Hi,
Ich hab gerade in einer Kleinanzeige für einen Shiba Welpen folgendes gelesen:
. „... Überwiegend Freiheitsliebend, Leine ab oder Hoftor auf, Hund weg“
Darunter scheinbar etwas entnervt:
„Dieser Text muß anscheinend sein, da sich viel zu wenig Leute mit dem Wesen dieser Rasse beschäftigen :-(„
Ich musste so lachen!
So von außen betrachtet ist das tatsächlich auch lustig - wenn man aber in sowas drin steckt, kann das echt nervig sein.
Die Wesensbeschreibung meiner Rasse in den wenigen Büchern und vielen Beschreibungen von Züchtern beschränkt sich auf:
"Freundlich, Hohe Intelligenz, Kinderlieb, Verspielt, Wachsam, Aufmerksam und Schnell lernend, Eng an ihre Menschen gebunden, Nichthaarend, Aktiv, Robust - Familienhunde."
Und was liest da so ein Hundeinteressent raus?:
"Aaaa, ein selbsterziehendes unkompliziertes Welpchen, dass schon fertig erzogen aus der Mama schlüpft."
Und dann melden sich die Interessenten bei mir, kommen hier vorbei und sehen erwachsene Hunde mit nicht ganz so vielen Macken (perfekt sind sie halt nicht) und denken, dass die Rasse super einfach ist - vor allem sind sie ja so süß und knuddelig und dieser Bliiiick.
Und dann erzähle ich immer wieder von neuem, dass Intelligenz und Lernbereischaft bedeutet, dass sie wirklich alles sehr schnell lernen, z..B. dass es keinen Ärger gibt wenn man nicht erwischt wird, wenn man auf den Esszimmertisch hüpft und die Teller ableckt. Oder dass man nur lange genug winseln muss, bis Mensch aufsteht und die Tür öffnet, obwohl man gar nicht raus will - ruckzuckt hat man dem Menschen beigebracht, sich auf Kommando um einen zu kümmern (vielleicht kriegt er dann auch was Feines).
Ich erzähle immer wieder, dass man "unbedingt" an der Zurückhaltung arbeiten muss, auch wenn der Welpe diese Eigenschaft (noch) nicht zeigt, und dass man als Mensch ein sicheres Auftreten braucht und der Perro eine leitende Hand, weil ein sehr zurückhaltender Perro mit Hütetrieb und Wachsamkeit kein besonders fröhlicher Perro ist wenn er das Gefühl hat, auf seinen Besitzer aufpassen zu müssen.
Klar kann die Rasse anfängergeeignet sein, wenn man sich eben auf eine Erziehung einlässt und da auch bei den wichtigen Dingen konsequent ist (und eine Menge Humor mit in die Symbiose bringt).
Aber man sollte eben auch wissen, worauf man unter Umständen ein Auge haben sollte und da sind mir die Rassebeschreibungen zu sehr mit Glorie und Heiligenschein durchsetzt - rgendwie hab ich das Gefühl, dass immer mehr Züchter aus der Erde sprießen, die einfach nur ihre knuddeligen Welpen verkaufen, aber keine Aufklärung betreiben wollen - von Nachbetreuung ganz zu schweigen (ich werde mittlerweile von Leuten angerufen und um Rat gebeten die überhaupt nicht darüber nachgedacht haben, ihren Züchter zu fragen).
Man merkt, ich bin tatsächlich manchmal genervt.
Die Rasseinteressenten können ja eigentlich nichts dafür, trotzdem ist es natürlich immer meine Zeit die dabei drauf geht. Ich hatte ab Sommer 10 Wochenenden Besucher hier. Da geht auch das Familienleben flöten und mein Großer war schon langsam genervt.
Da ist man schon am Überlegen, ob man nur noch ernsthafte Welpeninteressenten einlädt oder weiterhin jeden, der die Rasse mal live erleben will.