@RosAli Genau so ist es! *gleich noch mal like drück*
Rückruf, Radius - das ist ein Verhalten, und Verhalten lässt sich formen. Natürlich nicht bei jedem Hund gleichermaßen, aber immerhin. Das hat aber mit der eigentlichen Bindung nicht unbedingt was zu tun.
In Bezug auf kleine Kinder sagt man, eine Bezugsperson muss vor allem die 3 V erfüllen: Verfügbar, verlässlich, vertraut. Verfügbar bedeutet dabei nicht 24/7, sondern dann, wenn man sie wirklich braucht. Verlässlich bedeutet vor allem einschätzbar, zuverlässig, kompetent. Und vertraut erklärt sich im Grunde von selbst: Die Person muss gut bekannt sein, das klassische "wir gehören zusammen". Spannenderweise deutet da ein ständiges Rückversichern des Kindes in "normalen", vertrauten Situationen eben nicht auf eine gute Bindung hin, sondern auf eine unsichere. (Siehe auch den oben eingesellten Link.)
Das kann man zwar nicht 1:1, aber in den Prinzipien durchaus auf Hunde übertragen. Mal einfach gesagt: Einem Hund, der einem daheim auf Schritt und Tritt verfolgt, würde man nicht unbedingt eine gute Bindung bestätigen, sondern eher Schwierigkeiten. Denn daheim sollte ja wohl alles vertraut sein, und somit kein Bindungsverhalten auslösen. In einem als sicher und problemlos empfundenen Rahmen kann zwar einiges an Kontaktpflege erfolgen, aber die Suche nach dem Bindungspartner sollte nicht dazugehören. (Also kuscheln ja, verfolgen nicht.)
Daraus erklärt sich, weshalb man draußen aus der Häufigkeit der Kontaktaufnahme nur begrenzt auf die Bindung schließen kann: Dazu gehört nämlich als zweiter Faktor die Einschätzung des Hundes, wie sicher bzw. potentiell bedrohlich die Umwelt ist. Ein Hund, der sich seiner selbst wie auch der Zuverlässigkeit seiner Bezugsperson sehr sicher ist, wird einfach keine Notwendigkeit sehen, sich immer wieder rückzuversichern. Vertraut ein Hund seiner Bezugsperson nur bedingt, etwa weil die immer wieder unangekündigt verschwindet (das beliebte "dann versteck dich bis er Panik schiebt"), dann wird er diese Person zwar deutlich häufiger kontaktieren - für eine gute Bindung spricht das deshalb aber nicht unbedingt. Ist ein Hund sich nicht so ganz sicher, ob er wirklich allem draußen allein gewachsen ist - was für die weitaus meisten Hunde zutrifft, wenn auch in sehr unterschiedlichem Ausmaß - dann hält er entsprechend häufig oder selten Rücksprache.
Kurz gesagt, wie oft der Hund draußen aktiv die Nähe sucht hängt von mehreren Faktoren ab: Sicherheit der Bindung, jeweilige Umwelt, Persönlichkeit des Hundes, Trainingserfahrungen. Aus dieser Mischung von außen schließen zu wollen, welcher Faktor nun wie stark gerade zum Tragen kommt, ist so gut wie unmöglich. Deshalb finde ich eine Gleichung "Häufigkeit des Rückversicherns = Ausmaß der Bindung" nicht praktikabel.