Naja. Bei uns gibt es eben nicht sonderlich viel "interessantes" bzw. "wolfhündisches". Die meisten SWH und TWH sind ganz normale Hunde. Zwar nicht zu vergleichen mit einem Labrador oder einem Terrier, aber dafür ist es nun mal eine andere Rasse, mit ihren ganz eigenen Eigenheiten.
Ansonsten lebe ich mit meinem SWH und meinen Golden Retriever (meinem Mann und unserem 5 Monate alten Baby) zusammen in einer Kleinstadt-Wohnung. Askan ist verträglich mit anderen Hunden (sind regelmäßig auf Hundwiesen und Hundespaziergängen), kann ohne Probleme im Auto mitfahren, "alleine" bleiben (mit dem anderen Hund) und ohne Leine laufen, selbst im Wald. Er entfernt sich generell nie weit von mir. Fremde Menschen findet er zwar nicht so toll (muss also nicht unbedingt "Hallo" sagen), hat aber auch keine Angst. Wir sind auch regelmäßig bei größeren Veranstaltungen oder in der Stadt unterwegs. Im Restaurant ist das erste was er macht, sich unter einen Tisch legen und schlafen. Er ist kein Fan von sinnlosen Übungen (20x "sitz" und "platz") im Gegensatz zu meinem Goldi, der das als größtes Hobby sieht. Alles in allem also durchaus anders als mein Golden Retriever (ich persönlich finde sogar er ist "einfacher"), aber weit entfernt von einem "Wolf". Bei den anerkannten Rassen liegen da ja auch schon einige Generationen dazwischen.
Hier mal zwei Freilauf-Videos:
https://youtu.be/H6dX5zbGank
https://youtu.be/xgPSXuOEzUs
Generell halte ich aber keinen Hund für "innerlich zerrissen" und "nicht Fisch und nicht Fleisch". Der Hund ist wie er ist, er mag was er mag. Ob er nun 90% Wolf ist oder 30% Wolf. Er hat nicht zwei gegensätzliche Bedürfnisse, zwischen denen er hin und hergerissen ist (wie sollte das gehen?). Wenn er eben 90% Wolf ist und deswegen mit vielen Menschen und einem Leben in der Stadt nicht klar kommt, dann ist der Wolfhund trotzdem wie er ist, die Umgebung ist nur falsch.
Einen Hund/Wolf entgegen dem zu halten, was er braucht und möchte ist natürlich nicht schön und sollte nicht sein. Das hat aber nichts mit Zerrissenheit zutun. Das gilt für jede Hunderasse.
Edit: Ich will damit übrigens nicht sagen, dass ein Wolfhund für jeden so "einfach" sein muss. Es gibt auch noch viele SWH, die Angst vor Menschen haben, nicht alleine bleiben können und beim Autofahren ununterbrochen sabbern. Die Anschaffung sollte also durchaus gut überlegt sein und man sollte eben damit leben können, dass man mit dem Hund nie unter große Menschenmassen gehen kann, ihn nicht lange im Auto mitnehmen und auch nicht alleine lassen kann. Sprich: Die ausgesuchte Rasse sollte zum eigenen Leben passen - wie bei jeder anderen Hunderasse auch.