Maul langen und z.B. einen festsitzenden Grashalm rausholen.
4. Apportieren mit dem Futterbeutel, ohne mich kommt er nicht an die Belohnung. -> Es lohnt sich, die Beute zu holen und zu bringen, damit man ans Ziel kommt. So kann man ganz nebenbei die freiwillige Abgabe fördern. Ich nehme da allerdings kein schnödes TroFu, sondern sowas wie getrockente Lunge oder getrockneten Fisch.
Und zuletzt: er muss keine diese Situationen bei anderen Menschen aushalten und ich habe da penibel ein Auge drauf, dass er von anderen in der Hinsicht nicht bedrängt wird. Bei Familie und Freunden, die er jetzt eine Weile kennt, ist vieles auch okay geworden und er hat schon ganz gut gelernt, dass man erst warnen kann - wobei das bei Pischlingen auch sehr subtil ist, so scheint der Zwergspitz, wie ich sie kennenlernen durfte, auch zu sein. Hochheben ist ja auch ein gutes Beispiel, von mir lässt er sich das gerne gefallen, bei anderen braucht er das nicht. Meine Schwester hat das letztens auch mal gemacht (sie hatte mich gefragt) und er hat dann gezeigt, dass er sich dabei unwohl fühlt und sie hat ihn wieder abgesetzt. Lustigerweise kam er dann zu mir, ich hab ihn hochgehoben und er wollte nicht mehr runter.
Wichtig ist, wie die anderen auch schon gesagt haben, dass auch (oder gerade) kleinere Hunde Persönlichkeiten sind, die genauso das Recht auf eine faire Behandlung haben wie große Hunde. Dazu gehört auch der Schutz vor übergriffigem Verhalten von anderen Leuten, bei meiner Rottweilerhündin hat fast keiner ungefragt einfach hingelangt, bei Brösel muss ich schon aufpassen.