Benutzer555
Gast
Ein jeder Hundesportler, der eine IPO machen will, muss vorab die Begleithundeprüfung ablegen, bei der die Sozialverträglichkeit des Hundes getestet wird.
Auch im Verkehrsteil einer BH Prüfung wird keine Sozialverträglichkeit getestet. Es wird getestet, ob Hund ohne Aufstand an anderen Hunden vorbei gehen kann und ob er wo alleine gelassen sich ebenso ruhig verhalten kann, wenn ein anderer in einem adäquaten Abstand vorbei geht. All diese Dinge kann ich problemlos gehorsamstechnisch abdecken und gezielt üben, sagen aber wenig über das wirkliche Sozialverhalten der Hunde aus. Auch ein Hund mit eher schlechtem Sozialverhalten kann diese Übungen mit ein wenig Training problemlos meistern :denken24:. Sozialverhalten mag zwar bei dem Verhalten auf Distanz beginnen, aber ich habe noch keine BH Prüfung gesehen, wo bewertet wurde, wie sich Hunde im direkten Hund-Hund Kontakt verhalten - sei es nun mit oder ohne Leine.
Und wie kommst Du darauf, dass Hundesportler ihre Hunde zu schwächeren Hunden lassen, damit dort das Ego aufgepuscht wird? Glaubst Du, ein Sportler ist wild darauf, bei seinem Hund Verletzungen zu riskieren? Oder zu riskieren, dass der Hund ein Raufer wird, der ihm dann bei der Prüfung auf den abgelegten Hund losgeht, bzw., dass der abgelegte Hund sich auf den stürzt, der gerade arbeitet?
Selbst mehr als einmal miterlebt... :denken24: Ich rede auch nicht davon, dass Hunde auf andere zum zerfleischen losgelassen werden, aber dass durchaus nur mit Hunden Kontakt gesucht wird, wo der eigene auf keinen Fall den Kürzeren ziehen muss, der aber gerne mal bei Schwächeren ein wenig unterschwellig mobben darf, um sich zu pushen. Und das wird nicht nur nicht gesehen bzw. ignoriert, sondern aktiv gerne gesehen (auch wenn man das natürlich nur mit vorgehaltener Hand zugeben würde).
Eigentlich wollte ich nur, bezogen auf das Thema des Threads, mitteilen, dass auch viele aktive Leistungshundesportler ihre Welpen erstmal Welpen sein lassen, und im frühen Alter nicht viel von ihnen fordern. Ich selbst habe bei unseren (bisher 11) Welpen auch die Erfahrung gemacht, dass das funktioniert. Alle unsere Hunde wurden alltagstauglich, manche davon wurden auch sportlich geführt - teilweise auch mit Erfolg -, obwohl sie als Welpe/Junghund keinen großen Zwängen ausgesetzt waren.
Was ich mit meinen Beitrag eigentlich sagen wollte (und auch im ersten Beitrag schon ausführte), ist dass ich die Erfahrung gemacht habe, dass es recht unterschiedliche Ansprüche an die Hundehaltung gibt. Und ich durfte lernen, dass gerade im Bereich des Hochleistungs-Sports (sei es nun IPO, Schlittenhunde oder sonstwas) gerne mal andere Rahmenbedingungen gelten. Ich kenne auch großartig arbeitende Hunde, die auch wirklich alltagstauglich sind (bezweifle aber, dass die vor 6-12 Monaten nie ein Kommando gehört haben, aber gut... ich kann mich irren), aber ich kenne viel mehr, wo Alltagstauglichkeit ein dehnbarer Begriff ist und gerne mal für die Leistung geopfert wird. Wo Leinenführigkeit generell schon zuviel Zwang ist, wo "problemlos frei laufen und alle Umweltreize ignorieren" zu "wenn er seinen Ball als Schnuller im Maul hat" wird. Wo "ich möchte, dass er in hohen Erregungslagen kontrollierbar ist" zu "ich weiß nicht, ob ich ihn aus einer Rauferei wieder raus kriege" wird, wo der 6jährige unkastrierte Rüde, der "sogar bei läufigen Hündinnen völlig relaxt ist" die Gegenwart einer seit langem kastrierten Hündin nicht ohne durchgehendes Singen erträgt.
Wie gesagt, ich kenne auch großartig arbeitende, gut alltagstaugliche Hunde. Ich möchte niemanden in eine Schublade stecken, denn es gibt immer solche und solche. Und ebenso wie gesagt: ich bin nun sicher auch kein großer Experte dieser Szene, aber ich durfte auch schon den ein oder anderen Einblick gewinnen. Ich für mich habe gelernt, dass es zwei Welten sind, wie ein Hochleistungs-Hundesportler die Welt sieht und was Otto-Normalverbraucher von seinen Hunden möchte. Ich werde über diese Ansichten auch nicht pauschal urteilen. Für mich persönlich aber wird meine Vorstellung von Alltagstauglichkeit immer vor der Leistung stehen und ich kenne auch den ein oder anderen IPO-Sportler, der mich dafür belächeln wird... :denken24:
Auch ich habe mich nicht dagegen ausgesprochen, einen Welpen Welpen sein zu lassen. Ich finde es gibt nichts Schlimmeres als zuviel, zu schnell oder gar das Falsche von einem Hund zu erwarten - das gilt insbesondere für Welpen, durchaus aber auch für Hunde, die erwachsen übernommen werden. Aber ich halte auch die hier gängige Ansicht, dass Hund bis zu 6 Monaten oder gar einem Jahr, nie nicht mal was in Richtung Kommandos üben darf (üben passiert bei mir immer spielerisch und lustig und hat nie etwas mit Zwang zu tun - auch beim erwachsenen Hund nicht), nunmal für übertrieben. Weiters habe ich persönlich die Erfahrung gemacht, dass es Hunde gibt, bei denen die gemeinsame Zusammenarbeit mit ihren Menschen in ihrer Jugendentwicklung in dieser Richtung völlig vernachlässigt wurde und die sich in späterer Folge damit auch sehr schwer tun. Mit ein Grund, warum ich der Meinung bin, dass auch ein Hund unter den 6 Monaten - natürlich lustig, spielerisch und ohne Druck - lernen sollte eben genau dies zu tun... nämlich gemeinsam mit seinem Menschen etwas zu erarbeiten :denken24:
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