Die Frau ist unterste Schublade, ich hab selten eine schlechtere Trainerin gesehen. Der Hund wird als Hyperaktiv eingestuft ADHS, dass ich nicht lache.
Nein, so abwegig war ihre Schlussfolgerung nicht. Indiana hatte klare Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, stand ständig unter Strom. Auf kleinste Reize reagierte er sehr heftig, sprang zusammenhanglos von Reiz zu Reiz und zeigte sehr schnell und sehr deutlich Frustaggression, die sich binnen Sekunden steigerte. Hyperaktivität beim Menschen und beim Hund kann man nicht unbedingt miteinander vergleichen, Hunde sind anders. Aufgrund seines Alters wäre ich persönlich nicht gleich soweit gegangen, von ADHS als Krankheit zu sprechen, allerdings war Indiana durchaus neben der Spur. Er hat starke Konzentrationschwierigkeiten und auch Probleme damit, Ruhe zu finden. Er ist sofort gefrustet, wenn etwas nicht klappt und reagiert darauf extrem - springt aus dem Stand einen Meter hoch und das immer wieder, fängt sofort an zu bellen und zu beißen. Selbst Misserfolg bei dieser "Maßregelung aus Frust" brachten ihn nicht zum Aufgeben, im Gegenteil. Er schaukelte sich immer weiter hoch und hätte das auch ewig weitergemacht. Da stand das Hirn auf Leerlauf. Meiner Meinung nach hat Indiana Probleme bei der Verarbeitung von Reizen und extreme Probleme beim Aushalten von Frust - beides Sympome einer Hyperaktivitätsstörung. Ob der Hund aber wirklich krank ist, kann man erst nach einer gewissen Zeit sehen. Der Hund ist definitiv zu jung, um eine solche Diagnose zu stellen.
Sie ist der Meinung dass der Hund bei denen falsch aufgehoben ist und dort weg sollte. Das kann ich einfach nicht ertragen!
Ich fand diesen Einwand gut und wichtig. Er hatte beide Kinder schon mehrmals gebissen, dem jüngsten ins Gesicht gebissen, die Narbe hat man deutlich gesehen. Meiner Meinung nach war auch der jüngste Sohn nicht gänzlich knusper und die Mischung aus ihm und dem überdrehten Hund hatte Zunder. Man darf angesichts dieser heftigen Umstände durchaus einwerfen, ob der Hund dort gut aufgehben ist, denn die Gefahr, die von ihm auf die Kinder ausging, ist nicht herunterzuspielen. Die Frage, ob diese Familie die Richtige für den Hund ist, gibt zusätzlichen Anstoß zum Denken, wieviel Arbeit sie in den Hund stecken wollen. Es ist schön, dass sich die Familie dazu entschieden hat, konsequent mit Indiana zu arbeiten.
Für mich ist die Sache klar. Der Hund muss weder kastriert werden noch ist er hyperaktiv. Er ist unterfordert und kennt keine Grenzen, das kann ja nun wohl nicht so schwierig sein das den Hundehaltern zu vermitteln.
Ja in dem Stadium in den sich nun der Hund befindet kann man nicht mehr mit dem Klemmbrett arbeiten oder unerwünschtes Verhalten ignorieren. Da muss man richtig an die Sache ran.
Das fett markierte unterschreibe ich voll und ganz. Eine Kastration finde ich in diesem Fall auch völliger Quatsch. Meiner Meinung nach hatte das markieren im Haus nichts mit einem gesteigerten Sexualtrieb zu tun, sondern mit Stress. Und dieser Stress entstand durchaus auch aus dem hohen Aktivitätslevel des Hundes, der, und das muss man in aller Deutlichkeit sagen, von der Familie total gefördert worden ist, vor allem vom jüngsten Sohn. Sorry, aber der Hund hatte zu dem Zeitpunkt, als Victoria ihn das erste Mal sah, völlig einen an der Waffel. Es gab so gut wie keine Ruhephasen. Von jedem Reiz war er überfordert, ging auf alles ein, schaukelte sich an allem hoch und die Familie hat ihn darin noch bestärkt. Es war ein Teufelskreis.
Das Klemmbrett war keine dumme Idee. Ich finde, gerade hier hat man verdammt gut gesehen, wie extrem sich Indiana bei Frust verhält, dass ihn selbst Misserfolg nicht davon abhält, seinem Frust freien Lauf zu lassen und dass er dann in eine Art Dauerschleife gerät und nicht fähig war, sich selbst zu beherrschen.
Paolo, ich glaube, dass du eine ganz persönliche Abneigung gegen Victoria Stilwell hast, weil sie dir nicht sympathisch ist und du deswegen auch nur die Dinge rauspickst, die dir gegen den Strich gehen, ohne die Situation objektiv zu betrachten. Was ich an ihr nicht mag ist zum Beispiel ihr Hang zum Drama. Ihre Aussagen, beziehungsweise ihre "Diagnosen" fallen oft viel heftiger aus, als es eigentlich ist. Hier bei Indiana zum Beispiel hat sie von einer Hyperaktivitäts-Störung geredet, obwohl man für die gewisse Diagnose dieses Krankheitsbildes warten muss, bis der Hund körperlich und geistig ausgewachsen ist. Ein Junghund kann immer je nach Fall ein kleiner überdrehter "Gestörter" und trotzdem vollkommen normal und gesund sein. Indianas Hyperaktivität rührt meiner Meinung nach aber nicht von einer Störung her, sondern wurde erlernt, beziehungsweise gefördert.
Dann wiederum gibt es Fälle, in denen sie vor allem Pitbulls konsequent Impulsivität unterstellt. Ich glaube, das war in der letzten Folge, das Ehepaar mit den vier Hunden, zwei davon dunkel, zwei hell. Und einer war ein Labrador-Pitbull-Mix und sie sagte "deswegen ist er auch sehr impulsiv", münzte das also auf die Rasse. Das ist Quatschfug und sie müsste es eigentlich besser wissen. Ähnlich war es mit dem Presa Canario vor ein paar Tagen. Allgemein kommen "Bully-breeds" bei ihr nicht ganz so gut weg, sie tut immer so, als seien das tickende Zeitbomben. Das ist einfach Käse und es nervt mich tatsächlich tierisch.
Wenn es zur "Konfrontation" kommt, also zum Zeitpunkt, in denen sie den Besitzern erklärt, was sie beobachtet hat, zu welchem Schluss sie gekommen ist und was daran geändert werden muss, übertreibt sie zuweilen schon sehr. Ihre Einstellung zur Kastration teile ich ebenfalls nicht, wobei ich hier anmerken muss, dass es ihr in erster Linie darum geht, dass die Menschen nicht blindlings Welpen in die Welt setzen. Gerade in Amerika sind die Tierheime so extrem überfüllt, dass all jene Hunde, die länger als 60 Tage im Tierheim sitzen, eingeschläfert werden. Weiterhin gibt es in Amerika sogenannte Pet-Shops, in denen Hundewelpen aus dem Schaufenster heraus verkauft werden. Für viele Hobbyzüchter ist das ein lukratives und verführerisches Geschäft, da sie ihren kompletten Wurf auf einen Schlag an einen Pet-Shop verkaufen können. Trotzdem ist es natürlich nicht gut, eigentlich sogar fahrlässig und schwachsinnig, jemandem zu raten, seinen noch nichtmal einjährigen Rüden kastrieren zu lassen, vor allem, wenn dazu gar kein Grund besteht. Deinen Zorn deswegen kann ich verstehen und ich sehe es genauso.
Dennoch finde ich absolut nicht, dass sie eine schlechte Hundetrainerin ist. Wie jeder Trainer auch hat sie gute und schlechte Seiten. Betrachtet man ihre Arbeit aber als Ganzes und vor allem objektiv und nicht nach Sympathie, ist das, was sie tut, sehr gut, logisch und zielführend. Mal ehrlich, was glaubst du, hätte ein Cesar Millan mit Indiana gemacht?