Hallo Ulrike
...Doch dann gibt es wieder die Situationen, wo ihr die "anderen" vollkommen schnuppe sind, denn da ist ja grad ein Vogel, hinter dem man herfliegen könnte.......
DAS würde ich als "Einstieg" nutzen. Ein Treffen im Haus halte ich - zumindest anfangs - auch für eher problematisch. Wenn Bella sich aber auch in anderen angstmachenden Situationen sich ablenken lässt ( auch, wenn es nur von einem Vogel ist ), würde ich versuchen,
damit zu arbeiten...
Gibt es ein Spiel, das sie sehr mag ? Oder ein Leckerlie, "für das sie sterben würde" ? Dann könnte man ihren offenbar vorhandenen Jagdtrieb und etwas ganz besonders Leckeres miteinander kombinieren und DRAUSSEN ( in ruhiger Umgebung ! ) ein Spiel erfinden, z.B. ein Jagdspiel mit einem gefüllten Futterbeutel an langer Schnur, oder einer Angel... DAS würde ich aber mit dem Hund üben/spielen, wenn das Kind ( noch ) NICHT dabei ist !!! Findet sie so ein Spiel spannend und konzentriert sie sich darauf, könnte der Junge dann irgendwann "wie zufällig" dazu kommen und sich in einigem Abstand einfach nur hinstellen und
ruhig zuschauen...
Dabei aber auf den Abstand achten, und darauf, dass Bella gerade richtig schön abgelenkt ist !
Reagiert sie auf das Kind, entfernt IHR euch mit dem Hund, ohne sonderliches Beachten und wenn möglich "locker weiter spielend" so weit, bis sie sich wieder beruhigt... Reagiert sie nicht (mehr), könnt ihr auch mal SPIELEND ein, zwei Meter weiter in seine Nähe gehen...
Ich weiß, das ist recht zeitaufwendig. Man müsste eine Weile mit dem Hund üben ( und rausfinden, wodurch er zu motivieren ist ). Man muss erstmal herausfinden, mit welchem Spiel und welchem Leckerlie man Bella SO RICHTIG anspornen und bei Laune halten kann, eine ganze Weile mit ihr üben ( das Leckerlie - ich würde Hühnerfleisch, Käse oder Wurststücke vorschlagen - gibt es
NUR bei diesem Spiel !!! ), einen passenden Ort fürs Spielen und Zusammentreffen finden, sich verabreden = einer geht mit dem Hund voraus, spielt schon eine Weile, der Andere kommt mit dem Kind dazu. DANN kostet es auch die Zeit, zu warten, bis der Hund 1. müde vom Spielen, und 2. nicht mehr so sehr vom Kind irritiert ist. Und auch dann wäre ein ruhiger Spaziergang zu viert ( mit ausreichend Abstand ! ) sehr viel klüger, als gleich wieder heim zu gehen !
Und das alles wahrscheinlich mehrmals, in kleinen Schritten, ehe sich ein "Erfolg" einstellt....
Puh, nicht einfach
!
Ich würde es aber zumindest
versuchen. Trotzdem glaube auch ich nicht, dass Bella noch ein "großer Kinderfreund" wird. Sie kann aber lernen, dass der Junge keine Gefahr für sie bedeutet und sich mit ihm arrangieren, bzw. ihm einfach aus dem Weg zu gehen, ohne sich verteidigen zu wollen.
Solange sie aber jedesmal "weggesperrt" wird, verbindet sie mit seinem Auftauchen jedes Mal ein unangenehmes Gefühl ( das sie sich ja nicht "erklären" kann ).
Der Vorteil der "Spiel-Ablenkungs-Methode" ist nicht nur, dass sie das Kind in einer für sie sehr
angenehmen Situation erlebt, sondern auch, dass sie nach einer Weile rechtschaffen
müde sein wird... :zwinkern2:
Ach, noch ein kleiner Tipp: WENN das mit dem Spielen, erst mal dabei stehen und nachher etwas zusammen gehen halbwegs funktioniert = der Junge sollte ( am besten mit Papa ) VOR euch gehen ! Ein unsicherer Hund mag es gar nicht, wenn er das, was er fürchtet, nicht im Blick hat... Und, der Junge könnte dann hin und wieder mal ein von diesen tollen Leckerlies fallen lassen. So, dass der Hund es bemerkt. Aber, er sollte sich dabei nicht umdrehen, den Hund nicht ansehen o.ä. !
Später - wenn Bella etwas entspannter ist - kann er ihr vor der Haustür auch etwas direkt vor die Pfoten "werfen", vielleicht noch etwas "riech- und sichtbar" in der Hand halten, und es dann IM Haus fallen lassen ( wie gesagt: immer ohne Ansprache, Augenkontakt )...
Ich weiß jetzt nicht, wie alt das Kind ist, und wie viel man ihm schon erklären kann (?). Meine Erfahrung ist aber, dass schon Drei- oder Vierjährige "angeleitete" werden können - man muss eben sehr gut und einfach erklären, worum es geht !
Zwei Fotos von früher ( habe gezüchtet, und habe mir immer sehr viel Mühe gegeben, 1. meine Welpen an Kinder zu gewöhnen, und 2. Interessenten mit Kindern zu informieren, was eben auch
Kinder erstmal lernen müssen ):
Leider ist es so, dass es, wenn man es
frühzeitig angeht, meist kein Problem ist ( = einen kinder-freundlichen, oder zumindest -verträglichen Hund heran zu ziehen ). Wenn aber schon so früh ( in der Welpenzeit ) bereits so viel schief gelaufen ist - mangelnde Prägung + womöglich schlechte Erfahrungen... - dann kostet es VIEL Arbeit und Geduld, ein halbwegs normales (
ungefährliches ) Miteinander zwischen Hund und Kind zu erreichen
...
Es wird sicher Wochen, wenn nicht Monate dauern... Bleibt wachsam, aber "seid nicht angespannt" > klingt wie die
Quadratur des Kreises :verlegen1: = ich weiß...
Ein ängstlicher Hund muss aber er
LEBEN, dass das Objekt seiner Furcht nicht bedrohlich ist. Man kann es ihm weder mit "guten Worten ausreden", noch durch "Schimpfen abgewöhnen", was er gerade fühlt und für REAL hält ! Er muss dieses Objekt ERLEBEN ( ja, ich wiederholen mich, aber
bewußt ). Er muss - nach und nach - erfahren, dass da "nix passiert". Am besten in einer "Stimmung", die so entspannt wie möglich ist = weil DANN Informationen
ganz anders "beurteil" werden....
Hmmm, wie soll ich das erklären :nachdenklich1:...
Stell dir vor, du kuschelst -
wie gewohnt - früh am Morgen mit deinem Schatz im Bett. Plötzlich fühlst du eine Hand auf deiner Schulter...
Das wäre ja wohl kein "Schock" für dich, oder ?! Nö, du denkst "
automatisch", dass dein Schatz dich da berührt...
Stell dir nun aber vor, du gehst in der Nacht allein durch eine dunkle Gasse. Plötzlich fühlst du eine Hand auf deiner Schulter > Ich denke, du wirst ( zu Recht ) mit Angst, Abwehr, Panik reagieren
Diese "Hand auf der Schulter" ist genau
das Gleiche. Nur, die Situation ist eine Andere ( und deshalb reagierst du auch anders ) !
Ein Kind ist ja erst mal immer
nur ein Kind. Aber, für einen Hund, für den Kinder womöglich "Gefahr" bedeuten, macht es einen gewaltigen Unterschied,
wie und wo er sie trifft !
Für Bella ist das wie die -
harmlose - "Hand auf der Schulter" ! Sie ist wie jemand, der
NIE mit einem vertrauten Menschen kuscheln konnte,
IMMER wachsam, ängstlich, verteidigungsbereit. Sie fühlt sich ungefähr so, als würde sie immer nur im Dunkeln umherlaufen, und jede Berührung ( oder bloß Nähe ) würde eine
ernste Bedrohung bedeuten !!!!
Bella ist aber auch ein HUND ! Du kannst ihr diese Angst nicht "nehmen", indem du ihr mit lieben Worten was
erzählst ( mal überspitzt ausgedrückt ), oder, indem du ihr mit Schimpfen... noch mehr
Angst machst !
Du kannst ihr nur ZEIGEN, in
ganz kleinen Schritten ( "Dröpche for Dröpche" ), dass Nichts passiert, wenn sie sich auf dieses Kind einläßt.
Na, wahrscheinlich haben mich inzwischen ( wurde unterbrochen im Schreiben ) andere Schreiber bereits "überholt", oder Klügeres formuliert...
Ich lasse meinen Text aber dennoch stehen.
Ganz liebe Grüße und VIEL ERFOLG: Manuel