Wie viel Nein ist sinnvoll?

Bei uns gibt es das Kommando "Nein". Ausgesprochen als kurzes knappes Nein, von der Betonung her eigentlich wie ein lapidares Nö. Ich glaube, Linnie weiß sehr gut, wann sie gemeint ist und wann es ein Alltags-Nein ist. Benutzen tun wir es hauptsächlich, wenn wir unterwegs sind als Abbruchsignal, z.B. wenn sie einer Spur folgt und die führt auf ein fremdes Grundstück - da hat sie nunmal nix zu suchen und dann gibts ein knappes "Nein", das genügt normalerweise. Wenn die Spur extrem interessant ist, muss ich ggf. noch dazu stehen bleiben und die Leine halte, sie also Einbremsen. Dann dauert es ein paar Sekunden, bis sie mich irritiert anschaut ("Hast du die Fährte nicht gerochen? Wir müssen wir unbedingt lang...") und wenn ich dann das Nein wiederhole, wendet sie sich sofort ab ("Ok, dann eben nicht").

Auch das aufnehmen von gefundenen Sachen/Essensresten usw. kann ich mit diesem knappen Nein verhindern - vorausgesetzt, dass mein Timing gut ist. Dann ist es wirklich so, wie Silkies schon geschrieben hat, wie ein imaginäres Achselzucken und Linnie marschiert dann einfach weiter und macht was anderes.

Bin ich zu langsam, und sie hat z.B. bereits etwas für mich Fragwürdiges aufgenommen oder sie ist schon auf ein fremdes Grundstück gehüpft, dann verwende ich das Nein nicht mehr - wäre völlig sinnlos. Das Nein versteht sie als "Das was ich gerade im Begriff war zu tun, soll ich nicht machen". Wenn sie schon mittendrin ist im unerwünschten Verhalten, dann würde ich Linnie mit dem Nein völlig verwirren.. In diesem Fall nutze ich ein anderes Signal, also rufe ein Alternativverhalten ab - tausche ihr Fundstück gegen ein Leckerli oder den Ball und rufe sie ab von Orten, wo sie nicht sein soll.
 
Da gibt es auch kein "hilft meinem Hund nicht", denn ihr hilft da nichts. Sie darf es nicht, ebensowenig wie ich einen anderen Menschen töten darf und fertig.
Dass sie grundsätzlich genauso wenig einen anderen Hund fressen darf,wie Du nicht töten darfst,ist ja klar.

Aber um bei dem Beispiel zu bleiben...würdest Du Dir keine Gedanken machen,warum Du den anderen Menschen überhaupt töten willst?
Man steht ja nicht einfach auf,und denkt "heute ist ein guter Tag zum töten",weder Mensch,noch Hund.
Würdest Du Dir keine Gedanken machen,wann das ganze angefangen hat,und was Dich soweit getrieben hat,dass Du den anderen Menschen inzwischen schon töten willst?
Ich wette,Du hättest darüber einen grossen Leidensdruck,würdest unter Stress stehen,Du würdest merken,dass Dein Verhalten gar nicht geht,weil Deine Umwelt enstsprechend reagiert,und Du erheblich bestreft wirst,wenn Du versuchst einen Menschen zu töten.Und Du willst es vielleicht selbst auch gar nicht wirklich,aber Du verlierst die Impulskontrole über Dich selbst,hast also zusätzlich noch ständig den inneren Konflikt mit Dir.
Dir wäre auch nicht wirklich geholfen,wenn man Dir als Lösung einfach nur sagt "Du darfst das nicht".Das es bei solchen Extremen im Endeffekt gar nicht anders geht,als zuerst deutlichzu sagen"Du darfst das nicht"steht ja völlig ausser Frage,und damit ist Deiner Umwelt,Deinen Mitmenschen sicherlich geholfen.Für sie ist das Problem gelöst,wenn die keine Angst mehr haben müssen,dass Du ihnen an den Hals springst ;)
Aber Du hast Deine ganzen Probleme,Deinen ganzen Leidensdruck doch noch...

..als Mensch kannst Du ,wenn erstmal sicher gestellt ist,dass Du nichts anstellst,Deine Probleme selbst ergründen,Dir dann,wenn Du sie brauchst,professionelle Hilfe suchen...
...das kann ein Hund nicht,wenn der Mensch es nicht für nötig hält,dem Hund auch zu helfen,sondern das unerwünschte Verhalten einfach nur "abstellen "will,bleibt "die Not"des Hundes bestehen.

Ich weiss nicht,wie intensiv Fiona ist,mir ist auch klar,dass es Hunde gibt,die einfach keinen Wert auf andere Hunde legen,und im schlimmsten Fall,sie sogar ernsthaft schredden und sogar töten wollen.
Aus solchen Hunden kann man niemals verträgliche Hunde machen,und man wird sie nie "selbstverständlich"führen können,wo andere Hunde sind,und wie ich schon schrieb,braucht es in so einem Fall dann einfach auch die deutliche Unterbrechung/das deutliche Unterbinden des Verhaltens...aber wenn das geschafft ist,und man dringt wieder zu dem Hund durch,finde ich es eben nur fair,den Ursachen auf den Grund zu gehen,und dem Hund eben auch ein alternatives Verhalten,bzw.eine alternative Problemlösung zu bieten.
 
Manche Hunde sind in ihrem Verhalten schon so extrem,das Verhalten ist schon so ritualisiert und eingebrannt,dass ein Einwirken auf den Hund überhaupt nicht mehr möglich ist,weil er in dem Moment einfach nur noch so in sich selbst und in dem betreffenden Verhalten gefangen ist,und seine Umwelt ,bis auf den auslösenden Reiz ,entweder komplett ausblendet,oder so hochgepuscht ist,dass Übersprungshandlungen für ihn selbst oder seinen Menschen zur Gefahr werden können.

In solchen Fällen ist es oft nicht möglich,den Hund vorher umzulenken,geschweigedenn ihn in der Situation umzulenken,um eine Alternative anzubieten.
Man muss den Hund zunächst mitten im unerwünschten Verhalten "raus reissen"um überhaupt durchdringen zu können.
Dann erst sind weitere Schritte möglich.

Und hat man nun noch einen Hund,der allgemein sehr schwer zu beeindrucken ist,braucht es dazu auch schonmal einen ordentlichen "Schuss vor den Bug".
Ich will aber auf jeden Fall noch anmerken...es ist glaube ich allgemein hier bekannt,dass ich jede Art von Gewalt in der Hundeerziehung verabscheue,das gilt auch hier in diesem Fall.
Physische oder psychische Gewalt gegen einen Hund kann niemals gerechtfertigt sein!!!

Unter einem"ordentlichen Schuss vor den Bug"verstehe ich das für den Hund unerwartete Unterbrechen,bzw.Unterbinden des Verhalten des Hundes,durch eine "Aktion"die den Hund dermassen beeindruckt,dass er das Verhalten wirklich unterbricht,oder beendet.
Dies kann durch körperliches Blocken des Hundes durch den Menschen geschehen,durch bewussten Einsatz der Stimme des Menschen,in extremen Fällen kann auch der Einsatz von Wurfdiscs(natürlich nicht auf den Hund),oder die Unterbrechung durch nass spritzen des Hundes gerechtfertigt sein.
Ich bin generell absolut kein Freund von sowas,aber ich sehe auch die Realität,dass es einfach Hunde gibt,bei denen soetwas notwendig wird.

Was ich aber unbedingt noch anmerken will,sowas darf nie die Lösung sein,weil dadurch für den Hund noch gar nichts gelöst ist.
Es ist lediglich der erste Schritt,um überhaupt wieder zu dem Hund durch zu dringen.

-->Und,für mich auch noch ganz wichtig zu sagen,grad weil hier nicht nur die Hundeerfahrenen und Stammuser mitlesen,wie gesagt,es kommt immer auf den Hund an,und wenn man bei einem Hund,bei dem das absolut nicht angebracht ist, mit solchen Mitteln herum experimentiert,kann man ganz schell ein völlig verunsichertes Nervenbündel daraus machen,das überhaupt nicht mehr weiss,wie es sich verhalten soll,und jedes Vertrauen in den Menschen verliert.Und das sollte man wirklich keinem Hund antun...und macht alles nur noch schlimmer.

Ja,und dann kommt es wie gesagt noch auf die jeweilige Situation an.Habe ich z.B.einen Hund,der mit ernsten Absichen alle anderen Hunde schreddern will,und lebe in einer Gegend,wo ich es nicht managen kann,Hundebegegnungen erstmal zu vermeiden,dann ist ein "ordentlicher Schuss vor den Bug"(im angemessenen,auf den Hund abgestimmten Rahmen) oft die einzige Möglichkeit,überhaupt wieder so auf den Hund einwirken zu können,dass ich daran arbeiten kann...

Also ich kenne von Linnie bisher zwei verschiedene Formen von nicht ansprechbar sein, wo ich überhaupt nicht zu ihr durchdringe - weder mit Ruf, noch mit Leckerli oder Spiel mit dem Ball oder sonstwas - nichtmal mit ihrem heißgeliebten Quietsche-Spielzeug.

Die erste ist, wenn Linnie Angst/Panik hat. Hier gibt es ja schon einen Thread mit den "etwas anderen Hunden" - bei Linnie ist es auch oft "zu viel Welt" um sie herum - im Sinne von "zu viel Zivilisation", vor allem viele Menschen (und hier insbesondere schreiende Kinder) um sie herum machen sie nervös, weil sie nicht alles im Auge behalten kann. Manchmal schaltet sie in den Fluchtmodus, dann kann ich überhaupt nicht mehr bei ihr durchdringen. Dann kann ich sie nur noch schnellstmöglichst aus der Situation herausbringen. Je nach Panik-Grad nehme ich sie auch einfach auf den Arm und trage sie ruhig weg (mit einem kurzen "Alles gut", aber ansonsten ohne auf sie einzuquatschen). Aber so ein Angstzustand ist ja kein Fall für ein Abbruchsignal für ein unerwünschtes Verhalten.

Die zweite Situation, in der Linnie völlig in ihrer eigenen Welt ist und für mich überhaupt nicht ansprechbar, ist wenn sie im Jagd-Modus ist. Das können Mäuse am Wegesrand sein, ein Hase der vorbeihoppelt, eine Fährte, die sie aufnimmt. Insbesondere das Jagen von Füchsen, Rehen, Hasen usw., also alles, was dazu führt, dass Linnie kilometerweit wegrennt, um ihrer Beute zu folgen, ist ein für mich unerwünschtes Verhalten, das ich sehr gerne unterbinden würde - vor allem auch, um sie irgendwann komplett frei laufen lassen zu können, bisher geht das nicht ohne Schleppleine, sie ist ein Fährtenjäger und wäre dann einfach weg, ohne Rücksicht auf Straßen, Schienen, usw.

Hat sie eine solche Fährte und "hängt" am anderen Ende der Leine, dann kann ich machen, was ich will, sie schaut dann quasi durch mich durch, alles, was sie im Sinn hat, ist der Fährte zu folgen und die Beute zu erlegen... Ich löse das im Moment schlicht durch Warten, das kann in extremen Fällen (je nach Qualität der Fährte/Beute) auch schon mal 10-15 Minuten sein, aber irgendwann realisiert Linnie, dass sich die Leine nicht lockert und sie nicht weiterkommt und schaut sich zu mir um, und diesen Moment nutze ich für unseren "Super-Party-(Ab-)Ruf" - also extremes positives Bestärken und gleich im Anschluss Suchen von Leckerlis, die ich in der Zwischenzeit für sie am Wegesrand versteckt habe. Mittlerweile habe ich schon den Eindruck, dass der Blick zu mir viel schneller kommt als am Anfang und ich hoffe, dass wir irgendwann soweit sind, dass sie sich auf das Mäusejagen beschränkt (das lasse ich ihr, denn würde ich versuchen das Jagen komplett zu verhindern, wäre sie sehr unglücklich - sie ist nunmal durch und durch ein kleiner Jäger)

Ich sehe aber nicht, wie mir ein "Schuss vor den Bug" hier weiterhelfen sollte. Dann wäre die Erfahrung meines Hundes, dass er eine Bestrafung erhält. Ich glaube, das würde bei meinem Hund zu einem extremen Vertrauensverlust führen. Linnie ist da sehr sensibel und für sie wäre das eine Strafe ohne Sinn (denn aus ihrer Sicht kann Jagen, also ein hundetypisches instinktgesteuertes Verhalten ja gar nicht falsch sein).

Klar ist es etwas anderes, wenn mein Hund gerade dabei ist, einen anderen Hund zu verspeisen, da muss ich ihn zur Not auch mit Gewalt herunterziehen - aber abgesehen von solchen Notfällen, würde ich immer versuchen das vom Hund selbst angebotene Alternativverhalten zu belohnen und positiv zu bestärken und zu belohnen. Also einfach ein bissl Geduld haben, dann wendet sich der Hund irgendwann von selbst ab - und das ist dann ja bereits ein Alternativverhalten.
 
Dass sie grundsätzlich genauso wenig einen anderen Hund fressen darf,wie Du nicht töten darfst,ist ja klar.

Aber um bei dem Beispiel zu bleiben...würdest Du Dir keine Gedanken machen,warum Du den anderen Menschen überhaupt töten willst?
Man steht ja nicht einfach auf,und denkt "heute ist ein guter Tag zum töten",weder Mensch,noch Hund.
Würdest Du Dir keine Gedanken machen,wann das ganze angefangen hat,und was Dich soweit getrieben hat,dass Du den anderen Menschen inzwischen schon töten willst?
Ich wette,Du hättest darüber einen grossen Leidensdruck,würdest unter Stress stehen,Du würdest merken,dass Dein Verhalten gar nicht geht,weil Deine Umwelt enstsprechend reagiert,und Du erheblich bestreft wirst,wenn Du versuchst einen Menschen zu töten.Und Du willst es vielleicht selbst auch gar nicht wirklich,aber Du verlierst die Impulskontrole über Dich selbst,hast also zusätzlich noch ständig den inneren Konflikt mit Dir.
Dir wäre auch nicht wirklich geholfen,wenn man Dir als Lösung einfach nur sagt "Du darfst das nicht".Das es bei solchen Extremen im Endeffekt gar nicht anders geht,als zuerst deutlichzu sagen"Du darfst das nicht"steht ja völlig ausser Frage,und damit ist Deiner Umwelt,Deinen Mitmenschen sicherlich geholfen.Für sie ist das Problem gelöst,wenn die keine Angst mehr haben müssen,dass Du ihnen an den Hals springst ;)
Aber Du hast Deine ganzen Probleme,Deinen ganzen Leidensdruck doch noch...

..als Mensch kannst Du ,wenn erstmal sicher gestellt ist,dass Du nichts anstellst,Deine Probleme selbst ergründen,Dir dann,wenn Du sie brauchst,professionelle Hilfe suchen...
...das kann ein Hund nicht,wenn der Mensch es nicht für nötig hält,dem Hund auch zu helfen,sondern das unerwünschte Verhalten einfach nur "abstellen "will,bleibt "die Not"des Hundes bestehen.


Ist das nicht sehr vermenschlicht? Ich glaube, wenn ein Hund "seelische Not" hat, dann äußert sich das in erster Linie durch angstgesteuertes Verhalten (und das kann dann natürlich auch zu Aggression führen) und da halte ich jegliche Art von deutlicher Ansprache oder deutlichen "Schuss vor den Bug" grundsätzlich für den falschen Weg. Da würde ich immer darauf achten, dem Hund in sehr, sehr kleinen Schritten die Ängste zu nehmen und ihn nicht mit für ihn schlimmen Situationen konfrontieren. Und falls es doch schiefgeht - dann wären wir wieder bei dem Thema, dem Hund körperlich gewachsen zu sein oder nicht...

Aber die meisten aus Menschensicht unerwünschte Verhaltensweisen, sind auch aus Hundesicht völlig natürlich und logisch und haben mit Not nix zu tun, und da halte ich mich auch nicht mit Analysen der Psyche meines Hundes auf...
 
Zudem möchte ich,dass mein Hund vom Kopf her frei sein darf:)Zuviel "Nein"schränkt das meiner Meinung nach zu stark ein.

Ich sehe das genau andersherum :D
Ich habe einen sehr selbstbewussten, eigenständigen Hund. Und ich glaube, davon hängt auch viel ab, denn Hermes möchte Situationen am liebsten selbstständig lösen. Für ihn ist ein gezieltes 'Nein' definitiv die bessere Lösung. Weil er so einfach eine größtmögliche Freiheit genießen kann.

Ein Beispiel von neulich.
Ich war mit Hermes an den Feldern spazieren. Eigentlich bleibt er von sich aus schön auf dem Weg aber an diesem Tag zog es ihn aufs Feld. Ich hab ihn also mit 'Raus da' aus dem Feld geholt. Das bedeutet dann für ihn: Alles ist gut (Waldrand, Weg, Wiese,....) nur das Feld ist verboten. Somit kann er sich komplett frei (auch im Kopf) widmen, was auch immer er möchte, nur halt eben das Feld, da darf er nicht hin.
Ich hätte auch die Möglichkeit mit dem 'Alternativverhalten' (auch wenn das vielleicht in dem Zusammenhang nicht der richtige Begriff ist) gehabt und hätte ihm 'Weg' sagen können,.. was ja dann bedeutet, dass alles schlecht ist (Waldrand, Wiese und eben auch das Feld) und nur der Weg gut ist. Das hätte ihn deutlich mehr eingeschränkt, auch vom Kopf, weil er ja dann quasi ein Kommando auszuführen hat. Ein spezifisches alternativ gewünschtes Verhalten.
Manche Hunde schätzen diese enge Führung und freuen sich, eine Vorgabe zu haben, an die sie sich halten können. Hermes tut sich leichte, sich selbst alternativ zu beschäftigen.
Zumal das 'nein' bei uns auch eher heißt: 'Du machst etwas falsch, überleg Dir was besseres'. Was er sehr erfolgreich umsetzt. Natürlich wird jede Tendenz in eine akzeptable Richtung auch bestätigt. Welches alternative Verhalten er jedoch vorschlägt, bleibt ihm selbst überlassen.
 
Wie viel Nein haltet ihr für sinnvoll? Und in welchen Situationen?
Also ich halte es nach dem Motto "so wenig wie möglich und so viel wie nötig".
Cindy hatte auch am meisten Verbote bekommen. Durch Diesel habe ich dann gelernt umzudenken. Denn Diesel hat Maßregelungen (auch wenn es nur ein Nein! leicht scharf gesprochen war) gar nicht vertragen. Für sie ist dadurch eine Welt zusammen gebrochen.
Bei Penny, Baghira und Cody lasse ich ihnen ein möglichst großes Maß an Freiheit. WENN ich aber Schluss (unsere Ansage, dass das jetzt abgebrochen wird) sage, dann meine ich das auch so, und dann setze ich das auch durch.
 
Ich sage Nein vor allem als Antwort auf eine "Frage" der Hunde. Also Hund schlägt ein Spiel vor oder bietet irgendwas an und will einen Keks dafür oder schaut an einer Wegkreuzung in die falsche Richtung und sieht mich dann fragend an oder fragt, ob er aus der Pfütze trinken darf... Es ist hier kein Abbruch, sondern nur einfach nur Kommunikation. Daher fließt es hier recht häufig ein.

Ansonsten gehe ich in der Erziehung auch in erster Linie über Alternativverhalten, wobei ich finde, es kommt auch auf den Hund an. Lucy fand einen Abbruch eher angenehmer, sie hat sich dann lieber selbst was alternatives ausgesucht... Alle 3 Hütehunde dagegen reagieren wesentlich besser auf ein vorgegebenes Alternativverhalten, hängen sonst ziemlich in der Luft.
 
In der Hundeschule wurde empfohlen, dass man als Abbruchsignal möglichst kein "nein" verwenden soll weil man es zu oft im Alltag verwendet. Daher habe ich für Balou ein "no" aufgebaut und für Mogli "rot". Balou reagiert allerdings nicht zuverlässig auf das "no" daher habe ich jetzt für ihn und Mogli das "nein".

Bei mir kommt es auf meine Hunde an wie viel "nein" ich im Alltag brauche. Mogli stellt selten etwas an und daher brauche ich selten ein "nein" für ihn. Bei ihm komme ich mit einem Alternativverhalten weiter.

Hermann hat, als er bei mir eingezogen ist alle Hunde angebellt. Mittlerweile bellt er nur noch wenn er überdreht ist. Dann brauche ich ein "lass es" und Hermann zeigt dann von sich aus das Alternativverhalten (mich angucken). Oft kommen wir an Hunden vorbei ohne dass er reagiert und das ist auch mein Ziel.

Bei Balou habe ich gemerkt, dass ein ruhiges, ohne große Betonung ausgesprochenes "nein" oft gut hilft. Er hat sich angewöhnt bellend in Richtung von vorbeifahrenden Autos zu springen. Nachdem mir mal die Leine aus der Hand gerutsch ist, Balou hinter dem Auto hergelaufen und vor das Auto gesprungen habe ich da mit Gegenkonditionierung dran gearbeitet. Ich finde Balou manchmal unberechenbar und ab und merke ich, dass er doch noch mal in das alte Verhalten kippen will und dann hilft ein ruhiges "nein" und er guckt mich an (was er auch soll).

Es gibt bei mir aber immer ein Alternativverhalten für das "nein", bzw. das "lass es" bei Hermann.
 
Manche Hunde sind in ihrem Verhalten schon so extrem,das Verhalten ist schon so ritualisiert und eingebrannt,dass ein Einwirken auf den Hund überhaupt nicht mehr möglich ist,weil er in dem Moment einfach nur noch so in sich selbst und in dem betreffenden Verhalten gefangen ist,und seine Umwelt ,bis auf den auslösenden Reiz ,entweder komplett ausblendet,oder so hochgepuscht ist,dass Übersprungshandlungen für ihn selbst oder seinen Menschen zur Gefahr werden können.

In solchen Fällen ist es oft nicht möglich,den Hund vorher umzulenken,geschweigedenn ihn in der Situation umzulenken,um eine Alternative anzubieten.
Man muss den Hund zunächst mitten im unerwünschten Verhalten "raus reissen"um überhaupt durchdringen zu können.
Dann erst sind weitere Schritte möglich.

Exakt so einen Hund hatte ich früher mit dem Krümel. Allerdings so extrem, dass jegliche Einwirkung, die noch zu ihm hätte durchdringen können, absolut tierschutzrelevant gewesen wäre. Und der Schalter ist bei ihm früher ohne jede auch noch so minimale Verzögerung heraus gekippt. Ganz ehrlich? Da war zumindest für mich zuerst mal vor allem Management gefragt. Und dann in nächster Instanz natürlich, ihn etwas ansprechbarer zu bekommen. Was bei uns aber so ausgesehen hat, dass ich meinem tobenden Krümel die Leberwurst aus der Tube (ging damals glücklicherweise noch, die Allergien sind erst etwas später richtig ausgebrochen) ins Maul gequetscht habe, und er nur rein reflexmäßig abgeschluckt hat. Es hat gute zwei Wochen gebraucht, bis er das erste mal realisiert hat, was er da eigentlich schluckt... Von da an haben wir uns Schritt für Schritt vorgearbeitet, zuerst eine minimale Ansprechbarkeit, dann nach und nach ein brauchbares Freeze. Alles immer verbunden mit viel Vorausschau und entsprechend anstrengendem Management. Wenn er doch ausgetickt ist, gab es einen Schuss vor den Bug - und zwar für mich, weil ich einfach nicht gut genug aufgepasst habe! Gerade so ein Training steht und fällt damit, dass man den Hund möglichst immer in der "Lernzone" hält, und nie in den Reaktivitätsbereich kommen lässt. Das ist zwar nicht zu hundert Prozent realisierbar, aber je näher man dran bleibt, desto schneller und zuverlässiger ist das Ergebnis. Gerade bei solchen Hunden, die zu so extremen Reaktionen neigen, finde ich einen aversiven Abbruch völlig ungeeignet.

Ein Nein gehört für mich eher in den ganz unspektakulären Alltag mit in sich gefestigten Hunden.
 
Ich sehe aber nicht, wie mir ein "Schuss vor den Bug" hier weiterhelfen sollte. Dann wäre die Erfahrung meines Hundes, dass er eine Bestrafung erhält. Ich glaube, das würde bei meinem Hund zu einem extremen Vertrauensverlust führen. Linnie ist da sehr sensibel und für sie wäre das eine Strafe ohne Sinn (denn aus ihrer Sicht kann Jagen, also ein hundetypisches instinktgesteuertes Verhalten ja gar nicht falsch sein).

So wie Du es bei Linnie beschreibst,gar nicht,weil das für mich kein extremes Verhalten ist ;),sondern wie Du shcon schreibst,ein ganz natürliches,instinktgesteuertes Verhalten.
Aus meinem Post ist ja heraus zu lesen,dass ich das ich den"Schuss vor den Bug"nur dann für gerechtfertigt halte,wenn der Hund ein extremes Verhalten zeigt.
Extremes Verhalten wäre für mich z.B.ein Hund,der bei reinem Sichtkontakt mit einem anderen Hund schon Tötungsabsicht hat,und sich dementsprechend gebärdet,um jeden Preis versucht hin zu kommen,der Hund in keiner Weise mehr ansprechbar oder händelbar ist,und auch der eigenen Mensch nicht mehr sicher ist,weil der Hund jede Impulskontrolle verloren hat,und im Übersprung auch mal eben in den Menschen beisst...
Und wie gesagt,mit "Schuss vor den Bug"meine ich keinenfalls irgendwelche psychische,oder körperliche Gewalt gegen den Hund.
Aber wie ich in meinem Post auch schon schrieb,es kommt ganz stark auf den Hund selbst an...und darauf dass der Mensch weiss was er macht.
Weiss der Mensch es nicht, kann man dadurch auch leicht das Vertrauen zum Hund zerstören,keine Frage.

Ist das nicht sehr vermenschlicht? Ich glaube, wenn ein Hund "seelische Not" hat, dann äußert sich das in erster Linie durch angstgesteuertes Verhalten (und das kann dann natürlich auch zu Aggression führen) und da halte ich jegliche Art von deutlicher Ansprache oder deutlichen "Schuss vor den Bug" grundsätzlich für den falschen Weg. Da würde ich immer darauf achten, dem Hund in sehr, sehr kleinen Schritten die Ängste zu nehmen und ihn nicht mit für ihn schlimmen Situationen konfrontieren. Und falls es doch schiefgeht - dann wären wir wieder bei dem Thema, dem Hund körperlich gewachsen zu sein oder nicht...

Aber die meisten aus Menschensicht unerwünschte Verhaltensweisen, sind auch aus Hundesicht völlig natürlich und logisch und haben mit Not nix zu tun, und da halte ich mich auch nicht mit Analysen der Psyche meines Hundes auf...

Ich hätte den Vergleich mit dem Menschen auch nicht unbedingt gewählt...;)...das kam von Rumpelwicht,und darauf bin ich eingegangen.

"Seelische Not"beim Hund ist meiner Meinung nach nicht nur Angst,es geht ja um das Thema "Nein",und Angst kommentiert man im Normalfall nicht mit "Nein",weshalb ichan Angst da ehrlich gesagt gar nicht gedacht habe.
Bei Angst wäre jede Art von "Schuss vor den Bug" das Schlimmste was man machen kann.
Eine deutliche,aber natürlich ruhige und souveräne Ansprache an den Hund im Sinn von"alles in Ordnung,ich regle das"kann dem Hund aber durchaus helfen.
Aber auch das kommt wieder auf den Hund an,dem einen hilft es,weil er sich dadurch sicherer fühlt,beim anderen verschlimmert sich die Situation noch,weil er sich zusätzlich von seinem Menschen unter Druck gesetzt fühlt.
Aber da geht es ja nur wieder um die akute Situation.
Letztendlich geht es abe rum eine langfristige Lösung,da würd eich bei einem ängstlichen Hund genauso rangehen wie Du,und ausschliesslich mit Geduld,Verständnis und positiver Motivation.

Mit "seelischer Not"meinte ich das,was ich in meinem Post schon schrieb...mag nicht nochmal alles schreiben...:rolleyes:

Bei für den Hund völlig logischen Verhaltensweisen halte ich mich auch nicht damit auf,das nun zu hinterfragen,da weiss ich ja,dass es aus Sicht meines Hundes völlig logisch ist ;)
 
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